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Als Totenbretter Leichenbretter Reebretter oder Rechbretter werden Holzbretter bezeichnet auf denen Tote bis zum Begrabnis aufgebahrt und die zur Erinnerung an den Verstorbenen am Wegrand aufgestellt wurden Nicht zu verwechseln mit den Totenbrettern der kurischen Tradition als reine Grabkennzeichnung im Memelland Ostpreussen 1 Totenbrettergruppe auf dem Kalvarienberg in Regen4 Totenbretter und ein Gedenkkreuz in Bodenmais Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitung 2 Entwicklung 3 Volksglauben 4 Totengedenkbretter 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseVerbreitung BearbeitenDieser Brauch war im 19 Jahrhundert im gesamten bairischen und alemannischen Raum verbreitet Fur den Niederrhein ist er ebenfalls belegt 2 Heute finden sich Totenbretter nur noch im Bayerischen Wald und im Oberpfalzer Wald sowie inselartig zwischen Lech und Ammersee in den Landkreisen Furstenfeldbruck und Landsberg und schliesslich im Chiem und Traungau sowie im Rupertiwinkel Am Niederrhein beherbergt heute noch die Eyller Kapelle im Kreis Kleve viele Exemplare 2 Entwicklung Bearbeiten nbsp restauriertes Totenbrett ca 1850 Wenigmunchen Bayern InschriftansichtIn Bayern wurde die Bestattung der Toten in Sargen etwa um das 17 18 Jahrhundert eingefuhrt Vor dieser Zeit wurden die Verstorbenen in der Wohnstube auf Brettern aufgebahrt und auf diesen auch zu Grabe getragen Die Bretter wurden entweder mit dem in ein Leinentuch gewickelten Leichnam vergraben verbrannt oder fur weitere Todesfalle aufbewahrt nbsp restauriertes Totenbrett ca 1840 Wenigmunchen InschriftansichtIm Bayerischen Wald und im Oberpfalzer Raum entwickelte sich der Brauch das Brett mit einer Widmung versehen als Totenbrett aufzustellen Die Erinnerungsinschrift entwickelte sich erst im Laufe der Zeit Anfangs wurden nur drei Kreuze in das Holz geschnitzt gebrannt oder darauf gezeichnet bzw gemalt Spater finden sich ausfuhrlichere Texte und Gedichte zum Lob des Verstorbenen Mehr oder weniger aufwandige Schnitzereien und farbige Malereien wurden erst ab der Mitte des 19 Jahrhunderts ublich Vermutlich wurden die Totenbretter ursprunglich waagrecht angebracht In der Oberpfalz ist diese Form mancherorts noch heute zu sehen Spater stellte man die Bretter senkrecht auf Diese Anderung des Brauchtums vollzog sich von Suden in Richtung Norden Zeitweise war die Aufstellung von Totenbrettern verboten Heute wird das Brauchtum fortgefuhrt Allerdings werden die Toten nicht mehr zuvor auf diesen Brettern aufgebahrt Fur den Niederrhein ist folgendes bekannt Unmittelbar nach dem Tode eines Angehorigen wurde ein schwarzes Totenbrett als so genanntes Zeigebrett aussen neben die Haustur gestellt Darauf waren als Zeichen der Verganglichkeit ein weisses Kreuz mit Totenschadel und zwei gekreuzte Knochen gemalt Je nach Gegend konnte das Totenbrett unterschiedliche Funktion haben Zunachst wurde der Tote darauf aufgebahrt und zur Begrabnisstatte transportiert Dann wurde es als Bestattungsbrett benutzt auf dem der Tote ins Grab gelegt wurde Eine weitere Nutzung bestand im Brett als Verkundigungs und Zeigebrett wie es z B in Uerdingen der Fall war Nach der Beerdigung wurde das Totenbrett in einer Kapelle aufbewahrt Dort diente es als Gedenkbrett fur den Verstorbenen 2 Volksglauben BearbeitenDie zunehmend kunstlerische Gestaltung der Bretter im 19 Jahrhundert stellte eine Abkehr vom ursprunglich verbreiteten Volksglauben dar Dieser besagte dass die Seele des Toten erst Erlosung findet wenn sein Totenbrett verfallen war Um eine moglichst kurze Zeit im Fegefeuer zu erzielen wurden die alteren Totenbretter daher aus Weichholz gefertigt und ungeschutzt der Witterung ausgesetzt Vereinzelt wird auch von Totenbrettern berichtet die als Trittplanken oder Stege genutzt wurden Totengedenkbretter Bearbeiten nbsp Totengedenkbrett bei Grafrath Die Inschrift Die Toten rufen uns zu Das was ihr seid das waren wir Und das was wir sind das werdet ihr noch sein nbsp 6 Totengedenkbretter und ein Wegkreuz am Weg zwischen Brennes und Mooshutte Bayerischer WaldNeben den echten Totenbrettern mit bis zu 2 m Lange und 40 cm Breite hat sich vor allem im sudostlichen Oberbayern Chiemgau Rupertiwinkel der Brauch entwickelt kurzere schmalere Gedenkbretter aufzustellen Diese selten mehr als 150 cm langen und 30 cm breiten Bretter werden ebenfalls an Wegrandern aufgestellt Auf ihnen finden sich Sinn und Gedenkspruche die jedoch nicht an eine bestimmte Person erinnern sondern allgemein zum Totengedenken auffordern Im Bayerischen Wald gibt es ebenfalls reine Gedenkbretter die aber auch an konkrete Tote erinnern Siehe auch BearbeitenStickelLiteratur BearbeitenReinhard Haller Totenbretter Brauchdenkmaler in Niederbayern und der Oberpfalz Neue Funde zu einem alten Thema Morsak Verlag Grafenau 1990 ISBN 3 87553 362 3 Walter Hartinger Das Totenbrett Uberlegungen zur Nomenklatur und Genese eines Brauchs In Jahrbuch fur Volkskunde 6 1982 S 126 148 Walter Hartinger Totenbretter im Bayerischen Wald und Bohmerwald Uberlegungen zu ihrer Entstehung und Funktion In Ostbairische Grenzmarken 32 1990 ISSN 0078 6845 S 123 138 Walter Hartinger Religion und Brauch Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1992 ISBN 3 5341090 0 7 Gunther Kampfhammer Brauch In Hejo Busly Toni Drexler Carl A Hoffmann Paul E Salzmann Klaus Wollemann Hrsg Der Landkreis Furstenfeldbruck Natur Geschichte Kultur Landratsamt Furstenfeldbruck 1992 ISBN 3 9803189 0 7 Hans Roth Zeugnisse des Totengedenkens in der Landschaft In Sigrid Metken Hrsg Die letzte Reise Sterben Tod und Trauersitten in Oberbayern Hugendubel Munchen 1984 ISBN 3 88034 247 4 Ausstellungskatalog Munchen Stadtmuseum 4 Juli bis 9 September 1984 Holzabsatzfonds Splint 2007 Bonn 2007 ZDB ID 2300368 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Totenbrett Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Commons Totenbrett Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Der Brauch der Toten und Gedenkbretter Brauchtum im Oberpfalzer RaumEinzelnachweise Bearbeiten Strunz Kaliningrad Konigsberg Trescher Verlag Berlin 2022 a b c Melanie Baehr Friedhofskultur am Niederrhein konkretisiert am Beispiel der Stadt Krefeld Diplomarbeit Universitat Duisburg Essen 2006 Normdaten Sachbegriff GND 4185754 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Totenbrett amp oldid 230160000