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Braunstein ist die Sammelbezeichnung fur Mangan Minerale und synthetisch hergestellte Manganoxide mit einer ungefahren Zusammensetzung von MnO1 7 bis MnO2 Braunsteine kommen in sehr unterschiedlichen Erscheinungsformen und mit verschiedenen Eigenschaften vor Aufgrund der schlechten Kristallinitat ist bei vielen Braunsteinen die genaue Struktur unbekannt Der Name Braunstein stammt aus dem Mittelalter Er ist auf die braune Farbe zuruckzufuhren die man beim Glasieren von Tonwaren mit Manganoxiden erhalt Inhaltsverzeichnis 1 Vorkommen 2 Modifikationen und Strukturen von Braunstein 2 1 a MnO2 2 2 b MnO2 2 3 R MnO2 Ramsdellit 2 4 g MnO2 2 5 d MnO2 2 6 e MnO2 3 Verwendung 3 1 Manganrohstoff 3 2 Zellen und Batterien 3 3 Ferrite 3 4 Oxidationsmittel 3 5 Glas und Keramikindustrie 3 6 Katalysator 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVorkommen BearbeitenBraunsteine sind weit verbreitet und werden in vielen Landern abgebaut Der uberwiegende Teil der Reserven besteht jedoch aus Erzen mit niedrigem bis mittlerem Mangangehalt definiert als lt 44 Mn die vor der Verwendung aufkonzentriert werden mussen Sudafrika das die grossten bekannten Reserven besitzt Brasilien Australien und Gabun sind derzeit 2005 die wichtigsten Exporteure von Erzen mit hohem Mangangehalt In der fruheren UdSSR Ukraine Georgien in Indien und in Ghana sind die hochgradigen Vorkommen weitgehend erschopft Diese Lander die fruher zu den wichtigsten Forderlandern gehorten haben daher nur noch geringe Bedeutung als Exporteure von Erzen mit niedrigem Mn Gehalt Die Vorkommen in China und den USA bestehen uberwiegend aus Erzen mit niedrigem Mn Gehalt Mit Ausnahme von Griechenland gibt es in Europa keine bedeutenden Lagerstatten In Deutschland wurden Mangan Erze fruher unter anderem bei Giessen Waldalgesheim und im Sudharz bei Ilfeld abgebaut Europas einzig bis heute existierende Braunsteinmuhle befindet sich im thuringischen Geraberg 1 Modifikationen und Strukturen von Braunstein BearbeitenDer Grundbaustein fur die Kristallstruktur von Braunsteinen ist der MnO6 Oktaeder bei dem das zentrale Manganatom von sechs Sauerstoffatomen umgeben ist Durch regelmassige Verknupfung dieser Oktaeder uber Kanten und oder Ecken konnen wie bei der Tetraederverknupfung von Silikaten unterschiedliche Strukturen gebildet werden Man unterscheidet zwischen Kettenstrukturen Ino Manganate Netzwerk beziehungsweise Tunnelstrukturen Tekto Manganate und Schichtstrukturen Phyllo Manganate In diesen Strukturen kann vierwertiges Mangan auch durch drei oder zweiwertiges Mangan ersetzt sein Daneben konnen Fremdkationen sowie Wasser und Hydroxid Ionen eingebaut sein Daraus ergibt sich die komplexe Struktur und vielfaltige Erscheinung von Braunsteinen a MnO2 Bearbeiten nbsp Traubig ausgebildeter Kryptomelan aus Marokkoa Braunstein mit tetragonaler Kristallstruktur besteht aus Doppelketten von kantenverknupften MnO6 Oktaedern Die Doppelketten sind uber gemeinsame Oktaederecken mit benachbarten Doppelketten verbunden Die Doppelketten sind senkrecht zueinander orientiert und ergeben so ein dreidimensionales Gerust mit einer 2x2 Tunnelstruktur die durch die Einlagerung von Fremdkationen wahrend der Kristallisation stabilisiert wird Wegen der Ladungsneutralitat mussen dann Fehlstellen oder Manganionen mit kleinerer Oxidationszahl als 4 im Gitter vorhanden sein Zusatzlich kann Wasser eingelagert sein Die Zusammensetzung von a Braunstein kann als XN Mn3 Mn4 8O16 x H2O beschrieben werden a Braunstein kann synthetisch hergestellt werden Oft werden auch die Manganomelane Manganmineralien mit einer verwandten Struktur und eingelagerten Fremdkationen zu a Braunstein gezahlt Im Kryptomelan sind K Ionen eingebaut im Manjiroit Na Ionen im Coronadit Pb2 Ionen und im Hollandit Ba2 Ionen Mit Hollandit verwandt ist Psilomelan das zur Stabilisierung Ba2 Ionen und Wasser enthalt b MnO2 Bearbeiten nbsp Kristallines Pyrolusit Aggregat aus New Mexico USAb Braunstein mit tetragonaler Kristallstruktur besteht aus leicht verzerrten MnO6 Oktaedern die uber