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Eduard Profittlich 11 September 1890 in Birresdorf heute zu Grafschaft 22 Februar 1942 in Kirow im Stadtgefangnis Nr 1 war ein deutscher Jesuit Glaubenszeuge Martyrer Apostolischer Administrator fur Estland und Titularerzbischof Erzbischof Eduard Profittlich SJ Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Kindheit Studium und erste Priesterjahre 1 2 Pfarrer Apostolischer Administrator und Erzbischof in Estland 1 3 Verfolgung und Verurteilung 1 4 Episcopus martyr 2 Seligsprechungsprozess 3 Literatur 4 WeblinksLeben BearbeitenKindheit Studium und erste Priesterjahre Bearbeiten Eduard Profittlich wurde als achtes von zehn Kindern des Ehepaares Dorothea geborene Seiwert 1850 1913 und Markus Profittlich 1846 1920 in eine alteingesessene Bauernfamilie geboren Nach Beendigung der Volksschule in Leimersdorf wurde er ab 1904 vom dortigen Pfarrer fur die Quarta des Progymnasiums in Ahrweiler vorbereitet Von dort wechselte er zu Ostern 1909 in die Obersekunda des Gymnasiums in Linz am Rhein wo er im Jahr 1912 seine Reifeprufung ablegte Ebenso wie sein Bruder Peter 1878 1915 der als Missionar in Brasilien verstarb wollte er mit dem Wunsch Ordenspriester zu werden in die Gesellschaft Jesu eintreten Entsprechend dem Wunsch seiner Eltern die glaubten von ihm als Weltpriester in finanziellen Noten ein wenig unterstutzt werden zu konnen trat er jedoch in das Trierer Priesterseminar ein um von dort aus heimlich die Aufnahmeprufungen fur den Jesuitenorden abzulegen Auf das wiederholte Drangen ihres Sohnes stimmten die Eltern schliesslich doch seinem Wunsch zu so dass Eduard Profittlich schliesslich am 11 April 1913 in das Noviziat der Jesuiten in s Heerenberg eintrat Weil er schon einen Teil seiner theologischen Studien absolviert hatte und die Ordensoberen aufgrund des beginnenden Ersten Weltkrieges eine Unterbrechung der gewohnlichen Ordnung befurchteten wurde er bereits am 20 September 1914 zur Hochschule der Jesuiten nach Valkenburg geschickt Am 4 Januar 1916 empfing er schliesslich im Hohen Dom zu Trier von Bischof Hermann Doring SJ 1859 1951 Bischof von Poona die Tonsur sowie die Weihe zum Subdiakon Nach einer militarischen Grundausbildung und seinem Kriegsdienst als Krankenpfleger und Operationsgehilfe im Lazarett Verviers nahm Eduard Profittlich nach Ende des Krieges wieder seine philosophischen und theologischen Studien in Valkenburg auf und wurde dort am 26 Marz 1922 vom Kolner Erzbischof Karl Joseph Kardinal Schulte 1871 1941 zum Diakon geweiht Am 27 August 1922 empfing er durch Bischof Laurentius Schrijnen 1862 1932 Bischof von Roermond die Priesterweihe Am 30 August 1922 feierte er in seiner Heimatpfarrkirche St Stephan zu Leimersdorf das erste feierliche Messopfer Nachdem Papst Pius XI 1857 1939 im September 1922 das Papstliche Orientalische Institut Pontificio Istituto di Studi Orientali dem Jesuitenorden anvertraut hatte meldete sich der Neupriester Eduard Profittlich freiwillig fur einen Einsatz in der Russlandmission und wurde deshalb zu weiteren vorbereitenden Studien nach Krakau geschickt wo er im Juni 1923 zum Doktor der Philosophie sowie im Juli 1924 zum Doktor der Theologie promoviert wurde Inzwischen hatte sich jedoch fur den Heiligen Stuhl die Notwendigkeit ergeben aus Opportunitats und partiellen Grunden gegen den Kommunismus in der Sowjetunion