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Bodenertrag ist in der Volkswirtschaftslehre der Ertrag des Produktionsfaktors Boden Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Geschichte 3 Landwirtschaftliche Praxis 4 Quantitative Erfassung 5 Siehe auch 6 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenJeder volkswirtschaftliche Produktionsfaktor erzielt einen Ertrag Bei der Arbeit ist es das Arbeitseinkommen beim Kapital der Zinsertrag die Ertragsleistung des Bodens ist das Ergebnis der Wechselbeziehung zwischen Bodenfruchtbarkeit und menschlicher Arbeit Die Bodennutzung fuhrt in der Landwirtschaft zur Ernte Fruchte Weinlese Getreideernte in der Forstwirtschaft zur Holzernte und im Bergbau zum Abbau von Rohstoffen Im weiteren Sinne gehoren zum Bodenertrag auch die Rechtsfruchte also Mieteinnahmen oder Pachtzinsen aus der Vermietung oder Verpachtung des Bodens Geschichte Bearbeiten nbsp Ertragsgesetzlicher Kurvenverlauf Anderung der Ausbringungsmenge Y displaystyle Y nbsp durch Variation des Faktors r 1 displaystyle r1 nbsp Mit dem landwirtschaftlich genutzten Boden und dem Bodenertrag als Ergebnis der Nutzung befassten sich vor allem die Physiokraten Der Physiokrat Francois Quesnay definierte 1757 den Bodenertrag als das Ergebnis der Bodenbeschaffenheit und des Menschen Ohne die Arbeit des Menschen hat der Boden keinen Wert 1 Er forderte 1760 die Besteuerung des Bodenertrags durch eine Einheitssteuer franzosisch impot unique welche die einzige Quelle fur die Steuereinkunfte des Staates bilden musse 2 Er stellte fest dass es einen Uberschuss des Bodenertrags uber die Kosten der Feldbestellung gibt Zeitgenosse Anne Robert Jacques Turgot formulierte 1768 Wirft man Saat auf einen Boden von naturlicher Fruchtbarkeit der jedoch nicht bearbeitet ist so ware diese Aufwendung fast verloren Ist der Boden einmal gepflugt so wird der Ertrag schon grosser und nach zwei und dreimaligem Pflugen nicht nur verdoppelt und verdreifacht sondern vervier und verzehnfacht Auf diese Weise nimmt der Ertrag viel starker zu als die Aufwendungen Uberschreitet man das Produktionsoptimum durch weitere Aufwendungen so wird der Ertrag zwar noch steigen aber umso weniger und immer weniger bis die Fruchtbarkeit des Bodens erschopft ist und jeder weitere Aufwand ausserstande bleibt noch etwas hinzuzufugen Produktionsmaximum 3 Das hierin zum Ausdruck kommende Bodenertragsgesetz auch Gesetz vom abnehmenden Bodenertrag beherrscht seither mit seinem Modell der Beziehung zwischen Faktoreinsatz englisch input Saatgut Dungemittel Landtechnik und Ertrag englisch output Ernte die wirtschaftswissenschaftliche Diskussion und ist heute auch Grundlage der in der Betriebswirtschaftslehre angewandten limitationalen Produktionsfunktion Sein Name erscheint indes nicht besonders glucklich weil hierdurch leicht die irrtumliche Auffassung entstehen kann als ob man es mit absolut abnehmenden Bodenertragen zu tun hatte wahrend es sich lediglich um relativ abnehmende Bodenertrage handelt Adam Smith kritisierte in seinem Buch Der Wohlstand der Nationen Marz 1776 die Ansichten der Physiokraten dass der Bodenertrag die einzige Quelle von Einkommen und Reichtum eines Landes sei 4 Fur ihn bestand diese Auffassung lediglich aus Spekulationen einer Handvoll gelehrter und origineller Denker in Frankreich 5 Smith sieht in der Grundrente denjenigen Teil des Ertrages der dem Grundeigentumer gehort der durch Pachter zu entrichtende Preis fur die Nutzung von Grund und Boden 6 Das Einkommen des Volkes aus dem Boden stehe nicht im Verhaltnis zur Grundrente sondern zum Bodenertrag selbst Thomas Robert Malthus untersuchte 1798 das Verhaltnis von Bevolkerungswachstum und Bodenertrag und gelangte in seinem Bevolkerungsgesetz zu der Prognose dass der Bodenertrag nur in arithmetischer Progression 1 2 3 4 5 usw wachsen konne die Bevolkerung jedoch in geometrischer Progression 1 2 4 8 16 usw wachse mit der Folge von Hunger und Armut 7 Nicht Verbesserungen in der Produktion sondern Geburtenkontrolle etwa durch Enthaltsamkeit erschien dem Pfarrer Malthus als Moglichkeit die Armut dauerhaft zu bekampfen Erst John Stuart Mill stutzte 1848 diese Bevolkerungslehre mit dem Gesetz vom abnehmenden Bodenertrag 8 Der von Mill beeinflusste