gemeinsame Kanten zu langen Ketten verknupft sind Seine Gitterstruktur entspricht dem Rutil Typ TiO2 das heisst in einer gewellten hexagonal dichtesten Kugelpackung der O2 Anionen ist jede zweite Oktaederlucke mit einem Mn4 Kation besetzt Die Ketten sind untereinander uber die Ecken der Oktaeder das heisst gemeinsame Sauerstoffatome verknupft So ergibt sich eine 1x1 Tunnelstruktur mit quadratischen Hohlraumen zwischen Oktaedern Die Tunnel sind nicht gross genug um Fremdionen einzulagern b Braunstein kann synthetisch hergestellt werden und kommt naturlich als das Mineral Pyrolusit vor das relativ gut kristallisiert und praktisch wasserfrei ist Es ist in wasserfreier Form ein stochiometrisches Mangandioxid mit der Summenformel MnO2 Der Name Pyrolusit leitet sich von den griechischen Wortern pyro pyro Feuer und louein waschen ab da dieses Mineral bereits im Altertum zur Entfarbung von grunen Glasern benutzt wurde R MnO2 Ramsdellit Bearbeiten nbsp Ramsdellit aus Arizona USAIm Ramsdellit mit orthorhombischer Kristallstruktur sind je zwei MnO6 Oktaederketten uber gemeinsame Kanten zu Doppelketten verknupft Diese Doppelketten sind uber Oktaederecken das heisst gemeinsame Sauerstoffatome mit den Nachbarketten verbunden Es ergibt sich eine 1x2 Tunnelstruktur mit rechteckigen Hohlraumen Die Tunnel sind in der Regel leer sie konnen aber kleine Mengen an Na und Ca2 Ionen sowie Wasser enthalten Ramsdellit hat die gleiche Struktur wie Goethit FeO OH und Gibbsit Al OH 3 Das Mineral Ramsdellit kommt im Gegensatz zu Pyrolusit in der Natur nur sehr selten vor Es ist nach dem US amerikanischen Mineralogen Lewis Stephen Ramsdell benannt g MnO2 Bearbeiten g Braunstein ist eigentlich keine eigene Modifikation sondern eine Verwachsung von Pyrolusit und Ramsdellit das heisst auf mikroskopischem Massstab wechseln sich Bereiche mit Pyrolusit und Ramsdellit Struktur ab Die Struktur ist noch komplizierter da im Gitter statt Mn4 Ionen Mn3 Ionen eingebaut sein konnen Kationen Fehlstellen vorhanden sein konnen und H2O beziehungsweise OH Ionen in die Struktur eingebaut sein konnen Deswegen wird g MnO2 oft durch die Formel Mn IV 1 xMn III xO2 xOHx beschrieben g Braunstein kann synthetisch hergestellt werden und kommt in der Natur als das Mineral Nsutit vor Dieses ist nach den grossen Vorkommen dieses Minerals in der Nahe von Nsuta in Ghana benannt d MnO2 Bearbeiten nbsp Pseudomorphose von Birnessit Rancieit vermutlich nach Serandit Die olivgrunen Igel bestehen aus Aegirin und auf den weissen Mikroklinkristallen sind einige kleine farblose Tropfchen Opal zu sehend Braunstein besteht aus Schichten von eckenverknupften MnO6 Oktaedern Da naturlich vorkommende d Braunsteine schlecht kristallisieren ist ihre Struktur weitgehend unbekannt Zu dieser Gruppe werden die naturlich vorkommenden Mineralien Birnessit Na Ca Mn II Mn7O14 2 8H2O und Vernadit MnO2 xH2O gerechnet Vernadite enthalten typischerweise kleine Beimengungen von Fremdionen K Mg2 Ca2 Ba2 und Fe2 sowie 15 25 Wasser Birnessit ist das haufigste in der Natur vorkommende Mineral mit einer Schichtstruktur aus MnO6 Oktaedern Der Schichtabstand betragt etwa 7 3 A entlang der c Achse 2 Zwischen den Schichten in Birnessit sind Kationen und Wasser eingelagert Das Mineral ist nach dem Fundort Birness Aberdeenshire in Schottland benannt d Braunsteine konnen auch synthetisch hergestellt werden e MnO2 Bearbeiten e Braunstein auch als Mineral Akhtenskit bekannt besteht aus einer hexagonal dichtesten Kugelpackung von O2 Anionen In dieser ist die Halfte der Oktaederlucken mit Mn4 Kationen in zufalliger Verteilung besetzt Verwendung BearbeitenManganrohstoff Bearbeiten Braunsteine sind der wichtigste Ausgangsstoff fur die Herstellung von metallischem Mangan und Manganverbindungen wie Manganchlorid Mangancarbonat Mangansulfat und Kaliumpermanganat Daneben werden Braunsteine auch direkt zur Herstellung von Ferromangan und anderen Mangan Legierungen verwendet Zellen und Batterien Bearbeiten Braunsteine beziehungsweise Mangandioxid gehoren zu den wichtigsten Kathodenmaterialien fur Batterien Der Grund liegt in der