einzuschreiten was einen dortigen Einsatz von Eduard Profittlich unmoglich machte so dass er nach seinem Terziat in Czechowice Dziedzice September 1924 bis Juni 1925 vom August 1925 bis zum Marz 1928 als Volksmissionar Exerzitienmeister und Prediger in Oppeln eingesetzt wurde Dort erfuhr er schliesslich am 9 Marz 1928 von seiner Berufung nach Hamburg wo er Kaplan an St Ansgar Kleiner Michel mit der besonderen Aufgabe der Polenseelsorge wurde In der Hamburger Niederlassung der Gesellschaft Jesu legte er dann auch am 2 Februar 1930 die ewige Profess ab Nicht zuletzt aufgrund seiner intensiven Arbeit und seines Einsatzes fur die Menschen weswegen ihm in Hamburg wie auch vorher in Oppeln eine besondere Wertschatzung entgegengebracht worden war vor allem aber wohl aufgrund seiner Erfahrungen in der Polenseelsorge fast alle Gemeindemitglieder in Estland waren polnischer Herkunft wurde Eduard Profittlich am 4 Dezember 1930 vom damaligen Apostolischen Administrator fur Estland Erzbischof Antonino Zecchini SJ 1864 1935 als Pfarrer an die Pfarrei St Peter und Paul nach Tallinn Reval berufen Pfarrer Apostolischer Administrator und Erzbischof in Estland Bearbeiten Die katholische Kirche Estlands in der Folge der Reformation nahezu vollstandig liquidiert gehorte seit dem 15 April 1783 mit ihren beiden kleinen Gemeinden in Tallinn und Tartu Dorpat zur Erzdiozese Minsk Mahiljou bevor sie am 22 September 1918 in die neugegrundete Diozese Riga eingegliedert wurde Im Jahr 1921 entsandte Papst Benedikt XV 1851 1922 mit dem spateren Erzbischof Antonino Zecchini SJ einen Apostolischen Visitator fur die Gemeinden in Estland der dann am 25 Oktober 1922 von Papst Pius XI zum Apostolischen Delegaten fur die drei baltischen Staaten und mit der Errichtung der Apostolischen Administratur fur Estland im November 1924 schliesslich zum ersten Apostolischen Administrator mit Sitz in Riga ernannt wurde Auch mit dem Hintergrund der verstarkten Bemuhungen des Heiligen Stuhls um die Orthodoxie in den Landern wo sich die katholische und orthodoxe Kirche raumlich begegneten wurde Estland am 11 Mai 1931 kirchenrechtlich als besondere Apostolische Administratur der Commissio Pro Russia unterstellt und Eduard Profittlich zum neuen Apostolischen Administrator ad nutum Sanctae Sedis ernannt Auch wenn die Seelsorge durch die geringe Anzahl der Katholiken ihre Vielsprachigkeit und ihre Zerstreuung uber das ganze Land ungemein erschwert war entwickelte sich mit dem neuen kirchenrechtlichen Status ein ereignisreicher und fruchtbarer Aufbau der katholischen Kirche in Estland Recht schnell begann sich auch die allgemeine Offentlichkeit fur die Arbeit von Eduard Profittlich zu interessieren seine Predigten wurden auch von Andersglaubigen gerne besucht und das katholische Monatsblatt Kiriku Elu dt Leben der Kirche das er schon bald herausgab wurde vor allem von der estnischen Intelligenz gerne gelesen Recht schnell entstanden weitere Pfarreien in Narva Parnu Rakvere Petseri Valga und Kivioli wobei vor allem die Anzahl der estnischen Katholiken wuchs So wirkten in Estland im Jahr 1934 bereits zehn katholische Priester dazu kamen polnische und tschechische Ordensschwestern die verschiedene Kindergarten und die Administratur sowie spater auch die Nuntiatur in Tallinn betreuten Einen besonderen Schwerpunkt sah Eduard Profittlich in der religiosen Erziehung der Jugend wobei