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Bildgestaltung ist die Anordnung und Verbindung formaler Elemente in einem Kunstwerk der bildenden Kunst Sie werden auch bei der Bildbetrachtung oder auch Bildanalyse bedeutsam Inhaltsverzeichnis 1 Psychologische Grundlagen 1 1 Aufmerksamkeit 2 Gestaltungselemente 2 1 Farbe 2 1 1 Farbe an sich 2 1 2 Kontraste 2 1 3 Harmonien 2 2 Form 2 3 Linien 2 4 Raum 2 5 Haptik 3 Komposition 3 1 Gewichtung der Bildelemente 3 2 Komposition der formalen Elemente 4 Mittel zur Bildgestaltung 4 1 Beim Zeichnen und in der Malerei 4 2 In der Fotografie 4 2 1 Konstruktion des Bildes mit der Kamera 4 2 2 Gestaltung in der Dunkelkammer 5 LiteraturPsychologische Grundlagen BearbeitenAufmerksamkeit Bearbeiten Die Aufmerksamkeit ist die Fokussierung eines Sinnes hier des Sehens auf einen bestimmten Sinneseindruck Der Bildteil auf den die Aufmerksamkeit eines Betrachters gelenkt ist wird weitaus scharfer und brillanter wahrgenommen als der Rest des Blickfeldes Das liegt sowohl an der Verarbeitung durch die kognitiven Prozesse im Gehirn als auch am Aufbau des Auges Die Aufmerksamkeit muss also zugeteilt werden Der Mensch konzentriert seine Aufmerksamkeit zunachst auf potentiell interessante Bildelemente Darstellungen mit Eigenschaften die in der realen Welt selten sind oder nicht vorkommen ziehen die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich etwa grelle unnaturliche Farben Ein weiterer Aspekt ist die Aufmerksamkeitszuwendung zu Bildteilen die sich deutlich von den meisten anderen unterscheiden Diese Differenz kann sich in verschiedenen Arten ausdrucken Von diesen Aspekten unterscheidet sich die Aufmerksamkeitszuwendung aus emotionellen Grunden erheblich Hierbei wendet sich der Betrachter Darstellungen zu zu denen er eine emotionale Beziehung hat Das gilt am haufigsten fur Darstellungen von Menschen oder Gesichtern Gestaltungselemente BearbeitenBei der Bildgestaltung konnen verschiedene Gestaltungselemente angewandt werden Diese konnen auf die Wirkung des Gesamtbildes einen erheblichen Einfluss haben Im Folgenden sind allgemeine Stilmittel beschrieben Farbe Bearbeiten Eine Farbe setzt sich aus drei Komponenten zusammen Farbton Sattigung und Helligkeit je nach Farbraum Farben und sich daraus ergebende Kontraste wirken meist sehr emotional und direkt auf den Betrachter In der Analyse der Stilmittel in Bezug auf Farben kann man zwei Aspekte unterscheiden Die einzelne Farbe und die Wirkung verschiedener Farben untereinander Farbe an sich Bearbeiten Schon eine einzelne Farbe hat eine bestimmte Wirkung auf den Betrachter Diese beruht auf Assoziationen mit Erfahrungen und kulturellen Farbsinnbildern Fur die rein emotionelle Wirkung sind die Assoziationen aus Erfahrung entscheidend Beispielsweise werden Gelb und Rot mit Warme Feuer Hauterrotung Blau dagegen mit Ferne und Kalte Wasser Himmel Eis assoziiert Eine warme Farbe wird meistens etwas emotionaler assoziiert und zieht deshalb auch mehr Aufmerksamkeit auf sich Die kulturelle Bedeutung der Farben variiert dagegen stark Wahrend im westlichen Kulturkreis Gelb auch als die Farbe des Neides und der Falschheit steht hat diese Farbe im Buddhistischen Kulturkreis eine sehr hohe und positive Stellung Kontraste Bearbeiten nbsp Harmonischer FarbkontrastVerschiedene Farben bilden Kontraste Je starker sich eine Farbe in Bezug auf