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Die Deutschordenskommende Mulheim in Sichtigvor heute Stadt Warstein wurde zwischen 1266 und 1268 gegrundet Sie bestand bis zur Sakularisation im Jahr 1809 und fiel zunachst an Hessen Darmstadt und 1816 an den preussischen Staat Spater wurden die Gebaude von verschiedenen Orden zu unterschiedlichen Zwecken genutzt Deutschordensschloss in Mulheim im Jahre 2009Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Entstehungszeit 1 2 Krise im Spatmittelalter 1 3 Aufstieg zum Sitz des Landkomturs fur Westfalen 1 4 Besitzungen 1 5 Weitere Entwicklung 2 Bauten 3 Komture 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 WeblinksGeschichte Bearbeiten nbsp Renteigebaude des Ordensschlosses errichtet von Michael Spanner nbsp Kapelle auf dem Schwesternfriedhof des OrdensschlossesEntstehungszeit Bearbeiten In den Jahren 1266 68 vermachte ein Ritter von Mulnheim seinen Besitz dem Deutschen Orden Da der Haupthof den Arnsberger Grafen als Lehen unterstand musste der Orden diesem einen Ersatzhof abtreten Schwieriger war der Erwerb des Patronatsrechts der bestehenden Pfarrkirche St Margaretha Die Rechte hatte das Patroklistift in Soest inne und auch das Stift Herdecke meldete nach dem Tod des letzten Herrn von Mulheim seine Anspruche an Das Stift Herdecke gab 1275 das Patronat der Kirche in Allagen an das Patroklistift und erhielt dafur das Patronat in Mulheim Dieses ging aber noch im selben Jahr aus nicht bekannten Grunden an den deutschen Orden uber Allerdings verblieben die Rechte zur Investitur des Pfarrers und die Synodalrechte beim Patroklistift Die Priester des Ordens ubernahmen die Seelsorge auch in der Pfarrei Der Name der Kirche wurde teilweise auch fur die Kommende gebraucht Durch den Ubergang der Kirche fielen auch die nicht unbetrachtlichen Kirchenguter an den Orden Da die Kirche selbst nach der Aufhebung des Ordens uber kein eigenes Vermogen verfugte ist bis heute der Staat fur den Unterhalt zustandig Die Kirche dient bis heute als Pfarrkirche Der deutsche Orden richtete in Mulheim zunachst nur eine Niederlassung ein die 1290 zu einem Konvent erhoben wurde Der Konvent bestand ursprunglich analog zur Zahl der Junger aus zwolf Ritterbrudern unter einem Komtur Krise im Spatmittelalter Bearbeiten In den folgenden Jahren gelang es dem Orden seinen anfangs bescheidenen Besitz betrachtlich zu erweitern Dennoch waren die Mittel zu gering um den Konvent aufrechtzuerhalten Bereits Anfang des 14 Jahrhunderts horte er in der ursprunglichen Form auf zu bestehen In der Folgezeit behielt die Kommende als Ausbildungsstatte fur neue Ritter eine gewisse Bedeutung Zahlreiche in Mulheim ausgebildete Ritter wurden nach Livland geschickt nahmen an den dortigen kriegerischen Auseinandersetzungen teil und siedelten sich dort an Zunehmend wurde die Kommende von den Konflikten innerhalb der Region betroffen Stark beschadigt wurde die Niederlassung durch die Soester Fehde in der Mitte des 15 Jahrhunderts Aufstieg zum Sitz des Landkomturs fur Westfalen Bearbeiten nbsp Luftbild der Gesamtanlage Zustand 2014 Seit 1544 wurde Mulheim neben der Kommende Munster ein Sitz des Landeskomturs der Ballei Westfalen Im Truchsessischen Krieg der 1580er Jahre wurde die Einrichtung mehrfach durch Truppen des zum Protestantismus ubergetretenen Kolner Erzbischofs Gebhard Truchsess von Waldburg geplundert Widerspruchlich war die Rolle des Komturs Neveling von der Recke Einerseits lebte er in Ruthen mit einer Konkubine und sechs Kindern zusammen Andererseits gehorte er zu den fuhrenden Kraften der adeligen Opposition im Herzogtum Westfalen gegen den Reformationsversuch von Truchsess von Waldburg Nach einer kurzen Erholungsphase brachte der Dreissigjahrige Krieg neue Zerstorungen Vorubergehend siedelte der Landkomtur aus Sicherheitsgrunden nach Munster uber In Mulheim gab es seither keinen eigentlichen Konvent mehr Lediglich der Landkomtur residierte hier Auch der Landkomtur Rab Luther