er fur regelmassige Religionsstunden sorgte die er in funf Sprachen in vier verschiedenen Schulen erteilte Ausserdem machte er einen ersten Versuch mit einem Kinderheim in welchem unter der Leitung von Ordensschwestern vier Madchen und sechs Knaben auf Kosten der Pfarrei erzogen wurden Spater strukturierte er dann das Kinderheim vollstandig um und eroffnete mit Rucksicht auf die Notwendigkeit der Herausbildung eines einheimischen Klerus ein Knabenkonvikt fur funfzehn Personen wobei die Fuhrung des Hauses so grosse Anerkennung fand dass auch nichtkatholische Eltern um die Erziehung ihrer Kinder baten Uber diese Zeit sprach Eduard Profittlich spater als schwierigsten Teil im Weinberg des Herrn wobei er seine Arbeit aber auch als hoffnungsvoller fur Christi Reich als anderswo bezeichnete Neben seiner umfassenden pastoralen Tatigkeit bemuhte sich Eduard Profittlich zu dieser Zeit in langwierigen Verhandlungen auch um die rechtliche Absicherung der katholischen Gemeinden was am 6 Mai 1932 zur Anerkennung eines Diozesanverbandes Eestis fuhrte Am 28 September 1933 honorierte Papst Pius XI dieses vielfaltige Engagement von Eduard Profittlich um den schwierigen Aufbau der katholischen Kirche in Estland und ernannte ihn wahrend einer Privataudienz zum Apostolischen Protonotar Neben dem weiterhin stetig steigenden Interesse der estnischen Bevolkerung an der katholischen Kirche entwickelten sich in der Folgezeit aufgrund mehrerer Initiativen Eduard Profittlich auch die diplomatischen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Republik Estland ausserst positiv wobei in diesem Zusammenhang vor allem seine Bemuhungen um den Abschluss eines Konkordates hervorzuheben sind Nachdem der Heilige Stuhl schliesslich am 12 Juli 1935 eine Apostolische Nuntiatur in Tallinn errichtet hatte entsprach es der nunmehrigen Lage als oberste Vertretung der katholischen Kirche in Estland ebenfalls einen Bischof zu ernennen So wurde am 27 November 1936 der Status der Apostolischen Administratur bestatigt und Eduard Profittlich zum Titularerzbischof von Hadrianopolis in Haemimonto ernannt Seine Bischofsweihe erfolgte am 27 Dezember 1936 in der Pfarrkirche St Peter und Paul in Tallinn durch Erzbischof Antonino Arata 1883 1948 den Apostolischen Nuntius in Estland und Lettland unter der Assistenz von Bischof Jazeps Rancans 1886 1969 Weihbischof in Riga und Bischof Gulielmus Cobben SCJ 1897 1985 Apostolischer Vikar fur Finnland als Mitkonsekratoren Verfolgung und Verurteilung Bearbeiten Durch die erzwungene Eingliederung Estlands in die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken am 17 Juni 1940 erlangten auch die sowjetischen Religionsgesetze Geltung die mit administrativen Zwangsmassnahmen durchgesetzt wurden Profittlich schrieb in diesem Zusammenhang am 25 und 31 Oktober 1940 nach Rom und schilderte die Situation seiner Kirche nachdem alle in Estland lebenden Deutschen in das Gebiet des Grossdeutschen Reiches zuruckkehren mussten wobei er selbst damit rechnete dass die Regierung der UdSSR in Zukunft nicht mehr als drei Priestern die Ausubung ihres Amtes erlauben wurde Zu dieser Zeit wurde Profittlich der seit dem 20 April 1935 auch die estnische Staatsburgerschaft besass von der Deutschen Gesandtschaft in Tallinn gedrangt sich fur die Ruckkehr nach Deutschland zu entscheiden Als Grund dafur machte man vor allem geltend dass die