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Celio Secondo Curione 1 Mai 1503 in Cirie bei Turin 24 November 1569 in Basel war ein humanistischer Gelehrter und evangelischer Theologe und Publizist italienischer Herkunft Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Vor der Flucht aus Italien 1 2 Als Glaubensfluchtling in der Schweiz 1 3 Publizistische Tatigkeit 1 4 Die letzten Jahre 2 Werke Auswahl 3 Ausgaben 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenVor der Flucht aus Italien Bearbeiten Celio Secondo Curione wurde als 23 Kind von Jacomino Troterio Curione in eine piemontesische Adelsfamilie geboren Seine Mutter Carlotta Montrotier starb bei seiner Geburt Sein Vater war ebenfalls fruh verstorben Curione begann seine Studien in Freien Kunsten und Recht in Turin wo er mit reformatorischen Ideen in Beruhrung kam Bereits 1523 las er Schriften von Martin Luther und Philipp Melanchthon Als er daraufhin versuchte mit Freunden Deutschland aufzusuchen wurde er auf Geheiss des Bischofs festgehalten Curione floh bald darauf nach Mailand von wo aus er weitere Reisen in Italien unternahm Um 1530 verheiratete er sich mit Margherita Bianca Isacchi Sie hatten zusammen neun Kinder Nachdem ein Grossteil seiner Geschwister gestorben war kehrte Curione in seine Heimat zuruck wo er wegen seiner religiosen Ansichten erneut mit den Kirchenbehorden in Konflikt geriet 1536 ubernahm er einen Lehrstuhl an der Universitat Pavia wo er bis 1539 unterrichten konnte Auch hier musste er dem Druck der katholischen Kirche weichen In der Folge hielt er sich in verschiedenen Stadten Norditaliens auf wo er die bereits vorhandenen evangelischen Kreise aufsuchte In Venedig machte er Bekanntschaft mit Giulio da Milano in Ferrara mit Fulvio Pellegrino Morato und in Lucca mit Peter Martyr Vermigli und Girolamo Zanchi In Lucca wurde er 1542 zur Rechtfertigung vorgeladen Dieser Vorladung im August entzog er sich mit seiner Flucht in die Eidgenossenschaft Zusammen mit Camillo Renato verliess er Italien uber die die Lombardei und kam durch die rhatischen Alpen nach Zurich Als Glaubensfluchtling in der Schweiz Bearbeiten Mit Empfehlungsschreiben der Reformatoren Konrad Pelikan und Heinrich Bullinger versehen begab sich Curione uber Bern nach Genf wo er Johannes Calvin traf Er nahm schliesslich in Lausanne die Stelle eines Konviktleiters und Lehrers an der Lateinschule an Hier veroffentlichte er vermutlich 1543 die erste Ausgabe seiner Pasquino in estasi eine stark antiklerikale und antipapstliche Satire die in ganz Europa grossen Erfolg hatte 1546 musste Curione Lausanne wegen einer Affare mit einer Schulerin verlassen 1 Er liess sich mit seiner Familie in Basel nieder wo er ab 1547 einen Lehrstuhl an der Universitat innehielt Hier blieb er fur den Rest seines Lebens als Professor fur Rhetorik als Herausgeber und Ubersetzer Zu seinem Freundeskreis in Basel gehorte Martin Borrhaus sowie einige der Drucker wie Froben Bonifacius Amerbach und Johannes Oporinus Kontakt pflegte er auch zu anderen Glaubensfluchtlingen wie etwa zu Sebastian Castellio der 1544 im Streit mit Calvin Genf verlassen hatte und zum Italiener Lelio Sozzini Ob er auch mit dem spater als Ketzer verurteilten Niederlander David Joris Kontakt pflegte ist nicht erwiesen 2 Von Basel aus pflegte Curione weiterhin ein breites Korrespondenznetz Als wichtigster Briefpartner darf Bullinger gelten daneben korrespondierte er unter anderem mit Wolfgang Musculus Johannes Sturm Philipp Melanchthon 3 und weiteren Theologen Einen Teil seines Briefwechsels veroffentlichte Curione 1553 Selectarum Epistolarum Als Professor genoss Curione hohes Ansehen Er zog viele Studenten an von denen er einige in seinem Hause beherbergte Besonders zu erwahnen ist sein Kontakt zu den vielen polnischen