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Emil Balmer im italienischsprachigen Kontext auch Emilio Balmer 15 Februar 1890 in Laupen 6 Februar 1966 in Bern war ein Schweizer Archivar und Mundartautor der eine grosse Zahl Erzahlungen und Lustspiele schrieb selbst im Theater auftrat sowie Regie fuhrte und zu seinen Lebzeiten als der gefeiertste und erfolgreichste Autor der Berner Mundartbuhne galt 1 Zusammen mit Otto von Greyerz Simon Gfeller und Karl Grunder gehorte er 1915 zu den Grundern des Berner Heimatschutz Theaters Daruber hinaus verfasste er mit seinem Buch Die Walser im Piemont einen bedeutenden Beitrag zur Walserforschung Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Mundartliterarisches Werk 3 Besuche bei den Sudwalsern im Piemont im Aostatal und im Tessin 4 Auszeichnungen 5 Werk 6 Verfilmung 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLeben BearbeitenBalmer war der Sohn von Abraham Friedrich und Elise Balmer Im Alter von funf Jahren verlor er seinen Vater und die Mutter zog ihn und seine Geschwister als Alleinerziehende auf Die Primar und Sekundarschule besuchte er in Laupen danach zog die Familie in die Stadt Bern In Neuenburg besuchte er die Handelsschule und trat anschliessend in Bern in den Dienst der Postverwaltung Uberdies legte er das Fachzeugnis fur Franzosisch und Italienisch ab und verbrachte ein halbes Jahr in Florenz Anfang der 1930er Jahre wurde er Archivar im Schweizerischen Bundesarchiv In Bern war Balmer gut bekannt seine Markenzeichen waren die rote Nelke im Knopfloch der Tatschhuet ein runder flacher Hut und bei Regenwetter die Pelerine 2 3 Ausser seiner Heimat dem Bernbiet fuhlte er sich dem Lotschental dem Kanton Tessin der ihm eine zweite Heimat wurde und Italien eng verbunden dem Schweizer Sudkanton wo er jeweils in Ascona wohnte widmete er sein Buch Sunneland 4 Als Zeichner mit dem Rotelstift und Maler von Aquarellen illustrierte er seine Publikationen selbst Balmer blieb zeitlebens ledig und teilte sein Heim mit seiner Schwester Emma Seinem Heimatstadtchen Laupen stiftete er einen Brunnen den Abetringeler Brunne 5 das Abetringele ist ein lokaler Silvesterbrauch bei dem die kostumierten Kinder und Jugendlichen mit Tringele Schellen verschiedenster Art vgl Trycheln durch das Stadtchen ziehen 6 Die letzte Ruhe fand er im Familiengrab in Laupen 7 Mundartliterarisches Werk BearbeitenSein Debut als Autor hatte Balmer 1914 als er im Berner Tagblatt uber die infolge des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs vorubergehend geschlossene Landesausstellung einen hochdeutschen Artikel publizierte Im Dorflitheater der namlichen Landesausstellung trat er erstmals selbst als Schauspieler auf 1915 nahm er an der Grundung des Berner Heimatschutz Theaters teil Beim Spielen der Stucke von Simon Gfeller Otto von Greyerz und Karl Grunder erwachte seine Liebe zur schweizerdeutschen Muttersprache und von diesem Zeitpunkt an schrieb er fast nur noch auf Berndeutsch 1922 gab er seinen ersten Band Erzahlungen heraus Balmer war ein Heimatdichter Deutlich wird diese Einstellung etwa in einem Artikel den er im Bund publiziert hat 8 Vowage mir wei nid vergasse Ds Land bringt is nid nume fruschi Eier prachtigs Obscht zarts Gmues u vurnahmi Chrutter nei as versorget usi Stadt un use Staat ging wider mit Manne vo guetem Holz u beschtem Saft U die Bluetuffruschig hei die abghetzte narvose