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Clemens VIII 24 Februar 1536 in Fano 3 Marz 1605 in Rom Geburtsname Ippolito Aldobrandini war von 1592 bis 1605 Papst Clemens VIII Mosaik von Jacopo Ligozzi 1600 Getty Center Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Papstwahl 3 Pontifikat 3 1 Geistliche Politik 3 2 Weltliche Politik 3 3 Kunstpolitik 4 Tod und Nachwirken 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHerkunft BearbeitenClemens VIII entstammte der in Florenz angesehenen Kaufmannsfamilie Aldobrandini deren mehrere Linien in der Politik ihrer Heimatstadt seit dem spaten Mittelalter eine wichtige Rolle gespielt und sich durch haufige Bekleidung kommunaler Oberamter hervorgetan hatten Als Gegner der Medici die sich 1530 endgultig als Stadtherren etablieren konnten und von Kaiser Karl V mit dem Titel der Herzoge von Florenz ausgestattet wurden zog der Aldobrandini del Nero genannte Familienzweig nach Rom Der Vater des Papstes Silvestro Aldobrandini ein Anhanger der aus Florenz verbannten Gegner der Medici war ein bekannter Jurist und nach 1538 Konsistorialadvokat an der papstlichen Kurie der sich unter Papst Paul IV dessen antispanischer Politik verschrieb nach deren Scheitern fiel er 1559 aber in Ungnade und schied aus dem papstlichen Dienst aus Die Mutter Lesa Deti gebar acht Sohne und eine Tochter Der alteste Sohn Giovanni wurde 1570 Kardinal und brachte im folgenden Jahre das Militarbundnis von Spanien Venedig und Papst Pius V zustande das die Turken in der Seeschlacht von Lepanto am 7 Oktober 1571 schlagen konnte Da Giovanni jedoch schon 1573 verstarb konnte er in der kirchlichen Hierarchie nicht weiter aufsteigen Dies gelang dagegen seinem jungeren Bruder Ippolito der nach einem Studium des Kirchenrechts in Padua und Perugia und der Promotion zum Doktor der Rechte in Bologna sich als Kirchenjurist profilierte und wie sein Vater Konsistorialadvokat und seit 1570 Auditor der Romischen Rota wurde Nach der Ernennung zum Datar dem Leiter der Apostolischen Datarie wurde er am 18 Dezember 1585 von Papst Sixtus V zum Kardinal erhoben und mit der Titelkirche San Pancrazio bedacht Spater amtierte er 1587 als Papstlicher Legat in Polen und bewirkte die Wahl von Sigismund III Wasa zum Konig von Polen und Grossfurst von Litauen Ausserdem wurde er Grossponitentiar Papstwahl BearbeitenIppolito war sehr fromm und personlich bescheiden Diese Vorzuge empfahlen ihn als Kandidaten fur die Papstwahl im Konklave vom 10 bis 30 Januar 1592 nach dem Tode von Innozenz IX an dem 54 Kardinale teilnahmen Nach 19 Wahlgangen wurde er schliesslich einstimmig mit Unterstutzung der beiden Parteien Spaniens und der Toskana zum neuen Papst gewahlt In Erinnerung an den florentinischen Vorganger Clemens VII nahm er den Namen Clemens VIII an Zu seinen Beichtvatern gehorten sein Lehrer der hl Philipp Neri und der beruhmte Kirchenhistoriker und Kardinal Cesare Baronio Der neue Papst ernannte 1593 seine beiden Neffen Pietro Aldobrandini und Cinzio Passeri Aldobrandini zu Kardinalen und zu gleichberechtigten Kardinalnepoten Tatsachlich aber erlangte der erstgenannte Neffe mannlicher Linie der zudem Erzbischof von Ravenna wurde den Vorrang den er mit papstlichen Finanzmitteln etwa dazu nutzte den Dichter Torquato Tasso zu fordern Pontifikat BearbeitenGeistliche Politik Bearbeiten nbsp Wappen von Papst Clemens VIII moderne NachzeichnungDas Pontifikat von Clemens VIII gehort zu den bedeutenden der katholischen Reform die den Massgaben des Tridentinums folgte Er gab das Pontificale Romanum 1595 96 und das Caeremoniale Episcoporum 1600 sowie Neuausgaben des Breviarium Romanum 1602 und des Missale Romanum 1604 heraus Im Jahr 1596 veranlasste er ausserdem eine Neuauflage des Index Librorum Prohibitorum des Verzeichnisses der von der Kirche ausdrucklich verbotenen Bucher Als einer der aussen und kirchenpolitischen Hohepunkte seines Pontifikats gilt die in Rom 1595 vollzogene Brester Union der Zusammenschluss der Orthodoxie von Kiew und Ruthenien mit der katholischen