Studenten die sich damals in Basel aufhielten Publizistische Tatigkeit Bearbeiten Nebst seiner Pasquillensammlung veroffentlichte Curione in Basel vorerst padagogische Schriften und Schulbucher Daneben betatigte er sich auch als theologischer Schriftsteller Als Castellio 1554 die Verurteilung Michael Servetus mit einer Schrift heftig bekampfte wurde Curione von Johannes Calvin und Theodore de Beze als Mitautor verdachtigt Einiges Aufsehen erlangte Curione mit seiner Schrift De amplitudine beati regni Dei Wegen der Brisanz der darin enthaltenen theologischen Aussagen liess er die Schrift nicht in Basel sondern in Poschiavo drucken um so die Basler Zensur zu umgehen Gewidmet war die Schrift dem polnischen Konig Sigismund Die Schrift wurde von einigen seiner Freunde abgelehnt so auch von Bullinger Von Pietro Paolo Vergerio wie Curione ein Glaubensfluchtling aus Italien wurde die Schrift heftig bekampft und Curione beim Basler Rat als Ketzer denunziert Curione konnte sich vor dem Untersuchungsausschuss der Zensurbehorden weitgehend entlasten Nach diesem Prozess enthielt sich Curione der theologischen Schriftstellerei blieb aber weiterhin mit Vertretern der Reformation in Briefkontakt Er betatigte sich nun vermehrt als Herausgeber und als Verfasser von historischen Schriften Als Herausgeber ist er vor allem durch die Edition der Werke der humanistischen Dichterin Olympia Fulvia Morata der Tochter von Fulvio Pellegrino Morato in Erinnerung geblieben Als Historiker wird er mit seiner Geschichte um die Belagerung von Malta 1565 bis heute beachtet Die letzten Jahre Bearbeiten Drei von Curiones Tochtern starben 1564 an der Pest Seine Sohne Horatio 1564 und Augustin 1567 waren wie der Vater publizistisch tatig und starben ebenfalls fruh Nur Leone uberlebte seinen Vater 1601 Er hinterliess handgeschriebene Notizen zum Leben seines Vaters 4 Nach dem Tode seiner Tochter zog sich Curione immer mehr zuruck Angebote aus dem Ausland wies er ab Er starb am 24 November 1569 Er wurde neben seinen Kindern im kleinen Kreuzgang des Basler Munsters begraben Seine Frau Margherita uberlebte ihn um mehr als siebzehn Jahre sie starb 1587 Werke Auswahl BearbeitenPasquillus ecstaticus et Marphorius Basel 1544 deutsch Der verzucket Pasquinus Auss Welscher sprach inn das Teutsch gebracht Augsburg 1543 Digitalisat italienisch Pasqvino in Estasi Nuouo e molto piu pieno ch el primo insieme co l viaggio de l Inferno Rom 1545 franzosisch Les visions de Pasquille Genf 1547 englisch Pasquine in a Traunce London 1566 Pro vera et antiqua Ecclesiae Christi autoritate Basel 1547 Digitalisat Selectarvm Epistolarum Libri duo Basel 1553 Digitalisat De amplitudine beati regni Dei Basel Poschiavo 1554 Schola sive de perfecto Grammatico Basel 1555 Davidis Georgii Holandi haeresiarchae vita amp doctrina quandiu Basileae fuit tum quid post eius mortem cum cadavere libris ac reliqua eius familia actum sit per rectorem et Aacademiam Basilien conscripta Basileae Curio 1559 Digitalisierte Ausgabe der Universitats und Landesbibliothek Dusseldorf De bello Melitensi Historia nova Basel 1567 deutsch Neuwe unnd warhafftige Historien von dem erschrocklichen Krieg so der Turckisch Keyser Solyman wider die Ritter von Jerusalem in der Inseln Malta kurtzlich gefuret hat Basel 1567 De Historia legenda sententia ad Basilium Amerbachium Basel 1576 Herausgeber Pasquillorum tomi duo Basel 1544 Marii Nizoli Brixellensis observationes Basel 1548 Appiani Alexandrini Romanarum Historiarum De bellis Punicis liber De bellis Syriacis liber De bellis Parthicis liber De bellis Mithridaticis liber De bellis civilibus libri V De bellis Gallicis liber seu potius epitome Basel 1554 Olympiae Fulviae Moratae mulieris omnium eruditissimae Latina et Graeca quae haberi potuerunt monumenta eaque plane divina