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Der Weimarer Musenhof Schiller in Tiefurt dem Hof vorlesend in alteren Erwahnungen auch Weimars goldene Tage ist der Titel eines Gruppen und Historienbildes von Theobald von Oer Das Gemalde entstand 1860 in Dresden und zeigt eine hofische Gesellschaft zur Blutezeit der Weimarer Klassik die sich am Musentempel des Tiefurter Parks versammelt hat um den Dichter Friedrich Schiller deklamieren zu horen Das Bild forderte den ab dem 19 Jahrhundert publizistisch verbreiteten Geschichtsmythos des Hofs von Sachsen Weimar Eisenach als Weimarer Musenhof und wurde damit ein anschaulicher Beitrag zu dem identitaren Konzept sich Deutschland als Kulturnation und die Deutschen als das Volk der Dichter und Denker vorzustellen Der Weimarer Musenhof Schiller in Tiefurt dem Hof vorlesendTheobald von Oer 1860Ol auf Leinwand130 170 8 cmLeihgabe der Alten Nationalgalerie Staatliche Museen zu Berlin an das Schloss Bellevue Amtszimmer des BundesprasidentenVorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung und Bedeutung 2 Entstehung und Provenienz 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBeschreibung und Bedeutung BearbeitenIn dem Olgemalde zeigt der Maler eine fiktive ideal arrangierte Szene aus den Jahren 1794 oder 1795 die an die Darstellung der Fete galante der Rokoko Malerei anknupft Im Mittelpunkt einer 38 kopfigen Gesellschaft des Hofes von Sachsen Weimar Eisenach hervorgehoben durch den sich zwischen Baumen offnenden Hintergrund mit Himmel und Horizont und bestrahlt durch rucklings einfallendes Abendlicht steht Friedrich Schiller In der Linken halt er ein Manuskript aus dem er vortragt mit der Rechten unterstreicht er seinen dichterischen Vortrag durch eine Geste Im Fruhjahr 1794 war er nach Jena umgezogen und hatte wenig spater damit begonnen mit dem Dichter Johann Wolfgang von Goethe einen intensiven freundschaftlichen und kunstlerischen Austausch zu pflegen der beide zum legendaren Freundespaar der Weimarer Klassik machte Goethe steht Schiller auf gleicher Hohe frontal gegenubergestellt in der Mitte der rechten Bildhalfte ebenfalls bestrahlt durch die Lichtregie des Malers und verfolgt den Vortrag des Freundes In napoleonischer Manier hat er seine rechte Hand in die Weste gesteckt Auf seinem Gehrock prangt als Zeichen seiner hohen gesellschaftlichen Stellung der Bruststern des Hausordens vom Weissen Falken Neben ihm im zugeknopften dunkelgrunen Rock nimmt Herzog Carl August mit nach hinten verschrankten Armen als Einziger den Hut auf dem Kopf tragend eine vornehm beobachtende Haltung ein Ihm zur Seite sitzt gekleidet in strahlendes Weiss Herzogin Luise Neben dieser steht Erbprinz Carl Friedrich der einen Hund am Kopf streichelt Ebenfalls zu ihrer Seite findet sich Prinzessin Karoline Luise Verspielt auf einem Fussschemel sitzend halt sie einen Blumenstrauss im Arm Zur Linken der Gemahlin des Herzogs blickt Herzoginmutter Anna Amalie den Worten des Dichters versonnen lauschend ins Leere wahrend ihr Vertrauter der Dichter Christoph Martin Wieland ihr einen Hinweis zu geben scheint Uber beiden bildete der Maler freundschaftlich durch Umarmung verbunden Anna Amaliens Hofdame Charlotte von Stein und Schillers Schwagerin Caroline von Lengefeld ab Um die Bedeutung des Bildes als Darstellung eines Musenhofes zu erhohen fugte der Maler seiner Szene hinter dem deklamierenden Dichter weitere Geistesgrossen aus Weimar und Jena hinzu So erscheint in der Mitte der sitzenden Personen der linken Bildhalfte Johann Gottfried Herder mit andachtig gefalteten Handen Stehend uber diesem finden sich Alexander und Wilhelm von Humboldt der altere dem jungeren Bruder liebevoll eine Hand auf die Schulter legend Mit der anderen Hand fasst Wilhelm von Humboldt die Hand seiner Ehefrau Caroline die ihrerseits ihren Freundinnen Charlotte von Stein und Caroline von Lengefeld einen Blick zuwirft Der Humboldt schen Gruppe ist als Vierter Johann Karl August Musaus beigesellt Als architektonische Staffage verfeinerte der Maler seine Szene mit dem Tiefurter Musentempel der allerdings 1794 1795 noch nicht bestand sondern erst 1803 errichtet wurde In dessen Mitte steht die Skulptur der Kalliope die heilige Muse des Epos und der Elegie Ranken die aus dem wildwuchsigen Dickicht des Waldgeholzes heruberwachsen haben von Teilen des Monopteros Besitz ergriffen und verweisen darauf dass im Sturm und Drang die Ideale von Naturlichkeit und Ursprunglichkeit mit der Vernunft und Strenge der Aufklarung die sich in der architektonischen Regelmassigkeit und Geometrie des klassizistischen Tempels symbolisch verkorpern ringen und durch Entfesslung des Gefuhlsuberschwangs der Fantasie und der Gemutskrafte einer neuen dichterischen Grundhaltung zum Durchbruch verhelfen der Fruhromantik Entstehung und Provenienz