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Johannes Oporinus auch Johannes Oporin grako latinisiert aus Johann Herbster bzw Johannes Herbster Johann Herbst eigentlich Hans Herbst 25 Januar 1507 in Basel 6 Juli 1568 ebenda war ein Schweizer Humanist Lehrer Buchdrucker und Verleger Hans Bock d A Bildnis des Johannes Oporinus um 1580 1587 Kunstmuseum Basel Druckermarke des Johannes Oporinus Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Editionen 3 Bedeutung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJohannes Oporinus wurde in Basel als Sohn des Malers Hans Herbst geboren Seine akademische Ausbildung absolvierte er annahernd vier Jahre in Strassburg und anschliessend in Basel gab das Studium jedoch aus finanziellen Grunden wieder auf 1 Nach einer Tatigkeit als Lehrer im Zisterzienserkloster von St Urban kehrte er nach Basel zuruck wo er als Korrektor bei Johann Froben dem bedeutendsten Basler Drucker des fruhen 16 Jahrhunderts tatig war Daneben unterrichtete er seit 1526 mit Unterstutzung von Johannes Xylotectus an der Basler Lateinschule heute Gymnasium am Munsterplatz Von 1527 bis ca 1529 war er Assistent amanuensis des Paracelsus 2 3 In spaten Jahren hat er in einem Brief an Johann Weyer 4 seine negativ gefarbten Erinnerungen an den Arzt geschildert Um 1535 begrundete Oporin zusammen mit Thomas Platter Robert Winter und Balthasar Ruch Lasius eine offenbar eher lose Druck und Verlagsgemeinschaft welche bis 1544 bestand und deren beruhmtester Druck die erste Fassung von Calvins Christianae religionis institutio von 1536 geworden ist Ab 1537 lehrte Oporin Griechisch an der Universitat in Basel 1542 gab er sein Lehramt ab um sich ganz seiner Druckoffizin widmen zu konnen Sein wohl erstes grosses Werk der Erstdruck des lateinischen Koran von 1542 43 doi 10 3931 e rara 246 vorangegangen war nur eine in Venedig gedruckte arabische Ausgabe welche so gut wie unbekannt geblieben ist 5 brachte Oporin in erhebliche Schwierigkeiten Der Basler Rat wollte den Druck verhindern gab aber infolge der Intervention von Martin Luther und Philipp Melanchthon nach Von 1545 an befand sich Oporins Offizin im Schonen Haus am Nadelberg Mit sechs Pressen war sie in Basel eine der grossten Druckereien und die Auflagen betrugen bis 2000 Exemplare Oporin hat fast ausschliesslich Bucher in Latein und Griechisch gedruckt Seine gute Kenntnis der alten Sprachen kam der Qualitat der Texteditionen zugute er legte Wert auf gutes Papier sorgfaltigen Satz sauberen Druck und ausfuhrliche Register Oporin hat auch immer wieder Schriften von umstrittenen und angefeindeten Autoren publiziert zum Beispiel Werke von Sebastian Castellio und Guillaume Postel und ist deswegen wiederholt in Konflikt mit der Obrigkeit geraten Seine Druckermarke welche er in mehreren Versionen verwendete zeigt den mythischen Leierspieler Arion von Lesbos der von einem Delphin uber das Meer getragen wird Druckermarken des Johannes Oporinus nbsp nbsp nbsp Der geschaftliche Erfolg Oporins schwankte er hat mehrere finanzielle Krisen erlebt Zu seinen Schwierigkeiten trug bei dass Bucher meist auf Kredit an die Handler geliefert und erst spater bezahlt wurden Oporins Rechnungsfuhrung war den komplizierten Verhaltnissen nicht gewachsen auch schatzte er sein Lager an unverkauften Drucken zu hoch ein So verlor er oft den Uberblick uber seine wahre finanzielle Situation 1559 wurde seine Offizin auf den papstlichen Index gesetzt was sich auf den Absatz negativ ausgewirkt hat Wohl auf Neujahr 1568 verkaufte er