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Der Furstliche Marstall Schloss Rheda ist ein 1760 als Marstall erbautes Fachwerkgebaude in Rheda Wiedenbruck NRW Wappen der Fursten zu Bentheim Tecklenburg1988 eroffnete das Furstenhaus zu Bentheim Tecklenburg im historischen Marstall von Schloss Rheda ein Kutschenmuseum Inhaltsverzeichnis 1 Gebaude und Ausstattung 2 Geschichte 3 Exponate der Ausstellung 3 1 Vis a vis 3 2 Berline Coupe 3 3 Landauer 3 4 Berline 3 5 Reise Chaise 3 6 Kinder Spazierwagen 3 7 Weitere Exponate der Sammlung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGebaude und Ausstattung Bearbeiten nbsp Schloss Rheda Torwache nbsp Schloss Rheda Warnschild nbsp Schloss Rheda Ackergebaude Die von der Ems umflossene Vorburg von Schloss Rheda bewahrt mit ihren Fachwerkbauten noch weitgehend das Bild des 18 Jahrhunderts Dem Ackergebaude Okonomie von 1732 im Suden folgt auf der Westseite in einem langen zweigeschossigen geraden Trakt der Marstall von 1760 mit Pferdestall und Remise Der zu Seiten der Auffahrt in Fachwerk errichteten Wache und Kanzlei von 1780 81 im Norden entspricht auf der Sudseite das Komodienhaus erbaut 1790 als Hoftheater Mit dem weiten Uberstand ihrer Dachwalme rahmen sie die Werksteinpfeiler mit den reichen schmiedeeisernen Flugeln des Schlosstores Im 1988 eroffneten Kutschenmuseum im Marstall sind eine stattliche Anzahl von Kutschwagen Schlitten und die 1788 in Gutersloh fur das Schloss Rheda gebaute Feuerwehrspritze ausgestellt Das zeitgleich eroffnete Museum im Komodienhaus zeigt eine Spielzeug und Kostumsammlung 1 Geschichte BearbeitenWagen Schlitten und Geschirre sind ein Stuck Kulturgeschichte von besonderem Reiz Die Sammlung in den Raumen des Marstalles bietet einen umfassenden Einblick in die Blutezeit dieses Kulturerbes Kutschen in der heute bekannten Art gibt es etwa seit 500 Jahren Das Wort Kutsche geht auf den westungarischen Ort Kocs zuruck dort wurden die ersten Wagen fur den Personentransport gebaut An der Neuheit waren vor allem Kaiser Konige und der Adel interessiert sie sorgten auch dafur dass es mit der Kutsche in Aussehen Ansehen und Komfort immer nur bergan ging Anfangs waren die Wagenkasten ungefedert direkt auf die Achsen montiert eine Technik die Fahrzeug in Insassen gleichermassen strapazierte Etwa im 16 Jahrhundert konnte der Fahrkomfort dann ein wenig verbessert werden Aufhangungen mittels Lederriemen oder gebogenen Federn reduzierten jetzt die seitlichen Schwingungen des Wagenkastens vermochten aber nichts gegen das Durchschwingen in Fahrtrichtung Damit musste man zunachst leben und reisen Bis 1804 In diesem Jahr wurde die Elliptik Blattfederung 2 erfunden Und das bedeutete ein tiefergelegter selbsttragender Wagenkasten und eine stabile Verbindung zwischen Vorder und Hinterachse Jetzt war die Kutsche im Prinzip und faktisch perfekt sie war komfortabel sicher und schnell Aus dieser Zeit stammen die gut erhaltenen und mustergultig gepflegten Exponate in der Sammlung auf Schloss Rheda Alle im Kutschenmuseum ausgestellten Stadt Reise und Sportwagen sowie die Schlitten waren im Schlossdienst eingesetzt 3 Im Zuge der NRW Landesgartenschau 1988 in Rheda Wiedenbruck entstanden neben den rekonstruierten Schlossgarten das Theatermuseum im Komodienhaus und das Kutschenmuseum im Marstall Exponate der Ausstellung BearbeitenVis a vis Bearbeiten Man sass sich hier paarweise gegenuber daher der Name Vis a vis fur