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Rudolf Arnheim 15 Juli 1904 in Berlin 9 Juni 2007 in Ann Arbor Michigan war ein judischstammiger deutsch US amerikanischer Medienwissenschaftler Kunstpsychologe und Mitbegrunder der modernen Kunstpadagogik Er gehorte zum Kreis jener deutsch englischen Kunstwissenschaftler die durch erzwungene Emigration wichtige Bruckenfunktionen zwischen der europaischen und amerikanisch anglophonen Kultur ubernahmen vgl Aby Warburg Erwin Panofsky Ernst Gombrich Ernst Kris Arnheims Werk wird der Kunstwissenschaft Medienwissenschaft Asthetik Philosophie und der Psychologie Gestalttheorie Gestaltpsychologie zugeordnet Seine bedeutenden wissenschaftlichen Beitrage liegen in den Bereichen Filmtheorie Medienkunsttheorie Architekturtheorie Kunstwissenschaft und Kunstpadagogik Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Auszeichnungen 4 Rudolf Arnheim Award 5 Werke 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenRudolf Arnheim wurde 1904 in einer judischen Familie am Alexanderplatz geboren Kurz nach seiner Geburt zog die Familie an den Kaiserdamm in Charlottenburg und wohnte dort bis in die fruhen Dreissigerjahre Arnheim begann schon als Kind zu zeichnen und zeigte fruh ein Interesse an Kunst Sein Vater Georg Arnheim war Inhaber einer kleinen Klavierfabrik und hatte es gerne gesehen wenn sein Sohn das Geschaft ubernommen hatte Doch Rudolf bestand auf einem Universitatsstudium so dass der Vater schliesslich nachgab Mit 15 oder 16 Jahren kaufte sich der jugendliche Rudolf Arnheim einige Erstausgaben von Sigmund Freuds Werken was sein Interesse an Psychoanalyse forderte 1 An der Universitat zu Berlin studierte er Experimentalpsychologie und Philosophie sowie Kunstgeschichte und Musik als Nebenfacher Zum damaligen Lehrkorper der Berliner Universitat gehorten unter anderem auch Albert Einstein und Max Planck Arnheim promovierte 1928 bei den Begrundern der Berliner Gestalttheorie Max Wertheimer Wolfgang Kohler und Kurt Lewin Von 1925 an war er Mitarbeiter und von 1928 bis 1933 Kulturredakteur und Filmkritiker der von Siegfried Jacobsohn gegrundeten Wochenzeitschrift Die Weltbuhne Nachdem er im Herbst 1932 einen Artikel im Berliner Tageblatt uber das Wesen von Charlie Chaplins und Hitlers Schnurrbarten und den Einfluss der Nase auf den menschlichen Charakter veroffentlicht hatte und da sein Buch Film als Kunst nach der nationalsozialistischen Machtergreifung aus dem Verkehr gezogen wurde zog er im August 1933 auf Anraten einiger Freunde nach Rom Dort arbeitete er bis 1937 fur das Lehrfilminstitut des Volkerbundes an einer umfassenden Enzyklopadie des Films Zudem war er Mitredakteur der Filmzeitschriften Intercine und Cinema 1939 ging er ins Exil nach London und ubersetzte fur den Auslandsdienst der BBC Aber schon ein Jahr spater zog er nach New York um Bis 1942 hatte er ein Rockefeller Stipendium am Office of Radio Research und ein Guggenheim Stipendium fur eine Ubersetzung der Gestalttheorie auf die bildenden Kunste Von 1942 bis 1969 lehrte er an der New School for Social Research im Fach Kunstpsychologie und von 1943 bis 1966 am Sarah Lawrence College in New York 1959 60 verbrachte er einen Lehr und Studienaufenthalt in Japan 1968 wurde er Professor fur Kunstpsychologie am Carpenter Center for the Visual Arts der Harvard University Von 1974 bis 1984 war er Dozent fur Kunstpsychologie am kunsthistorischen Institut der University of Michigan in Ann Arbor wo er sich wissenschaftlichen und schriftstellerischen Tatigkeiten widmete und am 9 Juni 2007 im Alter von 102 Jahren in einem Altenheim starb Ein Teil seines schriftlichen Nachlasses befindet sich im Archiv der Akademie der Kunste in Berlin 2 Werk Bearbeiten nbsp Ein Beitrag von Rudolf Arnheim in der Weltbuhne von 1929Als Kulturredakteur der Wochenzeitschrift Die Weltbuhne oblag ihm zwischen 1928 und 1933 gemeinsam mit Carl von Ossietzky und Edith L Jacobsohn die Herausgabe einer der wichtigsten linksliberalen kulturpolitischen Zeitschriften der Weimarer Republik Er arbeitete fur bedeutende Filmzeitschriften Cinema Bianco e Nero Sight and Sound und asthetische Zeitschriften Journal of Aesthetics and Art Criticism British Journal of Aesthetics Bereits mit