sowjetische Zentralregierung schwerlich die Anwesenheit eines deutschstammigen Bischofs in einem militarisch so wichtigen Gebiet dulden wurde und ihm die Deportation ins Landesinnere oder nach Sibirien so gut wie sicher sei Eduard Profittlich war jedoch nicht bereit sich diesem Druck zu beugen stattdessen schrieb er Mit innerlich vollstandig ruhigem und bereitem Herzen wurde ich mich gerne fur das Reich Gottes hier im Lande opfern und bin bereit alles zu tun was sich unter den veranderten Verhaltnissen fur das Reich Gottes arbeiten und leiden lasst Dabei wollte er jedoch nicht nach eigenem Gutdunken handeln sondern im Gehorsam gegen den Heiligen Vater weil wir dann auch das Bewusstsein haben konnten den Segen dieses Gehorsams zu haben Daraufhin telegraphierte Kardinalstaatssekretar Luigi Maglione 1877 1944 aus Rom dass der Heilige Vater Pius XII 1876 1958 dem Administrator in Estland volle Entscheidungsfreiheit daruber belasse was er im Herrn fur das beste halte Diese Aussage brachte Eduard Profittlich Klarheit und Sicherheit Am 10 Februar 1941 schrieb er nach Rom Da ich aus dem Telegramm den Wunsch des Hl Vaters erkannte dass ich hier bleiben solle habe ich mich nun endgultig entschlossen nicht nach Deutschland zuruckzukehren Ich tue das mit grosser Bereitwilligkeit ja ich kann wohl sagen mit grosser Freude Wenn ich auch in keiner Weise voraussagen kann wie nun mein Lebensweg verlaufen wird welche Opfer noch auf mich warten so gehe ich diesen Weg mit grossem Vertrauen auf Gott fest uberzeugt dass wenn Gott mit mir gehen wird ich nie allein sein werde Wahrend der Papst am 12 Marz 1941 noch einen Ermutigungsbrief an Eduard Profittlich schickte entwickelte sich in Estland die Verfolgung zur Terrorkampagne in deren Folge mehr als 60 000 Menschen verhaftet deportiert gefoltert und ermordet wurden Angesichts der Repressionen auch gegen die katholische Kirche wurde Profittlich zur Flucht auf das Land gedrangt der Erzbischof wollte jedoch noch das Patronatsfest seiner Pfarr und Bischofskirche feiern und sich erst dann in Sicherheit bringen Da kam es am 27 Juni 1941 gegen 2 00 Uhr morgens zu einer mehrstundigen Hausdurchsuchung durch acht NKWD Beamte in dessen Verlauf mehrere personliche Gegenstande des Bischofs seine allgemeine und dienstliche Korrespondenz sowie die Pfarrkartothek beschlagnahmt wurden Schliesslich wurde Profittlich mit dem Vorwurf der Spionage fur Deutschland und des Verkehrs mit der deutschen Gesandtschaft zur Zeit der Umsiedlung konfrontiert und zum Mitgehen aufgefordert Profittlich der langst auf diese Situation gefasst war begleitete die Beamten mit der grossten Seelenruhe bat aber darum noch einmal in die Kirche gehen zu durfen wo er sich zunachst am Altar zum Gebet niederwarf bevor er sich an die ihn begleitenden Ordensschwestern wandte um sie zu segnen Wohl mit einer Vorahnung uber sein weiteres Schicksal hatte er sich zuvor in einem ergreifenden Brief der erst nach Jahren uber viele Umwege in Deutschland eintraf von seinen Geschwistern und Verwandten verabschiedet Ich hatte es jedem sagen mogen wie gut doch Gott gegen uns ist wenn wir uns ihm ganz hingeben wie glucklich man doch werden kann wenn man bereit ist alles Freiheit und Leben fur Christus dahin zu geben Ich weiss Gott wird mit mir sein Und dann wird schon alles gut sein Und mein Leben und wenn es sein soll mein Sterben wird ein Leben und Sterben