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Die Grammatik der hebraischen Sprache Althebraisch als Sprache des Tanach Altes Testament ist schon seit Jahrhunderten Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtungen Hier wird ein Einblick in die althebraische Grammatik aus moderner linguistischer Sicht gegeben Inhaltsverzeichnis 1 Lautlehre Phonologie 1 1 Lautumfang 1 1 1 Konsonanten 1 1 2 Vokale 1 2 Lautveranderungen 1 2 1 Veranderung von Konsonanten 1 2 2 Veranderung von Vokalen 1 3 Silbenbildung 1 4 Wortbetonung 2 Formenlehre Morphologie 2 1 Das Nomen 2 1 1 Genus 2 1 2 Numerus 2 1 3 Verbindung von zwei oder mehreren Nomen 2 1 4 Nomenklassen 2 1 5 Zugehorigkeit 2 1 6 ה an Nomen angehangt 2 1 7 Nomen mit Pronomen 2 2 Das Adjektiv 2 3 Zahlworter 2 4 Das Verb 2 4 1 Allgemeines 2 4 2 Konjugation 2 4 3 Konjugationsstamme 2 4 4 Sonderfalle 2 4 4 1 He 2 4 4 2 Waw 2 4 4 3 Nun 2 5 Personal und Possessivpronomen 2 6 Partikel 3 Satzbau Syntax 3 1 Status Constructus 4 Geschichte 5 Siehe auch 6 Quellen 7 Weiterfuhrende Literatur 8 EinzelnachweiseLautlehre Phonologie BearbeitenDie Umschrift der hebraischen Begriffe und Beispiele wird in IPA angegeben Lautumfang Bearbeiten Konsonanten Bearbeiten Das hebraische Alphabet ist eine Weiterentwicklung des phonizischen Alphabetes Der Lautstand der hebraischen Sprache hat sich im Laufe der Geschichte in verschiedenen Aussprachetraditionen gewandelt was sich in der uber viele Jahrhunderte entstandenen hebraischen Literatur widerspiegelt So kommt es dass einigen der 22 Zeichen mehrere ahnlich klingende Laute zugeordnet sind Die Aussprache des ו Waw durfte in Tiberias der arabischen Pragung nach dem IPA w wie im englischen water entsprochen haben Die Aussprache entspricht heute jedoch vermutlich aufgrund sephardischer oder auch aschkenasischer Pragung dem IPA v wie im deutschen Wasser Hinweise auf eine unterschiedliche Aussprache der Buchstaben Chet ח und Ajin ע finden sich in der griechischen Schreibweise von Eigennamen in der Septuaginta So wird z B in den Namen Rachel oder Achaz das hebraische Chet mit griechischem x Chi wiedergegeben wahrend es in Eva oder Isaak mit anlautendem Vokal wiedergegeben wird Ahnlich wird im Ortsnamen Anathoth hebraisches Ajin mit anlautendem Vokal also ʔ wiedergegeben wahrend es bei Gaza oder Gomorrha als g Gamma erscheint Die Konsequenz bei der griechischen Wiedergabe und die Korrespondenz zu entsprechenden arabischen Lauten legen nahe dass im Hebraischen dieser Zeit die Unterscheidung der uvularen und pharyngalen Frikative noch existierte wahrend in spaterer Zeit nur noch die pharyngalen Laute gesprochen wurden 1 Gemass dem tiberiensischen Vokalisationssystem wird bei den Buchstaben ב Beth ג Gimel ד Daleth כ Kaph פ Pe und ת Taw jeweils eine weiche spirantisierte und eine harte plosive Aussprache unterschieden Man nimmt an dass die Spirantisierung dieser Laute unter dem Einfluss des Aramaischen einsetzte Ebenfalls zur Darstellung zweier Laute dient das vorletzte Zeichen des Alphabetes Nach dem tiberiensischen System wird durch einen diakritischen Punkt die Aussprache als Schin ש Punkt rechts oben oder als Sin ש Punkt links oben unterschieden Vermutlich war der Laut Sin zunachst dem Schin ahnlicher und wurde daher mit demselben Zeichen geschrieben Spater glich sich die Aussprache dem Samech an so dass sich bereits in