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Clara Maria Stockmeyer 19 Juni 1884 in Ormalingen 21 Mai 1967 in Zurich war eine Schweizer Germanistin die dreissig Jahre am Schweizerischen Idiotikon Worterbuch der schweizerdeutschen Sprache wirkte volkskundlich tatig war und sich in der religios sozialen Bewegung sowie der Frauenrechtsbewegung engagierte Inhaltsverzeichnis 1 Kindheit und Ausbildung 2 Schaffen 2 1 Schweizerisches Idiotikon 2 2 Volkskunde 2 3 Dialekt und Volksliederhebungen in Rima 3 Soziales und politisches Wirken 4 Publikationen 5 Quellen 6 Weblink 7 AnmerkungenKindheit und Ausbildung BearbeitenClara Stockmeyer kam als sechste Tochter von Immanuel Stockmeyer 1842 1893 und Emilie geborener Oehri 1848 1923 zur Welt 1 Sie besuchte zuerst die Primarschule im basel landschaftlichen Ormalingen wo ihr Vater reformierter Pfarrer war Nach dessen fruhem Tod Clara war erst neun Jahre alt zog die verwitwete Mutter nach Basel in das Haus am Muhleberg Das Madchen ging dort in die Freie Evangelische Volksschule darauf fur ein Pensionsjahr ins waadtlandische Morges und besuchte hernach die Padagogische Abteilung der Basler Tochterschule das heutige Gymnasium Leonhard wo sie mit dem Lehrerinnenexamen abschloss Nachfolgend arbeitete sie zwei Jahre als Hauslehrerin in Schottland wo sie die drei Kinder eines Professors unterrichtete In die Schweiz zuruckgekehrt und um die Erfahrung reicher mit Kleinkindern wenig anfangen zu konnen schrieb sie sich als Horerin an der Universitat Basel ein 1913 entschied sie die Matura nachzuholen liess sich 1915 an der genannten Hochschule immatrikulieren und studierte Deutsch Franzosisch und Englisch Stockmeyer promovierte 1919 mit einer Arbeit uber Soziale Probleme im Drama des Sturmes und Dranges Anschliessend wurde sie als Vikarin an einer Basler Madchensekundarschule angestellt verlor die Stelle aber schon 1921 wegen staatlicher Sparmassnahmen Die Basler Erziehungsdirektion kantonales Kultusministerium gab ihr stattdessen eine Stelle an der Universitatsbibliothek wo damals ein Zentralkatalog aller Basler Bibliotheken zusammengestellt wurde Ab 1924 arbeitete sie zusammen mit dem Volkskundeprofessor Eduard Hoffmann Krayer an einer volkskundlichen Bibliographie Schaffen BearbeitenSchweizerisches Idiotikon Bearbeiten Stockmeyer kam 1925 an das Schweizerische Idiotikon in Zurich Empfehlungen hatte sie von den Basler Professoren Hoffmann Krayer der selbst einige Jahre fur das Worterbuch gearbeitet hatte und Ernst Tappolet dem Mitbegrunder des Glossaire des patois de la Suisse romande Ihre erste Aufgabe als Nachfolgerin von Walter Clauss war es Chefredaktor Albert Bachmann zu entlasten ab 1928 wurde sie zur eigentlichen Redaktionsarbeit beigezogen Als aber 1934 nach Bachmanns Tod der neue faktische Chefredaktor Otto Groger den Leitenden Ausschuss ersuchte auch Stockmeyer sowie ihre Kollegin Ida Suter namentlich auf dem Titelblatt der Einzellieferungen des laufend erscheinenden Worterbuchs zu nennen lehnte dieser den Antrag mit der Begrundung ab die beiden Frauen konnten hieraus ein Recht auf eine bessere Anstellung ableiten 2 1937 jedoch als Redaktor Eugen Dieth seine Stelle am Idiotikon aus finanziellen Grunden verlassen musste und sich damit die Lage des Worterbuchs etwas entspannte wurden Stockmeyer und Suter formell in die Redaktion aufgenommen Grosse und gewichtige Wortfamilien das heisst jeweils Grundwort plus Zusammensetzungen und Ableitungen die Stockmeyer C St in den Banden X XI und XII des Schweizerischen Idiotikon abhandelte waren etwa Stuchen II mit stuchen Steft Stift Stig mit stigen stelen Stil Stolz Stamm Stimm mit stimmen stumm un gestuem stan stunen Stund Stǖr mit stǖren sterben Stĩzen Stotz mit stotzig Stutz mit stutzen Struss mit strussen Strĩt mit striten strutten strutten Strauw Streuw mit streuwen strǟzen Tǖchel Tuech gedigen dazu etwa Bad Stuben und die Wortgruppe