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Die Hugelgraber im Illertal bei Tannheim ist eine Gruppe von uber 40 an vier Fundorten lokalisierten Hugelgrabern aus der jungeren Hallstattzeit 650 475 v Chr bei Tannheim im Landkreis Biberach in Oberschwaben Inhaltsverzeichnis 1 Graberfeld 2 Bestattung 3 Kult und Sonstiges 4 Fundtabelle 5 Literatur 6 WeblinksGraberfeld Bearbeiten nbsp LageplanDas Graberfeld befindet sich ungefahr 500 Meter sudlich vom Bahnhof Tannheim ostlich der Landstrasse 260 und westlich der Iller die hier auch die Landesgrenze zwischen Bayern und Baden Wurttemberg bildet Zwischen 1904 und 1909 wurden an dreiundzwanzig Hugelgrabern im Waldgebiet Hardtle Ausgrabungen vorgenommen Initiiert wurden die Grabungen vom Graflichen Haus von Schaesberg auf dessen Grund die Hugelgraber auch heute noch liegen Die Durchfuhrung der Grabung und Auswertung ubernahmen Max Geyr von Schweppenburg und Peter Goessler Teile der Funde sind im Rathaus von Tannheim der uberwiegende Teil der Sammlung ist im Landesmuseum Wurttemberg in Stuttgart ausgestellt Die Ausrichtung und Lage der eisenzeitlichen Hugel zueinander ist unbestimmt und folgt keinem kosmischen oder wie auch immer gearteten religiosen kultischen Schema Eine astronomische Nutzung konnte nicht nachgewiesen werden Einzelne Gruppen von Grabern gehoren durch ihre raumliche Nahe zusammen Es besteht kein Zusammenhang zwischen der Grosse des Grabes und der Anzahl der Grabbeigaben Bei funf Hugelgrabern handelt es sich um Wagengraber Die gefundenen Wagen konnen nicht als Streitwagen oder einer sonstigen militarischen Verwendung zugeordnet werden Sie waren reine als Wagengrab verwendete Gebrauchsgegenstande Beim gut erhaltenen Wagen aus Hugel VIII ist es zweifelhaft ob er eine Achse aus Eisen hatte oder sonstige Beschlage verwendet wurden Der feuchte Grund nahe den Altarmen und dem alten Hauptbett der Iller konnen verantwortlich fur den Zersetzungsvorgang an eventuell damals verbauten Eisenteilen sein Die Gegenstande sind vor allem Gebrauchsgegenstande die dem Toten auf seiner Reise ins Jenseits mitgegeben wurden Die gefundenen Gefasse aus Bronze und das Zaumzeug aus Bronze weisen erhebliche Gebrauchsspuren auf In Hugel IX fand sich eine eiserne Pflugschar Bei zwei Toten fehlte der Kopf In Hugel XII wurde eine Sitzbestattung durchgefuhrt dies ist schon rein ausserlich erkennbar da das Grab hoher ist Eine einheitliche Positionierung der Toten in Bezug auf die Himmelsrichtung ist in der Nekropole nicht durchgehend erkennbar Das Fundgebiet liegt im Bereich der Westhallstattkultur Man kann davon ausgehen dass das Graberfeld der schriftlosen Kultur der Kelten zuzuordnen ist Zu Zeiten des romischen Reichs gehorte das Gebiet zwischen Alpen und Donau zur romischen Provinz Raetia Einige der dort unterworfenen Volker wurden von den Romern als Vindelici andere als Raeter benannt Die Vindeliker waren ein keltisches Volk das von den Romern unterworfen wurde Spater in der Volkerwanderungszeit wahrend der alemannischen Besiedlung verlieren sich ihre Spuren Bestattung Bearbeiten nbsp Position des Toten im WagengrabDie Bestattung der Toten erfolgte durchgehend unverbrannt und in voller Kleidung Es wurden keine Skelette von Kindern gefunden Ein Kultplatz an dem Menschen oder Tieropfer dargebracht wurden ist nicht nachweisbar In Hugel X und XX wurden Mehrfachbestattungen vorgenommen In den restlichen dreiundzwanzig untersuchten Hugeln erfolgten Alleinbelegungen mit dem Toten Vorbereitend wurde der Boden des Grabes mit Lehm bedeckt und hartgestampft in acht Grabern nachgewiesen oder gebrannt in funf Grabern nachgewiesen Der Tote wurde nicht unter die Erde vergraben sondern auf der Hohe des den Hugel umgebenden Niveaus beigesetzt Die Toten wurden nach erfolgter Positionierung von einer lockeren Aufschuttung bis hochstens vierzig Zentimeter bedeckt Funfmal wurde die Leiche in Sudost Nordwest Richtung einmal von Westen nach Osten einmal von Sudwesten nach Nordosten ausgerichtet In Hugel XII wurde der Tote sitzend mit Blickrichtung von Nordnordost nach Sudsudwest beigesetzt Bei den ubrigen Grabern konnte keine eindeutige Himmelsausrichtung festgestellt werden Durchgehend lagen die Leichen innerhalb der Hugel auf der Westseite die Grabbeigaben standen in der Ostseite der Graber In acht Fallen lagen die Toten auf einem Brett In Hugel