www.wikidata.de-de.nina.az
Der Brickegickel Bruckengockel hochdeutsch Bruckenhahn ist seit 1401 das Wahrzeichen der Alten Brucke in Frankfurt am Main Im Laufe der Jahrhunderte wurde er funfmal erneuert Er ist untrennbar mit der Geschichte der Brucke verbunden und Gegenstand einer der bekanntesten Sagen von Frankfurt Der Brickegickel 2018 auf der Alten BruckeDie alteste Darstellung der Alten Brucke mit Brickegickel aus dem Bedebuch von 1405 Inhaltsverzeichnis 1 Die Geschichte des Brickegickels 2 Das Schicksal der Brickegickel 3 Die Sage vom Brickegickel 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseDie Geschichte des Brickegickels Bearbeiten1401 wurde ein Kruzifix auf dem mittleren Bogen der Brucke dem Kreuzbogen aufgestellt um die Stelle des tiefsten Fahrwassers zu markieren Bereits auf der altesten Abbildung der Brucke aus dem Bedebuch von 1405 ist der Brickegickel zusammen mit den beiden Bruckenturmen zu sehen An der Spitze des Kruzifixes befand sich ein goldener Hahn als Symbol der Wachsamkeit aber auch der Reue uber den Verrat des Petrus an seinem Herrn Jesus Der Hahn sollte also die Schiffsleute zur Wachsamkeit mahnen wenn sie ihr Schiff durch die Stromung unter dem engen Bruckenbogen steuern mussten Ausserdem fanden an dieser Stelle jahrhundertelang Hinrichtungen statt Den erhaltenen Frankfurter Gerichtsakten ist zu entnehmen dass zwischen 1366 und 1613 rund 130 Menschen im Main ertrankt wurden Im 15 Jahrhundert war es die haufigste Form der Todesstrafe in Frankfurt Nach der peinlichen Gerichtsordnung Kaiser Karls V der sogenannten Constitutio Criminalis Carolina war das Ertranken die vorgesehene Strafe fur die Delikte Diebstahl Kindsmord Blutschande Bruch der Urfehde Vergiftung und Abtreibung Der Ablauf einer Hinrichtung ist in der Lersnerschen Chronik beschrieben Die Verurteilten zu denen auch Frauen gehorten denn auch zum Tode verurteilte Frauen wurden im Allgemeinen ertrankt wurden vom Bruckenturm in dem sie inhaftiert waren auf die Alte Brucke gefuhrt bis an die stat da man pfleget zu richten dem Brickegickel am Kreuzbogen Dort band man ihnen Knie Arme Hande und Hals und schob sie auf einem Brett uber das Bruckengelander in den Main Wenn die letzten Blicke der Verurteilten auf den Brickegickel fielen sollte sie der Hahn zur Busse ermahnen wahrend das Kruzifix ihnen die gottliche Gnade und Vergebung ihrer Sunden verhiess An dieser Stelle war die Stromung des Flusses am starksten so dass die Verurteilten sofort mitgerissen wurden und ertranken Bei hinreichendem Wasserstand wurde die Leiche erst ausserhalb der Stadt wieder angelandet so dass man sich nicht mehr darum zu kummern brauchte Nur bei niedrigem Wasserstand konnte es geschehen dass ein Ertrankter noch auf Frankfurter Territorium an Land gespult wurde In diesem Fall wurde der Leichnam auf dem Friedhof beim Gutleuthof beigesetzt Im Gegensatz zu den anderen Hinrichtungen fanden Ertrankungen auch des Nachts statt um auf der Brucke die sonst bei Hinrichtungen ublichen Menschenansammlungen zu vermeiden Das Schicksal der Brickegickel Bearbeiten nbsp Von 1967 bis 2013 stand der Brickegickel auf dem nordlichen Strompfeiler der Alten BruckeFunfmal musste der Brickegickel im Laufe der Jahrhunderte erneuert werden Der erste versank bereits 1434 bei einem heftigen Sturm im Main Der zweite wurde 1635 im Dreissigjahrigen Krieg von schwedischen Truppen heruntergeschossen Wahrend