von Stubeten ohne aber deren Grundwort Stub en sowie die Zusammensetzungen und Ableitungen von Tǖfel ohne das Simplex Stockmeyer erwies sich damit als eine feste Stutze des Worterbuchs dessen Redaktion unter Otto Groger neben Stockmeyer waren dies damals die schon genannte Ida Suter sowie Guntram Saladin Hans Wanner und Kurt Meyer nach Jahrzehnten standigen Personalwechsels zu neuer Stabilitat gefunden hatte Stockmeyer blieb auch nach ihrer Pensionierung 1955 dem Idiotikon verbunden indem sie weiter Korrekturen las Volkskunde Bearbeiten Stockmeyer war seit ihrer Universitatszeit am Fach Volkskunde interessiert auch wenn sie es selbst nicht studierte Von ihrer Zusammenarbeit mit Hoffmann Krayer war oben schon die Rede Am Schweizerischen Idiotikon das nach alterer Praxis Sprache und Volkskunde verbindet konnte sie ihre Interessen weiterverfolgen sei es im Verfassen der Wortartikel sei es in der Eingliederung von Gertrud Zurichers grosser Sammlung Die Kinderlieder der deutschen Schweiz in das Zettelmaterial des Worterbuchs Mit ihrer Freundin Adele Stoecklin 1876 1960 der ersten Germanistin an der Universitat Basel verbrachte Stockmeyer zwischen 1919 und 1942 mindestens sechsmal die Sommerferien um im Muotatal im Emmental in verschiedenen Teilen Graubundens in der Gegend von Zermatt und im Glarnerland hunderte von Liedern aufzuzeichnen Hierbei war Stoecklin fur die Texte Stockmeyer fur die Melodien zustandig Publiziert wurde das Material nie es liegt bis heute im Schweizerischen Volksliedarchiv an der Universitat Basel 3 Dialekt und Volksliederhebungen in Rima Bearbeiten nbsp Brief von Giulio Axerio Rima Valsesia an den Prasidenten des Schweizerischen Alpen Clubs zu Handen von Clara Stockmeyer Archiv des Schweizerischen Idiotikons Zurich Stockmeyer machte es sich auch zur Aufgabe den hochstalemannischen aber stark piemontesisch durchsetzten Walserdialekt des Dorfes Rima zuhinderst im nordwestitalienischen Sermenzatal zu erkundigen 4 Motivation hierfur waren zweifellos sowohl ihre Arbeit am Schweizerischen Idiotikon wie auch ihre volkskundlichen Interessen Weshalb sie sich allerdings ausgerechnet fur Rima entschieden hatte eines der kleinsten und isoliertesten Walserdorfer ist nicht uberliefert vielleicht wurde sie von Emil Balmers Zeitungsberichten inspiriert der ab 1923 in Alagna und Rima Sprachproben und Lieder sammelte 5 Sie suchte den Ort mindestens zweimal auf ein erstes Mal wohl 1928 6 und machte sich Notizen zum Wortschatz zur Lautung und zur Wortbeugung uberdies zeichnete sie zahlreiche Gedichte und Lieder auf die teilweise nachweislich auf den ortlichen Mundartdichter Pietro Axerio 1827 1905 zuruckgehen 7 Auch diese Sammlung wurde nie veroffentlicht ist aber in das Material und das Archiv des Schweizerischen Idiotikons eingegangen Stockmeyer war auch bei den Vorbereitungen fur die Aufnahmen des Phonogrammarchivs der Universitat Zurich beteiligt die dann 1929 von Wilhelm Doegen vom Berliner Lautarchiv fur fast alle Sudwalsergemeinden durchgefuhrt wurden 8 Soziales und politisches Wirken BearbeitenStockmeyer sowohl vaterlicher wie mutterlicherseits aus gutem Stadtbasler Hause stammend war in einem konservativen Milieu aufgewachsen In den Nullerjahren des 20 Jahrhunderts begann sie sich jedoch unter dem Einfluss des Basler Munsterpfarrers Leonhard Ragaz fur soziale Fragen zu interessieren Sie wirkte spater im Vorstand der Freunde des Aufbaus mit und unterstutzte damit die Wochenzeitung der Neuen religios sozialen Vereinigung heute Neue Wege Weiter war sie in der Vereinigung Arbeit und Bildung sowie im Vorstand der Christlich judischen Arbeitsgemeinschaft aktiv Lange Jahre prasidierte sie uberdies den Zurcher Verein fur das Frauenstimmrecht und war engagiertes Mitglied der Frauenliga fur Frieden und Freiheit der Vereinigung Frau und Demokratie und des Verbandes der Akademikerinnen Die Einfuhrung des Frauenstimmrechts