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Als Deutsche Tscheka bezeichnete die Justiz und Presse in der Zeit der Weimarer Republik eine kommunistische Untergrundorganisation die nach dem Scheitern des Hamburger Aufstands Ende 1923 gegrundet wurde und bis Herbst 1924 existiert haben soll Ziel dieser T Gruppe war demnach durch Verubung von terroristischen Aktionen wie Sprengstoffanschlagen und Attentaten gegen politische Gegner doch noch die deutsche Revolution auszulosen In den folgenden Tscheka Prozessen gelang es der Kommunistischen Partei Deutschlands KPD die Distanzierung der Partei von Terrorakten glaubhaft zu machen 1 Die Angeklagten im Tscheka Prozess werden im Februar 1925 im Auto unter schwerer Polizeibewachung zum Reichsgericht gebracht Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Aktionen 3 Die Tscheka Prozesse 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseEntstehung Bearbeiten nbsp Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Nach der Anklageschrift des Anwalts beim Staatsgerichtshof in Leipzig wurde die Gruppe am 19 November 1923 durch Felix Neumann gegrundet Als Schlusselfigur wurde jedoch der sowjetische Staatsburger lettischer Herkunft Woldemar Rose auch Rose Skoblewsky genannt angesehen Unklar ist ob die Grundung dieser Terror Gruppe aus der KPD selbst heraus erfolgte oder auf Initiative der echten Tscheka die zu diesem Zeitpunkt bereits in OGPU umbenannt worden war Aufgrund der neueren Untersuchungen von Bernhard H Bayerlein Leonid G Babicenko und anderen deutschen und russischen Historikern die auf bislang nicht zugangliches russisches Quellenmaterial zuruckgreifen konnten steht jedoch inzwischen zweifelsfrei fest dass sich der stellvertretende OGPU Vorsitzende Josef Unschlicht 1879 1938 im Sommer 1923 in Deutschland aufhielt um die deutsche Revolution siehe Deutscher Oktober vorzubereiten Ob Rose Skoblewsky aufgrund seiner Instruktionen handelte ist bislang unklar Aktionen BearbeitenDer einzige Mord den das Reichsgericht Leipzig den Angeklagten nachweisen konnte war die Totung des Berliner Friseurs Johann Rausch den Felix Neumann am 7 Januar 1924 in dessen Wohnung niederschoss und der am 17 Marz 1924 an den Folgen des Attentats starb Rausch war verdachtigt worden ein Spitzel zu sein Die Tscheka Prozesse Bearbeiten nbsp Zwei der zwolf Verteidiger links Kurt Rosenfeld rechts Georg Lowenthal Februar 1925 2 Die beiden Tschekaprozesse 1924 25 erregten international Aufsehen und zahlreiche auslandische Zeitungen entsandten Sonderberichterstatter Margarete Buber Neumann zeigte sich noch in ihren Memoiren von 1967 uber die Gestandnisse verblufft Die Verbrechen die dort vor allem von Felix Neumann einem der Hauptangeklagten gestanden wurden klangen so haarstraubend dass die Presse geneigt war den Behauptungen der kommunistischen Zeitungen Glauben zu schenken Felix Neumann sei geisteskrank Margarete Buber Neumann Kriegsschauplatze der Weltrevolution Ein Bericht aus der Praxis der Komintern 1919 1943 Stuttgart 1967 Vor allem Neumanns Aussage todliche Bazillen an einem Kaninchen getestet zu haben um diese als biologische Waffe einzusetzen rief Aufsehen hervor Die Prozesse wurden auch von Seiten der damaligen Staatsschutzbehorden vor allem dem Reichskommissar fur Uberwachung der offentlichen Ordnung beobachtet und protokolliert So existiert eine gut hundertseitige Dokumentation Der Tscheka Prozess die z B im Niedersachsischen Staatsarchiv Oldenburg 3 in den Aktenbestanden des Reichskommissars erhalten geblieben ist Es ist aber auch anzunehmen dass uber die Prozesse vom Reichskommissar schon wahrend ihres Verlaufs ausfuhrlich an die Polizeibehorden der Bundesstaaten berichtet wurde diese Berichte wurden samtlich 1979 von Ernst Ritter im Auftrag des Bundesarchivs Koblenz auf Mikrofiche ediert und stehen heute in zahlreichen offentlichen Bibliotheken zur Einsicht zur Verfugung Drei