biblischen Schriften die Vertauschung von Samech ס und Sin ש findet Es gibt Hinweise dass auch das Resch ר doppelt realisiert wurde Dies ist jedoch in der masoretischen Punktation nicht festgehalten 2 Das Transkript der Konsonanten folgt daher dem Schema א ב ג ד ה ו ז ח ט ʔ ML b b ɡ ɣ d d h ML w ML z ħ tˤ י כ ל מ נ ס ע פ צ ק ר ש ת j ML k x l m n s ʕ ɣ p f t s q r ʃ s t 8 matres lectionis ML werden nicht transkribiert Vokale Bearbeiten Das Hebraische unterscheidet im masoretischen Vokalisationssystem die sieben Vokalfarbungen i e ɛ a ɔ o u und deren kurze oder lange Aussprache Fur semitische Sprachen wird angenommen dass es ursprunglich nur drei Vokale i a u gab und die ubrigen durch Umwandlung dieser drei entstanden sind 3 Zur Aussprache und Schreibweise im Einzelnen siehe Hebraische Schrift Das Transkript der tiberianischen Vokalisierung nach folgendem Schema א א א א א א או א או א א א א i e ɛ a a ɔ o u ĕ ă ŏ e Die Vokallange ist allophonisch und bleibt in der Regel unbezeichnet Lautveranderungen Bearbeiten Phonetische Gesetzmassigkeiten nehmen in modernen Hebraisch Lehrbuchern teilweise viel Raum ein Die Kenntnis dieser Gesetzmassigkeiten kann das Verstehen von Formbildungen erleichtern ist jedoch zum Erlernen der Sprache nicht unbedingt erforderlich Veranderung von Konsonanten Bearbeiten In der hebraischen Sprache verandern sich verschiedene Konsonanten durch Wortbildung Beugung Flexion oder aus Grunden des sprachlichen Wohlklanges Dies geschieht durch Vertauschung Angleichung Assimilation Auslassung Hinzusetzung und Versetzung der Konsonanten Vertauschung findet unter Lauten statt die ahnlich klingen oder mit demselben Sprechorgan artikuliert werden Angleichung findet statt wenn Konsonanten in einer schwer auszusprechenden Kombination auftauchen vergl dt selbstandig statt selbststandig Auslassung erfolgt bei schwachen Konsonanten wenn sie auf Grund ihrer Stellung kaum horbar waren Hinzugesetzt werden Konsonanten um die Aussprache anderer Konsonanten zu erleichtern vergl dt beim Wort e nehmen Versetzung kommt nur bei Zischlauten aus Grunden des Wohlklanges vor Veranderung von Vokalen Bearbeiten Eine charakteristische Erscheinung in semitischen Sprachen sind die sogenannten Pausalformen So nennt man Formen die durch die verstarkte Betonung eines Wortes am Satzende entstehen Die dabei vor sich gehenden Veranderungen der Vokale werden in der masoretischen Vokalisation in dem Bestreben die ursprungliche Aussprache zu erhalten schriftlich festgehalten Aus einem Seggol ɛ wird dabei in der Regel ein Qamaz a wobei diese Anderung keinen Einfluss auf die lexikalische oder grammatikalischen Wortbedeutung hat Weiteres zu diesem Thema siehe im Artikel Teamim Silbenbildung Bearbeiten Die Silbenbildung hat ebenfalls Einfluss auf die Bildung von grammatischen Formen Im Hebraischen unterscheidet man zwei Moglichkeiten Eine Silbe ist offen d h sie endet mit einem Vokal KV oder sie ist geschlossen d h sie endet auf einen oder zwei Konsonanten letzteres nur am Wortende KVK KVKK Silben die mit einem Vokal beginnen gibt es im Hebraischen nicht strenggenommen im Deutschen auch nicht wo jedoch der Stimmeinsatz Alef Ajin vor dem Vokal nicht mitgeschrieben wird Einzige Ausnahme ist der Buchstabe Waw in der Bedeutung und der vor bestimmten Konsonanten als u ausgesprochen wird Mehrere Vokale stehen nie nebeneinander