fur Christus sein Und das ist so uberaus schon Episcopus martyr Bearbeiten Vom Tag seiner Verhaftung an herrschte fast funfzig Jahre Ungewissheit uber das weitere Schicksal von Eduard Profittlich Zunachst vermutete man ihn in Ufa spater in Kasan niemals hatte man jedoch ein konkretes Lebenszeichen oder nahere Angaben zu seiner Person erhalten Selbst die Nachfragen seiner Familienangehorigen blieben bis zum Anfang der 90er Jahre ergebnislos Erst im Zusammenhang mit der Proklamation der erneuten Unabhangigkeit Estlands am 30 Marz 1990 teilte das Oberste Gericht Estlands der katholischen Kirchengemeinde in Tallinn am 12 Juni 1990 mit dass der am 21 November 1941 zum Tode verurteilte und am 22 Februar 1942 am Ort seiner Gefangenschaft Kirow verstorbene Eduard Profittlich vollstandig rehabilitiert sei In diesem Zusammenhang wurde die Erlaubnis erteilt den offentlichen Teil der Verhorprotokolle Zeugenaussagen und Gerichtsdokumente einzusehen so dass die letzten Lebensmonate des Erzbischofs rekonstruiert werden konnen Nach mehrstundigen grosstenteils nachtlichen Verhoren am 2 21 und 22 August sowie am 29 September und 2 Oktober 1941 wurde am 14 Oktober 1941 in Kirow die Anklage gegen Eduard Profittlich erstellt mit der er beschuldigt wurde bei seinen Gottesdiensten antisowjetische Agitation betrieben dabei die religiosen Gefuhle der Massen ausgenutzt und Hass gegen die Sowjetmacht und die Kommunistische Partei gezuchtet zu haben Ausserdem wurde ihm die Verbreitung von Defaitismus die falsche Berichterstattung von schnellen Siegen der Deutschen und Schlappen der UdSSR im Verlauf des Zweiten Weltkrieges sowie die Mithilfe bei der Ausreise katholischen Kirchenpersonals vorgeworfen Aufgrund mehrerer Besuche von Eduard Profittlich zu verschiedenen Anlassen in der Deutschen Gesandtschaft beruhte schliesslich ein wesentlicher Punkt der Anklage auch auf dem Vorwurf der Spionage Nach weiteren Verhoren und der Gegenuberstellung von einem Mithaftling der uber angebliche antisowjetische Gesprache berichtete wollte der zustandige Untersuchungsrichter am 17 Oktober 1941 die Kriminalverfolgung gegen Eduard Profittlich einstellen weil keine Schuld vorliegt Am 25 Oktober 1941 wurden vom NKWD alle genannten Vorwurfe jedoch noch einmal zusammengefasst und an das Gericht in Kirow ubergeben In einer weiteren Vernehmung am 21 November 1941 erklarte Eduard Profittlich dazu Als die Sowjetmacht in Estland eingefuhrt wurde habe ich mich nicht freundlich dazu verhalten denn als Geistlicher wusste ich dass die Sowjetmacht gegen die Religion ist und dass es da keine Rede und Religionsfreiheit gibt Wahrend meiner Predigten habe ich dazu aufgerufen nicht auf die Gottesleugner zu horen sondern an die Kirche zu denken und fur diejenigen zu beten die religios verfolgt werden Ich finde nicht dass das Propaganda ist das ist die Wahrheit Das Gericht ubernahm daraufhin alle Punkte der Anklage und verurteilte Eduard Profittlich wegen verbotener Mithilfe bei der Ausreise von katholischem Kirchenpersonal zu funf Jahren Freiheitsverlust in einem Straf und Arbeitslager des NKWD sowie wegen kontrarevolutionarer Tatigkeit und Agitation in der Kirche zum Tode durch Erschiessen ohne Konfiszierung des Eigentums Obwohl das Urteil als endgultig galt wurde eine Beschwerde innerhalb von 72 Stunden beim Obersten Gerichtshof zugelassen welche Eduard Profittlich am 23 November 