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Der Berberaffe Macaca sylvanus auch Magot genannt ist eine Makakenart aus der Familie der Meerkatzenverwandten Er ist vor allem dafur bekannt dass er ausser dem Menschen die einzige freilebende Primatenart Europas ist BerberaffeBerberaffe mit JungtierSystematikUberfamilie Geschwanzte Altweltaffen Cercopithecoidea Familie Meerkatzenverwandte Cercopithecidae Unterfamilie Backentaschenaffen Cercopithecinae Tribus Pavianartige Papionini Gattung Makaken Macaca Art BerberaffeWissenschaftlicher NameMacaca sylvanus Linnaeus 1758 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Verbreitung und Lebensraum 3 Lebensweise 4 Nahrung 5 Fortpflanzung 6 Systematik 7 Berberaffen und Menschen 7 1 Nordafrika 7 2 Gibraltar 7 3 Freigehege in Europa 8 Literatur 9 Einzelnachweise 10 WeblinksBeschreibung Bearbeiten nbsp SchadelBerberaffen erreichen eine Kopfrumpflange von 55 bis 63 Zentimetern und ein Gewicht von 9 9 bis 14 5 Kilogramm Mannchen werden deutlich schwerer als Weibchen und haben deutlich langere Eckzahne als die Weibchen Das Fell dieser Tiere ist einheitlich gelblich braun oder graubraun gefarbt das Gesicht ist dunkelrosa Wie alle Makaken haben sie Backentaschen zum Verstauen der Nahrung Berberaffen sind schwanzlos 1 Verbreitung und Lebensraum Bearbeiten nbsp Verbreitungsgebiet des Berberaffen in NordafrikaBerberaffen leben als einzige Makakenart nicht in Asien sondern im Rifgebirge und im Mittleren Atlas in Marokko und in der grossen und kleinen Kabylei in Algerien in Hohen von 400 bis 2300 Metern uber dem Meeresspiegel sowie in Gibraltar die dortige Population wurde jedoch vom Menschen eingefuhrt Lebensraum dieser Tiere sind Eichen Tannen und Zedernwalder mit Atlas Zeder Spanischer Tanne Algerischer Eiche Korkeiche Portugiesischer Eiche und Steineiche als dominierende Baumarten 2 Der Berberaffe kommt auch mit felsigem zerkluftetem Terrain gut zurecht 1 In den Warmzeiten des Mittel und Altpleistozan kam der Berberaffe auch im sudlichen westlichen und mittleren Europa vor Fossile Nachweise der Art gibt es unter anderem aus Norditalien 3 von Sardinien aus Deutschland Kroatien Osterreich dem westlichen Rumanien aus der Slowakei Tschechien Ungarn 4 und vom Grund der damals noch trockenen Nordsee 5 Lebensweise BearbeitenBerberaffen konnen gut klettern verbringen aber einen Grossteil des Tages auf dem Boden Wie alle Altweltaffen sind sie tagaktiv nbsp Kopf eines alten WeibchensSie leben wie alle Makaken in Gruppen deren Grosse variabel ist die ubliche Grosse belauft sich auf 12 bis 88 Tiere Berichten zufolge spalten sich Gruppen in kleinere Einheiten auf wenn sie zu gross werden Da die Weibchen zeitlebens in ihrer Geburtsgruppe bleiben bilden in der Regel einige nahe verwandte Weibchen den Kern der Gruppe Die Mannchen etablieren eine Hierarchie durch Kampfe die starksten und beliebtesten Mannchen werden dominant und leiten die Gruppe Dominante Mannchen geniessen Vorrechte beim Futter und bei der Paarung prinzipiell kann sich aber jedes Mannchen fortpflanzen Es sind territoriale Tiere die Grosse des Revieres ist variabel und hangt unter anderem vom Nahrungsangebot und von menschlichen Storungen ab 1 Nahrung BearbeitenBerberaffen sind Allesfresser die Fruchte Samen Blatter Krauter Knospen Flechten Pilze und Wurzeln aber auch gelegentlich Insekten Ameisen Kafer Motten Schmetterlinge Raupen Termiten Wasserlaufer Vogeleier Wurmer Tausendfusser Spinnen oder auch Skorpione zu sich nehmen Die Nahrungssuche nimmt etwa ein Viertel ihrer aktiven Zeit in Anspruch 2 In den kuhleren Wintermonaten bilden Rinde und Baumnadeln einen wichtigen Nahrungsbestandteil 1 nbsp Saugendes JungtierFortpflanzung BearbeitenVorrangig paaren sich die Weibchen mit den hohergestellten Mannchen obwohl sich vielfach alle mannlichen Tiere fortpflanzen Es gibt keine feste Paarungszeit diese hangt von den klimatischen Bedingungen ab Nach einer rund 165 tagigen Tragzeit bringt das Weibchen meist ein einzelnes Jungtier sehr selten aber auch Zwillinge zur Welt Die Neugeborenen wiegen rund 500 Gramm und haben ein dunnes schwarzes Fell das sich innerhalb von 4 Monaten hellbraun umfarbt bis sie die Farbe der Erwachsenen haben Bedingt durch das promiskuitive Paarungsverhalten kummern sich auch die Mannchen um die Jungtiere Sie pflegen deren Fell tragen sie herum und spielen mit ihnen ohne zu wissen ob sie tatsachlich der Vater sind Nach rund sechs bis zwolf Monaten werden die Jungtiere entwohnt Weibchen werden mit 4 bis 6 Jahren und Mannchen mit 5 bis 8 Jahren geschlechtsreif die Mannchen