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Der Waldhof Carinhall kurz Carinhall war ein reprasentatives Gut des Reichsmarschalls und fuhrenden Nationalsozialisten Hermann Goring Der Besitz lag in der Schorfheide zwischen Grossdollner See und Wuckersee im Norden des heutigen Bundeslandes Brandenburg Goring benannte die Anlage nach seiner ersten Ehefrau Carin die er hier bestatten liess Er ging in der Umgebung seiner Jagdleidenschaft nach empfing in Carinhall hochrangige Gaste und brachte dort grosse Teile seiner privaten Kunstsammlung unter Kurz vor der Ankunft der russischen Truppen liess er die Gebaude im April 1945 zerstoren Wachterhauschen an der Zufahrt zum Waldhof CarinhallGoring in Carinhall Juli 1938Goring bei der Begrussung eines SS Fuhrers in einem der Innenhofe Inhaltsverzeichnis 1 Umgebung 2 Name 3 Geschichte 3 1 Bau 3 2 Nutzung 3 3 Verbleib der Kunstsammlung 3 4 Zerstorung 4 Carinhall heute 5 Bronzefiguren in Carinhall 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseUmgebung BearbeitenCarinhall liegt in bewaldetem Gebiet abseits von Siedlungen Joachimsthal und der Grimnitzsee liegen etwa acht Kilometer sudostlich Friedrichswalde etwa funf Kilometer ostlich Gross Dolln etwa acht Kilometer westlich Templin etwa 15 Kilometer nordwestlich Gross Schonebeck etwa 12 Kilometer sudwestlich In der Nahe von Carinhall befanden sich eine Funkstation und sieben Kilometer nordlich an der Landesstrasse L 100 bei Ahlimbsmuhle eine wenig bekannte Scheinanlage aus Brettern und Netzen zur Tauschung der alliierten Luftaufklarung Von 1955 bis 2012 war sieben Kilometer nordwestlich von Carinhall der Sonderlandeplatz Templin Gross Dolln in Betrieb Name Bearbeiten nbsp Uberfuhrung von Carin Goring von Schweden in die Schorfheide am 19 Juni 1934 Vorn Hitler und Goring Der von Goring gewahlte Name Carinhall bezieht sich auf Gorings erste Frau die Schwedin Carin Goring geborene Freiin Fock geschiedene von Kantzow mit der er ab 1923 verheiratet war und das Walhall 1 laut der nordischen Mythologie eine prachtige Himmelshalle in die Odin die tapfersten gefallenen Krieger aufnimmt Carin Goring starb am 17 Oktober 1931 in Stockholm und wurde zunachst in Schweden bestattet Nach einem Besuch an ihrem Grab hielt Goring eine Rede und hinterliess ein Gebinde aus roten Rosen Das Gebinde wurde kurz darauf von emporten Schweden entfernt die eine Protestnote hinterliessen Diese richtete sich gegen die Politisierung einer schwedischen Staatsburgerin zu Propagandazwecken Goring liess den Vorfall in der gleichgeschalteten Presse zu einer Grabschandung umdeklarieren und benutzte ihn als Vorwand um die Tote in einem Staatsakt von Schweden nach Deutschland zu uberfuhren Ihre exhumierten Uberreste kamen am 19 Juni 1934 in Carinhall an Am nachsten Tag wurden sie im Beisein Hitlers und der Nazi Fuhrung in einer Gruft uber dem Steilufer des Wuckersees 2 bestattet die wegen ihrer Ausmasse den Charakter eines Mausoleums hatte 3 Geschichte BearbeitenBau Bearbeiten nbsp Bauarbeiten in Carinhall 1939 40 nbsp Grundrisszeichnung zur geplanten dritten Erweiterung 1945 Der Gebaudekomplex wurde nach 1933 in mehreren Etappen errichtet Architekt war zunachst Werner March der Schopfer des Berliner Olympiastadions Spater ubernahm Friedrich Hetzelt den Bau 1939 begann der Bau des zweiten Bauabschnitts dessen Bibliotheksflugel durch die Philipp Holzmann AG ausgefuhrt wurde 4 Stilistisch griffen die Gebaude auf historische Baustile zuruck 5 Der Gebaudekomplex bestand zuletzt aus mehreren reprasentativen Gebauden Hallen und Salen Die Raume hatten eine Gesamtflache von etwa 11 000 Quadratmetern Drei 72 Meter lange Seitenflugel parallel zur Zufahrtsstrasse ausgerichtet begrenzten zwei Innenhofe mit einer Flache von zusammen 