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Calixtus Schein auch Calixtus Schein der Altere 1529 wohl in Dresden 4 November 1600 in Lubeck war Syndicus der Hansestadt Lubeck Unterschriftenseite des Friedens von Stettin mit der Unterschrift Scheins rechts unterhalb der Mitte Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Lubecker Aussenpolitik 1 2 Lubecker Rechtspflege 1 3 Kirchenpolitik 2 Schriften 2 1 Briefe 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenCalixtus Schein war Sohn des Stadtschreibers Valentin Schein in Meissen Er besuchte dort die neu gegrundete Furstenschule St Afra und studierte ab 1545 Rechtswissenschaften an der Universitat Leipzig ab 1549 an der Universitat Wittenberg und promovierte zum Dr jur Nach dem Tod seines Vaters 1554 wurde er zunachst dessen Nachfolger in Meissen gelangte dann aber durch bislang nicht geklarte Umstande nach Kiel wo er zum Syndikus der Stadt bestellt wurde 1565 wurde er zunachst befristet ab 1575 auf Lebenszeit zum Syndicus der Hansestadt Lubeck bestellt und gehorte damit dem Rat der Stadt an Neben seinem Lubecker Amt vertrat er als Jurist auch die Interessen des Kurfursten von Sachsen und die Herzoge von Mecklenburg wie von Sachsen Lauenburg Calixtus Schein vertrat mit aussenpolitischem Talent und grossem Verhandlungsgeschick die wirtschaftspolitischen Interessen der Freien Reichsstadt Lubeck im Ostseeraum wie auch gegenuber dem Heiligen Romischen Reich Gleichzeitig hatte er als Syndicus eine hervorgehobene richterliche Funktion am Oberhof Lubeck und war im Rat auch in der Rechtsetzung des Lubischen Rechts federfuhrend Calixtus Schein war zweimal verheiratet und aus beiden Ehen gingen insgesamt vermutlich acht Kinder hervor Gegen Ende der 1560er Jahre beherbergte er seinen Bruder den Theologen und Padagogen Hieronymus Schein den Vater des spateren Thomaskantors Johann Hermann Schein bei sich in Lubeck 1 Sein Epitaph in der Lubecker Jakobikirche hat sich nicht erhalten 1593 stiftete er als Syndikus dieser Kirche einen zweiarmigern Wandleuchter aus Messing der heute auch nicht mehr identifiziert werden kann 2 Lubecker Aussenpolitik Bearbeiten Der Beginn der Lubecker Tatigkeit Scheins war uberschattet durch den laufenden Dreikronenkrieg in dem Lubeck an der Seite Danemarks unter Konig Friedrich II gegen Schweden fur seine Handels und Seeverkehrsinteressen in der Ostsee und Skandinavien kampfte Ein Separatfriede wurde 1568 durch eine Delegation die auf Lubecker Seite aus dem Burgermeister Christoph Tode und Syndicus Calixtus Schein bestand verhandelt und auch von ihnen den Danen und den schwedischen Unterhandlern paraphiert aber durch die Schweden wegen Uberschreitung der Verhandlungsvollmacht nicht ratifiziert Erst 1570 mit dem Frieden von Stettin konnte durch Calixtus Schein wieder gemeinsam mit Burgermeister Christoph Tode ein den Krieg beendender diplomatischer Erfolg fur Lubeck verbucht werden die Teilnahme der Stadt an diesem Frieden war Lubecks letzter grosser internationaler diplomatischer Erfolg vor ihrem politischen Niedergang als weitgehend eigenstandiger Handelsmacht in Nordeuropa 3 Auch in den Folgejahren war Schein fur Lubeck fast jedes Jahr in Danemark um die Sicherung der Lubecker Handelsinteressen in Fragen des Sundzoll und um die Aufrechterhaltung der Lubecker Privilegien in Bergen oder auf der Schonischen Messe bemuht 1574 war er gemeinsam mit dem Ratsherrn Paul Ronnefeld als Gesandter der Stadt in Schweden um bei Konig Johann III die Freigabe von 17 auf der Ruckreise von Narva durch die Schweden gekaperte Lubecker Kauffahrteischiffe zu erlangen Diese diplomatische Mission scheiterte und der Lubecker Rat wandte sich wegen dieses Bruchs des Friedens von Stettin an den Kaiser Ab 1575 war er massgeblich an