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Nikolai Michailowitsch Knipowitsch russisch Nikolaj Mihajlovich Knipovich 13 Marzjul 25 Marz 1862greg in Sveaborg 23 Februar 1939 in Leningrad war ein russisch sowjetischer Ichthyologe und Hydrologe Nikolai Michailowitsch Knipowitsch Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Fruhe Jahre 1 2 Die Murman Expedition 1898 1906 1 3 Weiteres Leben 2 Ehrungen 3 Werke Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFruhe Jahre Bearbeiten Knipowitsch wurde 1862 als eines von funf Kindern eines Militararztes in Sveaborg finnisch Suomenlinna geboren 1 Er besuchte das Gymnasium in Helsingfors Helsinki und absolvierte bis 1885 ein Studium an der physikalisch mathematischen Fakultat der Universitat Sankt Petersburg Er blieb zunachst bei Oskar Andrejewitsch Grimm 1845 1846 1920 an der Universitat und unternahm seine erste Forschungsreise an die untere Wolga 2 1887 wurde er als Mitglied der sozialdemokratischen Gruppe um Dimityr Blagoew verhaftet und fur funf Jahre unter Polizeiaufsicht gestellt 1 Knipowitsch musste die Universitat verlassen und arbeitete nun an der Biologischen Station auf der Insel Solowezki im Weissen Meer 1892 reichte er seine Magisterarbeit uber Ascothoracida als Endoparasiten in Stachelhautern und Blumentieren lebende Krebse ein Er kehrte 1893 als Privatdozent an die Universitat Sankt Petersburg zuruck und wurde 1894 Kurator am Zoologischen Museum der Petersburger Akademie der Wissenschaften Die Murman Expedition 1898 1906 Bearbeiten Im Gegensatz zu den nordwesteuropaischen Landern betrieb Russland am Ende des 19 Jahrhunderts keine nennenswerte fischereiwissenschaftliche Forschung in den nordlichen Meeren Die fur Russland wichtigsten Fischereigewasser waren das Kaspische Meer und die Binnengewasser 3 Das anderte sich erst als im Herbst 1894 25 aus der Barentssee vom Kabeljaufang zuruckkehrende Schiffe im Weissen Meer bei einem Sturm verloren gingen Ein Komitee fur die Unterstutzung der Kustenbevolkerung des russischen Nordens half den betroffenen Familien mit teils staatlichen teils privat gesammelten Geldern Daruber hinaus stellte es finanzielle Mittel zur Vermeidung ahnlicher Katastrophen und zur Erforschung der Fischgrunde in der Barentssee zur Verfugung Ein mehrjahriges hydrologisches und fischereiwissenschaftliches Expeditionsprogramm wurde beschlossen mit dessen Ausfuhrung Knipowitsch betraut wurde der als einer der Ersten in Russland ozeanographische und zoologische Beobachtungen verknupft hatte 4 In Vorbereitung auf seine Aufgabe unternahm Knipowitsch 1897 eine Reise durch Nordeuropa um sich mit den neuesten Entwicklungen in der Meeres und Fischereiforschung vertraut zu machen und moderne Ausrustung fur die Expedition zu erwerben Er besuchte die meisten bekannten meeresbiologischen und Fischereiinstitutionen in Schweden Norwegen Danemark Schottland und Deutschland und traf deren Leiter darunter Johannes Petersen 1860 1928 Johan Hjort Victor Hensen Carl Apstein Friedrich Heincke und John Murray Auch nach dieser Reise korrespondierte Knipowitsch regelmassig mit den meisten dieser Wissenschaftler 3 Die Murman Expedition offizieller Titel Expedition fur wissenschaftlich praktische Untersuchungen an der Murmankuste russisch Murmanskaya nauchno promyslovaya ekspediciya begann im Mai 1898 Dazu war in Norwegen ein kleineres Segelschiff der Schoner Soblomsten gekauft worden der als Pomor ein Jahr lang gute Dienste leistete Die Expedition beschrankte ihre Arbeiten in dieser Zeit auf die Kustengewasser der Halbinsel Kola fuhrte aber fast 500 Schleppnetzzuge durch und nahm an definierten Positionen hunderte Wasserproben in Tiefen von 0 bis 250 m 4 Ab Mai 1899 stand das eigens fur die Expedition von der Bremer Vulkan Werft gebaute Dampfschiff Andrei Perwoswanny zur Verfugung mit dem die Arbeiten sukzessive auch auf kustenferne Bereiche der Barentssee ausgedehnt wurden 1901 erstellte Knipowitsch eine erste hydrographische Karte der Barentssee Er entdeckte dass der Golfstrom sich in der Barentssee in mehrere parallele Stromungen verzweigt die weit nach Osten vordringen und grossen Einfluss auf die Verteilung der maritimen Fauna haben 5 Meinungsverschiedenheiten mit den Geldgebern die zu schnelleren praktischen Ergebnisse fur die Fischereiwirtschaft