Firma und Liegenschaft an eine Gesellschaft welche das Geschaft als Officina Oporiniana weiterfuhrte Oporin blieb in der Firma tatig um den Ubergang zu erleichtern und nicht zuletzt um ausstehende Guthaben einzutreiben Im Juli desselben Jahres ist er gestorben und ehrenvoll bestattet worden In der Folge zeigte sich dass er gewaltige Schulden hinterlassen hatte Teile von Oporins Handschriftensammlung 6 und seines umfangreichen Briefwechsels 7 haben sich in der Universitatsbibliothek Basel und an anderen Orten erhalten Oporin war viermal verheiratet in erster Ehe mit Margarethe Feer in zweiter mit Maria Nochpur in dritter mit Elisabeth Holzach Tochter des Arztes Eucharius Holzach und Witwe des Johann Herwagen und in vierter mit Faustina Amerbach Tochter des Humanisten Bonifacius Amerbach und Witwe des Rechtsprofessors Ulrich Iselin Sie schenkte ihm im Januar 1568 den Sohn Immanuel seinen einzigen Nachkommen 8 Editionen BearbeitenBei Oporin erschienen zahlreiche Klassikerausgaben historiographische Werke theologische Streitschriften und vieles andere Der bedeutendste Druck der Offizin war das grundlegende anatomische Werk De humani corporis fabrica doi 10 3931 e rara 20094 des Humanisten Andreas Vesalius 1514 1564 der 1543 erschien 1544 erschienen bei im eine von Leonhart Fuchs kommentierte Ubersetzung der hippokratischen Aphorismen und die Ubersetzung der Kommentare Galens dazu 9 Im Oktober 1546 publizierte Oporin eine Schrift uber die Ermordung des spanischen Protestanten Juan Diaz mit dem Titel Historia vera de morte sancti viri Ioannis Diazii Hispani per Claudium Senarclaeum die Francisco de Enzinas zugeschrieben wird Spater verlegte er die kirchengeschichtlichen Werke des Matthias Flacius Catalogus testium veritatis 1556 und 1562 und die von diesem angeregten Magdeburger Centurien 1559 1574 nur die Jahrhunderte 1 13 wurden ausgefuhrt Beruhmt wurde auch eine Reihe von grundlegenden byzantinischen Geschichtschreibern welche er erstmals in griechischer Sprache gedruckt hat 10 Bedeutung BearbeitenIn Basel war Oporins Offizin zu seiner Zeit eine der grossten und produktivsten In ihr erschienen Bucher aus den verschiedensten Gebieten oft in grossen Auflagen Die Editionen griechischer und lateinischer Autoren wurden fur ihre korrekten Texte geschatzt und fanden Verbreitung in ganz Europa Oporin hat auch immer wieder Schriften gedruckt welche nicht in die gangigen konfessionellen Konventionen passten und anderswo kaum hatten erscheinen konnen Literatur BearbeitenEdgar Bonjour Oporinus Johannes In Neue Deutsche Biographie NDB Band 19 Duncker amp Humblot Berlin 1999 ISBN 3 428 00200 8 S 555 f Digitalisat Carlos Gilly Die Manuskripte in der Bibliothek des Johannes Oporinus Verzeichnis der Manuskripte und Druckvorlagen aus dem Nachlass Oporins anhand des von Theodor Zwinger und Basilius Amerbach erstellten Inventariums Schriften der Universitatsbibliothek Basel Bd 3 Schwabe Basel 2001 ISBN 3 7965 1088 4 Martina Hartmann Humanismus und Kirchenkritik Matthias Flacius Illyricus als Erforscher des Mittelalters Beitrage zur Geschichte und Quellenkunde des Mittelalters Bd 19 Thorbecke Stuttgart 2001 ISBN 3 7995 5719 9 Martina Hartmann Arno Mentzel Reuters Die Magdeburger Centurien und die Anfange der quellenbezogenen Geschichtsforschung Ausstellung Monumenta Germaniae Historica MGH Munchen 2005 Andreas Jociscus Oratio De Ortv Vita Et Obitv Ioannis Oporini Basiliensis Typographicoru m Germaniae Principis Rihelius Strassburg 1569 Digitalisat enthalt ausserdem Catalogvs