erlebte sie freilich nicht mehr es wurde im Kanton Zurich drei Jahre nach ihrem Tod 1970 auf eidgenossischer Ebene 1971 beschlossen Publikationen BearbeitenSoziale Probleme im Drama des Sturmes und Dranges Eine literaturhistorische Studie Dissertation Univ Zurich Geibel Leipzig 1920 Diesterweg Frankfurt am Main 1922 Nachdruck Gerstenberg Hildesheim 1974 zahlreiche Artikel im Schweizerischen Idiotikon Bande X XI und XII Beispiele sind oben im Text aufgefuhrt Quellen BearbeitenP Trautvetter Clara Stockmeyer In Der Aufbau 1 Juni 1967 S 1 Elisabeth Flueler Die ersten Studentinnen an der Universitat Basel In Basler Zeitschrift fur Geschichte und Altertumskunde 90 1990 S 155 192 doi 10 5169 seals 118259 Christine Burckhardt Seebass Von Burgersitten und Trachten Tochter Helvetiens auf ethnologischen Pfaden In Mass nehmen Mass halten Frauen im Fach Volkskunde Hrsg von Elsbeth Wallnofer Bohlau Wien Koln Weimar 2008 S 164 183 Christine Burckhardt Seebass Spuren weiblicher Volkskunde Ein Beitrag zur schweizerischen Fachgeschichte des fruhen 20 Jahrhunderts In Schweizerisches Archiv fur Volkskunde 87 1991 S 209 224 doi 10 5169 seals 117772 Walter Haas Das Worterbuch der schweizerdeutschen Sprache Versuch uber eine nationale Institution Hrsg von der Redaktion des Schweizerdeutschen Worterbuchs Huber Frauenfeld 1981 Verschiedene Jahresberichte des Schweizerischen Idiotikons besonders 1925 1934 1937 1955 und 1967 Weblink BearbeitenPublikationen von und uber Clara Stockmeyer im Katalog Helveticat der Schweizerischen NationalbibliothekAnmerkungen Bearbeiten Laut P Trautvetter Clara Stockmeyer in Der Aufbau 1 Juni 1967 S 1 sowie Staatsarchiv Basel Stadt Sign PA 509 U 1 Der Vater war gemass Karl Gauss Basilea reformata 1 Basel 1930 S 146 zuerst Lehrer in Schiers dann 1868 1870 Pfarrer im neuenburgischen Val de Ruz 1870 1874 Pfarrer in Azmoos und zuletzt 1874 1893 Pfarrer in Ormalingen Im Basler Staatsarchiv liegt ein Gedicht des Vaters zur Taufe seiner Tochter PA 509 U 1 1 Gedichte von Bernhard Daniel Immanuel Stockmeyer Oeri 1860 1884 Dossier Walter Haas Das Worterbuch der schweizerdeutschen Sprache Versuch uber eine nationale Institution Hrsg von der Redaktion des Schweizerdeutschen Worterbuchs Huber Frauenfeld 1981 S 91 Christine Burckhardt Seebass Von Burgersitten und Trachten Tochter Helvetiens auf ethnologischen Pfaden In Mass nehmen Mass halten Frauen im Fach Volkskunde Hrsg von Elsbeth Wallnofer Bohlau Wien Koln Weimar 2008 S 171 f und 182 Zum Dialekt siehe den einschlagigen Artikel in der alemannischen Wikipedia als Rimadeutsch Vom damaligen Forschungsstand ausgehend konnte der Grund sein dass es fur die Mundart anderer Sudwalserorte wie Gressoney Alagna Rimella dem Pomatt und Bosco Gurin schon Untersuchungen und oder Textuberlieferungen gab wogegen Issime Macugnaga Agaro und Saley sowie eben Rima erst ansatzweise durch Karl Bohnenbergers Die Mundart der deutschen Walliser im Heimattal und in den Aussenorten Huber Frauenfeld 1913 Beitrage zur Schweizerdeutschen Grammatik 6 dokumentiert waren Unterlagen im Archiv des Schweizerischen Idiotikons Teile der Aufzeichnungen die im Archiv des Schweizerischen Idiotikons lagern finden sich in der alemannischen Wikipedia wiedergegeben etwa als Pflanzennamen Rima als Tiernamen Rima sowie unter als Text Pietro Axerio Publiziert wurden diese erst 1952 Walser Dialekte in Oberitalien in Text und Ton Bearbeitet von Fritz Gysling und Rudolf Hotzenkocherle Huber Frauenfeld 1952 Normdaten Person GND 1012188744 lobid OGND AKS LCCN n87902092 VIAF 44672157 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Stockmeyer ClaraALTERNATIVNAMEN Stockmeyer Clara MariaKURZBESCHREIBUNG Schweizer Germanistin und FrauenrechtlerinGEBURTSDATUM 19 Juni 1884GEBURTSORT OrmalingenSTERBEDATUM 21 Mai 1967STERBEORT Zurich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Clara Stockmeyer amp oldid 237706242