www.wikidata.de-de.nina.az
Erich Hellmuth Robert William Bruns auch Erich Victorowitsch Bruns geboren am 8 April 1900 in Sankt Petersburg gestorben am 31 Oktober 1978 in Berlin war ein deutscher Wissenschaftler der sich um den Aufbau der Meeresforschung im Osten Deutschlands verdient gemacht hat 1 Er war Mitbegrunder des Seehydrographischen Dienstes der DDR 2 Inhaltsverzeichnis 1 Ausbildung und Wirken 2 Forschungstatigkeit 3 Politik 4 Familie 5 Publikationen 5 1 Auswahl 6 Ehrungen 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseAusbildung und Wirken BearbeitenIn Sankt Petersburg erlebte Erich Bruns die haufigen Hochwasser zwischen 1900 und 1937 gab es davon 46 darunter am 23 24 September 1924 das mit 3 70 m uber Mittelwasser zweithochste seit 1703 beobachtete Hochwasser Das beeinflusste ihn bei seiner Berufswahl Bruns bestand 1918 an der deutschen Katharinenschule die Abiturprufung mit Auszeichnung anschliessend arbeitete er drei Jahre als Hafenarbeiter und Lasttrager Ab dem Jahr 1922 studierte er an der Fakultat fur Wasserbau der Polytechnischen Hochschule Petrograd mit der Spezialisierung auf See und Hafenbau er schloss das Studium im Jahr 1930 ab und erwarb den akademischen Grad Kandidat der Wissenschaften In Deutschland wurde sein in Sankt Petersburg erworbener Hochschulabschluss nicht anerkannt Nach einer Beschaftigung als Bauarbeiter und Polier in Berlin arbeitete er ab 26 Mai 1938 in der Wasserstrassendirektion in Potsdam und studierte als Externer von 1938 bis 1941 an der Technischen Hochschule Berlin Charlottenburg er erwarb im Januar 1941 das Diplom im Bauingenieurwesen und promovierte am 11 Oktober 1944 zum Dr Ing Sein Thema war die Berechnung des Wellenstosses auf Molen und Wellenbrecher Gutachter waren Arnold Agatz und Friedrich Tolke Er blieb nach Ende des Zweiten Weltkriegs in der Sowjetischen Besatzungszone Zu seinen Aufgaben gehorte dabei zunachst der Wiederaufbau des Binnenwasserstrassennetzes in Ostdeutschland spater war er dann beim Aufbau des Seehydrographischen Dienstes tatig dessen Chef er im Range eines Kapitan zur See in der Hauptverwaltung Seepolizei bzw Volkspolizei See von 1950 bis 1952 war Bruns grundete das Institut fur Meereskunde in Warnemunde 2 Von 1953 bis 1957 leitete er das Hydro Meteorologische Institut des Seehydrographischen Dienstes anschliessend von 1958 bis zum 30 Juni 1965 war er Leiter ab 1960 als Direktor des Instituts fur Meereskunde der Deutschen Akademie der Wissenschaften Am 12 Dezember 1956 habilitierte Bruns zum Dr Ing habil an der Mathematisch Naturwissenschaftlichen Fakultat der Karl Marx Universitat Leipzig bei Karl Schneider Carius zum Thema Sturmfluten der Ostsee insbesondere des Finnischen Meerbusens ihre Entstehung Wirkung und Vorhersage Am 1 Juni 1957 wurde er zum nebenamtlichen Hochschuldozenten fur das Fachgebiet Ozeanologie am Geophysikalischen Institut der Mathematisch Naturwissenschaftlichen Fakultat der Karl Marx Universitat Leipzig ernannt Vom 1 Januar 1960 bis 31 Januar 1970 wirkte Bruns nebenamtlich als Professor mit Lehrauftrag fur Ozeanologie an der Leipziger Universitat 3 Forschungstatigkeit BearbeitenAls Student war er an der Abteilung Meereskunde des Staatlichen Hydrologischen Instituts SHI tatig einige der Grundungsmitglieder