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Elijah Levita oder Elias Levita auch Elia s Levi geboren 13 Februar 1469 in Ipsheim oder Neustadt an der Aisch gestorben 5 Januar 28 Januar 1549 in Venedig war ein deutscher Philologe Rabbi judischer Humanist und jiddischer Dichter Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Karriere bis zum Sacco di Roma 1 2 Spates Wirken 2 Bedeutung und Werke 3 Werkausgaben 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKarriere bis zum Sacco di Roma Bearbeiten Weitere gelaufige Namen sind Elija Bachur Levita Elija Levita Bachur Bachur der Jungere Eliyahu Bahur Elija ben Asher ha Levi Elia Levi Ben Ascher Aschkenasi Elia Sohn des Ascher genannt der Deutsche oder jiddisch Elje Bocher Sein Vater war der hochgelehrte Rabbiner Ascher Levita Ascher ha Levi die Mutter Hendlin starb 1492 Elijah hatte noch acht altere Bruder Der Geburtsort ist unsicher Seine Familie zog nach Neustadt an der Aisch nachdem ein Erlass von Markgraf Albrecht Achilles vom 7 Januar 1473 Juden den Wohnortwechsel erlaubt hatte Auch deshalb wurde angenommen Elijah Levita sei dort geboren Allerdings weist ein Exemplar des von ihm verfassten Worterbuches aus dem fruhen 16 Jahrhundert eine Eintragung auf die vermutlich Levita selbst vorgenommen hat und der zufolge er aus Ipsheim stammt Seine Jugend verbrachte er jedoch sicher in Neustadt Schon fruh beschaftigte er sich mit der hebraischen Grammatik Spater zog er nach Mestre Padua und schliesslich nach Venedig wo er ab 1496 nachweisbar ist und den franzosischen Gesandten Georges de Salva unterrichtete Der Umzug nach Italien konnte den Grund darin haben dass der 1486 an die Macht gekommene Markgraf Friedrich der Altere wieder eine geringere Toleranz gegenuber Juden an den Tag legte sodass die Verfolgungen erneut begannen 1504 wurde Levita in Padua Hebraischlehrer fur judische Kinder und 1506 hielt er an der dortigen Universitat auch uberregional beachtete Vorlesungen uber die Grammatik des Moses Kimchi 1 Als Schriftsteller verfasste er auch Ritterdichtungen welche zumindest teilweise als Parodien angelegt waren Ausserdem trat er als Ubersetzer von Psalmen ins Deutsche hervor fur jene Juden die kein Hebraisch konnten 2 Ein Abschreiber seiner hier entstandenen Glossen des Moses Kimchi siehe unter Werke betrog ihn und publizierte sein Werk ohne Nennung des Autors in Pesaro Nachdem bei der Belagerung und Plunderung Paduas 1508 sein Besitz und seine Schriften verloren gegangen waren reiste er vermutlich 1509 nach Rom und von dort in seine Heimatstadt Neustadt zuruck Im Franziskanerkloster St Wolfgang Neustadt Riedfeld soll er den 1514 den Pforzheimer Franziskanerprior und Humanisten Konrad Pellikan eigentlich Konrad Kurschner bei dessen Klosterbesuch in die hebraische Sprache und Literatur eingefuhrt haben Nach dem Tod der Kurfurstin Anna 1512 mussten aufgrund eines Erlasses vom April 1515 alle Juden von Dezember 1515 bis Januar 1516 Neustadt verlassen Danach kehrte Levita nie mehr nach Neustadt oder ins Aischtal zuruck 3 Er lernte 1515 Kardinal Aegidius de Viterbo den Ordensgeneral des Augustinerordens kennen und unterrichtete ihn in Hebraisch woraufhin dieser ihn und seine Familie bei sich aufnahm und ihm in einem Nebenbau des Augustinerklosters in Rom eine Wohnung verschaffte 4 Dies ermoglichte Levita seinen wissenschaftlichen Arbeiten ohne Geldsorgen nachzugehen Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er