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Die Flosserei auf der Iller oder Illerflosserei war ein Gewerbe des Transportes auf der Iller mit dem hauptsachlichen Zielort Ulm Transportiert wurden Waren verschiedener Art vor allem Holz Urkundlich erwahnt wurde sie erstmals 1397 die letzte Fahrt eines Flosses fand im Jahre 1918 statt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Fahrtzeit Waren und Guter 3 Flossereiwesen 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Stich Territorium der des H R R Statt Memmingen samt denen angrantzenden Herrschafften von 1717Die Iller die in Oberstdorf aus dem Zusammenfluss von Breitach Stillach und Trettach entsteht und nach 147 Kilometern bei Ulm in die Donau mundet ist der erste flossbare Nebenfluss der Donau Umfangreiche Hugelgraber im Illertal bei Tannheim beidseitig des Flusses so auch auf dem heutigen Stadtgebiet von Memmingen im Graberfeld zwischen Volkratshofen und Brunnen dokumentieren eine fruhe Besiedlung der Gegend in der sich die spateren Anmachplatze der Flosser befanden Zur Zeit des Romischen Reiches erschlossen sich die Truppen Roms und ihre Handelskaufleute den Teil ihrer spater als Raetia benannten Provinz auch mit Hilfe von Booten auf der Iller bis zu ihrer Mundung in die Donau Historisch nachweisbar ist die Flosserei auf der Iller in einem Dokument des Heiligen Romischen Reiches aus dem Jahre 1397 In diesem Jahr wurden kaiserliche Zollprivilegien die die Flosserei zwischen den Brucken in Kempten und Kellmunz betrafen an die Bruder von Konigsegg Aulendorf als Herren der Burg von Marstetten vergeben Diese Burg auf halbem Weg zwischen oben genannten Orten wurde dann wahrend des Deutschen Bauernkriegs im Jahre 1525 von unzufriedenen waldburgischen leibeigenen Bauern aus der Umgebung geplundert und zerstort Am 29 Juli 1566 verkaufte Johann Jacob Freiherr von Konigsegg Aulendorf an Karl I Graf von Hohenzollern den damaligen Vormund des Adelshauses Waldburg die Herrschaft Marstetten mit Blutbann und Bruckenzoll zwischen Ferthofen und Egelsee mit Zustimmung des damaligen Furstenabtes von Kempten Georg von Gravenegg Burchberg um 100 000 Gulden Der Egelseer Zoll fiel 1578 an die Stadt Memmingen Am 25 September 1595 wurde Froben von Waldburg Zeil Eigentumer von Marstetten und Aichstetten 1675 fiel die Herrschaft an die Wurzacher Linie des Waldburger Adels Ein Stich aus dem Jahr 1590 mit dem Titel Memmingen und Umgebung um 1590 zeigt die Iller zwischen den Brucken von Ferthofen und Egelsee zwei bemannte Flosse und einige Boote Oberhalb des Flosses sind Aitrach die Burg Marstetten Mooshausen Kronwinkel Tannheim und Arlach abgebildet auf der anderen Seite des Flusses die Reichsstadt Memmingen Dieser Bereich war aber nicht nur Gebiet der weltlichen Territorien des Hauses Waldburg und der Stadt Memmingen Weitere Lieferanten des Rundholzes und der Waren die mittels der Flosserei illerabwarts transportiert wurden und die man auf der Karte des Memminger Territoriums mit angrenzenden Herrschaftsgebieten von 1717 sieht waren auch die angrenzenden geistlichen Territorien die Reichsabtei Rot an der Rot die Reichsabtei Ochsenhausen mit Amtssitz Tannheim und die Reichskartause Buxheim 1806 im Zuge der Sakularisation und der damit einhergehenden Auflosung der geistlichen Territorien wurde das