der Angeklagten darunter Neumann und Rose Skoblewsky wurden 1925 vom Gericht zum Tode verurteilt jedoch bereits 1926 gegen mehrere in der Sowjetunion unter Spionageverdacht verhaftete und zu langen Freiheitsstrafen verurteilte deutsche Studenten siehe Kindermann Wolscht Affare ausgetauscht 4 Obwohl vor allem Reichswehrminister Otto Gessler gegen diesen Austausch war da er darin eine Untergrabung der Autoritat der Justiz sah 5 begrusste offenbar die Reichswehrfuhrung einschliesslich des fruheren potentiellen Opfers General Hans von Seeckt diese diplomatische Losung um die geheime Zusammenarbeit der Reichswehr und der Roten Armee nicht zu gefahrden oder zu intensivieren da die Reichswehr auf die Ubungsmoglichkeiten fur Panzer Flugzeuge und Giftgas in der Sowjetunion angewiesen war 1931 erschien im sozialdemokratischen Dietz Verlag in Berlin das Werk von Walter Zeutschel Im Dienst der kommunistischen Terror Organisation Tscheka Arbeit in Deutschland 6 Nach eigenen Angaben war der Autor Mitglied einer Tscheka Sektion in Mecklenburg gewesen Ob es sich bei dem Buch um eine authentische Quelle handelt ist unklar moglich ist auch dass personliche Erlebnisse mit Presseberichten vermischt wurden Der Verlag selbst warnte mit dem Buch vor einer neuen kommunistischen Terrorwelle die 1931 mit dem Doppelmord am Bulow Platz in Berlin an dem offenbar auch Erich Mielke beteiligt war einen vorlaufigen Hohepunkt gefunden hatte Tatsachlich scheint aber die terroristische Komponente der KPD Militararbeit mit den Tscheka Prozessen ihren Abschluss gefunden zu haben Dies ist moglicherweise auch auf die veranderte Situation in der UdSSR selbst zuruckzufuhren Durch die Durchsetzung der Position von Josef Stalin der weitere Revolutionsversuche im Ausland fur irreal hielt und als reinen Putschismus ansah gerieten die Vertreter des revolutionaren Kurses um Leo Trotzki in die Defensive Rose Skoblewsky war in den 1930er Jahren Divisionskommandeur DivKom der Roten Armee Er wurde im Rahmen der Tschistka verhaftet und am 20 Januar 1939 an einem offensichtlich namentlich nicht bekannten Ort hingerichtet 1956 erfolgte im Rahmen der Entstalinisierung nach dem XX Parteitag der KPdSU seine Rehabilitierung Die liberale Berliner Vossische Zeitung hatte zum zweiten Prozess vom Februar bis April 1925 den Sonderberichterstatter Rudolf Brandt nach Leipzig entsandt Dieser kommentierte das Urteil in seinem Artikel Der Leipziger Monstre Prozess vom 24 April 1925 folgendermassen Die Mahnung des Anklagevertreters der Gerichtshof moge sich nichts vormachen lassen ist uberflussig gewesen Denn die KPD Anwalte und bei denen lag naturgemass der Schwerpunkt der Verteidigung haben bei ihren Bemuhungen die Partei als solche weiss zu waschen der Gutglaubigkeit des Staatsgerichtshofes allzu viel zugemutet Auch diejenigen die sich gegen das Beweismaterial der Reichsanwaltschaft bis an die Zahne mit Skepsis gewappnet hatten mussten aus den Ergebnissen der Beweisaufnahme die Ueberzeugung gewinnen dass die Kommunistische Partei Deutschlands im Spatjahr 1923 willens gewesen ist Deutschland gewaltsam mit den Segnungen einer bolschewistischen Herrschaft zu beglucken Es war selbstverstandlich ein etwas anfechtbarer Regiestreich wenn als letzter der langen Zeugenreihe just der Untersuchungsrichter Landgerichtsdirektor Vogt erschien und ausser dem was er unmittelbar zum Verhandlungsgegenstande zu bekunden hatte auch noch Material aus anderen Verfahren vor dem Gerichtshof ausbreitete Es kann aber nicht bestritten werden dass durch dieses Verfahren der Gesamtkomplex des kommunistischen Treibens eine Aufbesserung erfahren hat die man unter politischen und moralischen Gesichtspunkten begrussen muss Angesichts der Aufschlusse die man da empfing wirkte es wahrhaft grotesk wenn die KPD Verteidigung immer wieder versuchte die Kommunistische Partei Deutschlands zu einer bis in den Tod getreuen