15 800 Quadratmetern 2 Zum Anwesen gehorten eine Telefonzentrale ein Luftschutzbunker sowie in einiger Entfernung unter anderem eine Adjutantur ein Tennisplatz eine Schiessanlage und Bootshauser am Grossdollner See Das Mausoleum von Carin Goring lag abseits am Wuckersee 6 Die Zufahrtstrasse war als Kastanienallee gestaltet Sie lief von den Wachterhauschen direkt auf das einen Kilometer entfernte quer stehende Hauptgebaude zu Nach 850 Metern erreichte man den Hirschplatz der einem der Innenhofe in rund 100 Metern Entfernung vorgelagert war 6 Der Hirschplatz war mit dem bronzenen Kronenhirsch dekoriert Im Jahr 1945 war eine dritte Erweiterung des Gebaudekomplexes geplant Weitere grosse Gebaude sollten nahe dem Hirschplatz und als Anbauten im Suden Richtung Wuckersee entstehen Goring prasentierte am 12 Januar 1945 seinem 52 Geburtstag die Grundrisszeichnung Nutzung Bearbeiten Goring empfing hier auslandische Staatsgaste mit denen er bisweilen Jagdausfluge in die Schorfheide unternahm Staatsgaste waren unter anderem der italienische Diktator Benito Mussolini 28 September 1937 der britische Politiker Edward Wood 20 November 1937 und der japanische Aussenminister Matsuoka Yōsuke 29 Marz 1941 In den Ausstellungsraumen von Carinhall war ein Grossteil der privaten Kunstsammlung von Hermann Goring untergebracht die hauptsachlich aus Raub und Beutekunst bestand aber auch Gemalde aus legalen Ankaufen enthielt Schwerpunkt der Sammlung war die Malerei der Gotik und der Renaissance Ein Beispiel ist das Renaissance Gemalde Leda mit ihren Kindern von Giampietrino heute in Kassel Verbleib der Kunstsammlung Bearbeiten Im Jahr 1943 liess Goring einen Teil seiner Privatsammlung im Bergungsort Salzbergwerk Altaussee bei Altaussee im Bezirk Bad Aussee in der Steiermark einlagern Diese Kunstwerke wurden ab 1945 von den Alliierten in Lastwagen zur zentralen Sammelstelle Central Collecting Point in Munchen gebracht die sich im vormaligen Fuhrerbau und im Verwaltungsbau der NSDAP befand Der andere Teil der Privatsammlung blieb in den Ausstellungsraumen von Carinhall Im Januar 1945 liess Goring den Rest der Kunstsammlung grossenteils in Sonderzugen nach Berchtesgaden bringen und dort in Tunneln unterstellen Die Kunstschatze wurden ausgeladen und in Luftschutzbunker gebracht Ein Teil der Gemalde und Tapisserien wurde in diesen letzten Kriegstagen aus den Zugen geplundert 7 nbsp Ruine auf dem Anwesen um 1947 nbsp Ruine in Carinhall 1947Zerstorung Bearbeiten Am 20 April 1945 verliess Goring Carinhall Zuruck blieb ein kleiner Trupp der Luftwaffe der auf Weisung Gorings beim Naherrucken der Roten Armee die Gebaude des Anwesens sprengen sollte Als die Rote Armee nur noch wenige Kilometer entfernt war wurde Carinhall am 28 April 1945 mit uber 80 Fliegerbomben gesprengt Nicht alle Kunstobjekte waren zuvor abtransportiert worden Ein Angehoriger des Sprengkommandos sagte spater der Anblick der Kunstschatze sei uberwaltigend gewesen Ausserdem waren beispielsweise noch wertvolle Mobel und grosse Mengen an Lebensmitteln vorhanden Die Wachleute die Russen und die Bevolkerung aus der Region griffen zu 2 Goring hatte auch den Sarg im Mausoleum nicht sichern lassen Unbekannte brachen ihn auf um das Zinkblech zu verwerten Im Jahr 1947 fand ein Forstarbeiter verstreute Leichenteile im Bereich der Gruft Auf Veranlassung der schwedischen Verwandten von Carin Goring sorgte der Pfarrer der schwedischen Gemeinde in Berlin dafur dass ihre Gebeine exhumiert heimlich nach West Berlin gebracht und im Krematorium Wilmersdorf unter falschem Namen eingeaschert wurden Der Pfarrer brachte die Urne nach Schweden wo sie 1951 beigesetzt wurde Kurz nach der Wende fanden Schatzsucher noch ein Stuck Schadel Mitglieder des Vereins Schorfheide Museum