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Die Bundesregierung Schober III war vom 26 September 1929 bis zum 25 September 1930 eine osterreichische Bundesregierung der Ersten Republik Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Mitglieder 3 Wirken 4 Literatur 5 BelegeVorgeschichte BearbeitenDie Bundesregierung Streeruwitz betrieb 1929 eine auf Kompromissbereitschaft mit der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei SDAP beruhende Politik was von der Heimwehr die auf eine Niederschlagung des Austromarxismus abzielte abgelehnt wurde 1 Nach einer todlichen Strassenschlacht zwischen Heimwehr und Republikanischem Schutzbund am 18 August 1929 in Sankt Lorenzen forderte die Heimwehr eine Verfassungsreform und auch der Koalitionspartner Landbund LBd drangte in der Regierung darauf ein Arbeitsprogramm fur eine Verfassungsreform anzugehen Da die beiden anderen Koalitionsparteien Grossdeutsche Volkspartei GDVP und Christlichsoziale Partei CSP ebenfalls eine solche Reform wunschten erklarte Bundeskanzler Ernst Streeruwitz dass die Regierung rasch Vorschlage dafur ausarbeiten wolle Mit martialischen Worten warnten Heimwehrzeitungen vor einer Verwasserung der neuen Verfassung und vor einem Kompromiss mit den Austromarxisten Ein Heimwehrputsch wurde befurchtet die Exekutive in Alarmbereitschaft gesetzt Im Ausland kursierten Nachrichten uber eine bevorstehende Machtubernahme durch die Heimwehr was zu Kursverlusten an den Borsen und einer Abwertung der Schillingwahrung fuhrte Streeruwitz zog daraus die Konsequenz am 25 September 1929 den Rucktritt der gesamten Regierung beschliessen zu lassen Als Nachfolger fur das Amt des Bundeskanzlers schlug er den Wiener Polizeiprasidenten Johann Schober vor 2 Im Hauptausschuss des Nationalrates brachte Ignaz Seipel am 26 September 1929 den Antrag ein Schober mit der Bildung einer neuen Bundesregierung zu betrauen Der Antrag wurde angenommen und Schober erklarte die Betrauung anzunehmen Seine Vorschlage zur Besetzung der Ministerien wurden angenommen Die Leitung des Finanz und des Unterrichtsministeriums ubernahm er vorlaufig selbst bis die in Aussicht genommenen Personen erreicht wurden In der Regierung sassen nun zwei Vertreter der CSP und je einer von GDVP und LBd die anderen Amter wurden mit parteilosen Personlichkeiten besetzt 3 Mitglieder BearbeitenAmt Amtsinhaber ParteiBundeskanzler Johann Schober ohne ParteimitgliedschaftVizekanzler Carl Vaugoin CSPBundesminister im Bundeskanzleramt fur die sachliche Leitung der inneren Angelegenheiten Vinzenz Schumy LBdBundesminister fur Justiz Franz Slama GDVPmit der Leitung des Unterrichtsministeriums betrautBundesminister fur Unterricht Bundeskanzler Johann Schober bis 16 Oktober 1929 Heinrich Srbik ab 16 Oktober 1929 ohne Parteimitgliedschaftohne ParteimitgliedschaftBundesminister fur soziale Verwaltung Theodor Innitzer ohne Parteimitgliedschaftmit der Leitung des Finanzministeriums betrautBundesminister fur Finanzen Bundeskanzler Johann Schober bis 16 Oktober 1929 Otto Juch ab 16 Oktober 1929 ohne Parteimitgliedschaftohne ParteimitgliedschaftBundesminister fur Land und Forstwirtschaft Florian Fodermayr CSPBundesminister fur Handel und Verkehrmit der einstweiligen Leitung des Bundesministeriums fur Handel und Verkehr betrautBundesminister fur Handel und Verkehr Michael Hainisch bis 17 Juni 1930 Bundeskanzler Johann Schober 17 20 Juni 1930 Friedrich Schuster ab 20 Juni 1930 ohne Parteimitgliedschaftohne Parteimitgliedschaftohne ParteimitgliedschaftMit der Leitung des Bundesministeriums