u vor der Zyt verbruuchte Stedter so notig Er verstand sich bestens mit den einfachen Leuten vom Lande und war ein guter Zuhorer vieles was er horte floss in seine Geschichten ein Paul Eggenberg schrieb in seinem Nachruf auf Balmer 3 Gang u uberall het er d Begagnig mit em Monsch gsuecht und mit syr harzleche Art gly offeni Ture gfunde Keis Wunder dass er zumene Monschekenner worden isch wie me s nid huffig findt Und das isch zu eire vo de wichtige Vorussetzige vo sym ryche und vo Erfolg g chronte schriftstellerische Wark worde het ihm d Muglechkeit gga us em Volle us de pulsierende Gagewart z schopfe Alltagsproblem z gstalte und derdur syner Laser ganz dirakt azsprache Balmers Erzahlungen und Theaterstucke die er selbst inszenierte hatten grossen Erfolg Arnold H Schwengeler postulierte in seinem Nachruf auf Balmer Balmer sei der gefeiertste und erfolgreichste Autor der Berner Mundartbuhne gewesen 1 Doch er war zugleich einer der letzten Vertreter der sogenannten ersten Mundartwelle die um 1900 losgebrochen war Beat Jaggi schrieb deshalb 1966 2 Eine um der ander goht Und die Junge wo wyters sette gartnere suecht me a allnen Eggen und Andine vom Barnbiet bis i d Oschtschwyz use Seine Geschichten trug er in der ganzen Schweiz vor woruber er im Bund schrieb 9 Wi ne arme Sunder bin i hinder em Pfaarer ds Wagli uf der Chilche zue Die isch pfropfet voll gsi uf der Portlouben obe het si der Mannerchor gsadlet gha Der Pfaarer geit uf d Chanzel un i gange zum Toufstei Aber herrjeses da Stuehl isch ja vil z nider da chan i doch nid sitze u stah wott i nid Tz tz tz Enu vorlaufig bin i afe abghocket u bi froh gsi dass mi der Toufstei fasch verdeckt het Mi het battet gsunge wider battet der Mannerchor singt sys Lied so jetz war s dank a mir der Pfaarer git mer es Zeiche Wi wosch es o mache Mira wohl i schlingge plotzlech s rachte Bei uf e Stuehl hindere u hocke druf So jetz bin i zimli hoocher u d Prediglut moi omel my Chopf gseh I fah a u was sagen i Na de churzen Ygangswort han i halt i gottsname e Hinderegg Gschicht glase Aber es isch vil Luschtigs u Derbs drinn vorcho oppis andere oder usselah han i nid chonne i bi nid vorbereitet gsi D Lut hei si zersch no chlei gschiniert u hinderha aber baleinisch het alls grediuseglachet I bi ganz in es Fuur inecho ha luschtig druf los dozanteret u derby zum Gluck vergasse dass mer das verzworgget Bei schuderhaft het weh ta I ha s durebhouptet d Zyt vo der Predig isch usgfullt worde im Gageteil i ha no zimli ubermarchet Bimene Haar hatt opper uf der Louben obe zletscht no klatschet Das syg jetz einisch e churzwyligi Predig gsi het nachhar e Mannerchorler gseit der Pfaarer sett all Sunntig e settigi ha ar ubercham de eh weder nid e chlei meh Lut Balmer war Mitglied des Berner Schriftstellervereins Besuche bei den Sudwalsern im Piemont im Aostatal und im Tessin BearbeitenUber einen Freund dessen Familie aus Alagna Valsesia stammte wurde Balmer auf die walserischen Bergdorfer im Norden Italiens und im Tessin aufmerksam Zwischen 1923 und 1938 und noch einmal nach dem Krieg 1948 fuhr er mehrmals nach Gressoney Alagna Valsesia Rima Rimella und Gurin uber seine Reisen Begegnungen das archaische hochstalemannische Sudwalserdeutsch sowie das ortliche Brauchtum und Liedgut unter anderem Dichtungen von Pietro Axerio berichtete er im Berner Bund und in der Neuen Zurcher Zeitung Das abgelegene Dorfchen Rima wurde