des SHI wie Juli Michailowitsch Schokalski Nikolai Michailowitsch Knipowitsch und Konstantin Michailowitsch Derjugin wurden zu seinen Lehrern Auf dem Motorkutter Nerpa nahm Bruns 1928 an ozeanographischen Untersuchungen im Finnischen Meerbusen teil Nach Abschluss des Studiums war er von 1931 bis 1935 als wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl fur Hydrologie und Hydrometrie der Fakultat fur Wasserbau tatig von 1932 bis 1937 als Gruppenleiter im Bereich der Wellenforschung der Abteilung Meereskunde des Staatlichen Hydrologischen Instituts Bruns widmete sich Untersuchungen zum Seegang und zu den Einwirkungen von Wellen auf Wasserbauten Dafur mass er am Finnischen Meerbusen am Weissen Meer an der Barentssee und am Schwarzen Meer die Wellenbewegungen Gemeinsam mit Kollegen entwickelte er einen Kustenwellenschreiber und andere meereskundliche Gerate Er untersuchte in den 1930er Jahren in der Sowjetunion die Oberflachenwellen von Meeren und die Wirkung des Wellenstosses auf Uferschutzbauten sowie die Wirkung von Sturmhochwassern im Newadelta Auf der V Hydrologischen Konferenz der Baltischen Staaten im Jahr 1936 berichteten nur die Vertreter der Sowjetunion und Deutschlands von Untersuchungen zu den Oberflachenwellen in der Ostsee in den anderen Anrainerlandern gab es derartige Untersuchungen bis dato nicht Bruns gab auf der Konferenz Informationen zur Seegangsskala und die Klassifikation der Wellentypen und Wellenformen die das Staatliche Hydrologische Institut unter massgeblichem Mitwirken Erich Bruns entwickelt hatte Nachdem er die Sowjetunion hatte verlassen mussen war er von 1938 bis April 1945 in Potsdam an vorbereitenden Projekten zur Umgestaltung der Berliner Wasserstrassen beteiligt Bruns nahm an der ersten Expedition des sowjetischen Forschungsschiffs Michail Lomonossow in den Nordatlantik als Leiter der Gruppe von Ozeanographen Meteorologen und Ingenieuren aus der DDR teil 4 Politik BearbeitenBruns trat nachdem er im Jahr 1960 Direktor des Instituts fur Meereskunde der Deutschen Akademie der Wissenschaften geworden war in die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands ein 4 Familie BearbeitenErich Bruns war der erste Sohn von Victor und Irma Bruns er hatte zwei jungere Bruder Sein Grossvater Karl Christoph Bruns 1831 1913 ein Kaufmann aus Bremen war in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts nach Sankt Petersburg ausgewandert und hatte sich dort wieder als Kaufmann niedergelassen Erich Bruns Vater war Victor Karl Adolf Bruns 1864 1917 seine Mutter war die Deutsche Irma Adele Salome 1877 1936 beide waren in Sankt Petersburg geboren Victor Karl Adolf Bruns war als Kaufmann tatig er war Vertreter der Lowenbrau AG Die Familie wohnte im Stadtbezirk auf der Petersburger Wassiljewski Insel Er heiratete im Jahr 1928 Soja Terechowko 1904 1983 eine russische Biologin Das Ehepaar bekam im Jahr 1929 die Zwillinge Waldemar und Andreas 1929 1979 Bruns Schwiegereltern Wassilij und Margarita Terechowko bei denen die junge Familie zunachst wohnte wurden im Jahr 1936 nach Orenburg deportiert Dort wurde Wassilij Terechowko 1938 verhaftet und zu zehn Jahren Straflager verurteilt er verschwand spurlos 5 Margarita Terechowko durfte spater nach Leningrad zuruckkehren sie