Librorvm Per Ioannem Oporinium excusorum Gundolf Keil Oporinus Johannes eigentl Johann Herbst er In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 1075 f Oliver K Olson Matthias Flacius and the survival of Luther s Reform Wolfenbutteler Abhandlungen zur Renaissanceforschung Bd 20 Herzog August Bibliothek Wolfenbuttel 2002 ISBN 3 447 04404 7 Karl Steiff Oporinus Johannes In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 24 Duncker amp Humblot Leipzig 1887 S 381 387 Martin Steinmann Johannes Oporinus Ein Basler Buchdrucker um die Mitte des 16 Jahrhunderts Basler Beitrage zur Geschichtswissenschaft Bd 105 Helbing amp Lichtenhahn Basel u a 1967 Martin Steinmann Aus dem Briefwechsel des Basler Druckers Johannes Oporinus In Basler Zeitschrift fur Geschichte und Altertumskunde Bd 69 1969 S 104 203 DOI 10 5169 seals 117613 Martin Steinmann Oporinus Johannes In Historisches Lexikon der Schweiz 2 November 2009 Weblinks BearbeitenBeispielseiten aus dem Druck des Vesalius Volldigitalisat der Magdeburger Centurien Oporin im Index typographorum editorumque BasiliensiumEinzelnachweise Bearbeiten Gundolf Keil Oporinus Johannes 2005 S 1075 Scholia amp Observationes quaedam perutiles in Macri Poemata de Virtutibus Herbarum amp c quas Ioh Oporinus dum per triennium aut ultra Theophrasti esset Amanuensis ex ore dictantis studiose exceperat Nutzliche Kommentare und Beobachtungen zu den Macer Gedichten uber die Krafte der Heilpflanzen welche Johannes Oporinus drei Jahre oder langer Schreiber des Paracelsus vom Gehorten eifrig ausgewahlt hat Huser Ausgabe der Werke des Paracelsus Basel 1590 Teil 7 Seite 237 277 Bayerische Staatsbibliothek Digitalisat Heinz Pachter Paracelsus Das Urbild des Doktor Faustus Buchergilde Gutenberg Zurich 1955 S 184 189 Udo Benzenhofer Zum Brief des Johannes Oporinus uber Paracelsus Die bislang alteste bekannte Briefuberlieferung in einer Oratio von Gervasius Marstaller In Sudhoffs Archiv Band 73 1989 S 55 63 Angela Nuovo Il Corano ritrovato In La Bibliofilia 89 1987 S 237 271 Angela Nuovo A lost Arabic Koran rediscovered In The Library 12 1990 S 273 292 Carlos Gilly Die Manuskripte in der Bibliothek des Johannes Oporinus 2001 Nicht ganz vollstandiges Verzeichnis der Korrespondenz bei Martin Steinmann Johannes Oporinus Ein Basler Buchdrucker um die Mitte des 16 Jahrhunderts Basler Beitrage zur Geschichtswissenschaft Bd 105 Helbing amp Lichtenhahn Basel u a 1967 S 121 142 Historisches Familienlexikon der Schweiz Personen Abgerufen am 14 September 2020 Gerhard Baader Die Antikerezeption in der Entwicklung der medizinischen Wissenschaft wahrend der Renaissance In Rudolf Schmitz Gundolf Keil Hrsg Humanismus und Medizin Acta humaniora Weinheim 1984 Deutsche Forschungsgemeinschaft Mitteilungen der Kommission fur Humanismusforschung Band 11 ISBN 3 527 17011 1 S 51 66 hier S 65 Fritz Husner Die editio princeps des Corpus Historiae Byzantinae Johannes Oporin Hieronymus Wolf und die Fugger In Festschrift Karl Schwarber Benno Schwabe Basel 1949 S 143 162 Normdaten Person GND 118736396 lobid OGND AKS LCCN no96009568 VIAF 32062642 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Oporinus JohannesALTERNATIVNAMEN Oporin Johannes Herbster Johann Herbster Johannes Herbst Johann Herbst Hans wirklicher Name KURZBESCHREIBUNG Schweizer Humanist Buchdrucker Verleger Sekretar und LehrerGEBURTSDATUM 25 Januar 1507GEBURTSORT BaselSTERBEDATUM 6 Juli 1568STERBEORT Basel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johannes Oporinus amp oldid 223798633