Helligkeit Farbton oder Sattigung von der anderen unterscheidet desto starker der Kontrast Besonders starke Kontraste konnen flimmern und ein unangenehmes Gefuhl hervorrufen Das geschieht besonders bei hoher Helligkeit und Sattigung beider Farben aber stark differierenden Farbtonen Der Kontrast zwischen Farbtonen wird vom Menschen auch besonders deutlich wahrgenommen weshalb Farbe und Farbton haufig gleichgesetzt werden Harmonien Bearbeiten Zusammenstellungen von Farben bilden Farbharmonien Ob der Betrachter das Zusammenspiel der Farben als harmonisch empfindet ist teilweise subjektiv und von Modestromungen und Sehgewohnheiten abhangig Eine haufig angewandte Harmonie besteht aus mehreren ahnlichen Farben denen eine Akzent oder Kontrastfarbe gegenubersteht Siehe Komplementarkontrast Form Bearbeiten nbsp Suggerierte Bedeutsamkeit durch zufallige formale OrdnungDie Form eines Bildelementes in einem Bild ergibt sich durch den realen Umriss des Elementes und durch die gedachte dreidimensionale Form die sich aus den Licht Schatten Verhaltnissen ergibt Ebenso wie Farben werden Formen unbewusst mit bestimmten abstrakten Eigenschaften assoziiert Diese ergeben sich aus unseren Seherfahrungen Beispielhaft seien hier die haufigen Assoziationen der Grundform des Kreises mit weiblich weich und emotional und denen mit der Form des Quadrates als mannlich bestimmt hart und rational genannt Die Form eines Objektes ist entscheidend fur das Erkennen und Einordnen eines dargestellten Objektes Dazu reicht bei einfachen Objekten haufig der einfache Umriss aus Bei komplexeren Formen muss auch die Dreidimensionalitat interpretiert werden um das Objekt als einen bestimmten Gegenstand erkennen zu konnen Dabei ist Raumlichkeit bzw Dreidimensionalitat nur eine visuelle Simulation von Raum in der zweidimensionalen Abbildung des Bildes Linien Bearbeiten nbsp Linien auch als Schraffur oder zur Bildung eigenstandiger Form Umrisslinie Sofern sie nicht als eigenstandiges Element auftreten bilden Linien sich an Objektkanten durch Farbkontrast oder durch gedankliches Verbinden von Bildelementen Letztere sind daher subjektiv doch aufgrund von grundlegenden Gesetzen der visuellen Wahrnehmung von verschiedenen Menschen ahnlich wahrgenommen Beispielsweise werden meistens die Bildschwerpunkte oder ahnliche Objekte miteinander in Verbindung gebracht Linien als eigenstandiges Element beziehen ihre Wirkung aus der Linienfuhrung gerade geschwungen und ihrer Position im Bildraum senkrecht instabil waagerecht ruhig schrag dynamisch Auch weil Linien den Blick des Betrachters lenken bzw sich erst durch den Sehprozess ergeben sind sie ein wichtiges Mittel in der Bildgestaltung Durch das Verfolgen von Linien bilden sich meist unterbewusst eigenstandige Formen Die Blicklenkung durch Linien ermoglicht auch Informationen inhaltlich zu ordnen z B in einem Raster Die Grenzen von der Linie als eigenstandigem Element verschwimmen bei ihrer flachenhaften Nutzung in Schraffuren und dem Bilden eigenstandiger Formen aus Linien Umrisslinie Raum Bearbeiten nbsp Schematische Darstellung der ZentralperspektiveDa Bildkomposition auf einem zweidimensionalen Medium stattfindet ist Raum in der Bildgestaltung eine optische Tauschung Um Raum zu simulieren gibt es verschiedene Techniken Die deutlichste ist dabei die Anwendung von Perspektive Hierbei werden dreidimensionale