knapp 30 Jahren war Arnheim als Filmredakteur und theoretiker bekannt In seinem ersten theoretischen Buch Film als Kunst 1932 vertritt er vehement die Moglichkeiten des kunstlerischen Films gegenuber der aufkommenden Unterhaltungsindustrie insbesondere seit Erfindung des Tonfilms zieht sich spater in die Nischen produktiver Filmkultur zuruck Dokumentar Bildungs und Avantgardefilm Ebenso im Medium Radio Mit Rundfunk als Horkunst Manuskript 1933 Erstveroffentlichung in Englisch 1936 als Radio erkundet er die kunstlerischen Moglichkeiten des Radios insbesondere von Horspielen und erweitert damit seine Filmtheorie zu einer Theorie der Medienkunst die jeweils auf Analysen der sinnlichen Wahrnehmung gemass der Gestalttheorie aufgebaut sind Arnheims grundlegende Leistung von Art and Visual Perception 1954 kann mit einer neuen Begrundung zur allgemeinen Asthetik auf Grundlage der Wahrnehmungstheorie der Gestalttheorie angesetzt werden Die wissenschaftliche Auffassung allein vom Prufbaren auszugehen wurde strikt durchgehalten Basierend auf Kurt Lewins Anwendung der physikalischen Feldtheorie auf die Psychologie wendet Arnheim die Feldtheorie im visuellen Bereich von einfachen Grundkonfigurationen bis zu Kompositionsanalysen an Ausserdem bietet das Werk eine Art Gestaltungslehre der bildenden Kunste auf Basis der Gestalttheorie Visual Thinking 1968 holt zum Rundumschlag gegen eine idealistische sinnenfeindliche Theorie der Erkenntnis aus um ein Denken von den Sinnen her theoretisch zu begrunden Arnheim zeigt am Beispiel der Abstraktion die enge Bindung von begrifflicher an die sinnliche Abstraktion auf Als Kenner der Warburgschule weiss er um die mnemotechnische Funktion der Bilder definiert sie als perzeptuelle Wahrnehmungsbehalter und damit als Leitmedien in denen sich sprachliche Verknupfungen erst einbetten Wir denken wahrnehmungsgemass 1976 wurde er zum Mitglied der American Academy of Arts and Sciences ernannt In Wurdigung seiner Verdienste um die Weiterentwicklung der Gestalttheorie verlieh ihm die internationale Gesellschaft fur Gestalttheorie und ihre Anwendungen im Jahr 1984 die Ehrenmitgliedschaft Dem Advisory Board der Zeitschrift Gestalt Theory gehorte Arnheim von ihren Anfangen 1978 bis zu seinem Tod an Auszeichnungen Bearbeiten1978 Filmband in Gold fur langjahriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film 1999 Helmut Kautner PreisRudolf Arnheim Award BearbeitenDie American Psychological Association verleiht den Rudolf Arnheim Award for Outstanding Achievement in Psychology and the Arts Im Jahre 2004 erhielt ihn Diana Deutsch Werke Bearbeiten1928 2004 Stimme von der Galerie 25 kleine Aufsatze zur Kultur der Zeit Mit einem Vorwort von Hans Reimann und Bildern von Karl Holtz Verlag Dr Wilhelm Benary Berlin Neuauflage Philo Berlin 2004 1928 Experimentell psychologische Untersuchungen zum Ausdrucksproblem Diss Psychologische Forschung 11 2 132 1932 Film als Kunst Berlin Ernst Rowohlt Neuausgaben 1974 1979 2002 1936 Radio Englische Erstpublikation von Rundfunk als Horkunst London Faber amp Faber 1943 Gestalt and art Journal of Aesthetics and Art Criticism 2 71 5 1954 Art and Visual Perception A Psychology of the Creative Eye Berkeley amp Los Angeles University of California Press UCP 1957 Film as Art Teile aus Film als Kunst ebd 1962 Picassos Guernica Genesis of a Painting Deutsch v Harro Siegel UT Entstehung eines Bildes Rutten amp Loening Munchen 1964 1966 Toward a Psychology of Art ebd 1969 1989 Visual Thinking ebd 1971 1983 Entropy and Art An Essay on Disorder and Order ebd 1972 1996 Anschauliches Denken Zur Einheit von Bild und Begriff Erstausgabe 1972 nun Koln DuMont Taschenbuch 1996 1974 1983 Art and Visual Perception A Psychology of the Creative Eye The New Version Berkeley and Los Angeles University of California Press 1977 1979 Kritiken und Aufsatze zum Film Hrsg Helmut H Diederichs Munchen Hanser Frankfurt am Main Fischer Taschenbuch 1977 The Dynamics of Architectural Form Berkeley amp Los Angeles University of California Press 1977 Zur Psychologie der Kunst Deutsche Fassung von Toward a Psychology of Art 1966 ubersetzt von Hans Hermann Koln Kiepenheuer amp Witsch 1978 Kunst und Sehen Eine Psychologie des schopferischen Auges