im gleichen Zeitraum auch von Clara Stockmeyer Redaktorin am Schweizerischen Idiotikon aufgesucht moglicherweise war sie von Balmer inspiriert worden Auf ausdrucklichen Wunsch der mittlerweile verstorbenen Dialektologen Albert Bachmann Otto von Greyerz und Emanuel Friedli 10 gab Balmer seine Berichte 1949 unter dem Titel Die Walser im Piemont Vom Leben und der Sprache der deutschen Ansiedler hinterm Monte Rosa in Buchform heraus Wie Balmer im Vorwort mitteilte wollte er keine gelehrte Abhandlung schreiben Ich beschrankte mich auf die getreue Schilderung der Sprache und des Brauchtums wie sie Auge und Ohr an Ort und Stelle wahrgenommen haben 10 Es ist besonders in den Abschnitten uber Alagna und Rima ein sehr personlich gehaltenes Buch in dessen Fokus menschliche Begegnungen und die etwas wehmutige Beschreibung einer von der Modernisierung bedrohten Kultur stehen Balmer dokumentierte damit gerade noch rechtzeitig eine inzwischen weitgehend verschwundene Kultur wodurch sein Buch zu einer bedeutenden Quelle fur Paul Zinslis 1968 herausgekommenes Standardwerk Walser Volkstum wurde 11 Auszeichnungen Bearbeiten1941 und 1950 Ehrengabe aus dem Literaturkredit der Stadt Bern 1948 Gesamtwerkspreis der Schweizerischen Schillerstiftung fur seine Mundartdichtung 1960 Literaturpreis der Stadt Bern Ehrenburger von LaupenWerk BearbeitenDie Erstauflagen erschienen alle im A Francke Verlag in Bern Erzahlungen Zytroseli Gschichtli u Jugeterinnerunge 1922 2 vermehrte Auflage 1927 Friesli Jugeterinnerunge und Gantrischgschichtli 1924 D Glogge vo Wallere Schwarzeburger Gschichte 1924 3 Auflage 1951 Bueberose Gschichten us em Barnervolch 1925 Sunn und Schattesyte Zwo Gschichte us em Simmetal 1927 2 Auflage 1955 Vo chlyne Lut 1928 Chruztreger 1930 Sunneland Tessiner Gschichte 1937 2 Auflage 1960 italienische Ubersetzung unter dem Titel Paese del Sole Racconti ticinesi con disegni dello autore 1939 2 Auflage 1961 Der Meie E Struuss barndutschi Gschichte 1943 2 Auflage 1956 Mumpfeli 1945 Vom Wystock Chlyni Gschichte vo grosse Manne 1964 zahlreiche Geschichten in der Zeitschrift Schwyzerlut und in andern Publikationen zusammen mit Hans Rudolf Balmer Ernst Balzli Hermann Hutmacher Hans Zulliger Barner Gschichte 1952 2 Auflage 1953 Theaterstucke Der Gluckshoger 1929 3 Auflage 1951 Deframa Es Vorgsetztebott im Jahr 1950 1930 Theater im Dorf 1931 3 Auflage 1956 Die latinischi Gsandtschaft 1933 2 Auflage 1946 Der Riedhof Dramatische Bilder aus dem Leben einer Bauernfamilie 1933 3 Auflage 1951 Vor Gricht 1934 4 Auflage 1956 E Dursitz Schwarzburger Spinnabend 1934 Die zwouti Frou 1935 3 Auflage 1965 Ds Gotti 1936 E Gschaui 1938 Der neu Wag Mundartstuck uber eine Guterzusammenlegung 1939 3 Auflage 1958 Romantsch 1940 Der Herr Dirakter 1941 Der Ettlisbarger 1946 2 Auflage 1947 Ds heilig Fuurli 1947 2 Auflage 1960 Ds Versprache 1948 2 Auflage 1964 Ds neu Schuelhus 1953 Ds gross Los 1958 Weiteres zusammen mit Otto von Greyerz Rudolf Tavel zu seinem 60 Geburtstag 21 Dezember 1926 Francke Bern 1926 Uttewil Vom Hof u vo syne Lut Es Buech uber d Familie Schnyder Privatdruck 1941 Die Walser im Piemont Vom Leben und von der Sprache der deutschen Aussiedler hinterm Monte Rosa Francke Bern 1949 Ins Italienische ubersetzt und mit Anmerkungen versehen von Davide Filie unter dem Titel I Walser in Piemonte Della vita e della lingua dei coloni tedeschi di la del Monte Rosa Zeisciu