den Verhandlungen der Burgermeister Christoph Tode und Johann Brokes sowie des Ratsherrn Hermann von Dorne uber die Ruckgabe der an Lubeck verpfandeten Insel Bornholm an Danemark beteiligt Daneben vertrat Schein Lubeck und die Hanse mehrfach auf den Reichstagen und beim Kaiser am Hofe von Prag Lubecker Rechtspflege Bearbeiten nbsp Renaissanceportal zum Verhandlungssaal des Oberhofs Lubeck heute Audienzsaal des RathausesDer aus Sachsen stammende Schein schrieb durchgehend Hochdeutsch und seine Amtszeit fiel in die Jahre des Ubergangs der Verwaltungs und Rechtssprache in Lubeck vom Niederdeutschen ins Fruhneuhochdeutsche 4 Bekanntestes Beispiel dafur ist die im Auftrag des Lubecker Rats von Burgermeister Johann Ludinghusen Syndikus Calixtus Schein und Ratsherr Gottschalk von Stiten erarbeitete wenn auch dabei nur unzureichend uberarbeitete hochdeutsche Fassung des Lubischen Rechts Der Kayserlichen Freyen und des Heiligen Reichs Stadt Lubeck Statuta und Stadt Recht Auffs Newe vbersehen Corrigiret und aus alter sechsischer Sprach in Hochteudsch gebracht Gedruckt zu Lubeck durch Johann Balhorn im Jar nach Christi Geburt 1586 5 Es galt bis zum Inkrafttreten des BGB am 1 Januar 1900 Die von ihm erarbeitete neue Lubecker Insolvenzordnung wurde 1620 also erst 20 Jahre nach seinem Tod in Kraft gesetzt Daneben waren einzelne Lubecker Ratsherren besonders aber die Syndici auch richterlich auf allen Ebenen der Lubecker Gerichtsbarkeit tatig Das Archiv der Hansestadt Lubeck verwahrt etwa funfzig Relationen Scheins sowohl zu zivilrechtlichen wie auch strafrechtlichen Gegenstands aus der Zeit von 1584 bis 1599 die heute noch Aufschluss uber die Entscheidungsfindung des Lubecker Oberhofs geben Kirchenpolitik Bearbeiten Schein spielte eine wichtige Rolle bei der Herausbildung des Landesherrlichen Kirchenregiments in Lubeck das hier vom Rat beansprucht und wahrgenommen wurde 1575 vertrat er den Rat beim Treffen des Ministeriums Tripolitanum von Lubeck Hamburg und Luneburg in Molln das zu diesem Zeitpunkt Lubecker Pfandbesitz war und wo wichtige Vorabsprachen zur Konkordienformel getroffen wurden Ab 1576 kam es uber die Wiederverheiratungsplane von Adelheid Ludinghusen der Witwe des Burgermeisters Anton Ludinghusen zu einem offentlichen Skandal Sie wollte ihres verstorbenen Mannes Schwester Tochter Sohn ihren Grossneffen den Kaufmann Hermann Buning heiraten was aber wegen des Verwandtschaftsgrades auf Ablehnung der Lubecker Geistlichkeit traf Auch die Anrufung des Lubecker Konsistoriums des fur Ehesachen zustandigen Kirchengerichts und die Einholung von auswartigen Gutachten blieben erfolglos Ein Ausschluss der Adelheid Ludinghusen als Patin bei einer Taufe im Februar 1578 wegen ihrer Hartnackigkeit fuhrte zu einem Ausfall ihrerseits gegen den Superintendenten Andreas Pouchenius Eine gemischte Kommission des Rates und des Geistlichen Ministeriums unter der Leitung von Schein die im Juni 1578 zusammentrat verpflichtete sie zu einem Entschuldigungs Revers und zu Hausarrest 1579 fluchtete sie nach Rostock wo die Lubecker Bedenken nicht geteilt wurden und die Trauung schliesslich stattfand 6 Schein nutzte diesen und andere Konflikte um die Kirchenzucht wie den des Superintendenten Pouchenius mit dem Rektor des Katharineums Pancraz Kruger wegen der Schulaufsicht um die Position des Rates seinen Anspruch auf totale Kirchenhoheit 7 zu festigen In einem vermutlich von Schein verfassten und von ihm verkundeten Ratsdekret vom 3 Januar 1582 wurde dem Superintendenten und dem Geistlichen Ministerium die Schranken ihrer Befugnisse dargelegt und eine regelrechte Dienstanweisung fur die Geistlichen erlassen 8 Samtliche Ordnungsfragen im Zusammenhang mit Kasualien wie Taufe Trauung und Bestattung seien dem Rat zur Entscheidung