als Hebraischlehrer Schreiber und Korrekturleser gearbeitet In Rom wurde er zum Freund Martin Luthers der die Vorlesungen Levitas besuchte und Hebraisch bei ihm lernte 5 6 Dreizehn Jahre blieb er in Rom und arbeitete an zahlreichen seiner Werke Der Aufenthalt bei Viterbo pragte Levita und machte ihn mit den humanistischen Methoden vertraut die in Folge sein Werk pragten Mit dem Humanisten und Hebraisten Sebastian Munster 7 stand Levita in schriftlichem Kontakt Spates Wirken Bearbeiten Beim Sacco di Roma 1527 verloren Levita und seine Familie erneut ihre gesamte materielle Habe daher kehrte er nach Venedig zuruck und wurde Korrektor in der beruhmten Offizin Daniel Bombergs mit dem Drucker Bomberg zerstritt sich Levita jedoch 8 Levita unterrichtete wieder zahlreiche einflussreiche Personlichkeiten so zum Beispiel Georges de Selve 1508 1541 der den franzosischen Konig bewog Levita eine Professur an der Universitat von Paris anzubieten obwohl Juden eigentlich nicht in Frankreich leben durften Aus Rucksichtnahme auf seine Glaubensbruder denen er sich damit entfremdet hatte lehnte er den Ruf an die Sorbonne ab 1540 bis 1542 lebte Levita in der freien Reichsstadt Isny im Allgau Auf Wunsch des Reformators und Hebraisten Paul Fagius den er auch in Hebraisch unterrichtete korrigierte er dort als Korrektor noch einmal einige seiner eigenen Werke die Fagius drucken und herausgeben wollte Dies mag auch ein Grund gewesen sein im hohen Alter noch einmal nach Deutschland zuruckzukehren da die Druckerei in Venedig nicht mehr existierte 1542 bis 1544 lebte er in Konstanz und kehrte dann nach Venedig zuruck Ein zunehmendes Augenleiden zwang ihn ab 1544 zur Beendigung seiner umfangreichen literarischen Tatigkeit 9 Elija Levita starb im Alter von 79 Jahren am 28 Januar 9 Schebath 1549 in Venedig Er ist ein direkter Vorfahr des fruheren britischen Premierministers David Cameron Bedeutung und Werke Bearbeiten nbsp Eine Seite des Schemot DevarimMit der hebraischen Grammatik Sefer ha Bachur war Elijah Levita der erste Jude der die judische Sprache an europaische Humanisten vermittelte und unterrichtete Das Buch erschien 1518 in Rom mit einer Widmung an Aegidius de Viterbo und wurde 1542 in Isny nachgedruckt Erganzt wurde dieses sprachwissenschaftliche Werk 1520 durch die Pirke Elijahu Abhandlungen des Elias welche weitere grammatikalische Fragen behandeln und das Sefer ha Harkava Buch der Verbindungen das sich insbesondere auf die Sprache der Bibel bezieht Der Einfluss dieser Bucher erstreckte sich unter anderem auch auf Sebastian Munster der einige der auf hebraisch geschriebenen Werke Levitas ins Lateinische ubersetzte Sefer ha Bachur und Sefer ha Harkava 1525 Pirke Elijahu 1527 Dadurch hatte Levita auch einen gewissen Einfluss auf die Reformation So unterhielt er mit Osiander und dem Kapnion genannten Humanisten Reuchlin einen Briefwechsel Philipp Melanchthon nutzte zumindest seine Werke 10 Daneben setzte sich Levita mit den sprachwissenschaftlichen Werken anderer Autoren konstruktiv auseinander Bereits 1508 hatte er Glossen zur hebraischen Grammatik des Moses Kimchi verfasst 1545 erschien ein Kommentar zur Grammatik von David Kimchi und im Folgejahr erschienen die Glossen zu dessen Werk Sefer ha Schoraschim Das Sefer ha Tischbi von 1541 hingegen stellt ein kommentiertes alphabetisches Verzeichnis 712 rabbinischer Begriffe dar Im gleichen Jahr entstand auch das nach Wurzeln