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Die evangelische Kirche im mittelhessischen Laufdorf in der Gemeinde Schoffengrund ist eine Saalkirche die noch auf mittelalterliche Zeit zuruckgeht Der eingezogene Rechteckchor wurde wohl gegen Ende des 17 Jahrhunderts angebaut 1 Das Gebaude ist aufgrund seiner geschichtlichen und stadtebaulichen Bedeutung hessisches Kulturdenkmal 2 Kirche in Laufdorf von SudwestenAngebauter Rechteckchor Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 4 Orgel 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenEin gesicherter Nachweis fur eine Kirche in Laufdorf findet sich im Jahr 1290 mit der Einsetzung eines Pfarrers 3 Das benachbarte Nauborn war Sendort und hatte 1290 ebenfalls einen Pfarrer Beide Gemeinden bildeten im spaten Mittelalter ein gemeinsames Kirchspiel 1497 und 1526 nachgewiesen das im Mittelalter zum Archipresbyterat Wetzlar im Archidiakonat St Lubentius Dietkirchen in der Erzdiozese Trier gehorte 4 Eine 1307 bezeugte Wedemehufe ein 1311 genannter Glockner Vulradus Volrad und ein 1317 erwahnter Friedhof weisen auf die Existenz einer Kirche spatestens Ende des 13 Jahrhunderts hin 5 Mitte des 16 Jahrhunderts wurde die Reformation eingefuhrt Erster evangelischer Pfarrer war Johannes Heymann aus Nauborn 1549 1580 Die Kirchengemeinde wechselte 1582 unter Graf Konrad von Solms Braunfels zum reformierten Bekenntnis Wahrend des Dreissigjahrigen Krieges war der Ort unter den Spaniern einige Jahre katholisch 1626 1632 bis die Schweden wieder die Ruckkehr zum reformierten Glauben ermoglichten 6 Die abziehenden Spanier brannten das Dorf 1629 ab nur die Kirche und drei Hauser blieben erhalten Im Glockenstuhl finden sich noch Brandspuren aus dieser Zeit 7 Wahrscheinlich am Ende des 17 Jahrhunderts wurde der Rechteckchor mit Dachreiter angebaut und der Eingang von der Sud an die Westseite verlegt Bei der Erneuerung des Aussenputzes im Jahr 1956 wurden an der Nord und Sudseite des Langhauses vermauerte Portale entdeckt Bereits 1949 schaffte die Kirchengemeinde eine neue Glocke und ein neues Uhrwerk an und liess den Dachreiter renovieren 1955 wurde das Dach neu geschiefert und der Wetterhahn erneuert 1956 folgte eine Aussenrenovierung der Kirche 8 An der Stelle des alten Schulhauses nordlich der Kirche wurde ein Gemeindehaus errichtet und 1968 eingeweiht Im Zuge einer Innenrenovierung in den Jahren 2014 2015 wurden die Kirchenbanke im unteren Bereich durch Stuhle und der Holzboden durch Sandsteinplatten ersetzt 7 Obwohl die Kirchengemeinden Nauborn und Laufdorf pfarramtlich verbunden waren tagten die Presbyterien ab 1838 getrennt voneinander 9 Seit 1975 gab es wieder gemeinsame Sitzungen Im Jahr 2020 fusionierten die Gemeinden Nauborn 1600 Mitglieder und Laufdorf 900 Mitglieder Die vereinigte Kirchengemeinde ist evangelisch reformiert 10 und gehort zum Evangelischen Kirchenkreis an Lahn und Dill in der Evangelischen Kirche im Rheinland 11 Architektur Bearbeiten nbsp SudseiteDer nicht exakt geostete sondern nach Ost Nordost ausgerichtete weiss verputzte Saalbau ist im Ortszentrum errichtet Er wird von einem Kirchhof umgeben dessen Mauern mehrfach erneuert wurden Das Gotteshaus stammt im Wesentlichen noch aus mittelalterlicher Zeit wurde aber umgebaut An den vier Ecken stutzen abgeschragte Strebepfeiler das Langhaus In die Langseiten sind verschiedenformige Fenster in unterschiedlicher Hohe eingelassen Die Giebeldreiecke der beiden Schmalseiten sind verschiefert Der Rechteckchor wurde wohl Ende des 17 Jahrhunderts angebaut Er ist gegenuber dem Langhaus eingezogen und niedriger