fur das Heereswesen betraut Vizekanzler Carl Vaugoin CSPWirken BearbeitenDie Verfassungsreform war Hauptthema der Regierungserklarung am 27 September 1929 Doch noch bevor die Regierung dem Nationalrat einen Vorschlag fur eine neue Verfassung vorlegen konnte erforderte die wirtschaftlich gespannte Lage ihre Aufmerksamkeit Anfang Oktober 1929 stand die Bodencreditanstalt vor einem Zusammenbruch Um diese fur die Wirtschaft wichtige Bank zu retten wurde der Plan entwickelt die Creditanstalt solle die Bodencreditanstalt ubernehmen Schober konnte in Verhandlungen mit dem Prasidenten der Creditanstalt Louis Rothschild eine Fusion der Institute erreichen Dieser Erfolg brachte Schober zusatzliches Ansehen auch bei Opposition und Heimwehr Am 18 Oktober 1929 wurde eine Verfassungsreformvorlage im Nationalrat eingebracht die den Vorstellungen der Heimwehr entgegenkam Sie wurde von den Sozialdemokraten energisch zuruckgewiesen Da Schober fur eine Verfassungsanderung eine Zweidrittelmehrheit und damit die Zustimmung zumindest eines Teils der SDAP benotigte setzte er sich mit dem sozialdemokratischen Abgeordneten Robert Danneberg zusammen um eine Kompromissvariante auszuarbeiten Ungeachtet weiterer Aufmarsche und Drohgebarden der Heimwehr wurde die von Danneberg und Schober erarbeitete Verfassungsreform am 7 Dezember 1929 im Nationalrat verabschiedet am 11 Dezember 1929 trat die Zweite Bundes Verfassungsnovelle in Kraft Abgesehen von der Starkung der Position des Bundesprasidenten wurden die Forderungen der Heimwehr darin kaum berucksichtigt Sie fuhlte sich von Schober hintergangen Enttauscht dass ihre Forderungen nicht auf parlamentarischem Weg erfullt wurden schwor sie sich im Mai 1930 mit dem Korneuburger Eid auf einen austrofaschistischen Kurs ein und verwarf Parlamentarismus und den Parteienstaat Unterdessen erreichte Schober im Janner im Haager Abkommen dass die Osterreich nach dem Ersten Weltkrieg auferlegten Reparationspflicht aufgehoben wurde Bei Auslandsbesuchen konnte Schober sein internationales Ansehen erhohen mit dem ehemaligen Kriegsgegner Italien wurde ein Freundschaftsvertrag unterzeichnet Innenpolitisch wurde eine alte Forderung der CSP und der Heimwehr erfullt indem das Antiterrorgesetz verabschiedet wurde Es sollte verhindern dass sozialdemokratische Gewerkschaften auf Arbeitnehmer anderer politischer Richtungen Druck ausuben konnen ihrer Gewerkschaft beizutreten sogenannter Betriebsterror Auch eine Entwaffnung der politischen Wehrverbande wollte Schober erreichen und damit eine Forderung des Volkerbunds von 1928 erfullen der in den paramilitarischen Verbanden eine Umgehung der Bestimmungen des Staatsvertrags von St Germain sah die das osterreichische Bundesheer zahlenmassig beschrankten Das im Juni verabschiedete Entwaffnungsgesetz blieb allerdings wirkungslos Die Regierung zerbrach schliesslich an der Strafella Affare bei der es um die Besetzung von Spitzenpositionen bei den Bundesbahnen ging Die sozialdemokratische Arbeiter Zeitung fuhr eine scharfe Kampagne gegen den von der CSP vorgeschlagenen Nachfolger als Generaldirektor der Bundesbahnen Franz Strafella Dieser klagte die Zeitung wegen Ehrenbeleidigung und Schober wollte eine allfallige Ernennung Strafellas zum Generaldirektor vom Prozessausgang abhangig machen Am 19 September 1930 wurde die Zeitung zwar in mehreren Punkten verurteilt das Gericht sah aber die Vorwurfe der Unkorrektheit und Unsauberkeit gegen Strafella fur erwiesen an und gab der Zeitung in diesem Punkt Recht Daher weigerte sich Schober