II XIII und XI fand man ein gebrochenes Steingewolbe fur den Toten vor Im Hugel V lag der Tote in einem Holzsarg Die Aufschuttung wurde mit einer Schicht Lehm uberzogen unter der der Tote mit seinen Gebrauchs und Kultusgegenstanden lag Auf dieser Schicht wurde ein Feuer entzundet das den Lehm brannte in sechs Grabern fehlt diese gebrannte Lehmschicht In Hugel VII VIII und XIV bildeten Steine die Aufschuttung in Hugel XXIII eine Schicht Holzkohle Bei zwei Hugeln fehlten diese Schichten In acht Grabern wurde auf den Lehm eine Kiesschicht aufgeschuttet Kult und Sonstiges Bearbeiten nbsp Hugel XXII Sitzbestattung Teilweise wurden die gefundenen Grabbeigaben aus kultischen Grunden vor der Beerdigung zerschlagen Fast immer finden sich drei Steine unter den Urnen dessen kultisch religiose Bedeutung sich aber unserer heutigen Kenntnis entzieht In den meisten Urnen wurden Reste von Getreidekornern gefunden Die keramischen Urnen wurden ohne Schutz der Erde anvertraut Bronzegefasse standen eingehullt in ein Geflecht und mit einem Brett zugedeckt Die Grabhugel zeichnen sich durch eine Seltenheit an Waffen aus Es war die Periode des eisernen Langschwerts und der polychromen Keramik Nadeln und Filbeln als Schmuck fehlen fast vollstandig Zahlreich ist der Pferdeschmuck und sonstige Gebrauchskeramik Eine Kanne mit Stierkopf sticht hervor Sie ist in ahnlicher Form bei den Hugelgraberfunden in Salem und in Hallstatt nachgewiesen In den letzten einhundert Jahren wurden laufend weitere Funde aus noch alterer oder jungerer Zeit gemacht 1913 wurden in der Nahe der Viereckschanze romische Munzen gefunden Von 1917 bis 1927 wahrend des Baus des Illerkanals und des Stausees Tannheim stiess man auf Funde aus der Stein und Bronzezeit Ein aus Quarzitgestein gefertigter Stichel verschiedene Beile und Nadeln konnten der Mittleren Steinzeit zugeordnet werden In den Jahren 1885 1910 und 1937 wurden wahrend Bauarbeiten im Ortskern von Tannheim im Bereich der Hindenburg und der parallel verlaufenden Alemannenstrasse sowie im zuletzt 1997 ausgewiesenen Neubaugebiet Lech Memminger Strasse jungere den Alamannen zugeordnete Reihengraber entdeckt Wahrend die im Baugebiet Am Egelseer Weg gemachten Funde ein Messer ein Kurzschwert ein Schildbuckel usw auf die Zeit um 600 n Chr datiert werden konnten stammte ein in der Hindenburgstrasse aufgedecktes Grab einer Frau mit vielfaltigen Beigaben Perlen Bronzeringe Bugelfibel Armspange Beinkamm Eisenschlussel und haken Kristallkugel usw aus der Zeit um 680 bis 700 n Chr Von den drei 1937 im Bereich der Alemannenstrasse entdeckten Grabern war dem mannlichen Bestatteten neben zahlreichen Waffen ein vollstandig aufgezaumtes Pferd mit ins Grab gegeben worden Fundtabelle BearbeitenGegenstande I II III IV V VI VII VIII IX Hugel X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII SummeBronzegefasse 5 2 5Tongefasse 4 8 2 5 2 4 14 2 7 6 1 2 12 17 86Schwerter 1 1 1 3Ortband 1 1Dolche 1 1Messer 1 1 2Lanzen 1 1 1 3Gurtel 1 1 2 1 1 6Gurtelschliessen 1 1 1 3Gurtelringe 1 2 3Halsringe 1 1Ohrringe 4 4Haarringe 1 1Bronzearmringe 4 2 9 4 2 5 2 2 30Eisenarmringe 1 1Lignitringe 1 1 2 2 6Bronzefingerringe 2 2Eisenfingerringe 2 2FussringeNadeln 1 2 3Bernsteinperlen 5 5 27 5 42EisentrensenBronzetrensen 2 2 4Geschirrknopfe 7 31 5 6 1 50GeschirrringeBronzezierstangen 4 4Wagen 1 1 1 1 1 5Pflugschar 1 1Summe 6Literatur BearbeitenKarl Heinz Henning Ausgrabungen in der Grabhugelgruppe zwischen Volkratshofen und Brunnen bei Memmingen In Memminger Geschichtsblatter Jahresheft 1973 Hilde Freifrau von Lupin Randbemerkungen zu den Hallstattgrabern von Volkratshofen und Brunnen In Memminger Geschichtsblatter Jahresheft 1973 Hildegard Wocher Nestler Das Graberfeld von Tannheim und seine Stellung in der Hallstattkultur Sudwestdeutschlands Ungedruckte Dissertation Tubingen 1966 Max Geyr von Schweppenburg Peter Goessler Hugelgraber im Illertal bei Tannheim Neff Esslingen a N 1910 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hugelgraber im Illertal bei Tannheim Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Landesmuseum Wurttemberg Theologische Fakultat der Universitat Leipzig Keltische Religion und Religiositat47 987777777778 10 093333333333 Koordinaten 47 59 16 N 10 5 36 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hugelgraber im Illertal bei Tannheim amp oldid 227442173