BearbeitenTheobald von Oer war ein angesehener Dresdner Historienmaler der seine Malerei in den 1830er Jahren an der Kunstakademie Dusseldorf unter Wilhelm von Schadow und Theodor Hildebrandt im Sinne der Dusseldorfer Malerschule vervollkommnet hatte Zu den Vorlieben der Dusseldorfer Schule gehorte es historische literarische und landschaftliche Sujets aufzugreifen und romantisch zu idealisieren Das Gemalde steht in der Folge eines sich uber mehrere Jahre hinstreckenden Prozesses der Auseinandersetzung des Malers mit der Figur Schiller die von seinen Zeitgenossen als nationalgeschichtlich bedeutsam und heroisch gedeutet wurde Bereits in der Mitte der 1850er Jahre schuf er das Gemalde Die erste Vorlesung der Rauber von Schiller das bei Ausstellungen in Dresden Weimar und Berlin die Anerkennung des Publikums und ab 1856 weitere Verbreitung als Lithografie von Moritz Golde fand 1 Es zeigt Schiller in einem Raum der Hohen Karlsschule in Stuttgart wie er einer interessierten Gesellschaft aus seinem Drama Die Rauber emphatisch vortragt und durch den gerade eintretenden Herzog Karl Eugen uberrascht wird dessen grimmige Mine bereits andeutet dass Schiller mit ihm in einen Konflikt geraten wird Das Deutsche Kunstblatt schrieb 1856 hierzu 2 Die Geschichte der Heroen unseres Nationalgeistes gewinnt immer mehr und in immer weiteren Kreisen eine nationalgeschichtliche Bedeutung Die Darstellungen aus dem Leben Schiller s und Gothe s sind im besten Sinne des Wortes Geschichtsbilder wie sie eben nur der deutschen Nation eigen sein konnten Es ist daher nicht zufallig dass wie die immer mehr sich ausbreitende Literatur auch die bildende Kunst sich dieser Momente bemachtigen musste fur die alle deutschen Herzen gleich schlagen so weit die deutsche Zunge klingt Ueberall wo der Geist Schiller s und Goethe s das Herz bewegt wird nun eine bildliche Vergegenwartigung ihres Lebens mit gleicher warmer Begeisterung aufgenommen werden Zum hundertsten Geburtstag Schillers fertigte Theobald von Oer eine Zeichnung die 1859 als Holzstich herausgegeben wurde Zeichnung und Holzstich befinden sich heute in der Sammlung der Klassik Stiftung Weimar Der Holzstich fuhrt am unteren Rand die dargestellten Personen auf Musaus Herder Wolf Fichte Frau v Humboldt Alexander und Wilhelm von Humboldt Friedrich von Schiller Wieland Amalia Herzogin Mutter Charlotte und Caroline von Lengefeld Herzogin Louise von Einsiedel von Knebel Herzog Carl August Goethe Zeichnung und Holzstich bildeten die Vorlage fur das 1860 entstandene Gemalde Der Weimarer Musenhof Nach dem Gemalde schuf der Stecher Ernst Fischer eine Lithografie die in der Kunstanstalt von Franz Hanfstaengl gedruckt wurde nbsp Amtszimmer des deutschen Bundesprasidenten im Erdgeschoss von Schloss Bellevue in Berlin an der Wand das Gemalde Der Weimarer MusenhofDer Dresdner Verein der Deutschen Schillerstiftung kaufte das Bild fur 1000 Thaler und bewarb es anschliessend als Hauptgewinn seiner Schiller Lotterie Der Gewinner der Lotterie bot es 1861 offentlich zum Verkauf 3 Spater gelangte es in die Sammlung des Schlesischen Museums der Bildenden Kunste in Breslau 1953 machte es die Volksrepublik Polen der DDR zum Geschenk Das DDR Ministerium fur Kultur uberwies es 1954 den Staatlichen Museen zu Berlin die es in jungerer Zeit dem Schloss Bellevue zur Ausstattung des Amtszimmers des Bundesprasidenten als Leihgabe zur Verfugung stellten Literatur BearbeitenWeimar s Goldene Tage In Oer Theobald Freiherr von In Friedrich von Boetticher Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts Beitrag zur Kunstgeschichte Band II 1 Dresden 1898 S 188 Der Weimarer Musenhof Schiller in Tiefurt dem Hof vorlesend In Hans Vollmer Hrsg Allgemeines Lexikon der Bildenden Kunstler von der Antike bis zur Gegenwart Begrundet von Ulrich Thieme und Felix Becker Band 25 Moehring Olivie E A Seemann Leipzig 1931 S 569 biblos pk edu pl Lothar Brauner Claude Keisch Die Gemalde der Nationalgalerie Verzeichnis Deutsche Malerei vom Klassizismus bis zum Impressionismus Auslandische Malerei von 1800 bis 1930 Staatliche Museen zu Berlin Nationalgalerie Berlin 1986 o S Bestandskatalog Weblinks BearbeitenAngelika Wesenberg Der Weimarer Musenhof Schiller in Tiefurt dem Hof vorlesend Bildbeschreibung im Portal smb museum digital de Staatliche Museen zu Berlin Der Weimarer Musenhof Schiller in Tiefurt dem Hof vorlesend Webseite im Portal bildindex deEinzelnachweise Bearbeiten Die erste Vorlesung der Rauber Webseite im Portal akg images de abgerufen am 3 August 2020 Friedrich Eggers Redaktion Deutsches Kunstblatt Jahrgang VII Nr 49 4 Dezember 1856 S 435 Digitalisat Allgemeine Zeitung Nr 185 vom 4 Juli 1861 Beilage S 3028 Google Books Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der Weimarer Musenhof Schiller in Tiefurt dem Hof vorlesend amp oldid 225562880