trotz erneuter Aufforderung durch Vizekanzler Vaugoin Strafella zu ernennen Vaugoin trat daher am 24 September 1930 von seinem Amt zuruck ebenso sein Parteikollege Landwirtschaftsminister Fodermayr Durch das Ausscheiden aller Regierungsmitglieder der grossten Koalitionspartei sah Schober die Grundlage der Regierung verloren am 25 September wurde der Rucktritt der gesamten Regierung beschlossen Noch am selben Tag enthob Bundesprasident Wilhelm Miklas die Regierung von ihrem Amt und beauftragte sie mit der Fortfuhrung der Geschafte bis zum Antritt der neuen Regierung am 30 September 1930 4 5 Ein tieferer Grund fur das die Krise war aber dass die Christlichsozialen in ihren Koalitionspartnern zunehmend eine Konkurrenz sahen die bei den fur das Fruhjahr 1931 angesetzten Nationalratswahlen auf einen grossen Teil der Stimmen des liberalen Burgertums hoffen konnten Diese parteipolitische Front um Schober drohte den christlichsozialen Einfluss zuruckzudrangen Somit war die Regierungskrise auch darauf angelegt diese Verschiebung der Krafteverhaltnisse abzufangen Die Koalitionspartner GDVP und LBd sahen das Ende der Regierung als ein aus parteipolitischen Grunden mutwillig herbeigefuhrtes Ereignis und erklarten verargert den Koalitionspakt fur beendet In Ermangelung eines Koalitionspartners bildete die CSP daher gemeinsam mit der Heimwehr die Minderheitsregierung Vaugoin Diese bat Bundesprasident Miklas um die Auflosung des Nationalrates und setzte fur den 9 November 1930 eine vorgezogene Nationalratswahl an zu der GDVP und LBd gemeinsam als Nationaler Wirtschaftsblock und Landbund antraten Literatur BearbeitenKlaus Berchtold Verfassungsgeschichte der Republik Osterreich Band 1 1918 1933 Springer Wien New York 1998 ISBN 3 211 83188 6 S 523 595 Hugo Portisch Osterreich I Die unterschatzte Republik Kremayr amp Scheriau Wien 1989 ISBN 978 3 218 00485 5 S 364 380 Belege Bearbeiten Klaus Berchtold Verfassungsgeschichte der Republik Osterreich Band 1 1918 1933 Springer Wien New York 1998 ISBN 3 211 83188 6 S 510 f Klaus Berchtold Verfassungsgeschichte der Republik Osterreich Band 1 1918 1933 Springer Wien New York 1998 ISBN 3 211 83188 6 S 513 522 Bundesministerium Schober In Wiener Zeitung 27 September 1929 S 1 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung wrz Amtlicher Teil In Wiener Zeitung 27 September 1930 S 1 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung wrz Amtlicher Teil In Wiener Zeitung 1 Oktober 1930 S 1 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung wrzOsterreichische Bundesregierungen vor 1918 CisleithanienErste Republik Standestaat Renner I Renner II Renner III Mayr I Mayr II Schober I Schober II Seipel I Seipel II Seipel III Ramek I Ramek II Seipel IV Seipel V Streeruwitz Schober III Vaugoin Ender Buresch I Buresch II Dollfuss I Dollfuss II Schuschnigg I Schuschnigg II Schuschnigg III Schuschnigg IV Seyss InquartZweite Republik Renner IV prov Figl I Figl II Figl III Raab I Raab II Raab III Raab IV Gorbach I Gorbach II Klaus I Klaus II Kreisky I Kreisky II Kreisky III Kreisky IV Sinowatz Vranitzky I Vranitzky II Vranitzky III Vranitzky IV Vranitzky V Klima Schussel I Schussel II Gusenbauer Faymann I Faymann II Kern Kurz I Loger einstw Bierlein Kurz II Schallenberg NehammerRegierung Schober III 1929 1930 Johann Schober Carl VaugoinFlorian Fodermayr Michael Hainisch Theodor Innitzer Otto Juch Vinzenz Schumy Friedrich Schuster Franz Slama Heinrich Srbik Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bundesregierung Schober III amp oldid 220066714