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Die evangelische Dorfkirche Wernikow ist eine Feldsteinkirche aus der Zeit um 1243 in Wernikow einem Ortsteil der Gemeinde Heiligengrabe im Landkreis Ostprignitz Ruppin im Land Brandenburg Die Kirchengemeinde gehort zur Gesamtkirchengemeinde Wittstock im Kirchenkreis Wittstock Ruppin der Evangelischen Kirche Berlin Brandenburg schlesische Oberlausitz Dorfkirche Wernikow Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Baubeschreibung 4 Ausstattung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Dorfstrasse fuhrt von Nordwesten kommend in sudostlicher Richtung durch den Ort Im historischen Zentrum steht die Kirche nordlich dieser Strasse auf einem Grundstuck das mit einer Mauer aus unbehauenen und nicht lagig geschichteten Feldsteinen eingefriedet ist Geschichte BearbeitenDas Brandenburgische Landesamt fur Denkmalpflege und Archaologische Landesmuseum BLDAM gibt an dass der Bau um 1243 errichtet wurde Die Gemeinde Heiligengrabe grenzt den Zeitraum ein und beschreibt dass der Sakralbau in den Jahren 1245 bis 1253 entstand Sie gehort damit zu den ersten massiven landlichen Bauten im ehemaligen Bistum Havelberg 1377 erhielt die Apsis ein neues Dach Im fruhen 15 Jahrhundert wurde das Bauwerk mehrfach beschadigt und anschliessend wieder repariert so auch durch Raubritter im Jahr 1419 1 Die Gemeinde Heiligengrabe geht von insgesamt sechs bedeutenden Bauphasen aus Dendrochronologische Untersuchungen des Dachwerks ergaben dass die Eichen und Kiefern im Jahr 1522 geschlagen wurden Um 1600 erhielt die Kirche eine neue Kanzel die ausweislich einer Inschrift bereits 1608 repariert werden musste Handwerker bauten weiterhin ein neues Gestuhl ein malten den Innenraum neu aus und bauten einen neuen Fussboden ein Im 17 Jahrhundert bauten Handwerker in den nordlichen Fenstern vier Kabinettscheiben ein 1746 errichteten Handwerker einen holzernen Kirchturm der am 13 Mai 1848 abbrannte und erst 1890 aus Mauerstein wiederaufgebaut wurde 2 1823 vergrosserten Handwerker die Fenster am Langhaus 1902 schaffte die Kirchengemeinde eine Orgel an Im Ersten Weltkrieg musste die Kirchengemeinde die grossere der beiden Glocken im Zuge einer Metallspende des deutschen Volkes abgeben Aus Ausgleich erhielt sie 1921 zwei neue Glocken In den 1970er Jahren war das Dach des Kirchturms marode geworden und musste durch ein Notdach ersetzt werden 3 1979 sicherten Handwerker notdurftig das Dach des Kirchenschiffs durch Betondachsteine 2009 grundete sich eine Initiativgruppe des Wernikower Heimatvereins das sich seit dieser Zeit um das Bauwerk kummert Sie fuhrten 2011 zu umfangreichen Sanierungsmassnahmen bei denen ein Weihesiegel aus dem 13 Jahrhundert gefunden wurde Der Denkmalpfleger und Bauhistoriker Gordon Thalmann bezeichnet dies als einen der spektakularsten Funde der neueren nordostdeutschen Kirchen und Landesforschung 4 2018 wurde das Fundament trockengelegt das Aussengelande soll im Fruhjahr 2019 neugestaltet werden 5 Baubeschreibung BearbeitenDas Bauwerk wurde im Wesentlichen aus Feldsteinen errichtet Diese sind in der halbrunden Apsis nicht behauen und nicht vergleichsweise wenig lagig geschichtet Dort sind drei kleine Fenster Daran schliesst sich nach Westen das Kirchenschiff an Es hat einen rechteckigen Grundriss Hier wurden die