Schweizergarde der demokratischen Republik umzuschminken und schlechthin alles was der Partei nachgewiesen wurde unter der Rubrik Abwehr des Faschismus zu schieben Es bleibt schon dabei Die KPD hat im Herbst 1923 nicht etwa aus Besorgnis um die deutsche Republik gegen den organisierten Rechtsradikalismus das Pravenite spielen wolle sondern ganz einfach deshalb weil sie damals unsere ganze Staatsordnung uber den Haufen zu rennen hoffte Dr Rudolf Brandt Berichterstatter der Vossischen Zeitung Der Leipziger Monstre Prozess in Vossische Zeitung v 24 04 1925 Egon Erwin Kisch sah den Prozessverlauf anders Diener ist ein Spitzel Konig ist ein Spitzel Poege wird in der Haft zum Spitzeldienst gepresst Spitzel Spitzel nichts als Spitzel rechte Tschekisten Die Stimmung ist explosiv und die Nervositat entladt sich in rein formalistischen Antragen der gereizten Verteidiger und ihrer Ablehnung durch den gereizten Vorsitzenden Niedner D er Prozess begann im Zeichen einer Cause celebre mit einer dem Hauptangeklagten tagelang vorgetragenen wirkungsvollen Anklageschrift Und dann Seither erfuhr man nichts Neues nur Zweifel Abschwachungen und Unrichtigkeiten Von einer Gefahrdung des Staates von seiner Rettung im letzten Moment ist nicht mehr die Rede Es gibt leider ein Mittel um den Sensationsprozess nicht als Blamage enden zu lassen das Mittel das bei jedem Sensationsprozess politischer Art um so sicherer angewendet zu werden pflegt je unsicherer die Beweise sind das hochste Strafmass gegen die Angeklagten Sie sind vielleicht die Opfer politischer Verschworerromantik gewiss aber sind sie noch mehr Opfer des Spitzeltums und der Sensation und vor allem eines Rechtsrechtes das sie verurteilt um mit ihrer Verurteilung die Begrundung fur neue Prozesse und neue Verurteilungen zu schaffen Egon Erwin Kisch Die beiden Tschekas vor dem Reichsgericht In Das Tage Buch 21 Marz 1925 S 417 ff Textarchiv Internet Archive Die Weltbuhne schrieb Indes wie das Urteil auch ausfallen mag in diesem Prozess neben dem der gegen Fechenbach als Musterbeispiel eines objektiven und korrekten Verfahrens erscheint kommt es auf das Urteil gar nicht an Denn welcher Wahrspruch auch immer das Ergebnis dieser Verhandlung sein wird er wird ihrer wurdig namlich skandalos sein Oder wie soll man sonst einen Prozess nennen in dem jeder Beweisantrag der Verteidigung abgelehnt jeder Entlastungszeuge grundsatzlich als wertlos bezeichnet wurde und in dem man einen Verteidiger mit Polizeigewalt an der Ausubung seines Amtes hinderte In der Rechtsgeschichte der gesamten zivilisierten Welt hat der Tscheka Prozess nicht seinesgleichen Rolf Sievers Der Tscheka Prozess In Die Weltbuhne 21 April 1925 S 581 Textarchiv Internet ArchiveLiteratur BearbeitenViktor Gilensen Die Komintern und die Organisation M in Deutschland in den Jahren 1923 1925 In Forum fur osteuropaische Ideen und Zeitgeschichte 3 1999 H 1 S 31 80 ISSN 1433 4887 Viktor Gilensen Die Komintern und die paramilitarischen Formationen der Kommunistischen Partei Deutschlands 1926 1932 In Forum fur osteuropaische Ideen und Zeitgeschichte 5 2001 H 1 S 9 50 ISSN 1433 4887 Bernhard H Bayerlein Leonid G Babicenko u a Hrsg Deutscher Oktober 1923 Ein Revolutionsplan und sein Scheitern Berlin 2003 Archive des Kommunismus Pfade des XX Jahrhunderts 3 Bernhard B Bayerlein Hermann Weber Hrsg Deutschland Russland Komintern 2 Dokumente 1918 1943 Nach der Archivrevolution neuerschlossene Quellen zu der Geschichte der KPD und den deutsch russischen Beziehungen 2 Teilbande Berlin 2015 ISBN 978 3 11 033976 5 Frank Hirschinger Gestapoagenten Trotzkisten Verrater Kommunistische Parteisauberungen in Sachsen Anhalt 1918 1953 Gottingen 2005 Margarete Buber Neumann Kriegsschauplatze der Weltrevolution Ein Bericht aus der Praxis der Komintern 1919 1943 Stuttgart 1967 Dokumentensammlung Der Tschekaprozess Anklageschrift des Oberreichsanwalts Leipzig v 30 11 