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Ernst Freiherr von Metternich seit 1697 Graf 5 Dezember 1657 27 Dezember 1727 in Regensburg war ein kurbrandenburgischer dann preussischer Diplomat Ernst Graf von Metternich 1657 1727 Gemalde von Johann Rudolf Huber um 1707 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Familie 1 2 Werdegang und Zusammenarbeit mit dem Sohn Ernst Eberhard 1 3 Krankheit Konversion und Tod 2 Weblinks 3 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft und Familie Bearbeiten Ernst von Metternich war Angehoriger der protestantischen neumarkischen Linie Chursdorf der Freiherren von Metternich einer Gemeinde der Kleinstadt Berlinchen Seine Eltern waren Johann Reinhard Freiherr von Metternich 1712 Administrator des Stifts Halberstadt und Lucia von Bornstedt aus dem Hause Lochstedt 1 Er vermahlte sich mit Anna von Regal zu Kranichfeld 1670 1737 Aus der Ehe sind drei Kinder hervorgegangen Ernst Eberhard Freiherr von Metternich 1691 1717 preussischer Gesandter am Immerwahrenden Reichstag Elenore Christine Freiin von Metternich 1692 1752 1708 Maximilian Ludwig von Regal zu Kranichfeld 1668 1717 einem kaiserlichen General und ein Cousin ihrer Mutter Ernst August Freiherr von Metternich 1694 1720 Werdegang und Zusammenarbeit mit dem Sohn Ernst Eberhard Bearbeiten Metternich war brandenburgischer Geheimer Staatsrat und wurde 1690 als Gesandter zum Immerwahrenden Reichstag nach Regensburg geschickt Dort wurde er am 28 Mai 1696 vom Kaiser Leopold I in den Reichsgrafenstand erhoben Am Kaiserhof in Wien war er einer derjenigen die die Verleihung der Konigswurde an Kurfurst Friedrich III von Brandenburg aushandelten 1702 wurde Metternich zum ausserordentlichen Gesandten in der Eidgenossenschaft ernannt Dort war er ab 1706 zusammen mit seinem damals erst 17 Jahre alten Sohn Ernst Eberhard der von ihm als Diplomat ausgebildet wurde an den Verhandlungen beteiligt bei denen unter 15 Bewerbern ausgewahlt werden musste die sich als Nachfolger fur die furstliche Herrschaft im Neuenburg beworben hatten Unter den Bewerbern war auch der preussische Konig Friedrich I der am 3 November 1707 als Ergebnis der Verhandlungen den Zuschlag als Herrscher Neuenburgs erhielt Der Sohn Ernst Eberhard bekam den Auftrag die Nachricht uber den erreichten grossen diplomatischen Erfolg nach Berlin an den koniglichen Hof zu uberbringen Als Uberbringer der guten Nachricht wurde er vom Konig zum Geheimrat und zum Kammerherrn ernannt zusatzlich auch noch finanziell belohnt und zum Mitgesandten seines Vaters am Reichstag in Regensburg berufen mit Legitimation fur Kurbrandenburg und das diesem zugeordnete ehemalige Herzogtum Magdeburg sowie fur das Furstentum Halberstadt 2 Bis Juni 1709 war der Vater Ernst von Metternich De facto Gouverneur und Prasident des Staatsrats im heutigen Neuchatel fuhrte aber die Geschafte von Regensburg aus Aus den Jahren von 1698 bis 1707 stammen 40 von Ernst von Metternich geschriebene Briefe die sich erhalten haben Das Stadtarchiv Regensburg konnte sie 2019 auf einer Auktion erwerben Nach Aussage des Stadtarchivs haben sie Seltenheitswert weil die Archive der Gesandten am Reichstag nach der Auflosung des Reichstags 1806 zum Grossteil vernichtet wurden Nach 1712 war Metternich wiederum zusammen mit seinem Sohn mehrere Monate als Gesandter von Preussen in Utrecht bei der Aushandlung des Friedens von Utrecht tatig 3 Krankheit Konversion und Tod Bearbeiten In Regensburg konnte Metternich nur noch wenige Jahre mit seinem Sohn als Mitgesandtem zusammenarbeiten denn der Sohn starb uberraschend 1717 im Alter von nur 27 Jahren Sein Begrabnis erfolgte in der zuvor erworbenen Familiengruft auf dem heutigen Gesandtenfriedhof in der spater 1738 auch seine Mutter begraben wurde Beide Begrabnisse sind im handschriftlichen Begrabnisverzeichnis festgehalten 4 Das Epitaph fur den als Protestant verstorbenen Sohn wurde auf Veranlassung der Mutter aber erst 10 Jahre spater 1728 errichtet nachdem fur ihren nach seiner Konversion 1727 als Katholik verstorbenen Ehemann ein Epitaph in der Kirche von Kloster Sankt Emmeram errichtet worden war s u 5 Nach dem Tod seines Sohnes erkrankte der Vater Metternich und musste 1720 auch den Tod seines zweiten Sohnes Ernst August 1694 1720 erleben der