drangten fuhrten dazu dass Knipowitsch die Leitung der Expedition im Herbst 1901 seinem bisherigen Assistenten Leonid Breitfuss uberlassen musste der die Forschung noch bis 1906 weiterfuhren konnte Weiteres Leben Bearbeiten nbsp Nikolai Knipowitsch links mit Fridtjof Nansen und Walther Bruns auf der Jahresversammlung der Aeroarctic 1928 in LeningradNach seiner Ablosung als Leiter der Murman Expedition blieb die Auswertung und Publikation des gesammelten Materials in Knipowitschs Verantwortung Er veroffentlichte zwei Bande des Expeditionsberichts und fasste 1905 die hydrographischen Ergebnisse fur die auslandischen Kollegen in einer Artikelserie zusammen 1906 erschien sein Werk Die Grundlagen der Hydrologie des europaischen Eismeeres in russischer Sprache 3 1911 wurde Knipowitsch zum Professor fur Zoologie und allgemeine Biologie am Petersburger Medizinischen Institut berufen Er lehrte hier bis 1930 6 Als russischer Delegierter beim 1902 gegrundeten Internationalen Rat fur Meeresforschung ICES pflegte er seine internationalen Kontakte 1913 1914 war er Vizeprasident dieser Organisation Auch nach dem Ersten Weltkrieg und der russischen Oktoberrevolution befurwortete er eine intensive internationale Forschungskooperation Trotz aller Bemuhungen konnte er aber einen Beitritt der Sowjetunion zum ICES nicht erreichen 7 Auf einer Reise nach Deutschland vereinbarte er 1926 jedoch mit der Deutschen Wissenschaftlichen Kommission fur Meeresforschung gemeinsame deutsch sowjetische Forschungsaktivitaten in der Barentssee die 1927 unter Beteiligung von Gerhard Schott und Bruno Schulz mit dem Forschungsschiff Poseidon stattfanden 8 Knipowitsch war auch einer der sowjetischen Vertreter bei der Internationalen Studiengesellschaft zur Erforschung der Arktis mit Luftfahrzeugen Aeroarctic 9 Knipowitsch organisierte 1904 seine erste Expedition ans Kaspische Meer der 1912 1913 und 1914 1915 zwei weitere folgten Nach dem Vorbild der Murman Expedition klarte er die hydrologischen Verhaltnisse und die damit zusammenhangende Verbreitung der Meeresfauna im jahrlichen Zyklus auf Von 1905 bis 1911 erforschte Knipowitsch die naturlichen Ressourcen der Ostsee In den 1920er Jahren fuhrten ihn Forschungsexpeditionen ans Asowsche und Schwarze 1931 1932 noch einmal ans Kaspische Meer 10 Er veroffentlichte 164 wissenschaftliche Artikel oder Bucher Zum Konversationslexikon Brockhaus Efron steuerte er etwa 200 Artikeleintrage bei nbsp Grabstatte Nikolai Knipowitschs auf dem Wolkowo Friedhof Sankt PetersburgNikolai Knipowitsch starb 1939 in Leningrad und wurde auf dem Smolensker Friedhof bestattet spater aber in den Ehrenabschnitt Literatorskije mostki des Wolkowo Friedhofs umgebettet Ehrungen BearbeitenKnipowitsch war seit 1927 korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften der UdSSR und wurde 1935 zu deren Ehrenmitglied ernannt Er war seit 1902 Trager der Lutke Medaille und erhielt 1924 die hochste Auszeichnung der Geographischen Gesellschaft der UdSSR die vormalige Konstantin Medaille 11 Bereits zu Lebzeiten Knipowitschs bekam das 1921 gegrundete Polarforschungsinstitut fur Marine Fischerei und Ozeanographie PINRO den Beinamen Knipowitsch Zwei sowjetische Forschungsschiffe wurden nach Nikolai Knipowitsch benannt Das eisgangige 1928 in Norwegen gebaute Motorschiff Nikolai Knipowitsch umrundete 1932 als erstes Schiff den Archipel Franz Josef Land 12 Das Forschungsschiff Akademik Knipowitsch war an mehreren Expeditionen in die Antarktis beteiligt Nach Knipowitsch sind mehrere geographische Objekte in den Polargebieten benannt der Knipowitschrucken in der Gronlandsee als Teil des Mittelatlantischen Ruckens der Berg Gora Knipowitscha auf der Taimyrhalbinsel in Sibirien die Bucht Buchta Knipowitscha der Karasee an der Taimyrhalbinsel der Fjord Saliw Knipowitscha an der Ostkuste der Sudinsel von Nowaja Semlja der Knipowitsch Nunatak im ostantarktischen Enderbyland und Kap Knipowitsch das Nordkap der Victoria Insel Die Stadte Murmansk und Sankt Petersburg benannten Strassen nach Knipowitsch Eine Gattung aus der Familie der Grundeln tragt den Namen Knipowitschia Werke Auswahl BearbeitenUeber den Reliktensee Mogilnoje auf der Insel Kildin an der Murman Kuste 1895 Digitalisat Eine zoologische Excursion im nordwestlichen Theile des Weissen Meeres