zu uberlassen eine klare Verlagerung der Kirchenhoheit verglichen mit der weiterhin gultigen Kirchenordnung Johannes Bugenhagens von 1531 1588 deklarierte der Rat durch Schein Massnahmen der Kirchenzucht konkret ging es um den Ausschluss vom Abendmahl fur Pancraz Kruger durften nur nach eingehender Rucksprache mit dem Rat verhangt werden Durch diese Dekrete wurde kirchliche Selbstandigkeit so gut wie vollstandig aufgehoben 9 Schriften BearbeitenBriefe Bearbeiten 20 Briefe an Konig Friedrich II von Danemark aus der Zeit 1569 1579 wiedergegeben in Andreas Schumacher Gelehrter Manner Briefe an die Konige in Dannemarck vom Jahr 1522 bis 1663 Band 3 1759 S 258 ff books google de Literatur BearbeitenJohann Peter Willebrand Hansische Chronik 1748 S 180 ff books google de Johann Ludwig Ruling Geschichte der Reformation zu Meissen im Jahre 1539 und folgenden Jahren nebst beweisenden und erlauternden Anmerkungen auch ein Beitrag zur dritten Jubelfeier dieses denkwurdigen Ereignisses C F Klinkicht 1839 S 85 ff books google de Friedrich Bruns Die Lubecker Syndiker und Ratssekretare bis zur Verfassungsanderung von 1851 In Zeitschrift des Vereins fur Lubeckische Geschichte und Altertumskunde Band 29 1938 S 91 168 Jurgen Harder Calixtus Schein In Alken Bruns Lubecker Lebenslaufe aus neun Jahrhunderten Wachholtz Neumunster 1993 ISBN 3 529 02729 4 S 336 339 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Calixtus Schein Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Druckschriften von und uber Calixtus Schein im VD 16 Einzelnachweise Bearbeiten Arthur Prufer Zur Familiengeschichte des Leipziger Thomas Kantors Joh Herm Schein In Monatshefte fur Musik Geschichte 30 1898 S 141 145 hier S 143 Johannes Baltzer Friedrich Bruns Die Bau und Kunstdenkmaler der Freien und Hansestadt Lubeck Herausgegeben von der Baubehorde Band III Kirche zu Alt Lubeck Dom Jakobikirche Agidienkirche Verlag von Bernhard Nohring Lubeck 1920 S 414 und 428 Vertragstext II 1 2 Vorlage Toter Link www ieg mainz de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2018 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis siehe Europaische Friedensvertrage der Vormoderne online des Instituts fur Europaische Geschichte Mainz mit den Autographen der Beteiligten auf S 27 Siehe dazu ausfuhrlich Robert Peters Die Kanzleisprache Lubecks In Albrecht Greule Jorg Meier Arne Ziegler Kanzleisprachenforschung Ein internationales Handbuch Berlin Walter de Gruyter 2012 ISBN 978 3 11 026188 2 S 347 366 besonders S 359 Digitalisat des Exemplars der Universitat Bielefeld Dazu umfassend Hermann Heller Eine Heirathsgeschichte aus alten Tagen Ein Beitrag zur Sittengeschichte des 16 Jahrhunderts In Die Grenzboten 36 1877 Teil 3 S 94 104 Wolf Dieter Hauschild Kirchengeschichte Lubecks Christentum und Burgertum in 9 Jahrhunderten Schmidt Romhild Lubeck 1981 ISBN 3 7950 2500 1 S 280 Edition bei Emil Sehling Hrsg Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI Jahrhunderts Band 5 Leipzig 1913 Dok Nr 67 und 68 S 369 372 Wolf Dieter Hauschild Zum Verhaltnis Staat Kirche im Lubeck des 17 Jahrhunderts In ZVLGA 50 1970 S 69 92 auch in Ders Suchet der Stadt Bestes neun Jahrhunderte Staat und Kirche in der Hansestadt Lubeck Hrsg von Antjekathrin Grassmann und Andreas Kurschat Schmidt Romhild Lubeck 2011 ISBN 978 3 7950 5200 3 S 169 187 hier S 171Normdaten Person GND 119817721 lobid OGND AKS VIAF 25421015 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schein CalixtusALTERNATIVNAMEN Schein Calixt Schein Calixtus der AltereKURZBESCHREIBUNG Stadtsyndicus der Hansestadt LubeckGEBURTSDATUM 1529GEBURTSORT unsicher DresdenSTERBEDATUM 4 November 1600STERBEORT Lubeck Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Calixtus Schein amp oldid 237811248