ebenfalls jung verstarb In der Folge verschlimmerte sich die Krankheit des Vaters und er liess sich von seiner bereits verwitweten Tochter betreuen zu der er ein starkes Vertrauensverhaltnis entwickelte Seine Ehefrau Maria Anna geborene von Regal 1670 1738 die sehr stark protestantisch gepragt war wurde von ihrer Tochter von der Betreuung ihres kranken Ehemannes ferngehalten Sie erfuhr nicht dass ihr Ehemann und ihre Tochter hinter ihrem Rucken eine gemeinsame Konversion zum katholischen Glauben vorbereitet hatten in die auch die drei Enkel einbezogen wurden Das schwierige Konversions Verfahren wurde mit mehreren Besuchen katholischer Geistlicher die sich ohne Amtstracht als Arzte ausgaben so durchgefuhrt dass der Glaubenswechsel spater juristisch nicht angezweifelt werden konnte 5 nbsp Epitaph des Ernst von Metternich in St Emmeram Regensburg Zwei Tage vor seinem Tod konvertierte Ernst von Metternich zum katholischen Glauben Sein Leichnam wurde auf Veranlassung des Prinzipalkommissars aus der Wohnung der Familie am Arnulfsplatz abgeholt und unter dreitagigem Lauten aller Glocken katholischer Stadt Kirchen in der Klosterkirche von St Emmeram bis zum Begrabnis am 2 Januar 1728 prunkvoll aufgebahrt Das Begrabnis und auch das Requiem am 7 Januar wurde vom Furstabt Anselm Godin selbst gestaltet Der Ort seiner Grabstelle ist unbekannt jedoch ist es bemerkenswert dass fur den preussischen Gesandten Metternich an einem sehr prominenten Platz in der katholischen Klosterkirche St Emmeram neben dem Epitaph des kaiserlichen Prinzipalkommissars Alexander Ferdinand von Thurn und Taxis ein weiteres grosses Epitaph errichtet wurde Das Metternich Epitaph ist geschmuckt mit einer Frauenfigur die zu deuten ist als Ecclesia im Sinne der wahren katholischen Kirche die uber den Protestantismus triumphiert 6 Zusatzlich tragt das Epitaph eine die Ehefrau und die Protestanten der Stadt provozierende Inschrift In der Inschrift wird der konvertierte Metternich als Uberwinder seiner calvinistischen Religion gepriesen verbunden mit der Aufforderung an die protestantischen Leser der Inschrift dem Verstorbenen nachzueifern Ubersetzung der Inschrift Hier sind die sterblichen Uberreste des hohen Herrn Ernst Graf von Metternich zu Lebzeiten der koniglichen Majestat von Preussen geheimer Rat und des Kurfursten von Brandenburg Gesandter beim Reichstag des Heiligen Romischen Reichs 42 Jahre lang hatte er die Amter inne erlitt verschiedene Wechselfalle des Glucks immer mit derselben Charakterstarke durch seine Stimme durch seinen Rat und seine breite Bildung loste er Grosses brachte Aussergewohnliches zustande erledigte Hochstes und was das Schwerste des Schweren ist er war lange in den Fluten seiner Religion eingetaucht endlich tauchte er wieder auf und kehrte gleichsam wiedergeboren zur heiligen Mutter Kirche zuruck starb wenige Tage spater am Geburtstag des Erlosers 1727 im Alter von 71 Jahren Beim eigenen Untergang erblickte er froh den Aufgang des gottlichen Lichts und nahm geradezu instandig das himmlische Reich fur sich als Freund entgegen Du aber der du voller Bewunderung hergekommen bist gehe weg und ahme es nach 7 Die Konversion des preussischen Gesandten Ernst von Metternich erregte weit uber Regensburg hinaus grosse Aufmerksamkeit und unglaubiges Staunen Viele Kommentare und Flugblatter waren die Folge in denen der Vorgang und die zu Grunde liegenden Motive sehr polemisch angezweifelt wurden Denn es war bekannt dass Metternich schon Jahre zuvor auf dem Gesandtenfriedhof dem Kirchhof der protestantischen Dreieinigkeitskirche eine Grabstatte fur sich selbst und fur seine Familie gekauft hatte Dort war 1717 sein jung verstorbener Sohn und Mitgesandter Ernst Eberhard von Metternich begraben worden nbsp Epitaph fur den Sohn Ernst Eberhard von Metternich und dessen Mutter die Ehefrau des Ernst v Metternich auf dem Gesandtenfriedhof RegensburgSeine Ehefrau eine streng glaubige Protestantin wurde von der Konversion ihres Ehemannes vollig uberrascht Sie verfluchte ihre Tochter die hinter dem Rucken der Mutter die Konversion des Ehemannes betrieben hatte der sich ihr gegenuber nicht offenbart hatte Sie schilderte in einer eigenen schriftlichen Verlautbarung die Vorgange aus ihrer Sicht und liess zusatzlich noch zehn Jahre nach