Gebiet grob zweigeteilt und Kronlehen der Konigreiche Wurttemberg und Bayern gebildet Der wurttembergische Teil fand sich im Oberamt Leutkirch wieder In den Beschreibungen der einzelnen Ortschaften des Oberamtes Leutkirch von 1843 nimmt August Friedrich Pauly der sein Werk die Real Encyclopadie der classischen Alterthumswissenschaft in alphabetischer Ordnung nie vollenden konnte immer wieder Bezug auf die Flosserei an der Iller Aitrach liegt in dem Mundungswinkel der Aitrach in die Iller Man findet hier lebhafte Thatigkeit in Holzhandel und Flosserei und eine bedeutende Sagmuhle Uber die Aitrach fuhrt eine schone neue bedeckte Brucke Im Lauf der Industrialisierung wurde die Iller nicht mehr durchgangig passierbar Durch den Bau von Wehren und Wasserkraftwerken am Fluss verlor die Flosserei zunehmend an Bedeutung Mit dem Bau der Bahnstrecke Kempten Allgau Neu Ulm durch die Stadt Memmingen wurde der Verkehr auf die Bahnschienen verlagert Heute ist ein grosser Teil des forstwirtschaftlich genutzten Waldes von dem das Hauptgut des Flosstransportes das Rundholz kam im Besitz der ehemaligen Adelshauser Waldburg Zeil von Schaesberg von Finck ausserdem handelt es sich um Privatwald Kirchenwald und Besitz der Stadt Memmingen Die Anmachplatze der Flosser liegen in den Landkreisen Biberach Ravensburg Unterallgau und in der Stadt Memmingen Das Ende des 19 Jahrhunderts markiert auch das Ende der Flosserei Eisenbahnlinien entlang der Iller garantierten einen schnelleren sicheren und regelmassigeren Warentransport 1909 beschlossen das Konigreich Bayern und das Konigreich Wurttemberg den Bau von mehreren Laufwasserkraftwerken und den Bau des Illerkanals ab Mooshausen bis Ulm Der Bau des Illerkanals hatte einen sinkenden Pegelstand des Flusses zur Folge Alle Laufwasserkraftwerke der EnBW und der Lechwerke sind auch heute noch entlang der Iller in Betrieb Flosser wurden zu geduldeten aber lastigen Storenfrieden Im Jahr 1918 wurden nur noch zwei Flosstransporte nach Ulm vermerkt es waren die letzten Fahrtzeit Waren und Guter BearbeitenDie Fahrtzeit mit einem Floss von Aitrach bis Ulm dauerte bei Normalpegel sechs Stunden und bei Hochwasser drei Stunden Zuruck konnte man die etwa sechzig Kilometer von Ulm nach Aitrach in zwolf Stunden zu Fuss bewaltigen In Ulm angekommen fuhr der Flosser mit dem Spruch Fang auf fang auf an die Donaulanden heran Taglich landeten in Spitzenzeiten im Sommer 30 40 Flosse in Ulm an Es gab im Wesentlichen drei Abladestationen Flosslanden genannt Die Ziegel Ganstor und Herdbruckertorlande Das entladene Floss wurde dann wieder etliche hundert Meter flussaufwarts gezogen und im so genannten Schleifloch demontiert 1850 erreichten nach den Aufzeichnungen 42 000 Festmeter Holz die Stadt Ulm Diese Menge entspricht in etwa 1 400 Lastwagenladungen beladen mit Rundholz Aber nicht nur Holz und seine Nebenprodukte wurden auf den Flossen transportiert sondern auch WarenKase Steine GetreideWein Brande SalzLeinwand Tiere aller Art HolzRundholz SchnittholzBrennholz Holzkohle Der italienische Wein uber die Salzstrasse bis nach Kempten Badischer und franzosischer Wein bis Ferthofen und von dort mit Flossen nach Ulm und weiter Flossereiwesen Bearbeiten nbsp Burgruine Marstetten ZollstationNicht nur Flossherren und Flosser lebten von dem Gewerbe sondern auch