und wird durch kleine Rechteckfenster belichtet An der Ostseite hat er zwei breite geboschte Strebepfeiler 2 Im Inneren offnet ein grosses Viereck den um eine Stufe erhohten Chor zum Schiff Die Offnung wird durch einen Querunterzug gestutzt der auf zwei Freisaulen ruht Das zweiflugelige eisenbeschlagene barocke Westportal mit holzernem Gewande wird wie in Niederquembach von zwei holzgeschnitzten Pilastern flankiert Um 1900 erhielt das Portal einen Vorbau der als Windfang dient 2 Der verschieferte Dachreiter ist dem Satteldaches am ostlichen Ende aufgesetzt Uber dem quadratischen Schaft in dem kleine rechteckige Schalloffnungen eingelassen sind erhebt sich ein Zeltdach Es wird von einem Turmknauf einem Kreuz und einem vergoldeten Wetterhahn bekront 8 Die Glockenstube beherbergt zwei Glocken Die altere Johannes Glocke goss Dilman Schmid im Jahr 1699 Eine Glocke von 1817 wurde 1844 ersetzt musste 1917 aber zu Kriegszwecken abgeliefert werden Die Ersatzglocke von 1924 trug dieselbe Inschrift wie die Vorgangerglocke und wurde im Zweiten Weltkrieg abgetreten Die Gemeinde schaffte 1949 eine neue Glocke von Rincker an 12 Sie tragt als Inschrift den Heilandsruf KOMMT HER ZU MIR ALLE DIE IHR MUHSELIG UND BELADEN SEID ICH WILL EUCH ERQUICKEN aus Mt 11 28 LUT 7 Ausstattung Bearbeiten nbsp Kanzel nbsp Innenraum Richtung OstenIm Inneren ruht die Flachdecke auf drei Langsunterzugen deren mittlerer von zwei polygonalen marmoriert bemalten Pfosten gestutzt wird 2 In das Langhaus ist eine dreiseitig umlaufende Empore des 17 Jahrhunderts eingebaut die aber nicht bis an die Ostwand heranreicht Ihre viereckigen kassettierten Fullungen haben vergoldete Profile Die Ostempore dient als Aufstellungsort fur die Orgel und wurde wohl zusammen mit ihr eingebaut 8 Der Fussboden ist mit roten Sandsteinplatten belegt 7 Die holzerne Kirchenausstattung wird von Gruntonen beherrscht die durch vergoldete Profile abgesetzt sind Die polygonale holzerne Kanzel aus der Renaissance datiert von 1586 und wurde von Adam Schuler aus Biel gefertigt Zwischen den zweizonigen hochrechteckigen kassettierten Fullungen der Kanzelfelder ist eine lateinische Intarsien Inschrift angebracht Die funf Felder wurden offensichtlich durch einen lateinunkundigen Handwerker in der falschen Reihenfolge 3 1 4 5 2 angeordnet Richtig lautet die Inschrift HIC LABOR E ST OF F IC I T UR ANNO D OMI NI 1586 PER ADAM UM SCHU LER ARCULAR UM BILENS EM JOHAN NE P F LEGER amp PETRO STORCK AEDILIB US Dieses Werk ist gefertigt im Jahr des Herrn 1586 durch Adam Schuler Schreiner von Biel Johannes Pfleger und Petrus Storck Bauherren 7 Der Kanzelkorb ruht auf einem achteckigen Fuss Zur Form des Kanzelkorbs fugt sich ein achteckiger Schalldeckel An der sudlichen Chorwand schliesst sich ein Pfarrstuhl an der im oberen Teil durchbrochenes Rautenwerk hat und den Treppenaufgang zur Kanzel verbirgt Die Gemeinde schaffte Ende des 18 Jahrhunderts einen Altar aus schwarzem Lahnmarmor an Das Kirchengestuhl das einen Mittelgang freilasst ist mit der Jahreszahl 1682 bezeichnet 13 Orgel Bearbeiten nbsp Orgelprospekt von 1776 nbsp Blick ins PfeifenwerkJohann Andreas Heinemann baute 1776 eine neue Orgel an deren funfteiliger Prospekt erhalten ist Ein uberhohter runder Mittelturm wird von zwei Harfenfeldern flankiert an die sich aussen zwei Spitzturme anschliessen 14 Hinter den barocken Prospekt der ahnlich wie der in der Ev Kirche Freienseen gestaltet ist 15 baute Gunter Hardt im Jahr 1967 eine zweimanualige Orgel mit zehn Registern Die Disposition lautet wie folgt 16 I Manual C g3Gedackt 8 Gemshorn 4 Hohlflote 