1941 einreichte Darin versicherte er bei allem was Ihnen und mir heilig ist dass subjektiv und objektiv alles von mir gesagte weder Propaganda noch eine kontrarevolutionare Agitation war und ich nie etwas sagen oder tun wollte was der Sowjetunion schaden konnte Weil er sich nicht schuldig sah die gegen ihn gemachte Aussage seines Mithaftlings als sehr undeutlich und unsicher bewertete sowie die Tatsachen behordlich anders interpretiert einschatzte bat Eduard Profittlich schliesslich um Vergebung sowie eine mildere Strafe bevor er abschliessend seinen Verfolgern und Peinigern verzieh Mit dieser in estnischer Sprache abgefassten Berufung und der Bestatigung dass Eduard Profittlich das Urteil erhalten hatte endete der offentliche Teil der Unterlagen Erstmals am 4 September 1998 war auch ein Einblick in den bisherigen geheimen Anhang moglich Daraus ging hervor dass die Berufung von Eduard Profittlich vom Obersten Gericht der Sowjetunion am 16 Januar 1942 abgelehnt wurde Weitere Unterlagen die moglicherweise den Erhalt dieser Entscheidung durch Eduard Profittlich selbst oder ein weiteres Vorgehen in Kirow belegen konnten waren nicht vorhanden wohl aber ein nicht naher adressiertes jedoch als streng geheim bezeichnetes Schreiben mit welchem am 24 April 1942 die Entscheidung des Obersten Gerichts auch auf der Ebene der sowjetischen Konfoderation bestatigt wurde Eduard Profittlich hatte zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr gelebt ohne weiter zu versuchen den Leiden und Schmerzen der Verfolgung zu entgehen starb er vollig entkraftet doch bewusst und bereitwillig am 22 Februar 1942 In einem letzten Brief bat Eduard Profittlich um das Gebet seiner Gemeinde damit Gott mir seine Gnade auch in Zukunft nicht versage damit ich in allem was da kommen mag meinem hohen heiligen Beruf und meiner Aufgabe treu bleibe und fur Christus und sein Reich meine ganze Lebenskraft und wenn es sein heiliger Wille ist auch mein Leben hingeben darf Und er fugte hinzu Das ware wohl der schonste Abschluss meines Lebens Fur Eduard Profittlich druckte sich hierin eine bestandige Haltung aus die gerade auch in den kritischen Momenten seines Lebens ungebrochen geblieben ist So wurde es dann auch zu seinem besonderen Schicksal dass fur ihn als dem auch heute in Estland noch so sehr verehrten ersten Bischof nach der Reformation nicht nur seine beeindruckende pastorale Tatigkeit mit allen Hoffnungen Versuchen und Erfolgen steht seinen Schwestern und Brudern den katholischen Glauben in ihrer Sprache und gemass ihrer eigenen Kultur zu vermitteln sondern den schmerzlichen Weg des estnischen Volkes bis zu seinem eigenen Lebensopfer geteilt zu haben Dieses Leiden war fur Eduard Profittlich nicht nur ein physisches Unvermogen oder eine moralische Erschutterung sondern die Entfaltung der Berufung zur Einheit mit Christus zum Gehen des Kreuzweges In diesem Sinne gehort er in die Reihe der Martyrer wusste er doch dass sein Tod nicht ein Tod der Niederlage sondern ein Tod des wahren Sieges ist Das ist eine der geheimnisvollen Wirklichkeiten des Christentums die hier in einem konkreten Menschenleben erfahrbar wird So hat ihn dann auch Papst Johannes Paul II am 7 Mai 2000 bei der Gedachtnisfeier fur die Zeugen des Glaubens im 20 Jahrhundert als leuchtendes Beispiel und wertvolles Erbe bezeichnet der uns alle als Glaubende unterstutzen moge damit