24 In Mitteilungen des Reichskommissars fur offentliche Ordnung 1924 25 Niedersachsisches Staatsarchiv Oldenburg Nds StAO 136 2898 Bl 679ff Helmut Roewer Stefan Schafer Matthias Uhl Lexikon der Geheimdienste im 20 Jahrhundert Munchen 2003 Stichwort Neumann Felix S 314 f Stichwort Skoblewski Peter Alexej S 424 Stichwort M Apparat Militar politischer Apparat der KPD S 284f Stichwort AM Apparat Antimilitarischer Apparat der KPD S 22 Walter Zeutschel Im Dienst der kommunistischen Terror Organisation Tscheka Arbeit in Deutschland J H W Dietz Nachfolger Berlin 1931 Mit einem Nachwort des Verfassers eines ehemaligen Kommunisten Augenzeuge der Vorgange um die Tscheka und einem Vorwort des Verlags Manfred Zeidler Reichswehr und Rote Armee 1920 1933 Wege und Stationen einer ungewohnlichen Zusammenarbeit Munchen 1993 Ernst Ritter Hrsg Reichskommissar fur Uberwachung der offentlichen Ordnung und Nachrichtensammelstelle im Reichsministerium des Innern Lageberichte 1920 1929 und Meldungen 1929 1933 Bestand R 134 des Bundesarchivs Koblenz veroffentlicht als Microfiche Ausgabe Einleitung und Indices Munchen u a 1979 Bernhard Weiss Polizei und Politik Berlin 1928 Heiner Mollers Reichswehrminister Otto Gessler Eine Studie zu unpolitischer Militarpolitik in der Weimarer Republik Frankfurt am Main 1998 Rudolf Brandt Der Leipziger Monstre Prozess In Vossische Zeitung 24 April 1925 Heraus zum Protest Gegen den dreifachen Justizmord des Blutgerichtshofes In Die Rote Fahne 23 April 1925 Das Schreckensurteil von Leipzig ein Akt des internationalen Feldzuges des weissen Terrors In Die Rote Fahne 23 April 1925 Die burgerliche Presse zum Leipziger Bluturteil Allgemeine grosse Verlegenheit Nur der Vorwarts billigt das Urteil und ubertrifft an antibolschewistischer Hetze alles Scharfe Ablehnung dieser Rechtsprechung sogar vom offiziellen Parteiorgan der Deutschnationalen In Die Rote Fahne 24 April 1925 Egon Erwin Kisch Die beiden Tschekas vor dem Reichsgericht In Das Tage Buch 21 Marz 1925 S 417 ff Textarchiv Internet Archive Rolf Sievers Der Tscheka Prozess In Die Weltbuhne 21 April 1925 S 581 Textarchiv Internet Archive Arthur Brandt Der Tscheka Prozess Die Denkschrift der Verteidigung Attica Verlag Hamburg 1979 ISBN 3 88235 007 5 Neuausgabe des erstmals 1925 im Neuen Deutschen Verlag Berlin erschienenen Buchs Ingo J Hueck Der Staatsgerichtshof zum Schutze der Republik Tubingen 1996 S S 207 ff Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Cheka Trial Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Rechtsanwalt Doktor Artur Samter und der Tscheka Prozess naumburg geschichte de David von Mayenburg Hentig Hans von In Kurt Groenewold Alexander Ignor Arnd Koch Hrsg Lexikon der Politischen Strafprozesse Stand August 2018 Einzelnachweise Bearbeiten Sabine Hering Kurt Schilde Hrsg Die Rote Hilfe Die Geschichte der internationalen kommunistischen Wohlfahrtsorganisation und ihrer sozialen Aktivitaten in Deutschland 1921 bis 1941 Mit einem Vorwort von Rudolph Bauer Opladen 2003 ISBN 3 8100 3634 X S 120 Arthur Brandt Der Tscheka Prozess Denkschrift der Verteidigung Attica Verlag Hamburg 1979 ISBN 3 88235 007 5 S 19 Hauptstaatsarchiv Hannover Hann 180 Luneburg ACC 3 030 Nr 169 1925 Ernst Nolte Der Europaische Burgerkrieg 1917 1945 Nationalsozialismus und Bolschewismus Mit einem Brief von FRANCOIS FURET an ERNST NOLTE im Anhang 6 Auflage F A Herbig Verlagsbuchhandlung Munchen 2000 ISBN 3 7766 9003 8 S 155 157 Lamar Cecil The Kindermann Wolscht Incident An Impasse in Russo German Relations 1924 26 In Journal of Central European Affairs Volume XXI Number 2 July 1961 S 188 199 Zeutschel Walter In Hermann Weber Andreas Herbst Deutsche Kommunisten Biographisches Handbuch 1918 bis 1945 2 uberarbeitete und stark erweiterte Auflage Dietz Berlin 2008 ISBN 978 3 320 02130 6 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutsche Tscheka amp oldid 236354864