Neomalthusianismus propagierte Verhutungsmittel zur Geburtenkontrolle die Malthus noch abgelehnt hatte Ihre Prognosen sind heute verifiziert Im Gegensatz zu Smith interpretierte David Ricardo den Bodenertrag als Differentialrente der damit aus dem Preisbildungsprozess ausscheidet 9 Ricardo definierte 1817 die Grundrente dagegen als jenen Teil des Bodenertrages der dem Grundbesitzer fur die Nutzung der ursprunglichen und unzerstorbaren Krafte des guten Bodens gezahlt wird und aus der Differenz zwischen Weizenpreis und Lohn bestehe 10 Die Differentialrente ist nach Ricardo die Ertragsdifferenz die sich aus dem Einsatz zweier gleicher Mengen an Arbeit und Kapital auf gleicher Bodenflache ergibt Fur Karl Marx ist 1895 die Erzeugung einer Grundrente das oberste Ziel der landwirtschaftlichen Produktion In der Grundrente sah er einen Teil des Mehrwerts 11 Landwirtschaftliche Praxis BearbeitenDer landwirtschaftliche Bodenertrag englisch yield per hectare crop yield agricultural output gibt alle innerhalb einer Vegetationsperiode erwirtschafteten Guter an die aus der Nutzung des Bodens entstanden sind und sich in Wert oder Mengeneinheiten messen lassen Angegeben wird er ublicherweise als Jahresertrag in Tonnen oder Euro je Hektar und Jahr t ha Jahr ha Jahr und Entsprechungen Der Bodenertrag ist abhangig von Bodenart und Bodenfruchtbarkeit Gelandebeschaffenheit und Klimafaktoren sowie dem Einsatz von Kapital zum Beispiel Saatgut Dungemittel Landmaschinen und Arbeit beziehungsweise Prozessen und Produktionsmethoden etwa Bodenbearbeitung In Bezug auf eine einzelne Pflanzenart wird der Bodenertrag gewohnlich als Flachenertrag bezeichnet Quantitative Erfassung BearbeitenQuantitativ wird der Bodenertrag durch die Beziehungszahl Bodenertrag Erntemasse Anbauflache Betrachtungszeitraum displaystyle text Bodenertrag frac text Erntemasse text Anbauflache times text Betrachtungszeitraum nbsp mit der Einheit Bodenertrag 1 t ha a 1 Tonnen Hektar Jahr displaystyle text Bodenertrag 1 cdot frac text t text ha cdot text a 1 cdot frac text Tonnen text Hektar cdot text Jahr nbsp berechnet wobei hier als Betrachtungszeitraum ein Jahr zugrunde gelegt ist Darin geht die Bodenproduktivitat ein die angibt welche Erntemenge aus einer bestimmten Bodenflache gewonnen werden kann So erntete man im Jahre 1871 lediglich 0 9 Tonnen Roggen pro Hektar 1912 schon 1 57 Tonnen 1871 zog man 5 Tonnen Kartoffeln aus dem Hektar 1914 fuhrte man bereits 13 5 Tonnen vom Hektar 12 Im Jahre 2016 lagen die Ernteertrage bei 5 56 Roggen bzw 45 4 Kartoffeln Im Jahre 2017 lag weltweit der Hektarertrag fur Mais bei 5 6 Tonnen Hektar gefolgt von Reis 4 5 Weizen 3 4 und Gerste 3 0 13 Am gesamten Marktobst haben in Deutschland Apfel mit 30 9 Tonnen Hektar die hochste Ernteproduktivitat gefolgt von Birnen 22 4 Pflaumen Zwetschgen 12 2 Erdbeeren Freiland 11 5 und Mirabellen Renekloden 9 2 14 Siehe auch BearbeitenBodenokologie Bodenkultur Einkunfte aus Land und Forstwirtschaft Deutschland Grossvieheinheit GVE das Analogon der Viehzucht fur den Viehbesatz je ha in der Almwirtschaft StossEinzelnachweise Bearbeiten Francois Quesnay Getreide franzosisch Grains in Encyclopedie vol 7 November 1757 S 44 Victor Riqueti de Mirabeau Francois Quesnay Theorie de l impot 1760 S 102 ff Anne Robert Jacques Turgot Observations sur le Memoire de M de Saint Peravy Œuvres I 1768 S 420 Adam Smith Der Wohlstand der Nationen Band IV 1776 S 650 Adam Smith Der Wohlstand der Nationen Band IV 1776 S 650 Adam Smith Natur und Ursachen des Volkswohlstandes Band II 1882 S 336 Thomas Robert Malthus An Essay on the Principle of Population 1798 S 8 John Stuart Mill Principles of Political Economy Band III 1848 S 7 Gert von Eynern Worterbuch zur politischen Okonomie 1973 S 463 David Ricardo On the principles of Political Economy and Taxation 1817 S 67 Karl Marx Das Kapital Band III 1895 MEW Band 25 S 662 Die Volksschule Band 37 Ausgaben 7 18 1941 S 188 Statista Das Statistik Portal Getreideertrag pro Hektar Anbauflache der wichtigsten Getreidearten weltweit in den Jahren 1993 94 bis 2017 2018 abgerufen am 22 Februar 2018 Statistisches Bundesamt BMEL 123 2015Normdaten Sachbegriff GND 4146141 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bodenertrag amp oldid 236494141