Es gibt keine Silben ohne Vokal Doppelkonsonanz am Silbenanfang wird aufgelost in dem der erste Konsonant ein kaum horbares e genannt Schwa erhalt K e KV Dies hat fur die Formenbildung Konsequenzen in der Praxis wird dies je nach Sprechbarkeit gehandhabt z B ʃeˈtajim ש ת י ם zwei im Ivrith ˈʃtajim Wortbetonung Bearbeiten Die Betonung eines hebraischen Wortes lag historisch betrachtet ursprunglich auf der vorletzten Silbe lat Paenultima aramaisch milʕel מ ל ע יל Im Laufe der Sprachgeschichte wurde diese durch den Abfall der kurzen Auslautvokale vielerorts zur letzten Silbe so dass in heutiger Aussprachetradition meist die letzte Silbe lat Ultima aramaisch milraʕ מ ל ר ע den Wortton tragt Ausgenommen davon sind die Segolata Der Wegfall der ursprunglichen Endvokale fuhrte bei ihnen zu einer Doppelkonsonanz im Wortauslaut die aufgelost wurde indem der erste der aufeinander folgenden Konsonanten mit Segol vokalisiert wurde die Betonung blieb aber an der ursprunglichen Stelle also auf der nunmehr wieder vorletzten Silbe Bei der Bildung grammatischer Formen kann die Betonung eines Wortes wechseln z B durch Anhangen der Personalpronomina ans Verb Formenlehre Morphologie BearbeitenDas Nomen Bearbeiten Genus Bearbeiten Das Hebraische unterteilt Nomen und Adjektive nach ihrem Genus in zwei Gruppen Maskuline und feminine Nomina Maskulina sind endungslos Feminina tragen meist die Endung ה oder ת Diese morphologische Unterscheidung gilt aber nicht immer Man findet genauso endungslose Feminina wie Maskulina mit einer Feminin Endung Eine Typologie nach semantischen Klassen ist noch nicht gelungen Folgende Grundregeln scheinen aber meist zu gelten Es gilt das naturliche Geschlecht Beispiele א ם Mutter א ב Vater א תו ן Eselin ח מו ר Esel Feminin werden meist Korperteile Werkzeuge Gerate oder Kleidungsstucke gebraucht Beispiele א ז ן Ohr י ד Hand ח ר ב Schwert כ ו ס Becher נ ע ל Schuh Geographische Bezeichnungen und Namen sind feminin Beispiele א ר ץ Land Erde ע יר Stadt א ש ו ר Assur Titel und Amtsbezeichnungen gelten als maskulin auch wenn sie eine feminine Endung haben Beispiel ק ה ל ת Prediger Numerus Bearbeiten Neben Singular und Plural gibt es im Hebraischen wie in verwandten semitischen Sprachen den Dual einen weiteren Numerus der fur typischerweise im Paar auftretende Dinge gebraucht wird י ד jad Hand י ד י ם jaˈdajim beide Hande etc aber auch fur einige Zeitbegriffe יו ם jɔm Tag י מ ים ja mim Tage יו מ י ם jɔˈmajim zwei Tage ר ג ל ˈrɛɣɛl Bein ר ג ל ים reɣaˈlim mehrere Beine ר ג ל י ם raɣˈlajim beide Beine Die Einzahl des mannlichen Geschlechtes weist als Grundform keine besondere Endung auf Mannliche Nomina enden in der Mehrzahl oftmals auf ים im viele weibliche Nomen enden in der Einzahl auf ה a bzw ית it und in der Mehrzahl auf ו ת ɔt doch gibt es hierzu zahlreiche Ausnahmen Das Wort א ר ץ ˈʔɛrɛt sˤ Erde Land ist z B der Form nach mannlich wird aber wie ein weibliches Wort gebraucht mit der Mehrzahlendung auf ו ת א ר צו ת ʔăraˈt sˤot Es gibt auch Worte die der Form nach als Mehrzahl erscheinen aber wie einzahlige gebraucht werden א ל ה ים ʔɛ loˈhim Gott Verbindung von zwei oder mehreren Nomen Bearbeiten Wie auch in anderen Sprachen werden Nomen durch Verkettung in Beziehung zueinander gebracht Wahrend jedoch im Deutschen stets der Begriff der den Genitiv bildet gebeugt wird gibt es in semitischen