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Ernest Ansermet 11 November 1883 in Vevey 20 Februar 1969 in Genf war ein Schweizer Dirigent Ernest Ansermet 1933 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Diskografie 3 Buchveroffentlichungen 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksLeben Bearbeiten nbsp Ernest Ansermet 1965 nbsp Gedenkfunfliber der Schweizerischen Nationalbank zu Ansermets 100 Geburtstag 1983Ansermet probierte in seiner Jugend verschiedene Instrumente aus Klarinette Geige und Blasinstrumente die er als Fanfaren benutzte Spater schrieb er Marsche fur die Schweizer Armee die er aber nicht fur wichtig hielt Er schloss 1903 ein Studium der Mathematik ab und war bis 1906 Mathematiklehrer in Lausanne studierte aber auch Komposition u a bei Andre Gedalge in Paris spater bei Ernest Bloch in Genf Sein Interesse galt bald mehr dem Dirigieren dessen Handwerk er in Munchen bei Felix Mottl erlernte und in Berlin bei Arthur Nikisch und Felix Weingartner verfeinerte 1912 wurde er Konzertleiter des Kursaals im waadtlandischen Montreux Durch seinen Freund Charles Ramuz lernte er Igor Strawinski kennen der damals bei Montreux in Clarens lebte Hier erlebte er die Entstehung einiger Kompositionen hautnah Es entwickelte sich eine tiefgreifende Kunstlerfreundschaft 1915 begegnete er in Genf Sergei Pawlowitsch Djagilew der ihn zum Dirigenten der Ballets Russes machte Bei einer Gala fur das Rote Kreuz dirigierte Ansermet zum ersten Mal Soleil de nuit von Nikolai Rimski Korsakow in der Choreographie von Leonide Massine 1916 begleitete er das Ballett auf dessen Tournee durch die USA 1 1917 brachte er in Zusammenarbeit mit Pablo Picasso Jean Cocteau und Leonide Massine das Ballett Parade von Erik Satie zur Urauffuhrung In den folgenden Jahren dirigierte Ansermet zahlreiche Erstauffuhrungen der Werke von Strawinski so im Jahr 1918 L Histoire du Soldat 1920 The Song of the Nightingale und Pulcinella 1922 Bajka und 1923 Svadebka sowie Capriccio for piano and orchestra 1929 und Mass 1948 Neben den Kompositionen von Strawinski brachte er auch Erstauffuhrungen vieler anderer Komponisten auf die Buhne so Eric Saties Parade 1917 Le tricorne von Manuel de Falla 1919 oder Sergei Prokofievs Chout 1923 Das alles war ihm moglich weil er drei Orchester zur gleichen Zeit leitete das der Ballets Russes das Orchestre Romand O R das er 1918 gegrundet hatte sowie das Argentinische National Orchester Orquesta Sinfonica Argentina in Buenos Aires das er 1922 in Zusammenarbeit mit der dortigen Wagner Gesellschaft gegrundet hatte Zehn Jahre lang verbrachte er die Wintermonate in Genf und die Sommer in Argentinien 2 1923 1924 1929 1932 1936 und 1938 wirkte er als Juror 1923 1929 1932 1936 und 1946 als Dirigent bei den Weltmusiktagen der Internationalen Gesellschaft fur Neue Musik ISCM World Music Days 3 4 Zusammen mit Walter Schulthess grundete Ansermet 1938 das Lucerne Festival 5 und mit Unterstutzung des Schweizer Radios grundete er 1940 das Orchestre de la Suisse romande OSR 6 das eng mit seinem Namen verbunden ist und das er bis 1967 leitete Auch hier unterstutzte er besonders die Werke der Schweizer Komponisten Arthur Honegger und Frank Martin durch Erstauffuhrungen Zu den von ihm erstmals aufgefuhrten Werken gehoren Honeggers Horace victorieux 1921 Chant de joie 1923 Rugby 1928 und Pacific 231 1923 das ihm gewidmet war sowie Frank Martins Symphonie 1938 In terra pax 1945 Der Sturm 1956 Le mystere de la Nativite 1959 Monsieur de Pourceaugnac 1963 und Les Quatre Elements welches wiederum ihm gewidmet war Weitere wichtige Premieren waren Benjamin Brittens The Rape of Lucretia 1946 und Cantata misericordium 1963 Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Ansermet und sein Orchester international bekannt durch einen langfristigen Vertrag mit Decca Records Die erste kommerzielle Stereo Aufnahme Europas wurde im Mai 1954 von Ernest Ansermet dirigiert Es folgten im selben Jahr Aufzeichnungen von Auszugen der Ballettmusiken zu Dornroschen Der Nussknacker und Schwanensee von Pjotr Iljitsch Tschaikowski die vom Covent Garden Orchester in London eingespielt wurden Zu den ersten Stereo Aufnahmen gehorte auch die vollstandige Musik des Balletts Der Nussknacker die auf Stereo Langspielschallplatten von Decca und spater von Telefunken produziert wurde Ansermet hat fruh begriffen wie wichtig die Aufnahmetatigkeiten fur das Radio und auf Schallplatte sind Die Ubertragung der Radiokonzerte der sogenannten Mercredis symphoniques waren manchmal die Proben vor Plattenaufnahmen Decca hatte in der Victoria Hall in Genf ein Tonstudio eingerichtet alle Aufnahmen mit dem OSR sind dort entstanden Auf dem Markt waren allein von Decca 314 Werke mit Ansermet zu finden In den Archiven des Radio de la Suisse Romande befinden sich 672 Bander mit Konzerten von Ernest Ansermet 7 Haufig ging Ansermet mit seinem Orchester in europaischen Metropolen wie London und Paris aber auch in den USA und der UdSSR auf Tournee Ernest Ansermet war beteiligt an der Entstehung der Luzerner Festspiele Im Jahre 1938 suchte er fur die Sommermonate ein Betatigungsfeld fur seine Musiker da er sie nicht ganzjahrig beschaftigen konnte Da er Luzern als das Montreux der deutschen Schweiz betrachtete und auch diese Stadt einen Kursaal besitzt erkannte Ansermet hier einen moglichen Auftrittsort fur sein Orchester und legte seine Plane dem Stadtprasidenten Jakob Zimmerli vor Er fand bei ihm ein offenes Ohr Unter der Leitung von Ernest Ansermet und Gilbert Gravina spielten bereits im Juli 1938 Mitglieder des Orchestre de la Suisse Romande und des Kursaal Orchesters das sich aus Musikern der Allgemeinen Musikgesellschaft Luzern AML heute Luzerner Sinfonieorchester zusammensetzte in vier Solistenkonzerten im akustisch vorzuglichen Theatersaal des Casino Kursaals Ansermet leitete das Eroffnungskonzert mit Werken von Joseph Haydn Robert Schumann Maurice Ravel Cesar Franck und Igor Strawinski Als Grundungsdatum der Festspiele wird das von Arturo Toscanini dirigierte Galakonzert am 25 August 1938 im Tribschen Park angegeben das aber eigentlich eine Hommage an Richard Wagner war 8 Dank der Tatsache dass sowohl die Salzburger als auch die Bayreuther Festspiele in jener Zeit politisch bedingt durch grosse Musiker boykottiert wurden konnten sich die Festspiele in Luzern mit Dirigenten wie Arturo Toscanini Bruno Walter Fritz Busch und anderen rasch etablieren In seinem Buch Die Grundlagen der Musik im menschlichen Bewusstsein auf Franzosisch erschienen 1961 Les fondements de la musique dans la conscience humaine 9 offenbart Ansermet an mehreren Stellen eine antisemitische Haltung Beispielsweise schreibt er Was wir soeben dargelegt haben hilft uns zu begreifen dass das geschichtliche Werden der abendlandischen Musik ohne die Juden moglich gewesen ware man denke einmal Salomon Rossi Meyerbeer Mendelssohn Offenbach Mahler weg und man wird finden dass sich nichts Entscheidendes geandert hatte Ernest Ansermet Die Grundlagen der Musik im menschlichen Bewusstsein Munchen 1965 S 413 zit nach Annkatrin Dahm Der Topos der Juden Studien zur Geschichte des Antisemitismus im deutschsprachigen Musikschrifttum Gottingen 2007 S 356 Andererseits lud Ansermet