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Drei heilige Frauen oder Drei Jungfrauen bezeichnet einen Vorstellungskomplex der sich auf bildliche Darstellungen und Verehrungszeugnisse von drei weiblichen Personen in Mittelalter und fruher Neuzeit sowie auf seine Deutungen in modernen esoterischen Stromungen bezieht Darstellung aus dem 14 Jahrhundert von Fides Spes und Caritas in der Pauluskapelle unterhalb von Burg Bischofstein an der MoselDas Muster der Dreiheit ist auch bei mannlichen Heiligen verbreitet deren Verehrung jedoch meistens im regionalen Rahmen blieb und die daher weniger bekannt sind 1 Inhaltsverzeichnis 1 Ursprung 2 Einzelne Heiligengruppen 2 1 Fides Spes und Caritas 2 2 Einbeth Wilbeth und Worbeth 2 3 Die drei Marien 2 4 Drei Jungfrauen 2 4 1 Eichsel Kunigunde Mechtrudis Wibrandis 2 4 2 Basel Chrischona Margaretha Odilia 2 5 Drei heilige Madl 2 6 Drei Schwestern Bertilia Eutropia Genovefa 2 7 Drei Schenkerinnen oder Heilratinnen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseUrsprung BearbeitenAls Ursprung einiger Heiligendreiheiten werden oft vorchristliche Gottinnen vermutet Zumindest die Bevorzugung der Dreiergruppen scheint auf vorchristliche Brauche und Vorstellungen wie etwa die keltischen Matronen zuruckzugehen Auch die teils bis heute noch sichtbaren antiken Steindenkmaler sind manchmal spater als christliche Heiligendarstellungen gedeutet und in den Kult aufgenommen worden 2 Eine direkte Kontinuitat von Figuren oder Namen konnte bisher jedenfalls noch nicht nachgewiesen werden Die Darstellung von Heiligen Dreiergruppen in der katholischen Kirche ist ein Phanomen Westeuropas In der orthodoxen Kirche und in Skandinavien finden sich dagegen vor allem Darstellungen von Vierergruppen vor allem der heiligen Sophia mit ihren Tochtern Fides Spes und Caritas oder griechisch Pistis Elpis und Agape Glaube Hoffnung Liebe Die bevorzugte Darstellung von Dreiergruppen fuhrte dazu dass ursprunglich einzelne Heilige oft erst im Laufe der Zeit zu Dreiergruppen zusammengefuhrt oder auch beispielsweise funf Heilige auf drei reduziert wurden 3 In einigen Patrozinien von drei Jungfrauen sind nicht einmal die Namen der Dargestellten bekannt Manche Gruppen entstanden durch den Brauch drei Wallfahrtsorte bei einer Wallfahrt zu besuchen deren Patroninnen im Laufe der Zeit dann gemeinsam verehrt wurden Einzelne Heiligengruppen BearbeitenDie Anzahl der Gruppen von drei Jungfrauen ist gross und ihre Zusammensetzung uneinheitlich Die wichtigsten sind nbsp St Sophia mit ihren 3 Tochtern Statue um 1870 furstliche Hauskapelle auf Schloss Lowenstein KleinheubachFides Spes und Caritas Bearbeiten Sie sind Personifikationen der Christlichen Tugenden Glaube Hoffnung und Liebe und entstammen der ostkirchlichen Tradition in der sie als Tochter der heiligen Sophia der Personifikation der Weisheit gemeinsam verehrt werden Die Gruppe wurde vor dem 6 Jahrhundert im Westen bekannt und fand hauptsachlich in Frankreich mit Cahors als Zentrum und in Luxemburg Verbreitung Im deutschsprachigen Raum konzentriert sich ihr Kult auf das Rheinland nordlich der Mosel Einbeth Wilbeth und Worbeth Bearbeiten Hauptartikel Beten Mythologie Der Ursprung der drei Namen ist unklar es handelt sich vermutlich um germanische Personennamen Die Legende zahlt sie zu den Gefahrtinnen der Ursula von Koln Sie sollen bei der Ruckreise aus Rom bereits in Strassburg gestorben sein wahrend der Rest der Ursulaschar dann in Koln von den Hunnen ermordet worden sei Der Kult der Einbeth ist seit der Mitte des 12 Jahrhunderts nachgewiesen erst in der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts scheinen ihr Wilbeth und