Steine vergleichsweise sorgfaltig behauen und weitgehend lagig geschichtet Laut Dehio Handbuch ist es daher denkbar dass die Apsis erst zu einem spateren Zeitpunkt angebaut wurde An der Nordseite sind vier grosse segmentbogenformige Fenster Sie wurden zu einem spateren Zeitpunkt barock vermutlich Ende des 19 Jahrhunderts vergrossert Die Sudseite ist annahernd identisch aufgebaut Allerdings ist mittig ein spitzbogenformiges gestuftes Portal das aus der Bauzeit stammen durfte An der Ostwand ist seitlich der Apsis je ein mit rotlichen Mauersteinen zugesetztes Lanzettfenster erkennbar das ebenfalls noch ursprunglich sein durfte Das Schiff tragt ein schlichtes Satteldach das am ostlichen Giebel mit Fialen verziert ist Die westliche Wand des Schiffs ist fensterlos Der Westturm von 1890 hat einen quadratischen Grundriss und ist gegenuber dem Schiff stark eingezogen Das untere Geschoss wurde aus Feldsteinen errichtet Darin haben die Handwerker im Westen eine mit rotlichem Mauerstein profilierte segmentbogenformige Pforte eingebaut Oberhalb eines umlaufenden Gesimses verwendeten sie jedoch rotliche Mauersteine Im mittleren Geschoss sind im unteren Bereich an jeder zuganglichen Seite je eine schmale und hochrechteckige Offnung Sie werden durch je zwei schmale Fenster in dem daruberliegenden Abschnitt erganzt Das Glockengeschoss ist durch einen Fries optisch vom ubrigen Baukorper getrennt An jeder Seite sind zwei segmentbogenformige Klangarkaden Darauf ist ein Pyramidendach das mit einem Kreuz abschliesst Ausstattung BearbeitenDas Altarretabel wird in seinem Aufbau im Dehio Handbuch als gedrungen bezeichnet Es stammt aus dem Jahr 1722 und ist dreigeschossig ausgefuhrt In der Predella ist das Abendmahl Jesu sowie im Altarblatt die Kreuzigung Christi abgebildet Das Werk schuf der Havelberger Maler Chr L Schlichting Seitlich sind mit Knorpelwerk und vegetabilen Motiven verzierte Wangen angebracht dazwischen korinthische Saulen Die holzerne Kanzel im Stil der Renaissance besteht aus einem polygonalen Kanzelkorb und entstand vermutlich Anfang des 17 Jahrhunderts Sie ruht auf einem neuzeitlichen Fuss Die holzerne Funte ist stark beschadigt und wurde von der Kirchengemeinde durch eine schlichte Funte aus Stein ersetzt Bei Restaurierungsarbeiten an der Mensa wurde ein Deckstein gelost Dahinter befanden sich mehrere Reliquien deren Echtheit durch wissenschaftliche Untersuchungen bestatigt wurden Das herausragendste Stuck ist ein 6 05 cm 7 4 cm grosses Siegel Es zeigt einen Bischof mit Mitra und Ornat der in seiner rechten Hand einen Krummstab und in seiner linken Hand ein aufgeschlagenes Evangelistar halt Um den Bischof ist in lateinischer Sprache zu lesen H EINR ICV S DEI G RACIA HAVE LBERGENSIS ECCLEE C Heinrich durch die Gnade Gottes Stellvertreter Christi auf Erden der Havelberger Kirche Experten vermuten dass es sich dabei um Heinrich I von Kerkow handelt der von 1244 bis 1245 und von 1271 und 1272 das Pontifikat innehielt Das Siegel gehorte vermutlich zu einer Weiheurkunde die nicht mehr erhalten ist Weiterhin konnte ein zylindrisches Gefass mit einer Hohe von 8 35 cm sichergestellt werden Es wurde aus Havelberger Eschenholz gefertigt und konnte mit Hilfe einer dendrochronologischen Untersuchung auf das Jahr nach 1213 datiert werden Darin befanden sich leinenartige