diesen Kutschentyp Ursprunglich durfte ein Halbverdeck die Herrschaften vor den Dienern optisch abgeschirmt haben Die Diener standen erhoht auf der Lakaibrucke uber der Hinterachse Die Fahrgestell Konstruktion die schweren Holzachsen und die Kastenaufhangung in S Federn kombiniert mit Lederbandern weisen auf die Bauzeit hin 18 Jahrhundert Dank des schwanenhalsformigen Langbaums konnte der Kutscher um scharf zu wenden die Rader an der Nase durchlaufen lassen Berline Coupe Bearbeiten Dieses sogenannte Halbgala Fahrzeug wurde noch unter Furst Emil zu Bentheim Tecklenburg angeschafft Hersteller war wie die dezenten Firmenschilder unter den Turschwellen verraten die Firma Friedrich Braun Hessen Cassel Die Bauweise geschweifter Langbaum und C Federn war bis Anfang des 19 Jahrhunderts weit verbreitet Einzigartig an der Rhedaer Berline ist die exquisite Ausstattung die vom hohen Anspruch des furstlichen Auftraggebers zeugt Landauer Bearbeiten Die Bezeichnung Landauer geht auf eine Spezialkutsche zuruck die sich Kaiser Joseph I fur seine Fahrt im Jahre 1702 von Wien zur belagerten Festung Landau bauen liess Landauer Chaise Ein Allwetterwagen der statt eines festen Daches ein geteiltes nach vorn und hinten zu offnendes Verdeck aufweist Der Rhedaer Landauer gebaut um 1850 zeigt noch starke Verwandtschaft zur Berline Allerdings machen beste Schmiede und Stellmacherarbeit vollversenkbare Turscheiben wertvolle Innenausstattung Silberbeschlage und ein kostbarer Bocksitzbehang diesen Landauer ebenfalls zu einem Halbgala Wagen Berline Bearbeiten Dieser Kutschentyp wurde in Berlin von Philip de Chiese dem Generalquartiermeister des Kurfursten Friedrich Wilhelm von Brandenburg entwickelt Die Berline war ab Mitte des 18 Jahrhunderts die Standardkutsche schlechthin Auch die Rhedaer Berline ist schon uber 200 Jahre alt Die unterschiedliche Bau und Stilart von Fahrgestell und Wagenkasten sowie abweichende Lackierungen lassen vermuten dass die Bauteile nicht immer zusammengehorten Auch durften die Fensterrahmen ursprunglich verglast gewesen sein Die holzernen Incognito Tafeln wurden dagegen eingesetzt wenn es aus Grunden der Diskretion angebracht war Reise Chaise Bearbeiten Dieser leichte Zweispanner Reisewagen brachte Graf Moritz Casimir II 1735 1805 des Ofteren in die Niederlande und nach Flandern Fur eilige und zahlungsfahige Einzelreisende gab es auf den deutschen Postlinien ab etwa 1650 ahnliche Wagen die Postchaisen Kraftige Holzachsen Riemenaufhangung an grossen C Federn doppelter Schwanenhals Langbaum und die Art der Radbefestigung dokumentieren die Bauzeit zweite Halfte des 18 Jahrhunderts Ein Haarbeutel an der Kabinenruckseite nahm das kleine Reisegepack auf Schirme Aktenrollen Utensilien Kinder Spazierwagen Bearbeiten Der Benjamin unter den Rhedaer Kutschen weist alle wesentlichen Bauelemente eines Grosswagens auf Federung doppelter Langbaum Polsterung und sogar eine schonbemalte Ruckseite Der Kinder Spazierwagen wurde von Pony oder von Hand gezogen Und sicher auch mehr als einmal vom graflichen Vater Moritz Casimir II der ihn damals bauen liess Weitere Exponate der Sammlung Bearbeiten Ein grosser ganz aus Holz gebauter Gesellschaftsschlitten Ein herrschaftlicher Schlitten der bis 1939 in Gebrauch war Der Napoleon Schlitten mit seinem bunten Schnitzornamenten und dem schielaugigen Hofnarren als Galionsfigur Wie es heisst reiste Napoleon Bonaparte nach dem verlorenen Feldzug gegen