der Belagerung Frankfurts im Furstenkrieg 1552 war er bereits beschadigt worden Nach Abzug der Belagerer dichteten die siegreichen Frankfurter Also habt ihr vernummen Wie es zu Frankfurth ergangen hat Sie zogen wie die Stummen Ist ihnen ein grosser Spott Dann sie haben geschossen schier Vom Hahn wohl einen Fuss Dasselbige glaube sicher mir Dass er noch hinken muss Der dritte Brickegickel versank am 16 Dezember 1739 beim Einsturz der Brucke zusammen mit Sockel und Kruzifix in den Fluten und wurde nicht mehr gefunden Der vierte wurde mit einem neuen Sockel und einem Kruzifix beide in spatbarocken Formen 1750 gefertigt und stand bis zu ihrem Abriss 1914 auf der Alten Brucke sowie von 1926 bis 1945 auf der an ihrer Stelle errichteten Neuen Alten Brucke Auch der spatbarocke Sandsteinsockel und die Kunstschlosserarbeit des Kruzifixes stammten in ihren Formen noch aus dieser Zeit Im Zweiten Weltkrieg wurden am 26 Marz 1945 zwei Bogen der Brucke von der deutschen Wehrmacht gesprengt um den Vormarsch der US Armee aufzuhalten Dabei wurden Sockel und Kruzifix zerstort der Brickegickel fiel in den Main konnte aber geborgen werden Anschliessend wurde er im Historischen Museum verwahrt Bei der Untersuchung stellte sich heraus dass er mehrere Einschusslocher aufwies die er wahrscheinlich am 31 Oktober 1813 bei Gefechten zwischen franzosischen und bayerischen Truppen erhalten hatte Der funfte wurde am 7 Dezember 1967 zusammen mit getreuen Kopien des spatbarocken Sockels und des Kruzifixes auf der renovierten Alten Brucke aufgestellt Der sechste Brickegickel wurde im September 1994 errichtet nachdem sein Vorganger 1992 gestohlen worden war Eine Spende von Helmut Gartner langjahriger Frankfurter Ortsvorsteher aus Anlass seiner Wahl zum Ersten Stadtrat von Eschborn ermoglichte seine Herstellung durch den Bildhauer Edwin Huller Der heutige Brickegickel ist aus Bronze und mit einer Schicht aus Gold uberzogen die 2014 erneuert wurde 1 Von 2013 bis 2017 befand er sich in der Werkstatt zur Restaurierung unterstutzt durch den Bruckenbauverein Am 17 November 2017 wurde der Brickegickel an seinem angestammten Platz uber der Mitte der Fahrrinne flussoberseitig wieder enthullt 2 Die Sage vom Brickegickel Bearbeiten nbsp Der erste Begeher der Brucke nbsp Jetziger Standort Mitte Fahrrinne Die Bruder Grimm uberliefern in ihren Deutschen Sagen die Geschichte von der Sachsenhauser Brucke zu Frankfurt 3 In der Mitte der Sachsenhauser Brucke sind zwei Bogen oben zum Teil nur mit Holz zugelegt damit dies in Kriegszeiten weggenommen und die Verbindung leicht ohne etwas zu sprengen gehemmt werden kann Davon gibt es folgende Sage Der Baumeister hatte sich verbindlich gemacht die Brucke bis zu einer bestimmten Zeit zu vollenden Als diese herannahte sah er dass es unmoglich war und wie nur noch zwei Tage ubrig waren rief er in der Angst den Teufel an und bat um seinen Beistand Der Teufel erschien und erbot sich die Brucke in der letzten Nacht fertig zu bauen wenn ihm der Baumeister dafur das erste lebendige Wesen das daruber ging uberliefern wollte Der Vertrag wurde geschlossen und der Teufel baute in der letzten Nacht ohne dass ein Menschenauge in der Finsternis sehen konnte wie es zuging die Brucke ganz richtig fertig Als nun der erste Morgen anbrach kam der Baumeister und trieb einen Hahn uber die Brucke vor sich her und uberlieferte ihn dem Teufel Dieser aber hatte eine