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Burg Herrenstein franzosisch Chateau de Herrenstein ist die Ruine einer Spornburg im elsassischen Departement Bas Rhin auf dem Gebiet der Gemeinde Neuweiler rund zwolf Kilometer nordlich von Zabern Durch die Grafen von Dagsburg um die Wende vom 12 zum 13 Jahrhundert erbaut sollte sie deren Vogtei uber die Abtei Neuweiler sichern Als Lehen des Bistums Metz war sie spater im gemeinsamen Besitz der Herren von Lichtenberg und weiterer elsassischer Adelsfamilien ehe sie Ende des 14 Jahrhunderts von strassburgischen Truppen besetzt und danach von der Stadt gekauft wurde Nachdem sie wahrend der Franzosischen Revolution konfisziert worden war erwarb sie 1809 der General Henri Jacques Guillaume Clarke Bis 1925 waren Teile der Anlage noch genutzt seither verfallt sie zunehmend Burg Herrenstein Ruine der ehemaligen Burgkapelle 2014 Nach den Burgenforschern Thomas Biller und Bernhard Metz ist sie eine der anspruchsvollsten elsassischen Burgen der Zeit um und nach 1200 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Anfange 1 2 Ausbau und Verstarkung 1 3 Strassburger Zeit 1 4 Von der Neuzeit bis heute 2 Beschreibung 2 1 Lage 2 2 Architektur 3 Literatur 4 Weblinks 5 FussnotenGeschichte BearbeitenAnfange Bearbeiten Der Baubeginn der Burg Herrenstein lag wahrscheinlich zwischen 1194 und 1201 2 Bauherr war Graf Albert II von Dagsburg der die Anlage zur Sicherung der Vogtei uber die Benediktinerabtei Neuweiler am Fuss der Burg errichten liess Seine Familie besass schon seit 1070 die Vogteirechte uber das Neuweiler Kloster 3 Die erste schriftliche Erwahnung der Burg geschah in Alberts Testament das zwischen 1201 und 1204 angefertigt wurde 4 Darin legte er fest dass sein Neffe der Herzog Heinrich I von Brabant all seinen Besitz mit Ausnahme des castrum Hernesteyn 2 erben sollte wenn Albert bei seinem Tod keine Kinder hinterlassen sollte Da aber 1206 Alberts Tochter Gertrud geboren wurde kam diese testamentarische Regelung niemals zur Anwendung Die Erbin starb mit 21 Jahren und trotz dreier Eheschliessungen kinderlos Folglich zog der Bischof von Metz Johann von Apremont Burg und Vogtei 1225 als erledigtes Lehen ein Ausbau und Verstarkung Bearbeiten Johanns Nachfolger Jakob von Lothringen liess die Burganlage verstarken und im Burghof eine Zisterne anlegen Zu den neuen Vogten der Abtei Neuweiler bestimmte er die Herren von Lichtenberg In einem Konflikt mit ihrem Lehnsherrn besetzten sie kurzerhand die Stadt Neuweiler mussten diese aber im Jahr 1261 wieder zuruckgeben Was ihnen auf militarischem Wege zunachst nicht gelang erfolgte 1307 auf ganz legalem Weg Zu Beginn des 14 Jahrhunderts war das Metzer Bistum in einer Krise die es zu Verpfandungen zwang Als Fernbesitz wurde die Stadt Neuweiler zuerst versetzt Der Bischof behielt sich Herrenstein zunachst noch vor 1341 erscheint aber auch die Burg als an die Lichtenberger verpfandet 5 Kurz darauf muss das Bistum die Anlage jedoch zuruckerworben haben denn 1367 verpfandete sie eine Halfte fur 2000 Gulden an die Familie Munich von Wildberg Diese trat sie im Jahr 1372 an Sigmund von Lichtenberg ab besass zu jener Zeit aber noch weitere Anteile an der Burg 1380 war Herrenstein wieder komplett im Besitz des Bischofs von Metz 5 Erneut nutzte er die Anlage als Pfandobjekt 75 Prozent versetzte er an Heinrich von Zweibrucken Bitsch ein weiteres Achtel wieder an die Familie von Lichtenberg Heinrich wiederum verpfandete seinen Anteil an verschiedene Parteien sodass im zweiten Viertel des 14 Jahrhunderts komplizierte Besitzverhaltnisse auf Herrenstein herrschten Anteile hielten die Familien Wilsberg Landschaden Kaemmerer Windenberg Lichtenberg der Herzog von