Sprachen den sogenannten Status Constructus in dem in Ein und Mehrzahl ein Nomen spezielle Formen bildet dabei jedoch stets vorne also rechts steht siehe Syntax und damit den links nachfolgenden Genitiv regiert Bsp aus ב י ת bajit Haus und א ר ץ ɛrɛt s Land wird ב ית א ר ץ bet ɛrɛt s Haus des Landes Nomenklassen Bearbeiten In der Literatur des Hebraischen werden phonetische und morphologische Bildungsprinzipien relativ ausfuhrlich behandelt und klassifiziert Dies mag lohnend erscheinen insofern es sich um wenige durchschaubare Prinzipien handelt Zu den wichtigsten Klassen gehoren die Segolata Zugehorigkeit Bearbeiten Ein langes i an einem Nomen angehangt druckt die Zugehorigkeit zu einem Land Volk oder auch zu einer Zahl aus jisraˈʔel י ש ר א ל Israel jisreʔeˈli יש ר א ל י Israelit ʃeˈnajim ש נ י ם zwei ʃeˈni ש נ י zweiter ה an Nomen angehangt Bearbeiten Der Konsonant He der an ein Nomen angehangt wird kann diesem eine richtungsweisende Funktion verleihen Er erhalt somit die Bedeutung einer Praposition nach zu ins etc Dieses Phanomen wird in der Fachsprache He locale genannt Beispiel ארץ ˈʔɛrɛt sˤ Land mit He locale א ר צ ה ˈʔart sˤa ins Land In gleicher Weise kann das ה aber auch auf Lokaladverbien angewandt werden Beispiel מ ע ל ˈmaʕal oben מ ע ל ה ˈmaʕela nach oben Nomen mit Pronomen Bearbeiten In der hebraischen Sprache bilden Personal und Possessivpronomina dein sein mein etc als sogenannte ePP mit den jeweils dazugehorigen Nomen eine Worteinheit Das Adjektiv Bearbeiten Adjektive richten sich in Geschlecht und Zahl nach dem dazugehorigen Substantiv wie in vielen europaischen Sprachen Die Adjektive sind in der Regel dem Nomen nachgestellt Beispiel ש נ ה ʃa na Jahr טו ב tˤɔːv טו ב ה tɔva gut mannliche weibliche Form ה ש נ ים ה ט ב ת haʃani m hatˤɔː vɔt die guten Jahre vgl Gen 41 35 EU Im Unterschied zu den meisten Sprachen hat das hebraische Adjektiv keine Steigerungsformen besser schneller Steigerungen werden durch die Praposition מ ן min Kurzform מ mi ausgedruckt die sonst meistens mit von ubersetzt wird bei einem Vergleich aber dem deutschen als entspricht Dies hat in einigen Fallen zu falschen Bibelubersetzungen gefuhrt Ein bekanntes Beispiel ist Gen 49 12 lut In seinem abschliessenden Segensspruch fur seine zwolf Sohne wendet sich der Patriarch Jakob an Juda und sagt ח כ ל יל י ע ינ י ם מ י י ן ו ל ב ן ש נ י ם מ ח ל ב ħaxli li ʕe najim mij jajin ulvɛn ʃi najim meħalav in der unrevidierten Version der Elberfelder Bibel Seine Augen sind trube vom Wein und seine Zahne weiss von Milch Eine solche Ubersetzung wurde auf ubermassigen Alkohol und Milchkonsum hindeuten Gemeint ist vielmehr Seine Augen sind dunkler als Wein seine Zahne weisser als Milch Zahlworter Bearbeiten Fur Grundzahlworter von drei bis zehn gilt die Regel der umgekehrten Polaritat d h weibliche Formen der Zahlworter werden mit mannlichen Formen des Nomens verbunden und umgekehrt Die Regel der umgekehrten Polaritat geht auf die protosemitische Epoche zuruck eine uberzeugende Erklarung ist dafur bisher nicht gefunden worden Beispiel ש ל ש ה א נ ש ים ʃeloʃa ăna ʃim drei Manner ש ל ש ס א ים ʃeloʃ seˈʔim drei Mass Zwischen 11 und 20 wird die Einerzahl der Zehnerzahl vorangestellt wie im Deutschen uber 20 wird die Einerzahl der Zehnerzahl nachgestellt und mit und verbunden wie im Franzosischen Beispiele א ח ד ע ש ר aħad ʕasar