verhungerte 1942 wahrend der Leningrader Blockade Erich Bruns und sein Bruder Friedrich wurden 1937 als Spione und Volksfeinde durch die Geheimpolizei der Sowjetunion verhaftet vom 30 Juli 1937 bis 31 Marz 1938 waren sie in Untersuchungshaft in Leningrad Im April 1938 wurden als unerwunschte Personen nach Deutschland ausgewiesen bald darauf auch der Bruder Victor Bruns Erich Bruns Frau konnte ihm erst im Februar 1940 mit den beiden Kindern folgen Im Jahr 1948 liessen sich Erich und Soja Bruns scheiden 5 Bruns heiratet erneut und lebte mit seiner Frau Leokadia und deren Tochter in einem Haus in Berlin Grunau 4 Andreas Bruns wurde Architekt und lebte in der Schweiz Waldemar Bruns wurde Arzt und blieb im Osten Deutschlands der DDR Erich Bruns Bruder Victor war Komponist auch in Ostdeutschland wahrend Friedrich Bruns nach Westdeutschland gegangen war Bruns erlitt am 31 Oktober 1978 in seinem Haus in Berlin einen Herzinfarkt in dessen Folge er starb Seine Urne wurde auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde mit militarischen Ehren beigesetzt 4 Publikationen BearbeitenBruns verfasste in Handbuchern uber die Hydrologie der die Sowjetunion umgebenden Meere wie Ostsee Weisses Meer Barentssee Beringmeer Ochotskisches Meer Japanisches Meer die Abschnitte uber die Wellen Im Handbuch des Hydrologen verfasste er Abschnitte uber Messmethodiken in Flussen und zum Wasserstand sowie zur Wellenmessung Im Handbuch der Wellen der Meere und Ozeane fasste er diese Kenntnisse zusammen Peter Hupfer schreibt dass Bruns Bucher heute keinen wissenschaftlichen Wert hatten und nicht zitiert wurden er fuhrt das auf Fehleinschatzung des eigenen Vermogens und der internationalen Entwicklung der Meereswissenschaften durch Bruns zuruck 4 Einige seiner Veroffentlichungen in der Sowjetunion wurden unter Nennung seines Vatersnamens unter Erich Victorowitsch Bruns veroffentlicht Auswahl Bearbeiten Handbuch der Wellen der Meeres und Ozeane 2 Auflage VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1955 Ozeanologie Band I Einfuhrung in die Ozeanologie Ozeanographie VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1958 Ozeanologie Band II Ozeanometrie 1 VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1962 Ozeanologie Band III Ozeanometrie 2 VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1968 B G Teubner Verlag Leipzig 1968 Berechnung des Wellenstosses auf Molen und Wellenbrecher In Jahrbuch der Hafenbautechnischen Gesellschaft 1940 1949 Band 19 Springer Berlin Heidelberg S 92 158 Uber die Modellmassstabsregeln fur Wasserbaulaboratorien In Schriften Staatl Hydrolog Institut Leningrad 1932 VII X S 33 51 russ mit dt Zfg Einige statistische Angaben und Eigentumlichkeiten der Uberschwemmungen in der Newamundung IV Hydrologische Konferenz der Baltischen Staaten Leningrad September 1933 Bericht Nr 69 S 1 9 dt Zusammenhang zwischen Seegang und Wind anhand von Beobachtungen an Kustenstationen In Derjugin K M Issledowanija Morej SSSR Erforschung der Meere der UdSSR Spezialausgabe A Hydrometeorologischer Dienst der UdSSR Staatl Hydrolog Institut Leningrad Moskau S 69 92 russ Oberflachenwellen der Ostsee V Hydrologische Konferenz der Baltischen Staaten Helsingfors 1936 Bericht 11A Generalbericht S 1 24 dt Deutscher