Objekte auf einer zweidimensionalen Flache so abgebildet dass ein raumlicher Eindruck entsteht In der Bildkomposition wird haufig die Zentralperspektive angewandt die unserem Seheindruck am nachsten kommt Farben konnen die Raumwahrnehmung auch beeinflussen Brillante Farben erscheinen naher blasse kalte und helle Farbtone weiter entfernt Das liegt vermutlich an unseren Seherfahrungen da durch den Dunst in der Luft die Farben in der Entfernung verblassen Haptik Bearbeiten Obwohl das Empfinden der Haptik dem Tastsinn zugeordnet ist kann die Haptik einer Oberflache oft auch durch visuelle Eindrucke eingeschatzt werden Typische Oberflachenhaptiken zeigen auch ein typisches visuelles Verhalten So sind matte Oberflachen nur wenig rau spiegelnde Oberflache werden als glatt identifiziert und sehr raue Oberflachen konnen an ihrem feinen Hell dunkel Muster erkannt werden Komposition Bearbeiten nbsp Narzisse mittels fast goldenem Schnitt dargestellt Hauptartikel Komposition bildende Kunst Die Komposition ist die eigentliche Bildgestaltung Hierbei werden die formalen Elemente zu einem Kunstwerk zusammengefugt Gewichtung der Bildelemente Bearbeiten Das Gewicht eines Bildelementes ist mit der Aufmerksamkeit die es auf sich zieht gleichzusetzen Das Gewicht eines Bildelementes ist somit genauso subjektiv wie die Aufmerksamkeit Die Verteilung der verschieden gewichteten Bildelemente entscheidet uber die Gesamtwirkung des Bildes nach Ruhe oder Spannung Eine Komposition die sehr gleichmassig gestaltet ist erzeugt meistens einen ruhigen Eindruck Komposition der formalen Elemente Bearbeiten Die Art der Bildkomposition ist von den Intentionen des Kunstlers abhangig Dazu gehoren subjektive Empfindungen und die Schaffung einer gewunschten Bildaussage Zur Kompositionshilfe gibt es mehrere Prinzipien die meist harmonische Verhaltnisse zwischen Bildelementen herstellen Dazu gehoren der Goldene Schnitt die Dreieckskomposition und Gestaltungsraster Sie finden oft im Grafikdesign und Layouts Anwendung Dabei orientiert sich die Verteilung von Bildelementen an einem unsichtbaren Raster Die Nutzung dieser Mittel ist jedoch eher als Kompositionshilfe und nicht als Garantie fur ein gutes Bild zu betrachten Auch in der Gesamtkomposition ist der elementare Ausdruck von Ruhe oder Spannung zu beachten Eine Komposition die sehr gleichmassig gestaltet ist erzeugt meistens einen ruhigen Eindruck Dementsprechend entsteht Spannung durch weniger gleichmassige und kontrastreiche Komposition Mittel zur Bildgestaltung Bearbeiten nbsp Portrataufnahme mit unscharfen BereichenDas bildgestalterische Konzept muss in einer Technik gestaltet werden Die haufigste Unterscheidung verlauft zwischen Fotografie und Malerei Die Malerei selbst gliedert sich wieder in verschiedene Techniken und Stilrichtungen Beim Zeichnen und in der Malerei Bearbeiten Diese beiden Kunstformen ermoglichen eine freiere Komposition als das Fotografieren Hier sind etwa durch die Wahl der Farb Qualitat Aquarell Tempera Olfarbe oder Kunststoff oder die leichte Dreidimensionalitat bei Collagen vielseitige Moglichkeiten der Komposition gegeben In der Fotografie Bearbeiten Generell ist die Gestaltung des Bildes und die Ordnung der Bildelemente die entscheidende Tatigkeit beim Fotografieren die zum Teil auch durch besondere Anwendungen der Technik bestimmt wird Bei einem Portrat zum Beispiel