Centro Studi Alagna Valsesia 2013 Verfilmung BearbeitenDas Theaterstuck Der Gluckshoger wurde 1941 verfilmt die Dialoge schrieb Balmer selbst Die Schauspieler kamen aus dem Berner Heimatschutz Theater 12 Die Produktionsleitung hatte Berta Hackl Schweizer die vom Regisseur Richard Brewing und dem Kameramann Werner Stahlin unterstutzt wurde Die Musik schrieb Hans Steingruber Produziert wurde der Film von der Turicia Film A G Zurich 13 Literatur BearbeitenReto Caluori Emil Balmer In Andreas Kotte Hrsg Theaterlexikon der Schweiz Band 1 Chronos Zurich 2005 ISBN 3 0340 0715 9 S 108 Deutsches Literatur Lexikon Biographisch bibliographisches Handbuch 3 vollig neu bearbeitete Auflage Band I Aal Bremeneck Hrsg von Bruno Berger und Heinz Rupp Francke Bern Munchen 1968 Sp 294 f Dichter und Schriftsteller der Heimat Autoren des Berner Schriftsteller Vereins und ihre Werke Bern 1943 S 11 13 online Lexikon des Berner Schriftstellervereins 1961 Hrsg vom Berner Schriftstellerverein Haupt Bern 1962 Karin Marti Weissenbach Emil Balmer In Historisches Lexikon der Schweiz 13 Dezember 2001 Schwyzerlut Schriftereihe fur uses Schwyzerdutsch 28 Jahrgang Nr 3 1966 online Mit Nachrufen von Beat Jaggi Paul Eggenberg Ernst W Eggimann Arnold H Schwengeler und Peter Sunnefroh zahlreichen zuerst im Bund erschienenen Texten von Emil Balmer sowie einer nicht ganz fehlerfreien Bibliographie Weblinks BearbeitenPublikationen von und uber Emil Balmer im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek Literatur von und uber Emil Balmer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Emil Balmer auf tls theaterwissenschaft chEinzelnachweise Bearbeiten a b Schwyzerlut Schriftereihe fur uses Schwyzerdutsch 28 Jahrgang Nr 3 1966 S 13 a b Schwyzerlut Schriftereihe fur uses Schwyzerdutsch 28 Jahrgang Nr 3 1966 S 1 a b Schwyzerlut Schriftereihe fur uses Schwyzerdutsch 28 Jahrgang Nr 3 1966 S 8 Schwyzerlut Schriftereihe fur uses Schwyzerdutsch 28 Jahrgang Nr 3 1966 S 9 12 und 15 f Schwyzerlut Schriftereihe fur uses Schwyzerdutsch 28 Jahrgang Nr 3 1966 S 3 Schweizerisches Idiotikon Band XIV Sp 1195 Artikel aben trinkelen Digitalisat Emil Balmer Ds Abetringele z Loupe In Schwyzerlut Schriftereihe fur uses Schwyzerdutsch 28 Jahrgang Nr 3 1966 S 41 f Emil Balmer in der Datenbank Find a Grave abgerufen am 2 Juli 2022 englisch Erneut in Schwyzerlut Schriftereihe fur uses Schwyzerdutsch 28 Jahrgang Nr 3 1966 S 27 f Schwyzerlut Schriftereihe fur uses Schwyzerdutsch 28 Jahrgang Nr 3 1966 S 39 a b Emil Balmer Die Walser im Piemont Vom Leben und der Sprache der deutschen Ansiedler hinterm Monte Rosa Bern 1949 S 9 Paul Zinsli Walser Volkstum in der Schweiz in Vorarlberg Liechtenstein und Piemont Erbe Dasein Wesen Huber Frauenfeld 1968 7 erg Aufl Bundner Monatsblatt Chur 2002 Mitget Der Gluckshoger Ein Heimatfilm In Schweizer Film Film Suisse Band 7 Heft 113 1942 S 8 abgerufen am 20 Juni 2020 Der Gluckshoger In Schweizer Film Film Suisse Band 7 Heft 113 1942 S 24 abgerufen am 20 Juni 2020 Normdaten Person GND 1044374195 lobid OGND AKS LCCN no2009069317 VIAF 305354246 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Balmer EmilALTERNATIVNAMEN Balmer EmilioKURZBESCHREIBUNG Schweizer Archivar und MundartautorGEBURTSDATUM 15 Februar 1890GEBURTSORT LaupenSTERBEDATUM 6 Februar 1966STERBEORT Bern Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Emil Balmer amp oldid 237424366