Neufassung Deutsche Fassung von Art and Visual Perception The New Version 1974 ubersetzt von H Hermann Vorwort von M Diers Berlin und New York de Gruyter 1979 Rundfunk als Horkunst Munchen Hanser Neuausgabe 2001 Frankfurt am Main Suhrkamp 1979 Entropie und Kunst Ein Versuch uber Unordnung und Ordnung Deutsche Ausgabe von Entropy and Art ubersetzt vom Verfasser Koln DuMont Buchverlag dumont taschenbuch 86 1980 Die Dynamik der architektonischen Form Deutsche Ausgabe von The Dynamics of Architectural Form 1977 ubersetzt von Hans Hermann Koln DuMont Buchverlag 1982 The Power of the Center A Study of Composition in the Visual Arts Berkeley and Los Angeles University of California Press Revised edition 1983 1983 1996 Die Macht der Mitte Eine Kompositionslehre fur die bildenden Kunste Deutsche Ausgabe von The Power of the Center 1982 ubersetzt vom Verfasser Koln DuMont Buchverlag Neuausgabe 1996 1985 Zwischenrufe Kleine Aufsatze aus den Jahren 1926 1940 Leipzig und Weimar Gustav Kiepenheuer Verlag 1986 New Essays on the Psychology of Art Berkeley and Los Angeles University of California Press 1988 The Power of the Center Revised Version Neuausgabe Berkeley and Los Angeles University of California Press 1989 Parables of Sun Light Observations on Psychology the Arts and the Rest Berkeley and Los Angeles University of California Press 1990 Thoughts on Art Education Los Angeles Getty Center for Education ISBN 978 0 89236 163 2 1991 Neue Beitrage Deutsche Ausgabe von New Essays on the Psychology of Art 1986 ubersetzt von Gerhard Ammelburger Koln DuMont Buchverlag ISBN 978 3 7701 2341 4 1992 To the Rescue of Art Twenty six Essays Berkeley and Los Angeles University of California Press ISBN 978 0 520 07458 3 1993 Zauber des Sehens Gottingen Lamuv Verlag ISBN 978 3 88977 344 9 1996 The Split and the Structure Twenty eight Essays Berkeley and Los Angeles University of California Press ISBN 978 0 520 20478 2 1997 Film Essays and Criticism Englische Ausgabe von Kritiken und Aufsatze zum Film ubersetzt von Brenda Benthien University of Wisconsin Press 1997 Eine verkehrte Welt Phantastischer Roman Hurth bei Koln Edition Memoria Schumann ISBN 3 930353 05 9 2004 Die Seele in der Silberschicht Hrsg Helmut H Diederichs Frankfurt am Main Suhrkamp ISBN 3 518 29254 4 2009 I baffi di Charlot Scritti italiani sul cinema 1932 1938 Ed Adriano D Aloia Turin Kaplan ISBN 978 88 89908 37 2Literatur BearbeitenChristian G Allesch O Neumaier Hrsg Rudolf Arnheim oder die Kunst der Wahrnehmung Ein interdisziplinares Portrat WUV Wien 2004 ISBN 3 85114 827 4 Kent Kleinman Hrsg Rudolf Arnheim revealing vision University of Michigan Press Ann Arbor 1997 ISBN 0 472 10859 X Ian Verstegen Arnheim Gestalt and Art A Psychological Theory Springer Wien und New York 2005 ISBN 978 3 211 28864 1 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Rudolf Arnheim im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Rudolf Arnheim Forum Eckart Spoo zu Arnheims 100 Geburtstag RudolfArnheim net Resources on Arnheim and cinema in Italy Johannes v Moltke Jorg Schweinitz Fur Rudolf Arnheim PDF 14 Seiten 5 32 MB Deutschlandfunk Nachruf auf Rudolf Arnheim heise online Rudolf Arnheim Sterben ist am Ende das Leben zu vergessen Nachruf des Filmwissenschaftlers David Bordwells auf Arnheim englisch 5 Filmfreunde Zum Tode Rudolf Arnheims Helmut Diederichs Der Filmtheorektiker und Filmkritiker Rudolf Arnheim Transkript eines Vortrages anlasslich des Bonner Arnheim Symposions im November 1997 auf fh dortmund de abgerufen am 29 Juni 2014 www rudolf arnheim akademie deEinzelnachweise Bearbeiten http www cabinetmagazine org issues 2 rudolfarnheim php Interview mit Rudolf Arnheim englisch Rudolf Arnheim Archiv Bestandsubersicht auf den Webseiten der Akademie der Kunste in Berlin Normdaten Person GND 119142708 lobid OGND AKS LCCN n79071254 NDL 00431734 VIAF 100176509 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Arnheim RudolfKURZBESCHREIBUNG deutsch US amerikanischer Medienwissenschaftler und KunstpsychologeGEBURTSDATUM 15 Juli 1904GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 9 Juni 2007STERBEORT Ann Arbor Michigan Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rudolf Arnheim amp oldid 228107343