Landesbericht Deutsche Demokratische Republik fur die 13 Generalversammlung der IUGG in Berkeley Kalifornien Fachgruppe Physikalische Ozeanographie Berlin Nationalkomitee fur Geodasie und Geophysik der DDR 1963Ehrungen Bearbeiten1918 Silber Medaille der St Katharinenschule St Petersburg fur Abitur 1943 Kriegsverdienstkreuz II Klasse 1954 Medaille fur treue Dienste in der Kasernierten Volkspolizei 1957 Medaille fur treue Dienste in der Nationalen Volksarmee 1959 Medaille fur ausgezeichnete Leistungen 1960 Vaterlandischer Verdienstorden in Bronze 1966 Medaille der Waffenbruderschaft in GoldLiteratur BearbeitenStiftung Deutsches Meeresmuseum Hrsg Wolfgang Matthaus Erich Bruns 1900 1978 seine Lebensumstande und Forschungen in Russland im Umbruch vom Russischen Reich zur Sowjetunion in Historisch meereskundliches Jahrbuch Band 23 Seiten 103 127 ISSN 0943 5697 Stiftung Deutsches Meeresmuseum Hrsg Peter Hupfer Wale grasen wie hungrige Lowen die Weiten des Ozeans ab Einige Erinnerungen und bekannt Gewordenes zu Erich Bruns 1900 1978 in Historisch meereskundliches Jahrbuch Band 23 Seiten 127 139 ISSN 0943 5697 Hans Jurgen Brosin Erich Bruns und das Institut fur Meereskunde Warnemunde In Historisch meereskundliches Jahrbuch Band 8 Stralsund 2001 S 71 82 Institut fur Ostseeforschung Warnemunde Hrsg Wolfgang Matthaus Erich Bruns 1900 1978 Wellenforscher Wissenschaftsorganisator und Grunder des Meeresforschungsstandortes Warnemunde In Meereswissenschaftliche Berichte des IOW Nr 109 2019 Waldemar Bruns amp H G W Preusse Opus 99 und andere Fragmente aus der Geschichte der deutsch russischen Familie Bruns Trafo Literaturverlag Berlin 2014 Autobiographien 47 S 1 257Weblinks Bearbeitenresearch uni leipzig de Erich Bruns im Professorenkatalog der Universitat Leipzig PDF www io warnemuende de Erich Bruns 1900 1978 Wellenforscher Wissenschaftsorganisator und Grunder des Meeresforschungsstandortes Warnemunde PDF Einzelnachweise Bearbeiten Stiftung Deutsches Meeresmuseum Hrsg Wolfgang Matthaus Erich Bruns 1900 1978 seine Lebensumstande und Forschungen in Russland im Umbruch vom Russischen Reich zur Sowjetunion in Historisch meereskundliches Jahrbuch Band 23 Seiten 103 127 ISSN 0943 5697 a b Hans Jurgen Brosin Zur Geschichte der Meeresforschung in der DDR Meereswissenschaftliche Berichte No 17 Institut fur Ostseeforschung Warnemunde Hrsg Rostock 1996 Erich Bruns im Professorenkatalog der Universitat Leipzig PDF a b c d e Stiftung Deutsches Meeresmuseum Hrsg Peter Hupfer Wale grasen wie hungrige Lowen die Weiten des Ozeans ab Einige Erinnerungen und bekannt Gewordenes zu Erich Bruns 1900 1978 in Historisch meereskundliches Jahrbuch Band 23 Seiten 127 139 ISSN 0943 5697 a b Waldemar Bruns amp H G W Preusse Opus 99 und andere Fragmente aus der Geschichte der deutsch russischen Familie Bruns Trafo Literaturverlag Berlin 2014 Autobiographien 47 S 1 257Normdaten Person GND 128381345 lobid OGND AKS LCCN n84806165 VIAF 18274495 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bruns ErichALTERNATIVNAMEN Bruns Erich VictorowitschKURZBESCHREIBUNG deutscher MeeresforscherGEBURTSDATUM 8 April 1900GEBURTSORT Sankt PetersburgSTERBEDATUM 31 Oktober 1978STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erich Bruns amp oldid 234811542