geordnete Targumlexikon Sefer Meturgeman ein von Paul Fagius herausgegebenes chaldaisches Worterbuch Mit dem Schemot Devarim lat Nomenclatura Hebraica das 1542 ebenfalls in Zusammenarbeit mit Paul Fagius entstand schuf Levita ausserdem ein viersprachiges Worterbuch des Jiddischen Hebraischen Lateinischen und Deutschen Bei seinen Forschungen benutzte Levita auch das von Joseph Kimchi verfasste Sefer ha Sikaron Buch der Erinnerung in welchem das Konzept von funf langen und funf kurzen hebraischen Vokalen eingefuhrt wird In Massoreth ha Massoreth Uberlieferungen der Uberlieferungen seinem wohl bedeutendsten Werk das er angeregt durch seinen Gonner Aegidius von Viterbo verfasst hatte 11 setzt er sich unter Zuhilfenahme sprachwissenschaftlicher Methoden mit der Entstehung des Alten Testaments auseinander wodurch er sich allerdings auch Feinde unter den judischen Gelehrten insbesondere den rabbinischen Massorethen machte Er begrundete namlich seine Vermutung die Vokalisierung der Bibel sei von Menschenhand erfolgt lediglich die Phoneme wurden auf gottlicher Offenbarung beruhen Levitas Forschungsergebnis von ihm auch Massorah genannt grundet sich jedoch nicht auf Schriften vor der babylonischen Verschleppung sondern auf eine palastinensische Textfamilie und wurde von der Forschung etwa durch Paul Kahle ebenso scharf kritisiert wie seine Behauptung die Vokalzeichen seien jungeren Ursprungs 12 Zudem wurde dem toleranten und auch gegen Christen wohltatigen Levita vorgeworfen er gebe die Lehre welche Gott dem Hause Jakob anvertraut habe an Unberufene weiter 13 Seine massorethische Konkordanz erschien nie im Druck Ein von ihm verfasstes Buch uber die Akzente ist beim Sacco di Roma 1527 verlorengegangen 14 In westjiddischer Sprache veroffentlichte er den 650 Strophen umfassenden Versroman Bovo d Antona und Ubersetzungen von Psalmen Dieses 1507 1508 verfasste sogenannte Bovo Buch wurde ungemein popular und seit 1541 in mindestens vierzig Auflagen gedruckt Weitere seiner Werke sind das Sreyfe Lid uber den Brand von Venedig am 13 Januar 1514 und das Ha Mavdil Lid das sich gegen seinen Feind Hillel Kohen richtet Zuweilen wird ihm die nicht eindeutig nachweisbare Autorschaft einer jiddischen Bearbeitung des provenzalischen Epos Paris und Vienna zugeschrieben Werkausgaben BearbeitenShemot Devarim Faksimiledruck der Ausgabe Isny 1542 London 1988 Poetische schafungen in jidisch Elia Bachur s poetical works Band 1 Bowo de Antona mit a kurzn arajnfir fun Juda A Joffe o O 1949 online Bovo d Antona by Elye Bokher A Yiddish Romance A Critical Edition with Commentary Hrsg von Claudia Rosenzweig Brill Leiden Boston 2016 Studies in Jewish History and Culture 49 ISBN 9789004306844 Elia Levita Bachur Bovo dʼAntona Deutsch von Florian Kragl Stuttgart Anton Hiersemann 2023 ISBN 978 3 7772 2323 0 Paris un Wiene Ein jiddischer Stanzenroman des 16 Jahrhunderts von oder aus dem Umkreis von Elia Levita Hrsg von Erika Timm und Gustav A Beckmann nach der Ausgabe von Verona 1594 Niemeyer Tubingen 1996 ISBN 3 484 60174 4 The Massoreth Ha Massoreth of Elias Levita being an exposition of the Massoretic notes on the Hebrew Bible or the ancient critical apparatus of the Old Testament in hebrew with an englisch translation and critical and explanatory notes London Longmans 1867 Digitalisat Ginsburg 1867 The Massoreth Ha Massoreth of Elias Levita Melanie Lange Ein Meilenstein der Hebraistik Der Sefer ha Bachur