Worbeth beigestellt worden zu sein an manchen Orten wurde sie noch bis ins 16 Jahrhundert allein verehrt Da Einbeth in Strassburg zuerst auftrat wird angenommen dass ihr Vorbild eine historische Person dieses Namens bzw deren Grabplatte in der dortigen Kirche St Peter gewesen ist Weitere fruhe Belege finden sich im 14 Jahrhundert in Worms Meransen und Schildthurn Im Spatmittelalter breitete sich ihr Kult vor allem in Oberbayern und Sudtirol aus Wegen ihres unklaren Ursprungs hat besonders diese Gruppe Spekulationen um eine heidnische Herkunft auf sich gezogen In seiner Abhandlung Die drei Ewigen Eine Untersuchung uber germanischen Bauernglauben entwickelte Hans Christoph Scholl 1936 eine umfassende Theorie uber die drei Beten die die drei Namen direkt auf germanische bzw bereits indogermanische Urgottinnen zuruckfuhrt Da die ganze Theorie auf teils nachweislich falschen lautlichen Ahnlichkeiten ohne sprachwissenschaftliche Methodik basiert wurde sie sogar von befreundeten Wissenschaftlern umgehend zuruckgewiesen hat aber dennoch in esoterischen Kreisen bis heute weite Verbreitung gefunden Die drei Marien Bearbeiten Die Verehrung der zunachst zwei spater drei Marien entstand im 13 14 Jahrhundert in der Provence und breitete sich mit der Erhebung ihrer Reliquien in Saintes Maries de la Mer im 15 Jahrhundert in ganz Frankreich aus Es handelt sich um Maria Magdalena Maria Salome und Maria Jacobi manchmal auch mit Maria der Mutter des Jesus und Maria der Schwester des Lazarus Von Frankreich aus verbreitete sich ihr Kult auch in das Rheinland und nach Sudwestdeutschland vereinzelt bis nach Sachsen z B Hartensdorf Drei Jungfrauen Bearbeiten Auf starke volkstumliche Wurzeln weisen Patrozinien von drei Jungfrauen hin die verschiedene oft aber auch gar keine Namen tragen Die Legenden um die drei Jungfrauen die auf der Flucht auf wunderbare Weise uber ein Felsental gesetzt oder von einem Felsen aufgenommen werden entstammen ahnlichen Sagen die mit entsprechenden Orten verknupft worden sind Durch meist nicht mehr nachvollziehbare Umstande sind diese Sagen in den kirchlichen Kult ubergegangen Zwei Sagen aus dem Raum Basel sind besonders bekannt Eichsel Kunigunde Mechtrudis Wibrandis Bearbeiten In der sudbadischen Region verbreitet ist die Legende der drei Jungfrauen Kunigunde Mechtrudis und Wibrandis Sie waren Anhangerinnen der Ursula von Koln auf ihrer Pilgerfahrt nach Rom Auf der Ruckreise sollen sie in der Nahe von Eichsel erkrankt und in einem Ort namens Rapprechtsweier auch Rapperschwier heute vermutlich Adelhausen gestorben sein Eine Verwechslung fuhrte dazu dass Kunigunde mit der Stadt Rapperswil in Verbindung gebracht worden ist Im Eichsler Umgang wird noch heute der drei Jungfrauen jahrlich gedacht Basel Chrischona Margaretha Odilia Bearbeiten Eine verwandte Sage ist jene der drei Jungfrauen Chrischona Margaretha und Odilia Auch sie zahlten zu den Gefahrtinnen von Ursula von Koln Bei der Ruckkehr aus Rom sollen sie sich in Basel geweigert haben mit Ursula das verkundete Martyrium zu erleiden und wurden aus der Stadt gejagt Sie liessen sich auf umliegenden Hugeln bei Basel nieder und stellten nachts in ihren Klausen eine Laterne hin um sich gegenseitig Lebenszeichen zu geben 4 Eine Variante der Legende behandelt sie als drei adlige Schwestern aus dem Haus Pfeffingen Nach dem Tode ihrer Eltern wurde ihr Bruder Burgherr und nahm sie in Obhut Nachdem sie sich in drei Bruder aus dem verhassten Haus Thierstein heimlich verliebten wurde dem Burgherr von einem Zwerg der Untergang des Hauses Pfeffingen prophezeit wahrend seine Schwestern ewige Hauser bauen wurden So ertappte der Burgherr die drei Bruder bei