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Die Ruine der Burg Landsberg franzosisch Chateau de Landsberg im Elsass steht auf einem sudlichen Auslaufer des Odilienbergmassivs rund 30 Kilometer sudwestlich von Strassburg In einer Hohe von 580 Metern uber NN auf einem Bergsporn liegend dominiert sie die Ortschaft Heiligenstein im Departement Bas Rhin Kernburg der Burg Landsberg OstansichtDie Spornburg wurde im Laufe der Geschichte auch mit Landsberch Landesperg sowie Landsperg 1 bezeichnet und war die Stammburg der Ritter von Landsberg Aus Sicht der Burgenforschung ist die Anlage wegen der erstmals verwirklichten und damit fuhrenden Konzeption als Frontturmburg mit ubereck gestelltem viereckigem Bergfried und sich dahinter im Schutz aufstellenden Wohnbauten bedeutend 2 Sie diente als Vorbild fur weitere elsassische Burgen wie Bernstein Ortenberg und Birkenfels 3 Die Anlage steht seit dem 25 Oktober 1965 als Monument historique unter Denkmalschutz 4 Eine botanische Besonderheit ist das Vorkommen des Winterlings mundartlich Schlossbliemele Die mediterrane Art wurde im Mittelalter im Burghof als Zierpflanze kultiviert und ist von dort aus verwildert Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Bewohner und Besitzer 1 2 Baugeschichte 2 Beschreibung 2 1 Kernburg 2 2 Unterburg 2 3 Westburg 3 Literatur 4 Weblinks 5 FussnotenGeschichte BearbeitenBewohner und Besitzer Bearbeiten Eine erste schriftliche Erwahnung der Burg fand in einer Urkunde vom 23 Juni 1200 statt mit der die Abtissin des Klosters Niedermunster dem Ritter Conrad von Vienhege auch Finhey Vigenhegen und Vienhenne ein Grundstuck uberliess auf dem sich seine gerade entstandene Burg befand Der Burgherr nannte sich nachfolgend nach seinem neuen Besitz von Landsberg Die in alteren Publikationen oft zu lesende Behauptung die Herren von Landsberg seien bereits 1144 urkundlich genannt worden gilt mittlerweile ebenso als widerlegt wie die Annahme die durch den Hortus Deliciarum bekannt gewordene Abtissin Herrad von Landsberg sei ein Mitglied dieser Adelsfamilie gewesen 5 Burg Landsberg entstand zur Sicherung von staufischen Besitzungen um Barr Andlau und des unter staufischem Schutz stehenden Klosters Hohenburg dessen Ministeriale die Landsberger waren 6 doch schon 1232 wechselten diese ihren Lehnsherrn und schlugen sich auf die Seite des Strassburger Bischofs dessen Truppen nachfolgend die regionalen staufischen Guter bedrohten Der Schultheiss von Hagenau Wolfelin begann nach den Aufzeichnungen des Chronisten Richer von Senones deshalb in jener Zeit nahe Andlau mit der Errichtung einer Burg namens Landeshaoite Eine Hypothese lautet dahingehend dass es sich bei Landeshaoite um die Landsberger Burg gehandelt haben konnte die Wolfelin an sich gebracht und anschliessend aufwandig aus und umgebaut haben konnte sodass von einem Neubau die Rede war 1237 fiel Wolfelin allerdings bei Kaiser Friedrich II in Ungnade und die Burg konnte wieder an die Herren von Landsberg zuruckgefallen sein 7 Zumindest findet sie 1322 als Offenhaus des Strassburger Bischofs Erwahnung 6 und 1412 8 versetzte Otteman von Landsberg eine Halfte der Anlage an den Pfalzgrafen bei Rhein Ludwig den Bartigen der zugleich Landvogt des Elsass war 6 Zwei Jahre spater kam auch die andere Burghalfte von Johann Jean von Landsberg an den Pfalzgrafen der sie im 15 Jahrhundert mehrfach verpfandete Nachfolgend gelangten die Landsberger wieder in den Besitz zumindest einer Halfte der Burganlage der restliche Teil wurde von Kaiser Maximilian I eingezogen und anschliessend als Lehen an seinen Kanzler Nikolaus Ziegler vergeben 9 Allerdings gelang es den Herren von Landsberg bis um die Mitte des 16 Jahrhunderts 10 die gesamte Anlage wieder in ihren alleinigen Besitz zu