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Ernst Emil Herzfeld 23 Juli 1879 in Celle 21 Januar 1948 in Basel war ein deutscher Vorderasiatischer Archaologe Altorientalist und Epigraphiker Er war Mitbegrunder der Vorderasiatischen und Islamischen Archaologie Architektur und Kunstgeschichte und Begrunder der Iranischen Archaologie Ernst Herzfeld 1925 Felsrelief von Kurangun Foto 2009 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Nachlass 4 Schriften 5 Literatur 6 WeblinksLeben Bearbeiten nbsp Grab auf dem Friedhof am Hornli Riehen Basel Stadt Foto 2018 Ernst Herzfeld wurde als Sohn des preussischen Oberstabsarztes Joseph Herzfeld 1836 1916 der aus der Provinz Posen stammte geboren Seine Mutter war Margarethe Rosenthal 1853 1922 Er besuchte zunachst das Domgymnasium in Verden Aller und das Joachimsthalsche Gymnasium in Berlin und absolvierte ein Jahr Militardienst Dann nahm er ein Studium der Architektur an der TH in Berlin Charlottenburg auf mit Abschluss dort 1903 Anschliessend folgten Studien der Assyriologie und Kunstgeschichte an den Universitaten in Munchen und Berlin Bereits 1903 bis 1906 wirkte er als Grabungsarchitekt bei dem Orientalisten Friedrich Delitzsch und Walter Andrae in Assur 1907 erfolgte dann seine Promotion bei Eduard Meyer und Reinhard Kekule von Stradonitz mit der nur 32 Seiten umfassenden Dissertation Pasargadae Aufnahmen und Untersuchungen zur persischen Archaologie Tubingen 1907 Schon vor seiner Promotion unternahm er 1905 06 seine erste grossere Orientreise nach Kurdistan Luristan Persepolis und Pasargadae 1907 8 reiste er zusammen mit Friedrich Sarre ins Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris Ihre vielseitigen Erkenntnisse mundeten in das vierbandige Werk Archaologische Reise im Euphrat und Tigris Gebiet 1911 1920 Bereits 1909 erfolgte die Habilitation fur Historische Geographie an der Friedrich Wilhelms Universitat Berlin anschliessend lehrte Herzfeld dort als Privatdozent wurde 1917 zum ausserordentlichen Professor 1918 dann zum Ordinarius fur Archaologie des Orients ernannt 1920 wurde er dort ordentlicher Professor fur Landes und Altertumskunde des Orients und Direktor des Seminars fur Landes und Altertumskunde des Orients Herzfeld widmete sich auf seinen zahlreichen Expeditionen fortan der historischen topographischen und archaologischen Erforschung des Nahen Ostens und wurde vor allem durch die zusammen mit dem Kunsthistoriker Friedrich Sarre von 1911 bis 1914 durchgefuhrten Ausgrabungen in Samarra bekannt Hier entdeckte er unter der arabischen Kulturschicht eine protohistorische Schicht Nach ihr wurde dann eine gesamte Entwicklungsstufe der mesopotamischen Kultur benannt Herzfeld arbeitete 1928 sechs Monate lang in Pasargadai unterstutzt von Friedrich Krefter der von da an lange Jahre sein Assistent war 1931 bis 1934 35 leitete er die Ausgrabungen des University of Chicago Oriental Institute in Persepolis Anfang 1935 kehrte Herzfeld von diesen Ausgrabungen auf seinen Lehrstuhl in Berlin zuruck wurde kurz darauf aber aufgrund der nationalsozialistischen Rassengesetze suspendiert da seine Grosseltern judischen Glaubens waren und schied zwangsweise aus dem preussischen Universitatsdienst aus Herzfeld kehrte von seiner nachsten Ausgrabungskampagne in Persepolis daher nicht mehr in seine Heimat Deutschland zuruck sondern emigrierte nach kurzem Aufenthalt in England in die USA Im Jahre 1936 wurde Herzfeld wahrend er in London lebte zum Professor am renommierten Institute for Advanced Study in Princeton ernannt wo er bis zu seiner Emeritierung 1944 lehrte Gleichzeitig ubernahm er einen Lehrauftrag am Institute of Fine Arts