einem nachtlichen Besuch und kopfte sie worauf sich die drei Schwestern als Einsiedlerinnen zuruckzogen 5 Eine Variante nennt anstelle der Hauser Pfeffingen und Thierstein die Geschlechter Munchenstein und Reichenstein 6 Nach ihnen sind die Kirchen St Chrischona St Margarethen und St Ottilien benannt Eine 1647 veroffentlichte Version des Kirchenhistorikers Hermann Crombach vermischt die Eichsler Legende mit Teilen uber Chrischona aus der Basler Legende was auf die zeitgleiche Kanonisierung jener vier Jungfrauen durch Kardinal Raimund Peraudi im Juni 1504 zuruckzufuhren ist Drei heilige Madl Bearbeiten Die drei heiligen Madl Barbara Margareta und Katharina gehoren zur Gruppe der Vierzehn Nothelfer Es handelt sich um Heilige die sowohl Jungfrauen als auch Martyrinnen waren Zur Einpragung der Heiligen und ihrer Attribute gibt es den volkstumlichen Merkspruch Margareta mit dem Wurm Barbara mit dem Turm Katharina mit dem Radl das sind die drei heiligen Madl Drei Schwestern Bertilia Eutropia Genovefa Bearbeiten Der Kult um die drei fruhmittelalterlichen allerdings jeweils um 100 Jahre getrennten Heiligen Bertilia Eutropia und Genoveva bildete sich im 17 Jahrhundert in Limburg und Brabant mit dem Kultzentrum Zepperen und blieb im Wesentlichen auf diese Region beschrankt Ein Drittel der Kapellen der drei Schwestern wurde erst im 19 Jahrhundert errichtet Drei Schenkerinnen oder Heilratinnen Bearbeiten Der gemeinsame Besitz mehrerer Gemeinden an einem Wald wurde in der volkstumlichen Sage oft auf Schenkungen von drei reichen Schwestern in Bayern meistens Heilratinnen genannt zuruckgefuhrt Im Volksglauben wurden diese Wohltaterinnen der Gemeinde seit der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts manchmal als Heilige angesehen und in den kirchlichen Kult integriert Allerdings gibt es in mehreren Fallen Belege zur Ubereignung des betreffenden Waldes an die Gemeinden die zeigen dass die Sage mit der Wirklichkeit nicht ubereinstimmt Literatur BearbeitenMatthias Zender Die Verehrung von drei heiligen Frauen im christlichen Mitteleuropa und ihre Vorbereitungen in alten Vorstellungen In Matronen und verwandte Gottheiten Beihefte der Bonner Jahrbucher Band 44 Rheinland Verlag Koln 1987 Anton Bauer Zur Verehrung der heiligen drei Jungfrauen Ainbeth Gwerbeth und Furbeth im Bistum Freising In Bayerisches Jahrbuch fur Volkskunde 1961 S 33 44 Hans Christoph Scholl Die drei Ewigen Eine Untersuchung uber germanischen Bauernglauben Jena 1936 Weblinks BearbeitenLexikoneintrag Die Bethen In Kleines Gottinnen Lexikon frauenwissen at abgerufen am 5 September 2013 esoterischer Artikel uber die drei Ewigen Ambeth Wilbeth amp Borbeth undatiert Sophie Lange Matronenkult und Kultplatze In sophie lange de 2013 abgerufen am 5 September 2013 Heimatforscherin aus Nettersheim Sammlung ihrer Veroffentlichungen Johann Werfring Mit Hilfe der drei heiligen Maderln In Wiener Zeitung Beilage ProgrammPunkte S 7 1 Juli 2010 abgerufen am 5 September 2013 uber die fruhere Beliebtheit der heiligen drei Jungfrauen Daisy Reck Basel und seine drei Heilige Frauen Hugel In Neue Zurcher Zeitung 5 Februar 2004 abgerufen am 25 Februar 2019 uber die drei Jungfrauen von Basel Einzelnachweise Bearbeiten Zender 1987 S 215 Zender 1987 S 227 Zender 1987 S 228 Elftausend minus drei Jungfrauen Memento vom 4 Januar 2014 im Internet Archive Die drei Jungfrauen vor Basels Toren baselinsider ch 18 Mai 2012 archiviert vom Original am 4 Januar 2014 abgerufen am 21 Mai 2015 St Chrischona auf dem Dinkelberg altbasel ch 1 August 2006 abgerufen am 25 Februar 2019 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Drei heilige Frauen amp oldid 235208780