bringen jedoch wurde die Nutzung der Kernburg zu Wohnzwecken noch im gleichen Jahrhundert aufgegeben 11 Letztes urkundliche Zeugnis fur eine Wohnnutzung der Burggebaude ist ein Burgfriedensvertrag aus dem Jahr 1525 11 Im 18 Jahrhundert wurden die derweil heruntergekommenen Gebaude zuerst noch landwirtschaftlich genutzt 12 ehe sie ab den 1780er Jahren ausschliesslich als Forsthaus dienten Nachdem die Anlage 1789 wahrend der Franzosischen Revolution konfisziert worden war wurde sie 1790 12 als Nationalgut an den Baron Friedrich von Turkheim verkauft Seine Familie ist auch heute noch Eigentumerin der Ruine Baugeschichte Bearbeiten nbsp Die Burg vor ihrer Zerstorung Rekonstruktion von A StuberFormulierungen der Urkunde in der die Burg Landsberg erstmals schriftlich erwahnt wird lassen darauf schliessen dass diese erst kurz zuvor errichtet wurde und ihre Errichtung womoglich noch nicht abgeschlossen war Der Baubeginn der Landsberger Anlage ist deshalb zwischen 1197 und 1200 zu datieren 11 Archaologische Funde die eine mogliche Vorgangeranlage bestatigen konnten gibt es bisher nicht 6 Die erste einfache Burg des Conrad von Landsberg bestand aus einem viereckigen Bergfried sowie einem Wohnbau der im ersten Viertel 13 Jahrhunderts im Sudosten um eine Vorburg mit Ringmauer erweitert wurde Um 1235 4 entstand im Nordwesten der Kernburg ein zweiter eigenstandiger Burgkomplex 13 bestehend aus zwei Wohngebauden und einer hohen Ringmauer die runde Eckturme besass Die Bauten wurden erst im Laufe der nachfolgenden Zeit mit der schon langer bestehenden Kern und Vorburg zu einer Anlage verbunden In der ersten Halfte des 15 Jahrhunderts erfolgte ein Ausbau der ostlichen Vorburg was durch die Form der heute noch erhaltenen Schiessscharten belegt ist Doch bereits 1461 wurde die Anlage als ettwas buwefellig und buwes notturfftig 11 bezeichnet Grabungsbefunde lassen darauf schliessen dass die sudwestliche Mauer der Kernburg im 16 Jahrhundert einsturzte Die Baufalligkeit bedingte dass Burg Landsberg im dritten Quartal des 15 Jahrhunderts 4 renoviert werden musste Gleichzeitig wurde eine Anpassung der wehrhaften Elemente an moderne Feuerwaffen vorgenommen Diese halfen jedoch nicht die Einnahme der Anlage wahrend des Dreissigjahrigen Krieges zu verhindern zwischen 1632 und 1634 14 zerstorten sie vermutlich schwedische Truppen unter dem Kommando des Generals Gustaf Horn 15 Die Reste des ehemaligen Haupttores wurden 1780 16 niedergelegt um die beim Abriss gewonnenen Steine beim Neubau des nordostlich der Burg gelegenen Forsthauses zu verwenden 1868 69 nahm die Societe pour la conservation des monuments historiques d Alsace erste Erhaltungsmassnahmen am oberen Teil des Bergfrieds vor bei dem auch seine Sudseite erneuert wurde Zu jener Zeit existierten auf seiner Wehrplatte noch Reste der heutzutage vollig verschwundenen Zinnen Weitere Restaurierungsmassnahmen folgten seit dem Beginn des 21 Jahrhunderts 17 Beschreibung Bearbeiten nbsp Grundriss der BurgBurg Landsberg besteht aus einer spatromanischen Kernburg einer ostlich davon liegenden Vorburg und einer westlich liegenden Teilburg die im zweiten Viertel des 13 Jahrhunderts 13 als eigenstandiger Bau anfanglich ohne Anbindung an die Kernburg errichtet wurde Die Anlage steht auf einem Bergsporn der an drei Seiten steil abfallt und somit von Natur aus gut gegen Angriffe geschutzt war Als Schutz fur die nordwestliche dem Berg zugewandte Seite diente ein breiter Halsgraben Als Baumaterial kam vor allem im unteren Teil der Hauptburg Granit aus dem Burgfelsen zum Einsatz Fur die hoheren Partien wurden Buckelquader aus rotem Buntsandstein genutzt der in der Nahe der Burg ansteht Die ubrigen Bauten wurden aus Glattquadern errichtet die ebenfalls aus Sandstein bestehen