cum eruditorum de ipsa iudicijs et laudibus Basel 1558 M Antonii Coccii Sabellici Opera omnia cum supplemento Basel 1560 M Tullii Ciceronis Orationum Pars I Basel 1562 Aristotelis Stagiritae Tripartitae philosophiae Opera omnia absolutissima Basel 1563 Ausgaben BearbeitenDamiano Mevoli Hrsg Celio Secondo Curione Pasquillorum tomi duo 2 Bande der zweite in zwei Teilbanden Vecchiarelli Manziana 2013 2015 ISBN 978 88 8247 331 0 fur Band 1 und ISBN 978 88 8247 374 7 fur Band 2 lateinischer Text und italienische Ubersetzung Literatur BearbeitenAlbano Biondi Celio Secondo Curione In Dizionario Biografico degli Italiani Band 31 Istituto della Enciclopedia Italiana Rom 1985 S 443 449 Delio Cantimori Italienische Haretiker der Spatrenaissance Basel 1949 Luca D Ascia Frontiere Erasmo da Rotterdam Celio Secondo Curione Giordano Bruno Bologna 2004 ISBN 88 8342 257 0 Hermann Peter Eberlein Der freie Geist im Exil Ketzerverfolgung am Beispiel von Caelio Secondo Curione Bernardino Ochino und Etienne Dolet In Patrik Mahling Hrsg Orientierung fur das Leben Kirchliche Bildung und Politik in Spatmittelalter Reformation und Neuzeit Festschrift fur Manfred Schulze Berlin 2010 S 140 158 Herbert Jaumann Curione Celio Secondo In Handbuch Gelehrtenkultur der fruhen Neuzeit Band 1 Berlin 2004 S 207 f eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Markus Kutter Celio Secondo Curione Leben und Werk Basel 1955 Barbara Mahlmann Bauer Protestantische Glaubensfluchtlinge in der Schweiz 1540 1580 In Hartmut Laufhutte Michael Titzmann Hrsg Heterodoxie in der Fruhen Neuzeit Fruhe Neuzeit Bd 117 De Gruyter Berlin 2006 ISBN 978 3 1109 2869 3 S 119 160 Silvana Seidel Menchi Erasmus als Ketzer Reformation und Inquisition im Italien des 16 Jahrhunderts Leiden 1993 ISBN 90 04 09474 1 Uwe Plath Der Streit um S S Curione De amplitudine beati regni Dei im Jahre 1554 in Basel In Eresia e Riforma nell Italia del Cinquecento Florenz 1974 S 269 281 Uwe Plath Calvin und Basel in den Jahren 1552 1556 Zurich 1974 Manfred E Welti Kleine Geschichte der italienischen Reformation Schriften des Vereins fur Reformationsgeschichte Bd 193 Mohn Gutersloh 1985 ISBN 3 579 01663 6 S 23 135 Digitalisat in der Google Buchsuche Weblinks BearbeitenEmidio Campi Celio Secondo Curione In Historisches Lexikon der Schweiz Markus Kutter Curione Celio Secundo In Neue Deutsche Biographie NDB Band 3 Duncker amp Humblot Berlin 1957 ISBN 3 428 00184 2 S 442 Digitalisat Peter Hughes Celio Secondo Curione In Dictionary of Unitarian amp Universalist Biography 12 August 2008 archiviert vom Original am 6 Dezember 2013 abgerufen am 23 Marz 2018 englisch Curione Celio Secondo 1503 1569 In Dizionario del pensiero cristiano alternativo Caelii Secundi Curionis In M T Ciceronis Oratorias Partitiones Explicationum Libri tres nonnihil aucti ac diligenter emendati 1567 E Book der Universitatsbibliothek Wien eBooks on Demand Publikationen von und uber Celio Secondo Curione im Katalog Helveticat der Schweizerischen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Vgl Kutter 1955 casus coelii S 86ff Kutter 1955 S 176ff vgl aber Cantimori 1949 S 99ff Melanchthons Briefwechsel Bd 11 bearb von Heinz Scheible Stuttgart Bad Cannstatt 2003 S 327 Von Leo leitete Jacob Burckhardt seine Abstammung ab Kutter 1955 S 267 Normdaten Person GND 10407440X lobid OGND AKS LCCN n84133367 VIAF 76570357 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Curione Celio SecondoALTERNATIVNAMEN Curio Coelius Secundus Curio Caelius Secundus Curione Celio SecundoKURZBESCHREIBUNG humanistischer Gelehrter und evangelischer Theologe italienischer HerkunftGEBURTSDATUM 1 Mai 1503GEBURTSORT CirieSTERBEDATUM 24 November 1569STERBEORT Basel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Celio Secondo Curione amp oldid 232104413