Seidenstoffe sowie drei Knochensplitter Einer dieser Knochen stellte sich als menschlicher Huftknochen heraus Die Stoffe wurden ebenfalls im Labor untersucht Ein zersetztes Wolltuch konnte auf die Zeit zwischen 1225 und 1264 datiert werden ein Stuck Seide auf die Zeit zwischen 1161 und 1210 Experten vermuten dass die Stoffe aus dem vorderasiatischen Raum stammen und als Import uber Italien nach Wernikow gelangten Zu den gefundenen Stucken gehort weiterhin ein Pergament auf dem geschrieben stand Ich P loci Eberhard Frost habe h eute bei der Suche nach der Kronik u ns eres Dor fes di es em Altar gedj n Reliquie und Siegel aus alter Zeit g efunden un d w ieder in gl eich er Weise zu ruck gelegt Un ser Land ist geteilt ein isse Gott gebe uns E inheit Der S tein den d T r ennun g und die Mun z en aus beiden Teilen unseres Lande s sind von mir dazugelegt Jesus siegt Eberhard Frost 20 Marz 1969 Daraus wurde deutlich dass der damalige Pfarrer die Reliquie geoffnet aber offenbar niemandem davon berichtet hatte Er fugte jedoch zwei Munzen aus der Zeit der Deutschen Teilung hinzu Frost fugte weiterhin einen zerbrochenen eiformigen Stein als Symbol der Teilung hinzu Zur weiteren Kirchenausstattung gehoren vier Kabinettscheiben die auf das Jahr 1693 datiert und in der nordlichen Wand des Langhauses verbaut sind Das Bauwerk tragt im Innern eine Holzbalkendecke Auf dem westlichen Teil der Hufeisenempore steht eine Orgel die der Orgelbauer Albert Hollenbach aus Neuruppin im Jahr 1902 errichtete Das Instrument hat ein Manual und funf Register und ist im Jahr 2019 nicht spielbar An der ausseren Nordwand erinnert ein Epitaph an den Pfarrer Plumicke der in der ersten Halfte des 18 Jahrhunderts verstarb Das Tor aus Granit vor dem Eingang der Kirche wurde im Jahr 1932 zum Denkmal an die Opfer des Ersten Weltkrieges umfunktioniert Literatur BearbeitenGeorg Dehio Bearb Gerhard Vinken u a Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Brandenburg Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2012 ISBN 978 3 422 03123 4 Gemeinde Heiligengrabe Initiativgruppe Kirche Wernikow Hrsg Dorfkirche Wernikow 2014 S 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dorfkirche Wernikow Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09170835 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg Webauftritt der Gesamtkirchengemeinde Wittstock auf der Website des KirchenkreisesEinzelnachweise Bearbeiten In Wernikow steht eine der altesten Dorfkirchen der gesamten Prignitz Artikel von Uta Kohn veroffentlicht in der Markischen Allgemeinen vom 23 Dezember 2009 abgerufen am 13 Januar 2019 Wernikow Webseite der Gemeinde Heiligengrabe abgerufen am 13 Januar 2019 Dorfkirche Wernikow Webseite der Deutschen Stiftung Denkmalschutz abgerufen am 13 Januar 2019 Der spektakulare Reliquienfund von Wernikow Memento des Originals vom 29 Januar 2019 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www altekirchen de PDF Artikel von Gordon Thalmann veroffentlicht auf der Webseite des Forderkreises Alte Kirchen Berlin Brandenburg abgerufen am 13 Januar 2019 2 Bauabschnitt Sanierungsarbeiten Kirche Wernikow Webseite von Wernikow abgerufen am 13 Januar 2019 53 208504 12 431649 Koordinaten 53 12 30 6 N 12 25 53 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dorfkirche Wernikow amp oldid 236645695