Kernburg Bearbeiten Die Kernburg besitzt einen siebeneckigen Grundriss An ihrer Nordwest Seite befindet sich an der hochsten Stelle des Bergsporns der ubereck gestellte viereckige Bergfried Um das Jahr 1200 erbaut misst er an den Aussenseiten 9 30 9 00 Meter und besitzt vier Geschosse mit Balkendecken Mit Ausnahme des Erdgeschosses besitzen all seine Stockwerke schmale Rundbogenfenster Die 2 30 Meter dicken Wande weisen heute noch eine Hohe von etwa 22 5 Metern 18 auf Im zweiten Obergeschoss sind heute noch ein Abort und in sieben Metern Hohe 16 der spitzbogige Hocheingang sichtbar der fruher uber den nordlichen Wohnbau der Kernburg erreichbar war An der Nord und der Sudseite besass der Bergfried im obersten Geschoss einst Hurden deren Kragsteine 1860 noch erhalten waren Der ubrige Kernburgbereich ostlich des Bergfrieds wird von den Ruinen mehrerer Wohnbauten eingenommen die heute noch reich gegliederte Aussenmauern aufweisen In der Spatphase der Anlage war die Kernburg hoflos und vollstandig uberbaut Die Aussenmauern der zweistockigen Gebaude weisen wie der Bergfried in ihren obersten Geschossen Uberreste von Hurden auf Der Nordflugel besitzt im Erdgeschoss sechs schmale Rundbogenfenster Im Obergeschoss deuten vier Biforien in den 1 6 Meter dicken Wanden auf den dahinterliegenden Saal Zwei ihrer Mittelstutzen wurden erst 2003 rekonstruiert 19 nbsp Sudostseite der Unterburg mit dem KapellerkerIm Ostteil der Kernburg beherbergte der dortige Wohnbau im Erdgeschoss eine Torhalle mit spitzbogigem Eingangstor sowie eine Zisterne Im Obergeschoss haben sich an der Aussenseite zwei Doppelarkaturen erhalten zwischen denen der Kapellerker aus der Gebaudeflucht hervortritt Die nur 12 cm 19 dicken Kapellenwande sind an der Aussenseite durch Lisenen in vier Felder unterteilt die oben von einem Rundbogenfries abgeschlossen werden In jedem Wandfeld befindet sich ein kleines Fenster das fruher verglast war 20 Im Inneren der Kapelle die dem heiligen Antonius gewidmet war haben sich in den Wanden ein Weihwasserbecken und ein Wandschrank erhalten Unterburg Bearbeiten Ostlich der Kernburg schliesst sich die Unterburg an deren Ursprunge im 13 Jahrhundert zu suchen sind Ihre Ringmauer ist an der sudostlichen Ecke 15 Meter hoch An ihrer Aussenseite finden sich an der Nordost Ecke in den beiden Obergeschossen die Reste zweier Aborte Der sudliche Teil der Mauer wurde im 15 Jahrhundert an der Innenseite auf 1 65 Meter Dicke verstarkt und gleichzeitig um vier Meter erhoht 21 Der Ausbau kann aufgrund der vorhandenen Schiessscharten datiert werden weil diese eine Ubergangsform von Schlitzscharten zu feuerwaffentauglichen Schlusselscharten darstellen Westburg Bearbeiten nbsp Die Westburg mit einem der RundturmeNordwestlich der Kernburg stehen die Reste der sogenannten Westburg Sie umfasste einen grossen Wohnbau mit L formigem Grundriss und hohe sieben Meter 16 dicke Rundturme an dessen Nordwest und Sudwest Ecke Zusammen weisen die Turme insgesamt elf 1 5 Meter 16 hohe Schlitzscharten auf Vom Wohnbau sind nur noch die drei Aussenmauern erhalten deren Offnungen allesamt vermauert sind Thomas Biller unterstutzt deshalb die These dass die Westburg im 15 Jahrhundert systematisch abgerissen und zu einem Zwinger umfunktioniert wurde Das beim Abbruch gewonnene Material konnte beim Ausbau der ostlichen Unterburg zum Einsatz gekommen sein 13 Zwischen Westburg und Kernburg befand sich in der Nordmauer fruher das rundbogige Haupttor der Burganlage das durch einen vorgelagerten Zwinger mit Rechteckturm geschutzt wurde Ein weiteres schmaleres Tor das sich ostlich der Kernburg in der Nordwand befand fuhrte direkt in die Unterburg Literatur BearbeitenThomas Biller Bernhard Metz Der spatromanische Burgenbau im Elsass 1200 