dem Tod ihres Sohnes Ernst Eberhard auf dem protestantischen Gesandtenfriedhof oberhalb der Grabstatte des Sohnes fur ihn ein grosses Epitaph errichten In der Inschrift dieses Epitaphs das als Antwort auf das Epitaph des konvertierten Vaters gedacht war wird der Vater mit keinem Wort erwahnt obwohl er die Karriere seines Sohnes betrieben und stark gefordert hatte Die Kosten fur das Epitaph des Sohnes waren so hoch dass die Mutter spater ihr bereits hinterlegtes Testament zuruckziehen musste Der vom Vater Metternich betriebene hohe Aufwand bei seiner Konversion und die gleichzeitig von ihm durch Uberredung und durch sein Beispiel erreichte Konversion seiner Tochter lasst als weltliches Motiv vermuten dass Metternich beabsichtigte das finanzielle Wohl seiner verwitweten Tochter und seiner vier Enkel zu sichern Der Ehemann der Tochter Maximilian Ludwig von Regal 1668 1717 ein Cousin ihrer Mutter war als hoher Offizier des Kaisers bei Belgrad ums Leben gekommen Er stammte wie die ganze in Regensburg ansassige Familie von Regal aus Bohmen Diese Exulantenfamilie war in Bohmen begutert jedoch waren die Eltern und alle Geschwister bereits verstorben Also war die Tochter von Metternich als Witwe und ihre Kinder seine Enkel die alleinigen Erben In Bohmen aber war die Vererbung von Grundbesitz an das katholische Bekenntnis gebunden das Tochter und Enkel dann nach dem Vorbild des konvertierten Gross vaters ebenfalls annahmen 8 Der Vorgang der Konversion von Metternich zog eine Reihe von Kontroversen nach sich Konig Friedrich Wilhelm I schrieb am 20 Januar 1728 Ernst von Metternich hatte die Infamie gehabt ihm Anzeige gemacht er sei schon lange heimlich ubergetreten mit dem naiv frechen Beisatz jedem rechtschaffenen Katholiken stehe es frei sich in Religionsaffairen von einem evangelischen Herren zum Scheine brauchen zu lassen Sein Cadaver hatte ihm zur wohlverdienten Strafe an einem ganz andern Orte verfaulen sollen als in einem ehrlichem Grabe 9 Weblinks BearbeitenEric Andre Klauser Ernst von Metternich In Historisches Lexikon der Schweiz 12 Januar 2010 Einzelnachweise Bearbeiten Leopold Nedopil Deutsche Adelsproben aus dem Deutschen Ordens Central Archive Wien 1868 S 99 Nr 695 Albrecht Klose Klaus Peter Ruess Die Grabinschriften auf dem Gesandtenfriedhof in Regensburg Regensburger Studien 22 Stadtarchiv Regensburg Regensburg 2015 ISBN 978 3 943222 13 5 S 65f Christian August Ludwig Klaproth Immanuel Karl Wilhelm Cosmar Der konigl Preussische und Churfurstl Brandenburgische Wirklich Geheime Staats Rat an Seinem zweihundertjahrigen Stiftungstage den 5ten Januar 1805 Berlin 1805 S 397 Nr 132 1 Begrabnisverzeichnis PDF 608 kB abgerufen am 20 August 2021 a b Klaus Peter Ruess Begrabnisse und Grabdenkmaler auf dem Kirch Hoff zur Heyligen Dreyfaltigkeit bei der Dreieinigkeitskirche in Regensburg Edition der Begrabnisse im handschriftlichen Begrabnisverzeichnis 1641 1787 fur den Gesandtenfriedhof in Regensburg Staatliche Bibliothek Regensburg Regensburg 2015 S 72 169 Bettina Ulrike Schwick Dieser Stein soll der Nachwelt Zeuge sein Untersuchungen zu barockzeitlichen Epitaphien der Reichsstadt Regensburg In Museen und Archiv der Stadt Regensburg Hrsg Regensburger Studien und Quellen zur Kulturgeschichte Band 20 Universitatsverlag Regensburg Regensburg 2012 ISBN 978 3 86845 077 4 S 88 Herbert Kossler und Hans Schlemmer Die Grabdenkmaler in St Emmeram 2 Aufl Verlag Herbert Kossler 93049 Regensburg 2008 ISBN 978 3 00 018979 1 S 97 Klaus Peter Ruess und Eugen Trapp Die Graber der Gesandten Oder Wo der Immerwahrende Reichstag lebendig wird In Stadt Regensburg Amt fur Archiv und Denkmalpflege Hrsg Denkmalpflege in Regensburg Band 16 Friedrich Pustet Regensburg 2020 ISBN 978 3 7917 3155 1 S 92 146 Karl Eduard Vehse Geschichte der deutschen Hofe seit der Reformation Band 2 Hamburg 1854 S 177 178 Nr 8 Normdaten Person GND 12246883X lobid OGND AKS VIAF 328623 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Metternich Ernst vonALTERNATIVNAMEN Metternich Ernst Freiherr von Metternich Ernst Graf vonKURZBESCHREIBUNG kurbrandenburgisch preussischer DiplomatGEBURTSDATUM 5 Dezember 1657STERBEDATUM 27 Dezember 1727STERBEORT Regensburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst von Metternich amp oldid 233660126