Schilder 1650 lebte mit einer Geliebten zusammen Den gemeinsamen Kindern raumte er Nutzungsrechte der zur Komturei gehorenden Landereien ein nbsp Details der Gartenfront nbsp HauptportalAuch insgesamt hatte der Krieg den Orden in Westfalen in eine tiefe auch finanzielle Krise gesturzt Der Landkomtur August Oswald von Lichtenstein versuchte dem mit Verwaltungsreformen zu begegnen So wurden im Jahr 1656 die Kommenden Mulheim und Munster organisatorisch vereinigt Seither wurde Mulheim zum standigen Sitz des Landkomturs fur die Ballei Westfalen Von Lichtenstein versuchte zudem die okonomische Basis der Kommende zu verbessern Zu diesem Zweck entstand die Ortschaft Sichtigvor in der Untertanen des Ordens angesiedelt wurden Im Jahr 1688 war die Kommende schuldenfrei Auch die Nachfolger Lichtensteins Franz Wilhelm von Furstenberg und Wilhelm von Plettenberg haben den Aufschwung fortgesetzt In der zweiten Halfte des 17 und zu Beginn des 18 Jahrhunderts erlebte die Kommende eine neue Blutephase was sich in der regen Bautatigkeit niederschlug Unter dem Komtur Georg Levin von Nagel endete der Aufschwung Die folgenden Komture haben keine nennenswerten baulichen Veranderungen mehr vorgenommen stattdessen wandten sie einen Grossteil der Einkunfte fur ihre zwar kleine aber durchaus kostspielige Hofhaltung auf Belastungen entstanden insbesondere auch durch Kontributionen wahrend des Siebenjahrigen Krieges Die Kommende hatte schliesslich uber 21 000 Taler Schulden Da die Einnahmen den Unterhalt nicht mehr deckten wurde 1777 die Kommende Osnabruck zur Steigerung des Einkommens Mulheim beigegeben Auch die Kommende Brackel wurde seit den 1790er Jahren von Mulheim verwaltet Der letzte Komtur Franz Wenzel von Kaunitz Rietberg residierte nicht mehr in Mulheim sondern in Wien Seit 1803 gehorte die Kommende Mulheim zur Landgrafschaft Hessen Darmstadt Damit gingen verschiedene Rechte verloren Im Jahr 1808 war der Landkomtur ein letztes Mal in Mulheim Am 24 Juli 1809 hob Napoleon den Deutschen Orden auf Kurze Zeit spater wurden die Kommende Mulheim und ihre Besitzungen vom hessen darmstadtischen Staat in Besitz genommen Besitzungen Bearbeiten nbsp Landkomtur Augustin Oswald von LichtensteinEin Besitzverzeichnis aus dem Jahr 1724 weist neben den zahlreichen Gebauden 500 Morgen Acker und Weideland sowie etwa in der gleichen Grossenordnung Wald aus Hinzu kamen 800 Morgen freiadeliges Eigentum an Einzelhofen sowie 8000 Morgen in Dorfern und abgabepflichtigen Kotten Der Siebenjahrige Krieg beendete durch hohe Kontributionen diese Aufwartsentwicklung Dasselbe gilt fur die Koalitionskriege im Gefolge der Franzosischen Revolution Weitere Entwicklung Bearbeiten Im Jahr 1809 endete mit der Aufhebung des Ordens auch die Deutschordenskommende in Mulheim Die Besitzungen fielen an den Staat zunachst an Hessen Darmstadt und nach 1816 an Preussen Die Kommende diente als Gerichts und Verwaltungssitz fur den Amtsbezirk Belecke Auch Wohnungen fur die Beamten waren dort untergebracht Im Jahr 1840 wurde der Grundbesitz vom preussischen Staat an einige adelige Grundbesitzer veraussert Das Kommendengebaude wurde am 19 Marz 1860 an den Orden der Salesianerinnen verkauft Diese unterhielten dort bis in die Zeit des Kulturkampfes ein Madchenpensionat Im Jahr 1885 wurde es von den Olper Franziskanerinnen ubernommen die dort eine Haushaltungsschule nach dem Zweiten Weltkrieg ein Kinderheim fur Spataussiedlerkinder und zeitweise den Gemeindekindergarten einrichteten Noch bis 1994 unterhielten sie dort ein Kindererholungsheim In der Folgezeit hat die Gemeinschaft der Seligpreisungen die Kommende besessen und bewohnt Im Juli 2009 wurde der Komplex an einen Investor verkauft Im Jahr 2011 scheiterte ein erster Versuch den Komplex zu versteigern Die Eigentumsverhaltnisse waren langere Zeit strittig Durch Vernachlassigung wurden die Schaden an der Bausubstanz immer grosser Im Zuge der Zwangsversteigerung erwarb die Familie Grunder die komplette