Kirche Im Heiligen Jahr 1600 verkundete Clemens wie es bereits Papst Bonifatius VIII im Jahr 1300 getan hatte 1 einen Jubilaumsablass In demselben Jahr gewann der Papst personlich etwa 60 Ablasse durch den Besuch der vier Hauptbasiliken die sieben Pilgerkirchen von Rom besuchte er wahrend des Pontifikats sogar rund 160 Mal Man konnte den Papst barfuss inmitten von Prozessionen antreffen Er lud ofter zwolf arme Pilger an seinen Tisch und bediente sie und er ging ins Hospiz der Allerheiligsten Dreifaltigkeit der Pilger um diesen die Fusse zu waschen und Almosen zu spenden Die Kardinalskongregation de auxiliis zum Gnadenstreit 1595 1603 beendete ihre Arbeit unter Vorsitz des Papstes Die Entscheidung wurde aber wegen seines plotzlichen Todes nie publiziert Die Nachfolger seit Paul V halten die Frage seither offen Mutmasslich tendierte Clemens VIII zu einer Verurteilung des Molinismus Bekanntestes Opfer der innerkirchlichen Politik des Papstes wurde der Dominikaner Giordano Bruno der in einem Gerichtsverfahren wegen Haresie verurteilt und am 17 Februar 1600 auf dem Scheiterhaufen am Campo de Fiori in Rom verbrannt wurde Eine 1889 errichtete Statue des Bildhauers Ettore Ferrari erinnert an Giordano Bruno Fur die Wiedergewinnung an die Protestanten verlorener Gebiete setzte Clemens vornehmlich die Jesuiten ein Weltliche Politik Bearbeiten nbsp Clemens VIII Im Jahre 1595 sprach Clemens VIII die Anerkennung des franzosischen Konigs Heinrich IV aus welche die Religionskriege beendete Drei Jahre spater liess er durch seine Truppen das Herzogtum Ferrara in dem mit Alfonso II d Este 1559 1597 der letzte Herzog der direkten Linie der Familie D Este verstorben war besetzen und zog es als erledigtes Lehen fur den Kirchenstaat ein der von Alfonso als Nachfolger vorgesehene Vetter Cesare wurde als Sohn eines nichtehelichen Onkels auf das Herzogtum Modena und Reggio beschrankt das kaiserliches Lehen war er konnte aber den mobilen Familienbesitz dorthin mitnehmen Das im Kirchenstaat seit langer Zeit grassierende Banditenunwesen gegen das zuvor Sixtus V energisch vorgegangen war vermochte Clemens Neffe Giovanni Francesco Aldobrandini als General der romischen Kirche nicht richtig in den Griff zu bekommen Seinen Ruf der Strenge setzte Clemens VIII auch in einem beruhmt gewordenen Kriminalfall um der bis heute die Gemuter beschaftigt Die romische Adelsfamilie Cenci hatte ausserhalb der Hauptstadt im kleinen Ort Petrella Salto am heutigen Stausee Lago del Salto in der Landschaft Sabina die Burg als Wohnsitz von der Furstenfamilie Colonna gepachtet Das Familienoberhaupt Francesco Cenci wurde dort wegen seiner brutalen Haltung gegenuber Kindern und seiner zweiten Frau ermordet Die Tochter Beatrice Cenci und ihr jungerer Bruder Giacomo standen hinter dieser Tat die rasch aufgeklart wurde und zum Gerichtsverfahren mit Folter fuhrte Am 11 September 1599 wurden Beatrice und ihre Stiefmutter nahe der Engelsburg enthauptet und der Bruder gevierteilt nachdem der Papst seine Gnade versagt hatte Beatrice Cenci ging anschliessend als jugendliche Martyrerin in Literatur Musik Malerei und Film ein Kunstpolitik Bearbeiten nbsp Grabmal von Papst Clemens VIII in Basilika Santa Maria Maggiore Rom In Rom liess Clemens VIII einen grossen Familienpalast an der Piazza Colonna der als Palazzo Chigi heute Amtssitz des italienischen Ministerprasidenten ist und eine Stadtvilla wenig oberhalb im Osten der Piazza Venezia erbauen In der Kirche S Maria sopra Minerva schuf der Hausarchitekt des Papstes Carlo Maderno die Cappella Aldobrandini in der sich unter anderem die Grabdenkmaler von Vater und Mutter Clemens VIII befinden Als bekanntestes Bauwerk das mit dem Familiennamen des Papstes verbunden ist kann die Villa Aldobrandini in Frascati gelten Er machte sie seinem Neffen Pietro Aldobrandini zum Geschenk Die Villa wurde zwischen 1598 und 1604 von den Architekten Giacomo della Porta Giovanni Fontana und Carlo Maderno auf dem Abhang des Hugels erbaut der uber dem Hauptplatz der Stadt liegt Die Innenausstattung