m elf wortl eins zehn ע ש ר ים ו א ח ת ʔɛs rim weʔɛ ħat m einundzwanzig wortl zwanzig und eins Von eins bis zehn gibt es spezielle Ordnungszahlen Grossere Ordnungszahlen werden durch die entsprechenden Kardinalzahlen mit dem bestimmten Artikel gebildet Die Ordnungszahlen enden in der Grundform Einzahl maskulin auf ein Jod und sind von der entsprechenden Kardinalzahl abgeleitet Beispiel ש ש ʃeʃ sechs ש ש י ʃiˈʃi sechster Einzige Ausnahme ist das Wort fur erster ר אש ו ן ri ʃɔn ist nicht vom Wort fur eins abgeleitet sondern von ר אש rɔʃ Kopf Anfang Das Verb Bearbeiten Allgemeines Bearbeiten Dem hebraischen Verb liegt meist eine dreikonsonantige Wurzel zugrunde welcher der Sinn des Bedeutungsfeldes anhaftet Diese Wurzel erhalt durch unterschiedliche Vokalisation und weitere Elemente ihre konkrete Bedeutung im Satz In hebraischen Worterbuchern ist es bei Verben ublich als Stichwort diese Wurzel anzugeben und alle abgeleiteten Formen unter dieses Stichwort einzuordnen Bezuglich der Formenbildung werden regelmassige und unregelmassige Verben unterschieden Unregelmassige Verben enthalten Konsonanten die unter Umstanden Veranderungen erfahren sei es dass sie nicht mehr gesprochen werden oder dass sie auch in der Schrift ganz entfallen Unregelmassig sind auch Verben die nur aus zwei Konsonanten bestehen Konjugation Bearbeiten Das Hebraische kennt zwei Konjugationsmuster die jeweils ein eigenes Verbalsystem bilden und die nach ihrer Bildungsweise benannt werden Die Formen der Suffixkonjugation auch Afformativkonjugation entstehen ausschliesslich durch an den Stamm angehangte Nachsilben Die Formen der Prafixkonjugation auch Praformativkonjugation entstehen durch an den Stamm angefugte Vorsilben einige zusatzlich mit Nachsilben In beiden Konjugationen werden Person Numerus und Genus ausgedruckt Das Personalpronomen ist ebenfalls im konjugierten hebraischen Verb enthalten Ein selbstandiges Personalpronomen wird nur gebraucht wenn die Person hervorgehoben werden soll Eine traditionelle Bezeichnung der beiden Konjugationsmuster ist Perfekt Perfektiver Aspekt fur die Suffixkonjugation und Imperfekt Imperfektiver Aspekt fur die Prafixkonjugation Diese Bezeichnungen sind v a fur Deutschsprachige insofern problematisch als sich ihre Bedeutung von derjenigen der Tempora gleichen Namens unterscheidet vergleiche hierzu Aspekt Der Aspekt imperfektiv vs perfektiv betrachtet nicht die Zeitstufen sondern die zeitliche Struktur von Handlungen also den Zeitrichtungsbezug Beim Zeitrichtungsbezug ist es entscheidend welche Ausdehnung eine Handlung besitzt ob sie abgeschlossen ist oder noch andauert und wie der Sprecher in diese integriert ist Beispiel fur Perfekt und Imperfektformen des regelmassigen Verbs kaˈ8ab כ ת ב schreiben Perfekt Imperfektכ ת ב ת י kaˈ8abti ich habe geschrieben א כ ת ו ב ʔɛxˈtob ich werde schreiben כ ת ב ת kaˈ8abta du m hast geschrieben ת כ ת ו ב tixˈtob du m wirst schreiben כ ת ב ת kaˈ8abt du f hast geschrieben ת כ ת ב י tixteˈbi du f wirst schreiben כ ת ב kaˈ8ab er hat geschrieben י כ ת ו ב jixˈtob er wird schreiben כ ת ב ה ka8eˈba sie hat geschrieben ת כ ת ו ב tixˈtob sie wird schreiben כ ת ב נו kaˈ8abnu wir haben geschrieben נ כ ת ו ב nixˈtob wir werden schreiben כ ת ב ת ם ke8abˈtɛm ihr m habt geschrieben ת כ ת בו tixteˈbu ihr m werdet schreiben כ ת ב ת ן ke8abˈtɛn ihr f habt geschrieben ת כ ת ו ב נ ה tixˈtobna ihr f werdet schreiben כ ת בו ka8eˈbu sie m haben geschrieben י כ ת בו jixteˈbu sie m werden schreiben כ ת בו ka8eˈbu sie f haben geschrieben ת כ ת ו ב נ ה tixˈtobna sie f werden schreiben Im Althebraischen bezeichnet das Perfekt einen Zustand bzw eine abgeschlossene Handlung wahrend das Imperfekt eine im Fluss befindliche unabgeschlossene Handlung beschreibt Die zeitliche Bedeutung dieser beiden Konjugationen hangt stark von dem Kontext ab in dem sie verwendet werden Hier ist insbesondere die Satzstruktur entscheidend Steht das Verb oder das Subjekt an erster Stelle Steht ein Waw und zu Beginn des Verbs oder nicht Ein Perfekt mit Waw kann zeitlich und im Aspekt den letzten Satz fortsetzen oder auch etwas noch nicht Eingetretenes ankundigen ein Imperfekt mit Waw ordnet den beschriebenen Vorgang als nachsten Schritt einer erzahlten Geschichte ein etwa wie deutsch dann am Satzanfang Anmerkung Fur das Modernhebraische Ivrit ע ב ר ית wurde diese Konjugation zu einem eigentlichen Zeitsystem vereinfacht Das Perfekt wird als reine Vergangenheitsform verwendet Das Imperfekt dient als Zukunftsform Hier zeigt sich die Verwendung lateinischer Bezeichnungen fur die hebraische Grammatik als besonders unpassend Fur die Gegenwart wurde eine Partizipialkonstruktion zum Standard erklart die im Althebraischen zur Kennzeichnung des Progressivs verwendet wird das Personalpronomen z B aˈni א נ י ich wird mit dem Partizip wie ublich nach Geschlecht und Zahl dekliniert verbunden z B aˈni loˈmed א נ י לו מ ד ich bin ein Lernender d h ich lerne at loˈmedet א ת לו מ ד ת du f bist eine Lernende d h du lernst Die Verbformen mit vorangestelltem Waw werden nicht verwendet es sei denn biblischer Stil wird imitiert Konjugationsstamme Bearbeiten Zum Ausdruck verschiedener Aktionsarten kennt das Hebraische ein System von Modifikationen des Verbalstammes Man spricht von Konjugationsstammen hebr ב נ י נ ים binja nim Die unveranderte Reihe bezeichnet man als Grundstamm G Stamm das den Paal oder Kal hebr פעל pa ʕal oder ק ל qal leicht Zu ihr existiert eine Passivreihe von der sich im biblischen Hebraisch aber nur Reste erhalten haben Einziges Uberbleibsel ist das Partizip Passiv Daneben gibt es den N Stamm Nifal hebr נ פ ע ל nif ʕal Er erfullt zumeist die Funktion eines Reflexivs oder Passivs zum Grundstamm hat aber gelegentlich auch aktive Bedeutung Zum Ausdruck des Veranlassens werden die sog Kausativ Stamme K Stamme Hifil aktivisch hebr ה פ ע יל hif ʕil und Hofal 4 bzw Hufal 5 hebr ה פ ע ל hɔf ʕal bzw ה פ ע ל huf ʕal passivisch gebraucht Sie werden im Perfekt durch Vorsetzen der Silbe ה hi bzw ה ho gebildet Oft empfiehlt sich eine Hilfsubersetzung mit der Bedeutung im Grundstamm mit lassen Bsp G Stamm kommen K Stamm kommen lassen d h bringen Eine dritte Gruppe bilden die Intensiv bzw Doppelungs Stamme D Stamme Ihr Charakteristikum ist die Verdoppelung des mittleren Wurzelkonsonanten Zum sog Piel hebr פ ע ל pi ʕel existiert als Passiv das Pual hebr פ ע ל pu ʕal und als Reflexiv das Hitpael hebr ה ת פ ע ל hi8pa ʕel Die Bedeutung wurde in alteren Theorien in der Intensivierung des im Grundstamm Ausgedruckten gesehen Diese Ansicht lasst sich aber kaum halten Ernst Jenni kommt abweichend in seinen Untersuchungen zu dem Ergebnis dass der Piel im Vergleich zum Grundstamm entweder eine faktitiv resultative oder