Waldbesitzer Forster Holzhauer Fuhrleute Holzhandler Sagemuhlenbesitzer Triftmeister Seiler Sattler Schuster und Schmiede Zu der Ausrustung der Illerflosser die meist aus dem kleinburgerlichen landlichen Milieu stammten oder der Flosser allgemein gehorten eine massive Axt Bohrer Stricke und Birkennagel Diese Utensilien wurden in eine wasserdichte Ledertasche gepackt Hufthohe Lederstiefel schutzten die Flosser bei der Arbeit im Gewasser Anmachplatze Unterhalb Illerbeuren an der heutigen Landesgrenze beim Haus Konstantin Gallasch beim Lochbauer im Rank links der Iller bei Ignaz Frommeld links der Iller bei Philipp BartleAnmachplatze innerhalb Aitrachs unter der Deckten Bruck zw Aitrach und Marstetten bei der SchwallWenn am dritten Fastensonntag fruher Oculi genannt der Pfarrer das Introitus mit den Oculi mei semper ad Dominum eroffnete und das Evangelium von der Teufelsaustreibung gelesen wurde wusste auch der Flosser dass die Zeit gekommen war die Arbeit nach einem langen Winter wieder aufzunehmen Bartle berichtet in seinem Buch dass zwischen 1837 und 1883 sieben Flosser aus der Aitracher Gegend bei der Ausubung ihres Berufes ertranken Er berichtet von einem Unfall 1880 bei Oberkirchberg bei dem drei Flosser an einem einzigen Tag verunfallten und verstarben Es gab auch ausgesprochene Flosserherbergen entlang der Iller so das Rossle in Aitrach oder der Hirsch in Mooshausen Es gab zwei Typen von Flossen Badrischen so genanntes kleines Floss Flaudern eigentliches Floss nbsp Illerflosserei Kunstwerk Wahrend der Turkenkriege wurde aus dem Bereich Iller ein Regiment der kaiserlichen Truppen in der Starke von etwa 4 000 Mann zusammengestellt und nach Ulm verschickt und von dort weiter nach Wien Wie viele davon wieder lebend zuruckkamen ist nicht bekannt Nach der Befreiung setzte eine Auswanderungswelle aus Oberschwaben in das von den Turken befreite Ungarn ein Zeitweise wohnten in jedem zweiten Aitracher Haus Flosser Flossherren und Oberflosser kamen aus den Familien Bartle Gmeinder Gallasch Graf Fluhmuhle Noch heute spiegelt sich die Flosserei in den Kostumen der Narrenzunfte Der Elferrat der Narrenzunft Aitrach tauschte 1985 seine am rheinischen Karneval orientierten Kostume durch ein Kostum das an die Kleidung des traditionellen Illerflossers erinnert Der Umzugswagen des Elferrates ist immer einem Floss nachempfunden Im Jahre 2010 wurde ein der Illerflosserei gewidmetes Kunstwerk innerhalb eines Kreisverkehrs an der Strasse von Aitrach in Richtung Ferthofen eingeweiht 1 Siehe auch BearbeitenFlosserei auf der Isar Flosserei auf dem MainLiteratur BearbeitenBartle Josef Die Illerflosserei Ein Beitrag zur Heimatgeschichte und Volkskunde des Illertales Illertissen 1932 Die Illerflosserei Gesammelte Texte Ein Beitrag zur Heimatgeschichte und Volkskunde des Illertals v Josef Bartle u a BoD 2020 Norderstedt Hrsg v Anton Zanker Geb Ausgabe ISBN 978 3 7494 3644 6 1 Paperback Ausgabe ISBN 978 3 7494 4645 2 2 Weblinks BearbeitenDie Illerflosserei in Aitrach von Peter Roth Im Oberland 2008 Heft 1 PDF 1 4 MB von der Webseite des Landratsamtes RavensburgEinzelnachweise Bearbeiten Amtsblatt Gemeinde Aitrach 24 10 PDF Dokument Memento vom 13 Marz 2012 im Internet Archive Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Flosserei auf der Iller amp oldid 237670827