wir ebenso mutig unsere Liebe zu Christus ausdrucken Die katholische Kirche hat Eduard Profittlich als Glaubenszeugen in das deutsche Martyrologium des 20 Jahrhunderts aufgenommen Seligsprechungsprozess BearbeitenDie Bischofskonferenz der Russischen Foderation leitete am 30 Januar 2002 das Seligsprechungsverfahren fur Erzbischof Eduard Profittlich und weitere 15 Laien Priester und Bischofe ein Nachdem die Kongregation fur die Selig und Heiligsprechungsprozesse unter dem Titel Causa Beatificationis seu Declarationis Martyrii Servorum Dei Eduardi Profittlich Archiepiscopi titularis Hadrianopolitani in Haemimonto Administratoris Apostolici Estoniensis ex Societate Iesu et XV Sociorum das nihil obstat erteilt hatte wurde am 31 Mai 2003 in Sankt Petersburg feierlich der Seligsprechungsprozess eroffnet Zum Postulator wurde Pralat Bronislaw Czaplicki Kattowitz St Petersburg bestellt zum Vizepostulator Lambert Klinke Giessen Literatur BearbeitenAlena Kharko Eduard Profittlich In Thomas Bremer Burkhard Haneke Hrsg Zeugen fur Gott Glauben in kommunistischer Zeit Bd 1 Aschendorff Verlag Munster 2014 ISBN 978 3 402 13070 4 S 47 64 Lambert Klinke Art Erzbischof Eduard Profittlich in Helmut Moll Hrsg im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz Zeugen fur Christus Das deutsche Martyrologium des 20 Jahrhunderts Paderborn u a 1999 7 uberarbeitete und aktualisierte Auflage 2019 ISBN 978 3 506 78012 6 Bd 2 S 1096 1100 Lambert Klinke Erzbischof Eduard Profittlich und die katholische Kirche in Estland 1930 1942 Herausgegeben von Rudolf Grulich und Adolf Hampel Hess Bad Schussenried 2000 ISBN 3 87336 026 8 Lambert Klinke Profittlich Eduard In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 19 Bautz Nordhausen 2001 ISBN 3 88309 089 1 Sp 1104 1114 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Lambert Klinke Peapiiskop Eduard Profittlich Elu ja saatus In Akadeemia Eesti kirjanike liidu kuukiri Tartus ISSN 0235 7771 Jg 12 2000 Heft 2 288 297 estnisch Lambert Klinke Katoliku Kirik Eestis 1918 1998 In Akadeemia Eesti kirjanike liidu kuukiri Tartus ISSN 0235 7771 Jg 12 2000 Heft 4 S 862 881 estnisch Marge Marie Paas Erzbischof Eduard Profittlich SJ Redaktion Isabelle Velandia Verlag St Peter und Paul Tallin 2022 rezensiert von Helmut Moll in Geist und Leben Zeitschrift fur christliche Spiritualitat 96 2023 327 328 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Eduard Profittlich im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eintrag zu Eduard Profittlich auf catholic hierarchy org abgerufen am 23 Oktober 2022 Ottmar Prothmann Eduard Profittlich ein Bekennerbischof aus Birresdorf Der Fels Erzbischof Dr Eduard Profittlich ein Opfer des Kommunismus PDF 482 kB 34 Jahr Nr 7 Juli 2003 Estland Deutscher Martyrer auf dem Weg zur SeligsprechungVorgangerAmtNachfolgerAntonino ZecchiniApostolischer Administrator von Estland 1931 1942Justo Mullor GarciaNormdaten Person GND 123410940 lobid OGND AKS VIAF 72300388 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Profittlich EduardKURZBESCHREIBUNG deutscher Jesuit Glaubenszeuge Martyrer Apostolischer Administrator fur Estland und TitularerzbischofGEBURTSDATUM 11 September 1890GEBURTSORT Birresdorf heute zu GrafschaftSTERBEDATUM 22 Februar 1942STERBEORT Kirow im Stadtgefangnis Nr 1 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eduard Profittlich amp oldid 238848763