der New York University Nach dem Zweiten Weltkrieg bereiste Herzfeld erneut den Nahen Osten In Kairo erkrankte er Ende 1947 schwer und starb am 21 Januar 1948 in Basel Er wurde auf dem Friedhof am Hornli bestattet Herzfeld war u a Mitglied der Royal Asiatic Society der British Academy des Instituut Kern Leiden der Academie Arabe de Damas der Medieval Academy of America und des Archaeological Survey of India Werk BearbeitenObwohl viele von Herzfelds Thesen bereits von Zeitgenossen kritisiert wurden und heute als uberholt gelten erwarb er sich zugleich unbestreitbar grosse Verdienste um die Erforschung des Alten Orients Sein internationales Renommee grundete vor allem auf seinen umfassenden Sprachkenntnissen und seinen Erforschungen zahlreicher Ruinenstatten und seine Ausgrabungen etwa von 1911 bis 1913 in Samarra und von 1931 bis 1934 der Residenz Persepolis Seine Hauptforschungsgebiete umfassten orientalistisch philologische historische archaologische und architektonische Studien insbesondere zur Stein Kupfer und Bronzezeit im Irak und Iran den Kulturen der Hethiter Babylonier Assyrer und Achameniden Daneben widmete er sich umfassend Problemen der parthischen und sasanidischen Archaologie der Genesis der islamischen Kunst der islamischen Architektur sowie der Epigraphik und Numismatik der achamenidischen sassanidischen und islamischen Zeit Bis zum Jahre 1921 konzentrierte sich Herzfeld auf die Entstehung der islamischen Kunst und untersuchte deren Eigenart und Originalitat dabei betrachtete er wohl als Erster nicht nur die rein kunsthistorischen und formalen Aspekte Vielmehr standen fur ihn die historischen und okologischen Bedingungen im Vordergrund also das Verhaltnis zwischen dem Menschen und seiner Umwelt Zu seinen bedeutendsten Werken zahlt dabei sein bis heute oft zitierter Aufsatz aus dem Jahre 1910 Die Genesis der islamischen Kunst und das Mschatta Problem Herzfeld war stark beeinflusst von den idealistischen Entgegnungen Riegels auf eine seinerzeit entwickelte materialistische Kunsttheorie So nahm er eine Art deterministische Position ein der zufolge die eroberten Lander die werdende Kunst des Islam so Herzfeld selbst vorausgeahnt hatten Seine Untersuchungen basierten allerdings auf nur wenigen Originalbefunden Auch muss bedacht werden dass zu seiner Zeit der Orient erst neu entdeckt wurde Herzfeld betrieb grundlegende und umfangreiche Feldforschungen in Kilikien reiste 1908 nach Indien Syrien 1908 1910 und 1914 Paikuli und Kurdistan 1910 1913 und 1923 in die Turkei und den Iran 1916 17 nach Afghanistan 1924 und immer wieder in den Iran 1923 35 Im Jahre 1908 konnte Herzfeld aufgrund der archaologischen und historischen Gegebenheiten der altpersischen Kunst nachweisen dass die Darstellung der Skulpturen und der Palast zu Pasargadae der Zeit Kyros II angehoren Auch alle anderen Denkmaler datierte er in diese Zeit 1924 entdeckte Herzfeld hoch uber dem Fahlian Fluss das bedeutendste altelamische Felsbildwerk von Kurangan an der uralten Heerstrasse Susa Persepolis die 330 v Chr Alexander der Grosse auf dem Weg nach Sudiran benutzte Das heute stark verwitterte Felsrelief eine Kultstatte befindet sich bei dem Dorf Setolan zwischen Basht und Nurabad und wurde in das Gestein einer Bergkuppe gehauen Es zeigt einen Zug von Andachtigen Prozession der allerdings nur fragmentarisch erhalten ist datiert um 2000 v Chr 1931 bis 1934 leitete Herzfeld fur das Oriental Institute der University of Chicago eine der wichtigsten Forschungsstatten fur den Alten Orient die bedeutenden Ausgrabungen in der achamenidischen Residenz Persepolis die bereits europaische Reisende des 18 und 19 Jahrhunderts