mit Fresken oblag verschiedenen Malern so Giuseppe Cesari genannt Cavaliere d Arpino den Brudern Taddeo und Federico Zuccari und Schulern von Domenico Zampieri genannt Domenichino Hinter dem Gebaude zieht sich ein weiter Park den Hugel hinauf der mit Wasserspielen darunter einer Wassertreppe versehen ist Den Namen Aldobrandini tragt auch ein antikes Fresko das 1605 im Park der stadtromischen Villa des Kardinal Cinzio Passeri Aldobrandini gefunden wurde Es ist als Aldobrandinische Hochzeit bekannt und zeigt in duftiger Malweise die Vorbereitung einer Braut auf ihre Hochzeit durch ihre Dienerinnen Mit einem Holzrahmen versehen hangt es heute in der Biblioteca Apostolica Vaticana Tod und Nachwirken BearbeitenAls Clemens VIII am 3 Marz 1605 verstarb hatte er seine Familie fest in der romischen Aristokratie verankert Daher konnte sein monumentales Grab in der Cappella Paolina der Basilika Santa Maria Maggiore in Rom errichtet werden Im Zentrum einer grossen Nischenarchitektur sitzt der Papst mit einem Redegestus der rechten Hand begleitet von Reliefs mit seinen Taten und einer Inschrift die gleichfalls seine politischen Erfolge ruhmt Der Papstneffe Giovanni Francesco setzte die Familie als weltlicher Nepot fort 1595 hatte er mit papstlichen Truppen in Ungarn im Kriege von Kaiser Rudolf II gegen die Turken gekampft wo er 1601 einem Fieber erlag Die Familie starb jedoch bereits 1638 aus woraufhin ihre Titel und Besitzungen uber die erste Heirat der Erbtochter Olimpia zum Teil an die Borghese die Familie von Papst Paul V ubergingen uber deren zweite Ehe mit Camillo Francesco Maria Pamphilij zum anderen Teil aber an die Familie von Papst Innozenz X Als jedoch 1760 auch die Pamphili ausstarben gelangte dieser Teil ebenfalls an die Borghese Heute fuhrt die damals begrundete Sekundogeniturlinie der Borghese den Namen Aldobrandini und gehort als Fursten von Meldola und Herzoge von Carpineto zum Kern des romischen Hochadels Literatur BearbeitenFriedrich Wilhelm Bautz Clemens VIII In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 1 Bautz Hamm 1975 2 unveranderte Auflage Hamm 1990 ISBN 3 88309 013 1 Sp 1057 1058 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Agostino Borromeo Clemente VIII In Enciclopedia dei Papi Bd 1 Rom 2000 S 249 269 Agostino Borromeo Clemente VIII papa In Dizionario biografico degli Italiani online bei treccani it italienisch Birgit Emich Territoriale Integration in der Fruhen Neuzeit Ferrara und der Kirchenstaat Bohlau Koln et al 2005 ISBN 3 412 12705 1 Maria Teresa Fattori Clemente VIII e il Sacro Collegio 1592 1605 meccanismi istituzionali ed accentramento di governo Hiersemann Stuttgart 2004 ISBN 3 7772 0407 2 Irene Polverini Fosi Aldobrandini In Volker Reinhardt Hrsg Die grossen Familien Italiens Kroner Stuttgart 1992 ISBN 3 520 48501 X S 18 23 Uta Ranke Heinemann Eunuchen fur das Himmelreich 5 Auflage Droemer Knaur Munchen 1996 ISBN 3 426 04079 4 Roberto Zapperi Der Neid und die Macht Die Farnese und Aldobrandini im barocken Rom Beck Munchen 1994 ISBN 3 406 38136 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Clemens VIII Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Druckschriften von und uber Clemens VIII im VD 17 Eintrag in der Catholic Encyclopedia Robert Appleton Company New York 1913 Literatur von und uber Clemens VIII im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Oskar Panizza Deutsche Thesen gegen den Papst und seine Dunkelmanner Mit einem Geleitwort von M G Conrad Neuausgabe Auswahl aus den 666 Thesen und Zitaten Nordland Verlag Berlin 1940 S 78 80 106 und 208 f VorgangerAmtNachfolgerInnozenz IX nbsp Papst 1592 1605Leo XI Normdaten Person GND 119022524 lobid OGND AKS LCCN n81066128 VIAF 100212973 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Clemens VIII ALTERNATIVNAMEN Aldobrandini IppolitoKURZBESCHREIBUNG Papst 1592 1605 GEBURTSDATUM 24 Februar 1536GEBURTSORT FanoSTERBEDATUM 3 Marz 1605STERBEORT Rom Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Clemens VIII Papst amp oldid 230452384