kann mittels der Kameraeinstellung der Vordergrund und oder der Hintergrund vor dem scharf abzubildenden Objekt unscharf gehalten werden Kameraperspektive In der Architekturfotografie sind beispielsweise mit der Balgenkamera Bilder zu gestalten die mit Kameras ohne deren Moglichkeit der Verschiebung von Film und Objektivebene nicht darstellbar sind Beim Fotografieren dient die Kenntnis der Technik oft der Gestaltung Dies gilt insbesondere in der Tiefe des aufzunehmenden Objekts Motivs in Richtung der Objektivachse also bei der Umsetzung des dreidimensionalen Motivs in ein zweidimensionales Bild Scharfentiefe Konstruktion des Bildes mit der Kamera Bearbeiten Im Bereich der Kameratechnik sind Kenntnisse uber die Beschaffenheit der lichtempfindlichen Mediums Film Sensor die Funktionsweise des Fotoapparats und der Belichtungsmessung von besonderer Bedeutung fur die Bildgestaltung Eine exakte Kenntnis der Mechanik etwa des Kameraverschlusses ist nicht zwingend erforderlich erleichtert jedoch das Verstandnis Fur Beleuchtung im Fotostudio oder die Beurteilung der Auswirkungen verschiedener Lichtquellen auf das lichtempfindliche Medium sind Kenntnisse uber das Licht erforderlich Dazu zahlen die verschiedenen Farbtemperaturen verschiedener Lichtquellen ebenso wie die Farbtheorie Gestaltung in der Dunkelkammer Bearbeiten Zum Fotografieren gehoren auch Grundkenntnisse der Filmentwicklung und zur Dunkelkammer bzw dem Fotolabor Fur viele Fotografen besonders im kunstlerischen Bereich ist die Ausarbeitung des Abzugs vom Dia oder Negativ beziehungsweise heute des Digitaldrucks von ebenso grosser Bedeutung wie das eigentliche Fotografieren Durch den Einsatz verschiedener Fotopapiersorten von weicher bis harter Gradation werden die Kontraste des Bildes gesteuert Dies gilt fur die Ausarbeitung von Schwarz Weiss Bildern da bei Farbbildern nur die Wahl zwischen verschiedenen Oberflachen bleibt jedoch nicht zwischen verschiedenen Gradationen In der Farbfotografie werden neben den klassischen Vergrosserungen mit moglichst farbneutraler Darstellung auch Cross Verfahren verwendet Das bedeutet es werden Filmtyp und Entwicklungsbad vertauscht zum Beispiel ein Dia im Negativprozess entwickelt was zu besonderen Farbverschiebungen fuhrt Literatur BearbeitenRudolf Arnheim Kunst und Sehen Eine Psychologie des schopferischen Auges 2000 ISBN 978 3110168921 Art and Visual Perception A Psychology of the Creative Eye 1954 1974 ISBN 978 0 520 02613 1 Andreas Feininger Grosse Fotolehre Heyne Verlag ISBN 3 453 17975 7 Karen Ostertag Die Fotokomposition Creativ Fotografieren 3 Munchen Laterna magica 1982 Harald Mante Das Foto Bildaufbau und Farbdesign Verlag Photographie Gilching 2000 2 Aufl 2007 ISBN 978 3 933131 94 2 Marlene Schnelle Schneyder Sehen und Photographieren Von der Asthetik zum Bild Springer Verlag ISBN 978 3 540 43825 0 Pina Lewandowsky Francis Zeischegg Visuelles Gestalten mit dem Computer Rowohlt ISBN 3 499 61213 5 Ernst A Weber Sehen Gestalten und Fotografieren Birkhauser Verlag 1990 ISBN 3 7643 2469 4 Gerlinde Gschwendtner Kompositionslehre Formen Englisch Verlag Wiesbaden 2002 ISBN 978 3 8241 1174 9 Gerlinde Gschwendtner Kompositionslehre Farben Englisch Verlag Wiesbaden 2002 ISBN 978 3 8241 1175 6Normdaten Sachbegriff GND 4145393 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bildgestaltung amp oldid 209315671