Lothringen und die Grafen von Zweibrucken Bitsch 6 Strassburger Zeit Bearbeiten nbsp Aquarellierte Entwurfszeichnung Daniel Specklins von 1577 zur Verstarkung der Burg1396 gab es nur noch drei Besitzer die sich die Burganlage teilten In jenem Jahr nahmen Truppen Strassburgs die Burg in einem nachtlichen Uberraschungsangriff ein weil die Stadt im Konflikt mit den Grafen von Zweibrucken Bitsch lag Vergeblich versuchten die Burgbesitzer die Anlage wieder in ihre Gewalt zu bekommen Indes kaufte Strassburg Stuck fur Stuck der Anlage auf Zuerst gehorte ihr funf Achtel bis 1480 gelang es der Stadt aber auch den Rest der Burg in ihren Besitz zu bringen Sie liess Herrenstein durch einen Vogt verwalten und mit einer kleinen Besatzung sichern Der Baumeister Hans Frawler wurde beauftragt die Anlage an kriegstechnische Anforderungen anzupassen seine Vorschlage wurden jedoch nicht realisiert 2 Danach engagierte die Stadt den Baumeister Daniel Specklin fur diese Aufgabe Seine Plane zur Verstarkung und Umgestaltung der Burg Herrenstein sind erhalten geblieben aber auch sie wurden nur teilweise umgesetzt Die vorhandenen Bauten erfuhren eine Instandsetzung und der Halsgraben an der Westseite der Anlage wurde durch eine Mauer verstarkt 7 Ausserdem liess Strassburg dem Saalbau eine dem heiligen Michael geweihte Burgkapelle anfugen und im Ostteil des Burgareals Nebenbauten errichten 1 Die Kapelle erhielt spater ein weiteres Geschoss und das Burgtor im letzten Viertel des 16 Jahrhunderts eine vorgelagerte Bastion 1529 1530 erfolgte zudem ein Teilabriss des Bergfrieds auf die Hohe der Ringmauer und seine Ausstattung mit einer Geschutzplattform 1 Von der Neuzeit bis heute Bearbeiten nbsp Darstellung der Burgruine aus dem Jahr 1870Die augenscheinlich nie angegriffene Burganlage uberstand den Dreissigjahrigen Krieg unbeschadet 8 Aus finanzieller Not heraus verausserte die Stadt Strassburg Herrenstein 1651 fur 35 000 Taler an den livlandisch schwedischen zuvor in franzosischen Diensten stehenden General Reinhold von Rosen 9 10 Zur Zeit des Verkaufs war die Anlage stark heruntergekommen 7 Im Jahr 1763 oder zwischen 1688 und 1697 9 wurde sie durch franzosische Truppen geschleift Dabei sprengten die Franzosen den Torturm und seine vorgelagerte Bastion 11 Nach 1774 brachte die Erbin Sophie von Rosen die Burg durch Heirat an die herzogliche Familie von Broglie 12 die bis zur Franzosischen Revolution Besitzerin blieb 1778 wurde die Anlage als Teilruine erwahnt in der noch Behausungen fur den Wildhuter und den Forstmeister existierten 1789 wurde die Burg konfisziert und als Nationalgut versteigert 10 Im Jahr 1809 erwarb der General Henri Jacques Guillaume Clarke die Anlage 13 Zu Beginn des 20 Jahrhunderts war ein Herr Freyler Eigentumer der Ruine 14 Das Forsthaus sowie ein landwirtschaftlicher Betrieb existierten noch bis etwa 1925 Eine in der ehemaligen Burgkapelle untergebrachte Herberge hatte schon mit Beginn des Ersten Weltkriegs den Betrieb eingestellt 2 Seither verfallen die Reste der Anlage weiter eine Sicherung wurde bisher nicht vorgenommen Burg Herrenstein befindet sich auch heute noch in Privatbesitz 2 Beschreibung BearbeitenLage Bearbeiten Die Hohenburg liegt Luftlinie etwa 700 Meter 15 westlich des Ortskerns von Neuweiler auf einem 402 Meter hohen Glashalde genannten Berg Der genaue Standort ist ein nach Osten spitz zulaufender langlicher Bergsporn Dieser ist 110 Meter lang und im Westen 38 Meter breit wahrend er im Osten nur noch eine Breite von sechs Metern besitzt dort aber 10 bis 15 Meter hohe steil abfallende Felswande aufweist 2 9 Mehrere Wanderwege fuhren von Neuweiler aus durch den Bois du Herrenstein deutsch Herrensteiner Wald hinauf zur