beschrieben hatten Herzfeld war aber der erste der hier systematisch die weitlaufige Terrassenanlage erforscht hat Weniger umfangreiche Ausgrabungen leitete Herzfeld in Kilikien Ayathekla und Korykos 1907 und Pasargadae 1928 In Kurdistan entdeckte Herzfeld einige Felsgraber die er medischen Fursten zuschrieb Herzfeld hat sich auch mit den Urartaern und der Klassifizierung ihres Kunstschaffens beschaftigt Er vertrat die Meinung dass die urartaische Kunstfertigkeit von damals weltweiter Bedeutung gewesen sei Herzfeld fand in der assyrischen Kunst insbesondere der Metallurgie zahlreiche dem Urartaischen verwandte Zuge die andere Wissenschaftler wie etwa der beruhmte amerikanische Altertumsforscher Henri Frankfort 1897 1954 als assyrisch interpretierten Fur ihn war die urartaische Kunst nur eine provinzielle Abart der assyrischen Kunst Nachlass BearbeitenDer umfangreiche Nachlass ca 30 000 Dokumente darunter Briefe Tagebucher Photoaufnahmen Grabungstagebucher von Ernst Herzfeld befindet sich seit 1946 im Archiv der Freer Gallery of Art in Washington DC Dokumente befinden sich auch im Oriental Institute in Chicago im Metropolitan Museum of New York und in Berlin Das Archiv in der Freer Gallery umfasst u a auch samtliche Dokumente zu Herzfelds Ausgrabungen in Samarra Pasargadae und Persepolis Schriften BearbeitenPasargadae Untersuchungen zur persischen Archaologie In Klio Bd 8 1908 S 1 68 online Samarra Aufnahmen und Untersuchungen zur islamischen Archaologie Behrend amp Co Berlin 1907 online Eine Reise durch Luristan Arabistan und Fars In Dr A Petermann s Mitteilungen aus Justus Perthes Geographischer Anstalt Bd 53 1907 ZDB ID 205966 6 S 49 63 und S 73 90 mit Friedrich Sarre Iranische Felsreliefs Aufnahmen und Untersuchungen von Denkmalern aus alt und mittelpersischer Zeit 2 Bande Wasmuth Berlin 1910 mit Friedrich Sarre Archaologische Reise im Euphrat und Tigris Gebiet Forschungen zur islamischen Kunst Bd 1 1 4 ZDB ID 538766 8 4 Bande Reimer Berlin 1911 1920 Erster vorlaufiger Bericht uber die Ausgrabungen von Samarra Herausgegeben von der General Verwaltung der Koniglichen Museen Mit einem Vorwort von Friedrich Sarre Dietrich Reimer Berlin 1912 Am Tor von Asien Felsdenkmale aus Irans Heldenzeit Dietrich Reimer u a Berlin 1920 Der Wandschmuck der Bauten von Samarra und seine Ornamentik Forschungen zur islamischen Kunst Bd 2 1 Die Ausgrabungen von Samarra Bd 1 Dietrich Reimer Berlin 1923 Paikuli Monument and Inscription of the Early History of the Sasanian Empire Forschungen zur Islamischen Kunst Bd 3 1 2 2 Bande Dietrich Reimer u a Berlin 1924 Die Malereien von Samarra Forschungen zur Islamischen Kunst Bd 2 3 Die Ausgrabungen von Samarra Bd 3 hrsg von F Sarre Dietrich Reimer Berlin 1927 Die vorgeschichtlichen Topfereien von Samarra Forschungen zur islamischen Kunst Bd 2 5 Die Ausgrabungen von Samarra Bd 5 Dietrich Reimer Berlin 1930 mit Samuel Guyer Meriamlik und Korykos Zwei christliche Ruinenstatten des rauhen Kilikiens Monumenta Asiae Minoris antiqua Bd 2 Publications of the American Society for Archaeological Research in Asia Minor Bd 2 ZDB ID 972862 4 Longmans Green amp Co London u a 1930 A New Inscription of Xerxes from Persepolis Studies in Ancient Oriental Civilization Bd 5 ISSN 0081 7554 University of Chicago Press Chicago IL 1932 online als Herausgeber Iranische Denkmaler Reihe 1 Vorgeschichtliche Denkmaler Dietrich Reimer Berlin 1932 1933 Lieferung 1 Band A Steinzeitlicher Hugel bei Persepolis Teil 1 1932 Lieferung 2 Band A Steinzeitlicher Hugel bei Persepolis Teil 2 1932 Lieferung 3 4 Band B Niphauanda Teil 1 1933 Archaeological history of Iran The Schweich Lectures of the