eine deklarativ astimative Bedeutung habe z B Grundstamm gross sein Doppelungs Stamm gross machen oder fur gross erklaren halten Sonderfalle Bearbeiten He Bearbeiten An einige Imperfektformen der ersten Person Singular wird der Buchstabe ה angehangt als He cohortativum von lat cohortor ermuntern anfeuern ermahnen Es verleiht dem Verb die Bedeutung des Wunschens Wollens oder der Selbstermunterung Beispiel א ק ט ל ɛq tol ich tote א ק ט ל ה ɛqte la ich will toten Waw Bearbeiten Durch ein Waw in der Bedeutung und gesprochen ve das einer konjugierten Verbform vorangestellt wird erhalt eine Vergangenheitsform eine Zukunftsbedeutung und umgekehrt Beispiele היה hajah es war והיה wehajah und es wird sein jidaber er wird sprechen wajidaber und er sprach Nun Bearbeiten Die Hinzufugung des Buchstabens Nun eines n an Verbformen heisst in der Fachsprache Nunation oder auch Nun paragogicum von griech paragoge Verlangerung Da dieses Nun keine grammatikalische Bedeutung hat wird es beim Ubersetzen nicht berucksichtigt Es ist vergleichbar mit dem Dativ E im Deutschen z B in dem Kinde das hauptsachlich um des Wohlklangs willen eingeschoben wird Siehe auch Nunation Personal und Possessivpronomen Bearbeiten In der hebraischen Sprache bilden die Personalpronomen als Klitika mit den betreffenden Nomen Verben und Partikeln eine Worteinheit man spricht hier von enklitischen Personal oder Possessivpronomen ePP Nur im Nominativ erscheinen Pronomina als separate Worter א נ י ă ni ich הו א hu er So wird beispielsweise aus ב ר כ ה bɘra xa Segen bzw mit der weiblichen Pluralendung dann ב ר כ ת bir kat durch entsprechendes ePP das Wort ב ר כ ת ך birxɔ taxa deine Segen oder ב ר כ ת י birxɔ ti meine Segen Partikel Bearbeiten Partikel sind diejenigen Teile der Sprache welche die Beziehung zwischen den Wortern herstellen Es handelt sich grosstenteils um Konjunktionen und Prapositionen Die wichtigste hebraische Konjunktion ist ו we in der Bedeutung und die mit dem anschliessenden Wort verbunden wird siehe Das Verb Auch der Artikel ה ha wird dem Wort direkt vorangestellt jedoch nach dem ו falls dieses auch hinzukommt ו ה ק ו ל wehaqˈqol und die Stimme Die am haufigsten gebrauchten Prapositionen sind einsilbig offene Silbe Solche Prapositionen werden mit dem folgenden Substantiv ebenfalls verbunden werden also zu einer Vorsilbe Beispiele ב be bzw ב ב ba wenn das Substantiv mit Artikel definiert ist bezeichnet das die Standortangabe ב א ר ץ ba ʔarɛs im Land ל le oder ל ל la in der definierten Form bezeichnet die Richtungsangabe ל א ר ץ la ʔarɛs ins Land Prapositionen die aus einer geschlossenen Silbe bestehen z B ת ו ך tox inmitten von oder מו ל mul vor oder auch mehrsilbige Prapositionen wie ל ק ר את liq ra8 entgegen werden hingegen mit dem nachfolgenden Wort nicht direkt verbunden sind also selbstandige Worter Satzbau Syntax BearbeitenStatus Constructus Bearbeiten Der Status constructus Verbindung eingehende Stellung hat die Funktion auf den Genitiv zu verweisen Er zeigt ein Abhangigkeitsverhaltnis an Der Unterschied zum deutschen Gebrauch des Genitivs besteht darin dass sich nicht das Wort beugt das im Genitiv steht Konig das Wort des Konigs Wo im Deutschen die Reihenfolge frei gewahlt werden das Wort des Konigs des Konigs Wort und zur Festlegung einer Betonung genutzt werden kann gilt das hier nicht Hier wird das Wort verandert