Burgruine 3 5 Kilometer in sudwestlicher Richtung davon entfernt befindet sich der Daubenschlagfelsen mit der Ruine der Burg Warthenberg die im 13 Jahrhundert zugunsten der Burg Herrenstein aufgegeben wurde Architektur Bearbeiten nbsp Grundriss der Burg Herrenstein aus dem Jahr 1905Die Reste der uber 100 Meter 9 langen Burganlage sind stark zugewachsen Ihr Grundriss zeichnet die Form des in Ost West Richtung langlichen Felssporns nach auf dem sie liegt Ihre Mauern bestehen aus dem vor Ort vorkommenden Sandstein 9 Die romanischen Teile sind in Buckel und Glattquadern ausgefuhrt wahrend die Bauten des 14 bis 17 Jahrhunderts aus ehemals verputztem Bruchstein bestehen 9 Die westliche Seite der Burg ist durch einen breiten Halsgraben mit vorgelagerter drei bis vier Meter 1 hoher Zwingermauer gesichert Diese war mit zwei niedrigen Halbschalen und einem kleinen Rundturmchen an der Sudwest Ecke ausgestattet Innerhalb des Grabens befindet sich in seinem sudwestlichen Bereich eine Pferdeschwemme und ein heute oberirdisch nicht mehr zu erkennender Brunnen 2 Zur altesten Bausubstanz gehoren der Bergfried mindestens ein Teil der Ringmauer und die Reste dreier Wohnbauten im Westteil der Anlage Vom Burghof gesehen war die Umfassungsmauer selten hoher als zwei bis drei Meter 16 An der zum Halsgraben zeigenden Westseite ist sie zu einer 3 10 Meter 16 dicken Schildmauer ausgebaut Sie besteht dort an der Aussenseite aus Buckelquadern die noch bis zu einer Hohe von 15 Schichten vorhanden sind An der Innenseite besteht nur ihre untere Partie aus Buckelquadern daruber aus Glattquadern Im Osten ist die Ringmauer wesentlich dunner als im Westen ihr dortiger sudlicher Teil weist nur eine Starke von einem Meter auf 17 nbsp Uberwucherte Reste der BurgDer funfeckige Bergfried springt mittig aus der Schildmauer hervor und ragt weit in den Halsgraben hinein Von ihm ist heute nur noch ein Stumpf aus sechs Schichten Buckelquadern erhalten 16 Von seiner Spitze bis zur Ruckwand besass er eine Tiefe von elf Metern 16 Der Wehrturm war einer von zwei Turmen der Burg Der zweite nahm das Burgtor an der Sudostflanke auf wurde aber im 18 Jahrhundert gesprengt Gleichfalls zum Westteil gehoren die auch noch aus der romanischen Zeit stammenden Reste des einstigen Saalbaus Er hatte einen Grundriss von 26 7 Metern 5 und besass ein gefastes Rundbogentor sowie Lichtschlitze Herrenstein ist damit neben St Ulrich Girbaden und Gross Geroldseck eine der wenigen romanischen Anlagen im Elsass die einen Saalbau besassen 9 An der Nordseite steht die Ruine des ehemaligen Forsthauses aus dem 18 Jahrhundert Es nutzte die Reste des vor 1577 erbauten Wirtschaftsgebaudes 11 Dieses ersetzte seinerzeit einen romanischen Vorgangerbau der moglicherweise das Haus des Burgvogts gewesen war 1 Die Ostspitze des Burgareals war fruher mit einem polygonalen Gebaude besetzt das Klein Herrenstein genannt wurde Es besass rundbogige Biforien und war anfanglich vielleicht das Wohnhaus der Burgherrn 5 Weitere schriftlich verburgte Gebaude von Herrenstein waren die Burgkapelle Stalle die Pfisterei ein Kelter und eine Badestube Literatur BearbeitenThomas Biller Bernhard Metz Der spatromanische Burgenbau im Elsass 1200 1250 Die Burgen des Elsass Architektur und Geschichte Band 2 Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2007 ISBN 978 3 422 06635 9 S 246 256 Fritz Bouchholtz Burgen und Schlosser im Elsass Nach alten Vorlagen Burgen Schlosser Herrensitze Band 24 Weidlich Frankfurt a M 1962 S 58 59 Dagobert Fischer Notice historique sur lʼancien bailliage de Herrenstein In Revue dʼAlsace Jg 2 Juli September 1873 S 399 415 Digitalisat zum Teil veraltet Dagobert Fischer Notice historique sur lʼancien