1250 Die Burgen des Elsass Architektur und Geschichte Band 2 Deutscher Kunstverlag Munchen 2007 ISBN 978 3 422 06635 9 S 302 316 Rudiger Bernges Der Bergfried von Burg Landsberg im Elsass 2003 PDF 27 kB Fritz Bouchholtz Burgen und Schlosser im Elsass Weidlich Frankfurt am Main 1962 S 95 Guy Bronner Heiligenstein Chateau de Landsberg In Alain Morley Hrsg Le Guide des chateaux de France Bas Rhin Herme Paris 1986 ISBN 2 86665 024 7 S 63 67 Guy Bronner Nouvelles observations sur le chateau du Landsberg a l occasion des travaux realises en 2008 In Cahiers alsaciens d archeologie d art et d histoire Band 55 Societe pour la conservation des monuments historiques d Alsace Strassburg 2012 ISSN 1160 4360 S 51 68 Guy Bronner Bernhard Metz Bernadette Schnitzler Un chateau double au XIIIe siecle Le Landsberg a la lumiere des travaux recents In Cahiers alsaciens d archeologie d art et d histoire Band 24 Societe pour la conservation des monuments historiques d Alsace Strassburg 1981 ISSN 1160 4360 1981 S 71 94 Digitalisat Walter Hotz Handbuch der Kunstdenkmaler im Elsass und in Lothringen Deutscher Kunstverlag Munchen 1976 ISBN 3 422 00345 2 S 109 Nicolas Mengus Jean Michel Rudrauf Chateaux forts et fortifications medievales d Alsace Dictionnaire d histoire et d architecture La Nuee Bleue Strassburg 2013 ISBN 978 2 7165 0828 5 S 190 192 Felix Wolff Elsassisches Burgen Lexikon Verzeichnis der Burgen und Schlosser im Elsass Weidlich Frankfurt am Main 1979 ISBN 3 8035 1008 2 S 198 202 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Burg Landsberg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kurzhistorie und Fotos franzosisch Burg Landsberg auf Alsace Medievale franzosisch FotogalerieFussnoten Bearbeiten Felix Wolff Elsassisches Burgen Lexikon 1979 S 198 Burg Landsberg auf burgenwelt org Zugriff am 12 August 2023 Thomas Biller Bernhard Metz Der spatromanische Burgenbau im Elsass 1200 1250 2007 S 308 a b c Burg Landsberg in der Base Merimee des franzosischen Kulturministeriums franzosisch 12 August 2023 Guy Bronner Bernhard Metz Bernadette Schnitzler Un chateau double au XIIIe siecle le Landsberg a la lumiere des travaux recents In Cahiers alsaciens d archeologie d art et d historie Nr 24 1981 S 71 Anmerkung 1 a b c d Guy Bronner Heiligenstein Chateau de Landsberg 1986 S 63 Vergleiche Thomas Biller Bernhard Metz Der spatromanische Burgenbau im Elsass 1200 1250 2007 S 311 312 Thomas Biller Bernhard Metz Der spatromanische Burgenbau im Elsass 1200 1250 S 312 Guy Bronner Heiligenstein Chateau de Landsberg 1986 S 65 Angabe nach Felix Wolff Elsassisches Burgen Lexikon 1979 S 200 Guy Bronner gibt in seinem Beitrag einen Zeitpunkt um 1560 an Vergleiche Guy Bronner Heiligenstein Chateau de Landsberg 1986 S 65 a b c d Thomas Biller Bernhard Metz Der spatromanische Burgenbau im Elsass 1200 1250 2007 S 302 a b Beschreibung und Geschichte der Burg Landsberg Zugriff am 20 April 2010 a b c Vergleiche Thomas Biller Bernhard Metz Der spatromanische Burgenbau im Elsass 1200 1250 2007 S 310 In der Literatur finden sich die Jahresangaben 1632 1633 und 1634 Felix Wolff Elsassisches Burgen Lexikon 1979 S 200 a b c d Felix Wolff Elsassisches Burgen Lexikon 1979 S 202 Rudiger Bernges Der Bergfried von Burg Landsberg im Elsass 2003 S 1 Rudiger Bernges Der Bergfried von Burg Landsberg im Elsass 2003 S 3 a b Thomas Biller Bernhard Metz Der spatromanische Burgenbau im Elsass 1200 1250 2007 S 306 Thomas Biller Bernhard Metz Der spatromanische Burgenbau im Elsass 1200 1250 2007 S 307 Thomas Biller Bernhard Metz Der spatromanische Burgenbau im Elsass 1200 1250 2007 S 313 48 420555555556 7 4225 Koordinaten 48 25 14 N 7 25 21 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Burg Landsberg Elsass amp oldid 237091652