Anlage um diese in eine mehrteilige Wohnanlage umzuwandeln 1 2 3 Im Fruhjahr 2015 ist das Ordensschloss einer der Hauptdrehorte der Verfilmung des Romans Nebel im August welcher das Leben des Jenischen Ernst Lossa beschreibt 4 Bauten Bearbeiten nbsp Pfarrhaus aus dem Jahr 1749Nach einem Brand im Jahr 1593 wurde das Hauptgebaude wiederaufgebaut Zu Beginn des 17 Jahrhunderts liess der Landkomtur Rab Dietrich Ovelacker um das Gelande der Kommende einen Mauerring errichten Etwa um 1688 begann auf Veranlassung des Landkomturs Franz Wilhelm von Furstenbergs der Neubau eines Komturgebaudes Als Architekt gilt Ambrosius von Oelde Im weiteren Verlauf des 18 Jahrhunderts wurde das Komturgebaude aufgestockt verschiedene Nebengebaude eine Rentei 1734 und ein Pfarrhaus 1749 errichtet Unter dem Komtur Wilhelm von Plettenberg Lenhausen wurde 1707 mit dem Neubau einer Kirche begonnen Die Kirche St Margaretha ist ein dreijochiger einschiffiger Saal mit einem im Westen eingebauten Turm Der Stil wird als gotisierender Barock beschrieben Die Gebaude der Komturei und die Kirche bilden zusammen einen hochgelegenen recht ausgedehnten Baukomplex Das Hauptgebaude ist dreigeschossig mit einem Mittelrisalit seitlichen Eckturmen und einer reprasentativen Freitreppe Im Inneren des Hauptgebaudes befindet sich eine Hauskapelle Die heute sichtbare grosse Kapelle soll sich an der Stelle des fruheren Refektoriums befinden Nach der Sakularisation wurde die Kapelle profaniert spater aber wieder geweiht Im Jahr 1909 liessen die Franziskanerinnen den Raum vergrossern Die historischen Fenster wurden dabei in die neue Aussenwand eingesetzt Durch den entstehenden Vorbau wurde der barocke Gesamtcharakter der Anlage insgesamt jedoch gestort Die Kapelle wurde im Inneren in den 1950er Jahren renoviert Komture BearbeitenDietrich von Heiden 1501 1536 Dietrich von Heiden d J 1537 1565 Neveling von der Recke 1565 1591 Georg von Hanxleden 1592 1609 Rab Dietrich Ovelacker 1609 1632 Rab Luther Schilder 1632 1651 August Oswald von Lichtenstein 1653 1663 Johann Winold von Westrem 1663 1671 Franz Wilhelm von Furstenberg 1671 1688 Wilhelm von Plettenberg 1690 1711 Georg Levin von Nagel 1712 1723 Franz Gaudenz von Westrem 1724 1729 Franz Wilhelm von Westrem 1729 1740 Ferdinand Moritz von Mengersen 1740 1788 Franz Wenzel von Kaunitz Rietberg 1788 1806 Einzelnachweise Bearbeiten Kloster kommt im Hilton unter den Hammer Der Westen 23 August 2011 Helmut Frolich Die ehemalige Kommende Mulheim Der fortschreitende Verfall eines Schlossbaues aus der Zeit des westfalischen Fruhbarock In Sauerland 1 2015 S 19 22 https www soester anzeiger de lokales warstein schloss muelheim komplett in besitz der familie gruender 90185506 html Kloster Mulheim ist Glucksfall Der Westen 9 Mai 2015Literatur BearbeitenKunibert Bering Die Ritterorden in Westfalen In Geza Jaszai Hrsg Monastisches Westfalen Kloster und Stifte 800 1800 Westfalisches Landesmuseum fur Kunst und Kulturgeschichte Munster 1982 ISBN 3 88789 054 X S 89 110 Ausstellungskatalog Munster Westfalisches Landesmuseum fur Kunst und Kulturgeschichte 26 September 1982 21 November 1982 Heiko K L Schulze Kloster und Stifte in Westfalen Geschichte Baugeschichte und Beschreibung eine Dokumentation In Geza Jaszai Hrsg Monastisches Westfalen Kloster und Stifte 800 1800 Westfalisches Landesmuseum fur Kunst und Kulturgeschichte Munster 1982 ISBN 3 88789 054 X S 388 f Ausstellungskatalog Munster Westfalisches Landesmuseum fur Kunst und Kulturgeschichte 26 September 1982 21 November 1982 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Deutschordensschloss Mulheim Mohne Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Geschichte der Kommende Chronik und Liste der Komture Memento vom 20 Juli 2011 im Internet Archive Fotodokumentation des verlassenen Deutschordensschloss51 490215 8 279099 Koordinaten 51 29 24 8 N 8 16 44 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutschordenskommende Mulheim amp oldid 220179327