das den Genitiv regiert Siehe Nomen Beispiel ד ב ר dabar Wort ה מ ל ך ham mɛlɛx der Konig ד ב ר ה מ ל ך debɑr ham mɛlɛx das Wort des Konigs Das ist inhaltlich identisch hat aber eine syntaktische Konsequenz Im Status absolutus steht in der Normalform dann allein der letzte ganz linke Genitiv einer Folge von Begriffen von denen jeder andere im Status constructus steht und den Teil links von sich regiert Geschichte BearbeitenDie Grundlagen der hebraischen Grammatik wurden erstmals im 10 Jahrhundert von judischen Gelehrten festgelegt einer der ersten war Aaron ben Ascher Seine Arbeit wurde von Mitgliedern der Familien Kimchi und Ibn Tibbon fortgesetzt Alle diese Grammatiker verfugten uber grundliche Arabischkenntnisse und entnahmen zahlreiche Ausdrucke zur Festlegung von Regeln der hebraischen Sprache aus der arabischen Grammatik Siehe auch BearbeitenHebraische Schrift Hebraische Sprache Amtssprache Israels Ivrit Quellen BearbeitenWilhelm Gesenius Hebraische Grammatik 10 Auflage Halle 1831 Wilhelm Gesenius Emil Kautzsch Gotthelf Bergstrasser Hebraische Grammatik Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1995 Originaltitel Hebraische Grammatik Leipzig 1909 Nachdruck der 28 Auflage Ernst Jenni Lehrbuch der hebraischen Sprache des Alten Testamentes 2 durchgesehene Auflage Helbing amp Lichtenhahn Basel Frankfurt am Main 1981 ISBN 3 7190 0789 8 Jutta Korner Hebraische Studiengrammatik 2 durchgesehene Auflage Langenscheidt Verlag Enzyklopadie Leipzig 1986 ISBN 3 324 00099 8 beruht auf der vierbandigen Grammatik von Rudolf Meyer Thomas Oden Lambdin Heinrich von Siebenthal Lehrbuch Bibelhebraisch 3 Auflage Brunnen Verlag Giessen Basel 1999 ISBN 3 7655 9361 3 Weiterfuhrende Literatur BearbeitenErnst Jenni Wilhelm Hollenberg Lehrbuch der hebraischen Sprache des alten Testamentes Neubearbeitung des Hebraischen Schulbuchs von Hollenberg Budde Helbing amp LichtenhahnBasel Frankfurt am Main Basel 1981 ISBN 3 7190 0789 8 Ernst Jenni Das hebraische Pi el Syntaktisch semasiologische Untersuchung einer Verbalform im Alten Testament EVZ Verlag Zurich 1968 Ernst Jenni Aktionsarten und Stammformen im Althebraischen Das Pi el in verbesserter Sicht In Zeitschrift fur Althebraistik Band 13 2000 S 67 90 Jacob Hoftijzer Uberlegungen zum System der Stammesmodifikationen im klassischen Hebraisch In Zeitschrift fur Althebraistik Band 5 1992 S 117 134 Jan P Lettinga Heinrich von Siebenthal Grammatik des Biblischen Hebraisch Brunnen Giessen 2016 ISBN 978 3 7655 9555 4 Einzelnachweise BearbeitenDie Fussnoten geben aus Grunden der Ubersichtlichkeit nur ein Kurzel an Richard C Steiner On the Dating of Hebrew Sound Changes Ḫ gt Ḥ and Ġ gt and Greek Translations 2 Esdras and Judith In Journal of Biblical Literature Band 124 2005 S 229 267 Geoffrey Khan The Pronunciation of theresin the Tiberian Tradition of Biblical Hebrew In Hebrew Union College Annual Band 66 1995 S 67 80 Gesenius 1909 S 37 Wilhelm Hollenberg Johannes Hollenberg Karl Budde Hebraisches Schulbuch Hrsg W Baumgartner 22 Auflage Hebling amp Lichtenhahn Basel Stuttgart 1957 S 90 91 Ascher Tarmon Esri Uval Tabellen der hebraischen Verben Eine neue erweiterte Auflage fur Anfanger und Fortgeschrittene 4 Auflage Tamir Verlag Jerusalem 1999 ISBN 965 376 008 4 S 242 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Althebraische Grammatik amp oldid 234190925