menschliche Seele gewollt und wie er sich also betrogen sah packte er zornig den Hahn zerriss ihn und warf ihn durch die Brucke wovon die zwei Locher entstanden sind die bis auf den heutigen Tag nicht konnen zugemauert werden weil alles in der Nacht wieder zusammenfallt was tags daran gearbeitet ist Ein goldener Hahn auf einer Eisenstange steht aber noch jetzt zum Wahrzeichen auf der Brucke Diese Sage wird in ganz ahnlicher Form auch uber andere Brucken erzahlt z B die Teufelsbruck in Hamburg die Teufelsbrucke in der Schollenenschlucht die Steinerne Brucke in Regensburg und den Bau des Bamberger Domes und der dortigen Brucke Anstelle eines Hahns werden allerdings oft andere Lebewesen uber die Brucke getrieben z B ein Ziegenbock oder eine Gans Hinter diesen Bruckensagen steckten wahrscheinlich uralte Uberlieferungen z B der Glaube an heidnische Flussgotter die nur durch ein Opfer zu besanftigen waren Ausserdem gehorte der Bruckenbau seit den Zeiten der Antike zu den schwierigsten und meistbewunderten technischen Aufgaben fur aberglaubische Naturen war es leicht vorstellbar dass sie nur mit Hilfe ubernaturlicher Machte gelingen konnte Tatsachlich entstand die Brucke schon uber zweihundert Jahre bevor der erste Brickegickel errichtet wurde Die erste Brucke war jedoch noch aus Holz lediglich die Pfeiler waren gemauert Erst 1276 wird erstmals eine steinerne Brucke erwahnt uber 100 Jahre nach der Steinernen Brucke von Regensburg Es handelt sich bei der Frankfurter Bruckensage also wahrscheinlich um eine Wandersage d h eine Ubertragung einer andernorts entstandenen Sage Eine lokale Besonderheit ist dass die Sage auch eine Erklarung fur die holzernen Balken liefert mit denen jahrhundertelang die beiden mittleren Bogen gedeckt waren Die Holzbalken dienten dazu im Kriegsfall die Brucke rasch unpassierbar zu machen ohne grossere Zerstorungen anrichten zu mussen 1840 wurden die beiden Bogen schliesslich endgultig zugemauert ohne dass der Teufel das Werk in der Nacht wieder einsturzen liess Literatur BearbeitenHelmut Bode Frankfurter Sagenschatz Sagen und sagenhafte Geschichten nach den Quellen und alteren Sammlungen sowie der Lersner schen Chronik neu erzahlt von Helmut Bode Verlag Waldemar Kramer Frankfurt a M zweite Auflage 1986 S 72 74 ISBN 3 7829 0209 2 Friedrich Bothe Geschichte der Stadt Frankfurt am Main Verlag Wolfgang Weidlich Frankfurt am Main 1977 ISBN 3 8035 8920 7 Walter Gerteis Das unbekannte Frankfurt Verlag Frankfurter Bucher Frankfurt am Main 1960 Bruder Grimm Deutsche Sagen Winkler Verlag Munchen 1956 Siegfried Nassauer Was die Frankfurter Brunnen erzahlen Goldsteinsche Buchhandlung Frankfurt am Main 1921 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Brickegickel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kunst im offentlichen Raum Frankfurt BrickegickelEinzelnachweise Bearbeiten Hans Riebsamen rieb Goldischer Gickel In Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr 262 Frankfurt am Main 11 November 2014 S 35 Frankfurter Rundschau Brickegickel in Frankfurt Der Hahn ist wieder da In Frankfurter Rundschau fr de abgerufen am 18 November 2017 Die Sachsenhauser Brucke zu Frankfurt Mundlich aus Frankfurt In Bruder Grimm Deutsche Sagen Band 1 Berlin 1816 S 267 268 Wikisource 50 109166666667 8 6880555555556 Koordinaten 50 6 33 N 8 41 17 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Brickegickel amp oldid 233134394