Russland mit diesem schonen Barockschlitten ein Stuck Weges zuruck nach Frankreich Der Feuerwehrwagen Feuerspritze mit Doppelhebelpumpe von 1788 und den sechs Ledereimern aus etwa demselben Jahr Diverse Handschiebeschlitten Ein zweiradriger Botenwagen fur den furstlichen Courier Der Fourgon ein franzosischer Fernlaster mit immerhin gut 1500 kg Zuladung Fur die oft wertvollen Transporte war der Fourgon ruckseitig Raubersicher prapariert mit einem schweren Riegelverschluss und gegen ungebetene Mitfahrer mit kraftigen Zinken auf der Trittbrettplatte Ein sportlicher Spider Phaeton gebaut von P Scheurer amp Co Dusseldorf 4 Der herrschaftliche Selbstfahrer sass vorn auf dem komfortablen wettergeschutzten Bock die Grooms sassen hinten Eine alte Kalesche fur kleine Ausfahrten in Stadt und Land In einem besonderen Raum sind die verschiedensten Militar Luxus und Damensattel ausgestellt dazu Zaumzeuge Zugel Leinen sowie Arbeits und Kutschgeschirre in Kummet und Brustblattausfuhrung Dazu Reit und Fahrgebisse aller Art Wagenheber bremmsende Hemmschuhe sowie Prachtschabracken 3 Fur Kinder faszinierend ist die Geschichte vom Pferd des Moritz Casimir I welches den Graf vor einer Rauberbande durch einen Sprung uber die Ems gerettet haben soll Das Skelett des Pferdes wurde aufbewahrt und ist noch heute im Kutschenmuseum zu sehen Gezeigt wird im Marstall auch die Hochzeitskutsche des Erbprinzen und heutigen Oberhaupt des furstlichen Hauses Maximilian zu Bentheim Tecklenburg 5 Literatur BearbeitenMoritz von Bentheim Tecklenburg Rheda Sagen und Bilder Dichtungen Stahel Wurzburg 1853 Digitalisat Heinrich Kreisel Prunkwagen und Schlitten K W Hiersemann 1927 W Voigt Der furstliche Marstall in Rheda vor 100 Jahren In Gutersloher Beitrage Heft 22 Januar 1971 Hans Joachim Bockenholt Schloss und Herrschaft Rheda Rhode Druck und Verlag Harsewinkel Marienfeld 1979 ISBN 3 921961 02 8 Franz Muhlen Schloss und Residenz Rheda Westfalische Kunststatten Heft 6 Westfalischer Heimatbund Munster 1979 DNB 800711343 Horst Conrad Bemerkungen zur Baugeschichte des Schlosses Rheda In Westfalische Zeitschrift 139 1989 Digitalisat PDF Datei S 266 Hermann Schaub Die Herrschaft Rheda und ihre Residenzstadt Von den Anfangen bis zum Ende des Alte Reiches Verlag fur Regionalgeschichte Bielefeld 2006 ISBN 978 38953 461 01 Andres Furger Fahrkunst Mensch Pferd und Wagen von 1700 bis heute Olms Hildesheim 2009 ISBN 978 3 487 08484 8 Weblinks BearbeitenSchloss Rheda Offentliche Schlossfuhrungen Kutschenmuseum Website des Furstenhauses Furstlicher Marstall Schloss Rheda auf Tradition Fahrkunst Private Internet Seite Bemerkungen zur Baugeschichte des Schlosses Rheda Westfalische Geschichte PDF Datei von Horst ConradEinzelnachweise Bearbeiten Franz Muhlen Schloss und Residenz Rheda Westfalische Kunststatten Heft 6 Westfalischer Heimatbund Hrsg Munster 1979 S 14 Federung und Dampfung Springer Nature Switzerland AG 2019 a b Museumsflyer Historische Kutschen Furstlicher Marstall Schloss Rheda Furstlich zu Bentheim Tecklenburgische Kanzlei Hrsg Rheda Wiedenbruck 1988 Die Industrie und Gewerbeausstellung 1902 in Dusseldorf Das Kutschenmuseum in Rheda Wiedenbruck auf erfolgskreis gt de51 850555555556 8 2952777777778 Koordinaten 51 51 2 N 8 17 43 O Normdaten Geografikum Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 24 Marz 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Furstlicher Marstall Schloss Rheda amp oldid 238447753