bailliage de Herrenstein In Revue dʼAlsace Jg 2 Oktober Dezember 1873 S 532 575 Digitalisat zum Teil veraltet Nicolas Mengus Jean Michel Rudrauf Chateaux forts et fortifications medievales dʼAlsace Dictionnaire d histoire et d architecture La Nuee Bleue Strassburg 2013 ISBN 978 2 7165 0828 5 S 145 146 Roland Recht Hrsg Le Guide des chateaux de France Bas Rhin Herme Paris 1986 ISBN 2 86665 024 7 S 96 97 Jean Michael Rudrauf Le Herrenstein Chronique de la mort lente dʼun chateau a lʼaide de representations inedites des XIXe et XXe siecles In Pays dʼAlsace Band 167 1994 S 25 30 Jean Michel Rudrauf Etude architecturale et historique d un chateau mesestime In Etudes medievales archeologie et histoire Band 2 Societe dʼhistoire et dʼarcheologie de Saverne et environs Saverne 1984 S 5 41 Charles Laurent Salch Nouveau Dictionnaire des Chateaux Forts dʼAlsace Alsatia Strassburg 1991 ISBN 2 7032 0193 1 S 137 140 Felix Wolff Speckleʼs Entwurfszeichnung fur die Verteidigungswerke an der Burg Herrenstein im Elsass In Der Burgwart Mitteilungsblatt der Deutschen Burgenvereinigung e V zum Schutze Historischer Wehrbauten Schlosser und Wohnbauten Nr 11 1910 S 22 27 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Burg Herrenstein Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag der Burgruine in der Base Merimee des franzosischen Kulturministeriums franzosisch Burgruine Herrenstein auf der Website Wanderparadies Wasgau Burgruine Herrenstein auf burgenwelt orgFussnoten Bearbeiten a b c d e Thomas Biller Bernhard Metz Der spatromanische Burgenbau im Elsass 1200 1250 2007 S 252 a b c d e f g Eintrag der Burgruine in der Base Merimee des franzosischen Kulturministeriums franzosisch Charles Laurent Salch Nouveau Dictionnaire des Chateaux Forts dʼAlsace 19914 S 138 Viele auch jungere Publikationen geben fruhere Erwahnungen an Diese resultieren jedoch aus ungenauer oder falscher Lesart alter Urkunden und ihrer unkritischen Ubernahme Vgl Thomas Biller Bernhard Metz Der spatromanische Burgenbau im Elsass 1200 1250 2007 S 254 Anm 1 bis 3 a b c d Thomas Biller Bernhard Metz Der spatromanische Burgenbau im Elsass 1200 1250 2007 S 247 Nicolas Mengus Jean Michel Rudrauf Chateaux forts et fortifications medievales dʼAlsace 2013 S 145 a b Charles Laurent Salch Nouveau Dictionnaire des Chateaux Forts dʼAlsace 19914 S 140 Angabe nach Thomas Biller Bernhard Metz Der spatromanische Burgenbau im Elsass 1200 1250 2007 S 248 In anderen Publikationen ist jedoch die Angabe zu finden die Burg sei im Dreissigjahrigen Krieg stark beschadigt worden So zum Beispiel in Nicolas Mengus Jean Michel Rudrauf Chateaux forts et fortifications medievales dʼAlsace 2013 S 146 a b c d e f g Thomas Biller Bernhard Metz Der spatromanische Burgenbau im Elsass 1200 1250 2007 S 248 a b Felix Wolff Speckleʼs Entwurfszeichnung fur die Verteidigungswerke an der Burg Herrenstein im Elsass 1910 S 23 a b Thomas Biller Bernhard Metz Der spatromanische Burgenbau im Elsass 1200 1250 2007 S 253 Fritz Bouchholtz Burgen und Schlosser im Elsass Nach alten Vorlagen 1962 S 58 Fritz Bouchholtz Burgen und Schlosser im Elsass Nach alten Vorlagen 1962 S 59 Felix Wolff Elsassisches Burgen Lexikon Verzeichnis der Burgen und Schlosser im Elsass Unveranderter Nachdruck der Ausgabe von 1908 Weidlich Frankfurt a M 1979 ISBN 3 8035 1008 2 S 115 Angabe gemass geoportail gouv fr a b c d Thomas Biller Bernhard Metz Der spatromanische Burgenbau im Elsass 1200 1250 2007 S 249 Thomas Biller Bernhard Metz Der spatromanische Burgenbau im Elsass 1200 1250 2007 S 250 48 82469003 7 39490256 Koordinaten 48 49 28 9 N 7 23 41 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Burg Herrenstein Elsass amp oldid 237091784