sorgten dafur dass auch dieses Fragment nach Schweden gebracht wurde 2 Zu DDR Zeiten war das Gelande Sperrgebiet DDR Grossen wie Walter Ulbricht Erich Honecker und Erich Mielke gingen hier auf die Jagd 2 1993 fand ein Schatzsucher den Eingang zu Gorings Luftschutzbunker und durfte dort graben bis der Forster 1995 den Eingang mit einer Planierraupe verschliessen liess Seitdem dient der Bunker Fledermausen als Quartier 2 Ein Schild weist darauf hin dass Fledermause streng geschutzt sind 8 1994 fand ein Schatzsucherverein aus Berlin eine Saule aus rotem Marmor Im Februar 2020 wollten Schatzgraber eine dazugehorige zweite Saule illegal bergen Ein Augenzeuge wandte sich an den Carinhall Experten Volker Knopf Der informierte den Vorsitzenden des Vereins Schorfheide Museum dieser den Revierforster und dieser die Polizei Die Raubgraber wurden festgenommen Der Museumsverein half spater bei der Bergung der zweiten Saule Beide Saulen stehen heute im Schorfheide Museum in Gross Schonebeck 2 Carinhall heute Bearbeiten nbsp Infotafel Waldhof Carinhall Ein Granitfindling mit eingravierter Inschrift Carinhall 9 sowie eine Infotafel zur Geschichte mit Fotos des ehemaligen Waldhofs am Hirschplatz bezeichnen heute den Ort des Anwesens Vollstandig erhalten und in gutem Erhaltungszustand sind noch die beiden Wachterhauschen am ehemaligen Haupttor und direkt benachbart aber ausserhalb des Anwesens zwei Wohnhauser fur die damaligen Wachmannschaften ferner die Kastanienallee 10 und das Gebaude der Funkstation Der Bunker ist erhalten aber unzuganglich Von der eigentlichen Anlage ist nichts mehr erhalten nur noch einzelne Steine und Betonstucke 11 die grossenteils von Gras oder Gestrupp uberwuchert sind 12 Am ehemaligen Grab von Carin Goring ist nur noch eine Vertiefung im Boden erkennbar Die Reste des Landsitzes Carinhall sind als Baudenkmale von Templin aufgefuhrt Bronzefiguren in Carinhall Bearbeiten nbsp Bronzeplastik Kronenhirsch 1937 heute im Tierpark Berlin nbsp Bronzeplastik Kampfende Amazone heute in EberswaldeIm Hof von Carinhall auf dem Hirschplatz am Ende der Kastanienallee stand die Bronzeplastik Kronenhirsch von Johannes Darsow Sie wurde fur die internationale Jagdausstellung 1937 in Berlin entworfen Es handelt sich um den Rothirsch Raufbold den Hermann Goring am 9 Februar 1936 im Forstamt Warnen in der Rominter Heide erlegt hatte Nach der Jagdausstellung kam die Bronzeplastik vom Haupteingang der Berliner Messehallen nach Carinhall um 1950 in den Park von Schloss Sanssouci in Potsdam und 1969 an die Freilichtbuhne im Tierpark Berlin zu gelangen 13 Die 1897 von Franz von Stuck geschaffene Bronzeplastik Kampfende Amazone die westlich des Hauptflugels stand wurde nach Eberswalde uberfuhrt Dort stand sie lange unterhalb der Maria Magdalenen Kirche bevor sie in den nahen Weidendamm Park umgesetzt wurde Im Sommer 1990 suchten Polizeitaucher im Auftrag des letzten DDR Innenministers Peter Michael Diestel den Grossdollner See nach eventuell versenkten Schatzen ab Dabei fanden sie mehrere Bronzestatuen 2 drei uberlebensgrosse Figuren von Arno Breker Anmut 1938 Schreitende 1940 und Eos 1942 Sie waren ehemals im Rosengarten von Carinhall aufgestellt 14 Heutiger Standort Schorfheide Museum im Jagdschloss Gross Schonebeck die Gruppe Madchen mit Hirschkuh von Hans Kruckeberg Heutiger Standort Schorfheide Museum im Jagdschloss Gross Schonebeck einen Abguss der Venus Medici aus den Uffizien in Florenz Diese Kopie steht heute auf dem Hof des Bundesamtes fur zentrale Dienste und offene Vermogensfragen in Berlin Weissensee Im Rosengarten von Carinhall befand sich seit 1942 auch eine Kopie der Nymphe von Fontainebleau des Bildhauers Benvenuto Cellini Goring hatte das Original des Bronze Reliefs 1940 im Pariser Louvre