im Sommer 1895 Zur Kenntniss der geologischen Geschichte der Fauna des Weissen und des Murman Meeres Postpliocaene Mollusken und Brachiopoden 1900 Hydrologische Untersuchungen im Europaischen Eismeer 1905 Digitalisat Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Osnowy gidrologii ewropeiskogo Ledowitogo okeana deutsch Die Grundlagen der Hydrologie des europaischen Eismeeres 1906 Bericht uber die Lebensverhaltnisse und den Fang der nordischen Seehunde 1907 mit Johan Hjort Zur Ichthyologie des Eismeers 1907 Hydrobiologische Untersuchungen im Kaspischen Meer in den Jahren 1914 1915 1922 Zur Hydrologie und Hydrobiologie des Schwarzen und des Asowschen Meeres Vorlaufige Mitteilungen der Asowschen Expedition 1926 Guide for determination of the fishes of Barents Sea White Sea and Kara Sea 1926 Gidrologija Morei i solonowatych wod w primenenii k promyslowomu delu deutsch Hydrologie der Meere und des Brackwassers und ihre Anwendung in der Fischereiwirtschaft 1938Literatur BearbeitenS S Nametkin S A Sernow A N Bach S A Rogowin N M Knipowitsch In Westnik Akademii Nauki SSSR 7 1939 S 79 82 russisch G P Awetissow Knipowitsch Nikolai Michailowitsch 25 03 06 04 1862 23 02 1939 In Imena na Karte Rossijskoi Arktiki Nauka Sankt Petersburg 2003 ISBN 5 02 025003 1 russisch Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Nikolai Knipovich Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b S S Nametkin S A Sernow A N Bach S A Rogowin N M Knipowitsch In Westnik Akademii Nauki SSSR 7 1939 S 79 82 russisch Paul R Josephson Paul Josephson Nicolai Dronin Ruben Mnatsakanian Aleh Cherp Dmitry Efremenko An Environmental History of Russia Cambridge University Press 2013 ISBN 978 0 521 86958 4 S 52 53 englisch eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b c Julia A Lajus Foreign science in Russian context Murman Scientific Fishery Expedition and Russian participation in early ICES activity PDF 4 86 MB In ICES Marine Science Symposia Band 215 2002 S 64 72 englisch a b S D Stepanyants N V Chernova J A Lajus K P Bjorklund The First Russian Fisheries Research Expedition Centenary of the Expedition for Fisheries Research along the Coast of Murman In Russian Journal of Marine Biology Band 28 Nr 4 2002 S 282 291 englisch Johan Hjort N M Knipovich 1862 1939 In ICES Journal of Marine Science Band 14 Nr 3 1939 S 335 336 englisch doi 10 1093 icesjms 14 3 335 Artikel Nikolai Michailowitsch Knipowitsch in der Grossen Sowjetischen Enzyklopadie BSE 3 Auflage 1969 1978 russisch http vorlage gse test 1 3D062161 2a 3D 2b 3DNikolai 20Michailowitsch 20Knipowitsch Julia Lajus Linking People through Fish Science and Barents Sea Fish Recorces in the Context of Russian Scandinavian Relations In Sverker Sorlin Hrsg Science Geopolitics and Culture in the Polar Region Norden Beyond Borders Routledge New York und London 2016 ISBN 1 317 05892 5 S 171 194 englisch eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Julia Lajus Daniel Alexandrow The international Cooperation in the Arctic marine research case of the Russian German Joint studies in the Barents Sea 1926 27 PDF 38 5 MB 20 Internationale Polartagung der Deutschen Gesellschaft fur Polarforschung 26 30 Marz 2001 TERRA NOSTRA 1 2001 S 23 f englisch Cornelia Ludecke Julia Lajus The Second International Polar Year 1932 1933 In Susan Barr Cornelia Ludecke Hrsg The History of the International Polar Years IPYs Springer Berlin und Heidelberg 2010 ISBN 978 3 642 12401 3 S 135 174 englisch eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Knipovich Nikolai Mikhailovich auf www encyclopedia com englisch Liste der Trager von Medaillen der Russischen Geographischen Gesellschaft 1845 2012 PDF 580 kB abgerufen am 10 Juni 2018 russisch Andreas Umbreit Chronik des Franz Joseph Landes Memento vom 28 Januar 2021 im Internet Archive Normdaten Person GND 1043552138 lobid OGND AKS LCCN n85818262 VIAF 3941775 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Knipowitsch Nikolai MichailowitschALTERNATIVNAMEN Knipovich Nikolaj Mihajlovich russisch KURZBESCHREIBUNG russisch sowjetischer Ichthyologe und HydrologeGEBURTSDATUM 25 Marz 1862GEBURTSORT SveaborgSTERBEDATUM 23 Februar 1939STERBEORT Leningrad Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nikolai Michailowitsch Knipowitsch amp oldid 235202435