2 Sesquialtera II 2 2 3 1 3 5 II Manual C g3Rohrflote 8 Prinzipal 4 Oktave 2 Mixtur III IV 1 1 3 Tremulant Pedal C d1Subbass 16 Pommer 4 Koppeln II I I P II PLiteratur BearbeitenFriedrich Kilian Abicht Der Kreis Wetzlar historisch statistisch und topographisch dargestellt Teil 2 Die Statistik Topographie und Orts Geschichte des Kreises Wigand Wetzlar 1836 S 132 134 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Folkhard Cremer Red Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I Regierungsbezirke Giessen und Kassel Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2008 ISBN 978 3 422 03092 3 S 544 545 Ernst Hansgen 1200 Jahre Laufdorf Wetzlardruck Wetzlar 1979 S 63 80 Gerhard Kleinfeldt Hans Weirich Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch nassauischen Raum Schriften des Instituts fur geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau 16 N G Elwert Marburg 1937 ND 1984 S 201 Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Maria Wenzel Bearb Kulturdenkmaler in Hessen Lahn Dill Kreis II Altkreis Wetzlar Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Theiss Stuttgart 2003 ISBN 978 3 8062 1652 3 S 426 427 Heinrich Laufer Bearb Gemeindebuch der Kreissynoden Braunfels und Wetzlar Herausgegeben von den Kreissynoden Braunfels und Wetzlar Lichtweg Essen 1953 S 53 54 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Evangelische Kirche Laufdorf Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Webprasenz des Kirchenkreises an Lahn und Dill Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Evangelische Pfarrkirche In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in Hessen Laufdorf Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 27 Mai 2020 Einzelnachweise Bearbeiten Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I 2008 S 544 a b c d Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Evangelische Pfarrkirche In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in Hessen Goswin von der Ropp Hrsg Urkundenbuch der Stadt Wetzlar 2 Band 1214 1350 Elwert Marburg 1943 161 Kleinfeldt Weirich Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch nassauischen Raum 1984 S 201 Hansgen 1200 Jahre Laufdorf 1979 S 64 65 Laufdorf Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 13 Juni 2020 a b c d e Uta Barnikol Lubeck Reihenfolge verwechselt abgerufen am 13 Juni 2020 a b c Hansgen 1200 Jahre Laufdorf 1979 S 71 Hansgen 1200 Jahre Laufdorf 1979 S 79 reformiert info de Abgerufen am 13 Januar 2021 Uta Barnikol Lubeck Neugrundung von Kirchengemeinde gefeiert abgerufen am 13 Juni 2020 Hellmut Schliephake Glockenkunde des Kreises Wetzlar In Heimatkundliche Arbeitsgemeinschaft Lahntal e V 12 Jahrbuch 1989 ISSN 0722 1126 S 5 150 hier S 138 Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I 2008 S 545 Franz Bosken Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins Beitrage zur Mittelrheinischen Musikgeschichte Band 7 2 Band 2 Das Gebiet des ehemaligen Regierungsbezirks Wiesbaden Teil 1 L Z Schott Mainz 1975 ISBN 3 7957 1307 2 S 546 Eckhard Trinkaus Johann Andreas Heinemann In Ars Organi Band 48 2000 S 28 34 hier S 34 Orgel in Garbenheim abgerufen am 21 Mai 2020 Kirchen in der Gemeinde Schoffengrund Evangelische Kirche Laufdorf Evangelische Kirche Niederquembach Evangelische Kirche Niederwetz Evangelische Kirche Oberquembach Evangelische Kirche Oberwetz Evangelische Kirche Schwalbach Schoffengrund St Josef Schoffengrund 50 515237 8 458011 Koordinaten 50 30 54 9 N 8 27 28 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evangelische Kirche Laufdorf amp oldid 237651001