gesehen und die Kopie beauftragt die mit einem Sonderzug nach Carinhall transportiert wurde 1946 entdeckte ein Oberforster das 1 2 Tonnen schwere Objekt in seinem Revier und brachte es in die Oberforsterei Reiersdorf 1952 kam es ins Depot des Albertinums in Dresden Dem Museumsverein in Gross Schonebeck gelang es das Relief als Dauerleihgabe fur das Schorfheide Museum zu gewinnen Im September 2019 wurde das Kunstwerk im Garten des Jagdschlosses enthullt 14 Literatur BearbeitenGunther Haase Die Kunstsammlung des Reichsmarschalls Hermann Goring Eine Dokumentation Edition q Berlin 2000 ISBN 3 86124 520 5 Hanns Christian Lohr Der Eiserne Sammler Die Kollektion Hermann Goring Kunst und Korruption im Dritten Reich Gebr Mann Berlin 2009 ISBN 978 3 7861 2601 0 Volker Knopf Stefan Martens Gorings Reich Selbstinszenierungen in Carinhall 6 aktualisierte Auflage Christoph Links Berlin 2012 ISBN 978 3 86153 392 4 Volker Knopf Jagdhaus Carinhall Wie alles begann Die Ursprunge von Hermann Gorings legendarem Landsitz Carinhall zwischen 1933 und 1936 Zeitgeschichte in Wort und Bild Heft 4 Ex Nunc Verlag 2016 ISBN 978 3 00 052201 7 Helmut Suter Jagd unterm Hakenkreuz Hermann Goring Carinhall und das Jagdrevier Schorfheide be bra Verlag Berlin 2021 ISBN 978 3 89809 180 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Carinhall Sammlung von Bildern Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09130807 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg Literatur von und uber Carinhall im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Carinhall Was blieb von Gorings Landsitz in der Schorfheide ubrig Eine Spurensuche berliner kurier de 27 Juni 2021 Carinhall auf schatzsucher de Bildsuche in der Deutschen Digitalen Bibliothek zur Philipp Holzmann AG falsch geschriebener Name Karinhall Einzelnachweise Bearbeiten Annett Groschner Auf Carinhall Schorfheide In Stephan Porombka Hilmar Schmundt Hrsg Bose Orte Statten nationalsozialistischer Selbstdarstellung heute Claassen Berlin 2005 ISBN 978 3 546 00380 3 S 106 a b c d e f g h Andreas Kopietz Carinhall Was blieb von Gorings Landsitz in der Schorfheide ubrig Eine Spurensuche berliner kurier de 27 Juni 2021 Angaben auf der Infotafel Waldhof Carinhall siehe Bild Der Text ist bei starker Vergrosserung durch dreimaliges Anklicken des Bildes lesbar Bauten der NS Zeit Bildarchiv der Philipp Holzmann AG Abgerufen am 13 November 2022 Wolfgang Ullrich Uta von Naumburg Eine deutsche Ikone Wagenbach Berlin 1998 ISBN 3 8031 5159 7 S 54 a b Volker Knopf Stefan Martens Gorings Reich Selbstinszenierungen in Carinhall 6 aktualisierte Auflage Christoph Links Berlin 2012 ISBN 978 3 86153 392 4 S 8 f Lageplan arte Fernsehdokumentation Goring Brueghel und die Shoah Die Blutspur der NS Raubkunst gesendet am 28 Marz 2021 ab Sendeminute 0 51 Hinweisschild mit der Bitte das Fledermausquartier zu respektieren Bild des Steins mit der Inschrift Carinhall Bild der Kastanienallee Beispiele fur noch vorhandene Trummer im Bild einzelner Steinblock einzelne Steine im Unterholz kleinere Steine Rest eines Zaunfundaments Typischer Bewuchs auf dem Gelande Graser Gestrupp Baume hier im Bereich eines ehemaligen Innenhofs Eine zweite Plastik nach diesem Vorbild wurde als Hubertushirsch 1938 in der Kunst und Glockengiesserei Lauchhammer gegossen am Neuen Jagerhaus im Schlosspark Grillenburg aufgestellt und 2013 auf den Kurplatz in Kurort Hartha versetzt a b Susan Hasse Schone Nymphe zieht ins Schorfheider Jagdschloss moz de 27 September 2019 mit Fotografie 53 008611111111 13 636388888889 Koordinaten 53 0 31 N 13 38 11 O Normdaten Geografikum GND 4494036 1 lobid OGND AKS LCCN sh99010424 VIAF 234322935 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Carinhall amp oldid 238239918