der selbst wahrend des Krieges noch in Deutschland konzertierte 1943 den von den Nationalsozialisten verfolgten judischen Violinisten und Komponisten Carl Flesch in die Schweiz ein wo dieser dann bis zu seinem Tod im November 1944 am Konservatorium in Luzern unterrichtete Diskografie BearbeitenSchwanensee Ballettmusik von Peter Tschaikowsky op 20 Stereo Aufnahme 1958 1959 Orchestre de la Suisse Romande Genf Dornroschen Ballettmusik von Peter Tschaikowsky op 66 Stereo Aufnahme 1959 Orchestre de la Suisse Romande Genf Nussknacker Ballettmusik von Peter Tschaikowsky op 71 Stereo Aufnahme 1959 1960 Orchestre de la Suisse Romande Genf Discografia Ernest Ansermet geordnet nach KomponistenBuchveroffentlichungen BearbeitenGesprache uber Musik 1973 die Gesprache wurden im Winter 1961 62 mit J Claude Piguet fur Radio Genf gefuhrt Die Grundlagen der Musik im menschlichen Bewusstsein Munchen 1961Literatur BearbeitenAnnkatrin Dahm Der Topos der Juden Studien zur Geschichte des Antisemitismus im deutschsprachigen Musikschrifttum Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2007 ISBN 978 3 525 56996 2 S 356 f teilweise online Jean Mohr Bernhard Gavoty Arnold H Eichmann Ernest Ansermet Kister 1961 Jacques Tchamkerten Ernest Ansermet In Andreas Kotte Hrsg Theaterlexikon der Schweiz Band 1 Chronos Zurich 2005 ISBN 3 0340 0715 9 S 53 franzosisch Einzelnachweise Bearbeiten The History of Diaghilev s Ballets Russes 1909 1929 In Russian Ballet History Pablo Bardin La Sinfonica Nacional cumple medio siglo In Historia sinfonica spanisch Programme der ISCM World Music Days von 1922 bis heute Anton Haefeli Die Internationale Gesellschaft fur Neue Musik Ihre Geschichte von 1922 bis zur Gegenwart Zurich 1982 S 480ff Antonio Baldassarre Walter Schulthess In Historisches Lexikon der Schweiz 9 Juli 2010 abgerufen am 13 Oktober 2020 L Orchestre de la Suisse romande In notrehistoire ch Brenno Bolla Ernest Ansermet 1883 1969 Der Dirigent und seine Aufnahmen In Analogue Audio Association Switzerland AAA Bulletin vom Fruhling 2006 PDF 413 kB Toscanini dirigiert das Concert de Gala Memento des Originals vom 7 Mai 2010 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www lucernefestival ch In Website des Lucerne Festival zum Galakonzert vom 25 August 1938 im Tribschen Park Heinz Josef Herbort Ein grosser Dirigent und ein grosser Brocken Theorie In Zeit Online 3 Dezember 1965 Rezension Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ernest Ansermet Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Publikationen von und uber Ernest Ansermet im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek Literatur von und uber Ernest Ansermet im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Audiofiles mit Ansermet im Internet Archive online Ernest Ansermet Sendereihe Historische Aufnahmen im Deutschlandfunk Koln Jean Jacques Langendorf Ernest Ansermet In Historisches Lexikon der Schweiz 27 Marz 2014 Musikdirektoren des Orchestre de la Suisse Romande Ernest Ansermet 1918 1967 Paul Kletzki 1967 1970 Wolfgang Sawallisch 1970 1980 Horst Stein 1980 1985 Armin Jordan 1985 1997 Fabio Luisi 1997 2002 Pinchas Steinberg 2002 2005 Marek Janowski 2005 2012 Neeme Jarvi 2012 2015 vakant 2015 2016 Jonathan Nott ab 2017 Normdaten Person GND 118649574 lobid OGND AKS LCCN n80133189 NDL 00431574 VIAF 14957421 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ansermet ErnestKURZBESCHREIBUNG Schweizer DirigentGEBURTSDATUM 11 November 1883GEBURTSORT VeveySTERBEDATUM 20 Februar 1969STERBEORT Genf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernest Ansermet amp oldid 225696932