Elia Levitas in Sebastian Munsters Ubersetzung und Edition Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2019 Edition und Ubersetzung der hebraischen und lateinischen Version der Grammatik Literatur BearbeitenLudwig Geiger Levita Elias In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 18 Duncker amp Humblot Leipzig 1883 S 505 507 Gunter Mayer Levita Elias In Neue Deutsche Biographie NDB Band 14 Duncker amp Humblot Berlin 1985 ISBN 3 428 00195 8 S 402 f Digitalisat Melanie Lange Ein Meilenstein der Hebraistik Der Sefer ha Bachur Elia Levitas in Sebastian Munsters Ubersetzung und Edition Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2018 Arbeiten zur Bibel und ihrer Geschichte Band 62 Christoph Ruckert Ein bedeutender Sohn Ipsheims In Streiflichter aus der Heimatgeschichte Band 20 1996 S 45 51 Gerard E Weil Elie Levita Humaniste et Massorete 1469 1549 E J Brill Leiden 1963 Studia Post Biblica Band 7 Ittai J Tamari Elijahu ha Lewi Levita oder ein frankischer Jude in Italien In Michael Brenner Daniela F Eisenstein Hrsg Die Juden in Franken Oldenbourg Munchen 2012 Studien zur Judischen Geschichte und Kultur in Bayern Band 5 ISBN 978 3 486 70100 5 S 43 50 Marion Aptroot Bobe Mayse In Dan Diner Hrsg Enzyklopadie judischer Geschichte und Kultur EJGK Band 1 A Cl Metzler Stuttgart Weimar 2011 ISBN 978 3 476 02501 2 S 375 376 Max Dollner Entwicklungsgeschichte der Stadt Neustadt an der Aisch bis 1933 Ph C W Schmidt Neustadt a d Aisch 1950 Neuauflage 1978 anlasslich des Jubilaums 150 Jahre Verlag Ph C W Schmidt Neustadt an der Aisch 1828 1978 S 166 170 Christoph Daxelmuller Zwischen Kabbala und Martin Luther Elija Levita Bachur ein Jude zwischen den Religionen In Ludger Grenzmann Hrsg Wechselseitige Wahrnehmung der Religionen im Spatmittelalter und in der Fruhen Neuzeit Band 1 Konzeptionelle Grundfragen und Fallstudien Walter de Gruyter Berlin 2009 ISBN 978 3 11 021352 2 S 231 250 online Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Elijah Levita im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek ipsheim de Elia Levita Ein bedeutender Sohn Ipsheims Metzler Lexikon judischer Philosophen Elijah Levita In www spektrum de Claudia Friedrich 13 02 1469 Geburtstag des Dichters Elijah Levita WDR ZeitZeichen vom 13 Februar 2019 Podcast Einzelnachweise Bearbeiten Max Dollner 1950 S 167 Max Dollner 1950 S 169 Max Dollner 1950 S 58 167 und 170 Max Dollner 1950 S 168 August Strindberg Historische Miniaturen 1912 S 64 Max Dollner 1950 S 168 Hartmut Bobzin Ich bereite jetzt einige hebraische und aramaische Bucher vor Sebastian Munster in Heidelberg 1524 7 und die Begrundung der Semitistik Max Dollner 1950 S 168 Max Dollner 1950 S 168 f Melanchthons Briefwechsel Bd 11 Bearbeitet von Heinz Scheible Stuttgart Bad Cannstatt 2003 S 399 Max Dollner 1950 S 169 Max Dollner 1950 S 169 Max Dollner 1950 S 169 Max Dollner 1950 S 169 Normdaten Person GND 11868194X lobid OGND AKS LCCN n86807326 VIAF 61782655 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Levita ElijahALTERNATIVNAMEN Levita Elija Bachur Levita Elias Elija ben Asher ha Levi Elia Levi Ben Ascher AschkenasiKURZBESCHREIBUNG deutscher Philologe Rabbi judischer Humanist und jiddischer DichterGEBURTSDATUM 13 Februar 1469GEBURTSORT Ipsheim oder Neustadt an der AischSTERBEDATUM 5 Januar 1549 oder 28 Januar 1549STERBEORT Venedig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Elijah Levita amp oldid 239391459