British Academy 1934 ZDB ID 796736 6 Milford London 1935 Altpersische Inschriften Archaologische Mitteilungen aus Iran Erganzungsband 1 Dietrich Reimer Berlin 1938 Iran in the Ancient East Archaeological studies presented in the Lowell Lectures at Boston Oxford University Press London New York 1941 Nachdruck Hacker New York NY 1988 ISBN 0 87817 308 0 Zoroaster and his world 2 Bande Princeton University Press Princeton NJ 1947 Nachdruck Octagon Books New York NY 1974 Geschichte der Stadt Samarra Forschungen zur islamischen Kunst Bd 2 6 Die Ausgrabungen von Samarra Bd 6 Eckhardt amp Messtorff Hamburg 1948 The Persian Empire Studies in Geography and Ethnography of the Ancient Near East Aus dem Nachlass herausgegeben von Gerold Walser Steiner Wiesbaden 1968 Literatur BearbeitenHerzfeld Ernst In Kurschners Deutscher Gelehrten Kalender 4 Ausgabe 1931 Verlag Walter de Gruyter amp Co Berlin Leipzig 1 Teil A L Sp 1147 und 5 Ausgabe Sp 535 George C Miles Hrsg Archaeologica Orientalia In Memoriam Ernst Herzfeld Locust Valley New York 1952 Richard Ettinghausen Herzfeld Ernst Emil In Neue Deutsche Biographie NDB Band 8 Duncker amp Humblot Berlin 1969 ISBN 3 428 00189 3 S 733 f Digitalisat Oleg Grabar Die Entstehung der Islamischen Kunst DuMont Buchverlag Koln 1977 ISBN 3 7701 0779 9 insbes S 22 24 Gerold Walser Zum Gedenken an Ernst Herzfeld 1879 1948 In Archaologische Mitteilungen aus Iran Bd 12 1979 S 9 12 Friedrich Krefter Mit Ernst Herzfeld in Pasargadae und Persepolis 1928 und 1931 1934 In Archaologische Mitteilungen aus Iran Bd 12 1979 S 13 25 Colleen Hennessey The Ernst Herzfeld papers at the Freer Gallery of Art and Arthur M Sackler Gallery archives In Bulletin of the Asia Institute Bd 6 1992 S 131 141 Herzfeld Ernst In Deutsche Biographische Enzyklopadie Band 4 Verlag K G Saur Munchen 1996 ISBN 3 598 23160 1 S 660 Stefan R Hauser u a Herzfeld Ernst In Ehsan Yarshater Hrsg Encyclopaedia Iranica 15 Dezember 2003 englisch iranicaonline org abgerufen am 18 Juli 2011 mit Literaturangaben Ann C Gunter Stefan R Hauser Hrsg Ernst Herzfeld and the development of Near Eastern Studies 1900 1950 Brill Leiden 2005 ISBN 90 04 14153 7 Jennifer Jenkins Excavating Zarathustra Ernst Herzfeld s Archaeological History of Iran In Iranian Studies Bd 45 Ausg 1 2012 S 1 27 doi 10 1080 00210862 2011 594622 Utz Maas Verfolgung und Auswanderung deutschsprachiger Sprachforscher 1933 1945 Eintrag zu Ernst Herzfeld abgerufen 13 April 2018 Herzfeld Ernst Emil In Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg International Biographical Dictionary of Central European Emigres 1933 1945 Band 2 1 Saur Munchen 1983 ISBN 3 598 10089 2 S 501 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ernst Herzfeld Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Archiv von Ernst Herzfeld in der Freer Gallery of Art Freer Gallery of Art and Arthur M Sackler Gallery Archives Smithsonian Institution Washington D C Literatur von und uber Ernst Herzfeld im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Ernst Herzfeld Papers Smithsonian Institution Washington D C Ernst Herzfeld Gesellschaft Briefe Ernst Herzfelds an Eduard Meyer im DFG Projekt Aufbereitung wichtiger Briefbestande aus dem Nachlass Eduard Meyer Normdaten Person GND 118550225 lobid OGND AKS LCCN n85087752 VIAF 54270363 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Herzfeld ErnstALTERNATIVNAMEN Herzfeld Ernst Emil vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Altorientalist Iranologe GEBURTSDATUM 23 Juli 1879GEBURTSORT CelleSTERBEDATUM 21 Januar 1948STERBEORT Basel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst Herzfeld amp oldid 231285708