Kombination von physikalischen und elektrochemischen Eigenschaften mit guter Umweltvertraglichkeit und einem relativ niedrigen Preis Die elektrochemische Aktivitat von Braunsteinen in Batterien hangt von verschiedenen Faktoren ab beispielsweise der Struktur der spezifischen Oberflache der Porositat und der Stoffreinheit Braunsteine werden sowohl in Zink Kohle und Alkali Mangan Batterien als auch in wasserfreier Form in Lithium Batterien verwendet In wasserigen Systemen besitzt g Braunstein die hochste elektrochemische Aktivitat und wird daher praktisch ausschliesslich verwendet In der Vergangenheit wurde oft hochwertiger oder aufbereiteter Naturbraunstein NMD die Abkurzung der englischen Bezeichnung natural mangenese dioxide verwendet Aufgrund gestiegener Anforderung an die Aktivitat und Reinheit des Materials werden heute praktisch nur noch synthetische Braunsteine verwendet Dies kann chemisch hergestellter Braunstein CMD die Abkurzung der englischen Bezeichnung chemical manganese dioxide oder durch elektrochemische MnO2 Abscheidung aus Mn2 Losungen hergestellter Elektrolytbraunstein EMD die Abkurzung der englischen Bezeichnung electrolytic mangenese dioxide sein Ferrite Bearbeiten Ferrite sind elektrisch nicht leitende ferromagnetische Werkstoffe mit der allgemeinen Formel M Fe2O4 wobei M fur ein zweiwertiges Metall Kation steht Naturliche und synthetische Braunsteine dienen als Ausgangsstoff fur die Erzeugung von weichmagnetischen Ferriten mit M Zn2 und Mn2 Oxidationsmittel Bearbeiten Braunsteine sind gute Oxidationsmittel und werden fur anorganische und organische Reaktionen im Labor und im grosstechnischen Massstab verwendet Technisch wichtig sind Oxidationen mit Braunsteinen in der Farb und Duftstoffindustrie Das wichtigste Beispiel ist die Oxidation von Anilin zu Hydrochinon Durch die Einwirkung von heisser Salzsaure auf Braunsteine entstehen Manganchlorid und elementares Chlor Diese Reaktion auch Weldon Verfahren genannt wurde fruher zur Darstellung von Chlor verwendet Glas und Keramikindustrie Bearbeiten Braunsteine werden seit dem Altertum fur die Entfarbung von Glas verwendet Glasmacherseife Im 16 Jahrhundert beschafften besonders die reisenden Walen oder Venetianer die benotigten Braunsteine fur die Glasmanufakturen in Venedig Murano Weitere Anwendung finden sie bei der Erzeugung brauner Glasuren auf Tonwaren und beim Farben von Klinkern Fur diese Anwendungen werden in der Regel die preiswerten Naturbraunsteine verwendet Katalysator Bearbeiten Gelegentlich wird Braunstein als Katalysator verwendet beispielsweise im Walter Antrieb zur Aufspaltung von Wasserstoffperoxid in Wasserdampf und Sauerstoff Siehe auch BearbeitenSystematik der Minerale Liste der Minerale Liste individueller MineralgemengeLiteratur BearbeitenEberhard Preisler Moderne Verfahren der Grosschemie Braunstein Chemie in unserer Zeit 14 5 S 137 148 1980 Wiley VCH Verlag GmbH ISSN 0009 2851 Qi Feng Hirofumi Kanoh und Kenta Ooi Manganese oxide porous crystals Journal of Materials Chemistry 9 S 319 333 1999 Royal Society of Chemistry Publishing ISSN 0959 9428 Ubersichtsartikel in Englisch Jeffrey E Post Manganese oxide minerals Crystal structure and economic and environmental significance Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States 96 7 S 3447 3454 1999 National Academy of Sciences ISSN 1091 6490 Ubersichtsartikel in Englisch Heinz Cassebaum Die Stellung der Braunstein Untersuchungen von J H Pott 1692 1777 in der Geschichte des Mangans Sudhoffs Archiv 63 1979 S 136 153Weblinks BearbeitenInternetauftritt des International Mangenese Institute englisch und chinesisch Mineralogische Daten zu Pyrolusit englisch Mineralogische Daten zu Ramsdellit englisch Mineralogische Daten zu Nsutit englisch Historisches Manganerzvorkommen im Sudharz Memento vom 9 Oktober 2007 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten https www muehlencafe geraberg de die braunsteinm C3 BChle Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 245 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Braunstein Mineralgruppe amp oldid 237366003