mussen zu diesem Zeitpunkt ihre Geburtsgruppe verlassen Berberaffen konnen 20 bis 30 Jahre alt werden Am Affenberg Salem in Deutschland wo 200 Individuen in 3 Clans und ein Teil der Weibchen mit hormoneller Empfangnisverhutung leben wurde eine Lebenserwartung von 25 Jahren fur Mannchen und etwa 30 fur Weibchen beobachtet Systematik Bearbeiten nbsp Unterkiefer von Macaca s florentina in einem italienischen MuseumSchriftliche Bemerkungen uber den Berberaffen gibt es schon in der Antike durch Agypter Phonizier Etrusker und Griechen u a durch Aristoteles 6 Conrad Gessner erwahnte die Art 1551 im ersten Band seiner Historia animalium Quadrupedes vivipares Der schwedische Naturwissenschaftler Carl von Linne der mit der binaren Nomenklatur die Grundlagen der modernen botanischen und zoologischen Taxonomie schuf benannte die Art 1758 in seiner Systema Naturae unter dem Namen Simia sylvanus und gilt damit als Autor der Erstbeschreibung Der Berberaffe zweigte als erste Art von der Hauptentwicklungslinie der Makaken ab und ist damit die basale Schwesterart aller asiatischer Arten 7 Innerhalb der Art werden keine rezenten Unterarten unterschieden 1 Einige im Pliozan in Europa vorkommenden Makakenformen werden dagegen von einigen Autoren als Unterarten von Macaca sylvanus klassifiziert Dabei handelt es sich um Macaca sylvanus florentina spates Pliozan Sud und Mitteleuropa M s prisca mittleres Pliozan Sud und Mitteleuropa und M s major spates Pliozan Sardinien 8 Berberaffen und Menschen BearbeitenNordafrika Bearbeiten In Nordafrika gibt es nach einer Schatzung aus dem Jahr 2013 weniger als 7000 Tiere 1 der Bestand geht aufgrund der Zerstorung ihres Lebensraumes weiter zuruck In Libyen und Agypten sind sie schon um 1800 ausgerottet worden heute leben rund 70 aller Berberaffen in Marokko Die IUCN listet sie als stark gefahrdet endangered 9 Gibraltar Bearbeiten nbsp Berberaffe in GibraltarObwohl Fossilienfunde darauf schliessen lassen dass die iberische Halbinsel in vorgeschichtlicher Zeit von Berberaffen besiedelt war geht die heutige Population auf dem Felsen von Gibraltar mit hoher Wahrscheinlichkeit auf den Einfluss des Menschen und dessen Reiseverhalten zuruck Denkbar ist eine Einfuhrung wahrend der arabischen Herrschaft in Sudspanien zwischen 711 und 1492 die ersten schriftlichen Berichte stammen aus dem Jahr 1704 Da einer Legende zufolge Gibraltar solange in britischer Hand bleibt solange dort Berberaffen leben und der Bestand 1942 auf wenige Tiere gesunken war liess Winston Churchill einige Tiere aus Marokko auf der Halbinsel aussetzen Genetische Untersuchungen brachten das Ergebnis dass die derzeitige Population auf zwei Wurzeln zuruckzufuhren ist eine algerische und eine marokkanische Heute leben in Gibraltar rund 240 Tiere Freigehege in Europa Bearbeiten nbsp Berberaffe an einer Wasserstelle im Freigehege La Montagne des Singes1969 wurde der Tierpark La Montagne des Singes in der Gemeinde Kintzheim in der Region Elsass in Frankreich als Attraktion fur Touristen eroffnet Die Berberaffen adaptierten sich im dortigen Klima schnell und die vielen Geburten sorgten dafur dass bald weitere Freigehege nach demselben Konzept angelegt werden konnten von denen jedes etwa 150 bis 250 Tiere beherbergt Im Jahr 1974 war der erste Ableger La Foret des Singes bei Rocamadour im franzosischen Departement Lot in der Region Midi Pyrenees 10 1976 folgte der Affenberg Salem im Bodenseekreis Deutschland 2005 wurde der Trentham Monkey Forest auf dem Trentham Estate in Staffordshire England zwischen Liverpool und Manchester eroffnet wobei 150 Tiere aus Kintzheim und Salem die Anfangspopulation bildeten 11 zahlreiche weitere Affengehege nach gleichem Vorbild gibt es als Einzelattraktionen oder Teil von Zoos in ganz EuropaDie mehrmonatige Winterpause etwa Mitte November bis Mitte Marz ist besucherfrei und dient als Paarungszeit Literatur BearbeitenThomas Geissmann Vergleichende Primatologie Springer Verlag Berlin u a 2003 ISBN 3 540 43645 6 Jonathan Kingdon David Happold Michael Hoffmann Thomas Butynski Meredith Happold Jan Kalina Hrsg Mammals of Africa Volume II Primates A amp C Black 2013 ISBN 978 1 4081 2257 0 Ronald M Nowak Walker s Mammals of the World 6th edition Johns Hopkins University Press Baltimore MD 1999 ISBN 0 8018 5789 9 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Elizabeth L Gadsby Colin P Groves Aoife Healy K Praveen Karanth Sanjay Molur Tilo Nadler Matthew C Richardson Erin P Riley Anthony B Rylands Lori K Sheeran Nelson Ting Janette Wallis Sian S Waters amp Danielle J Whittaker Family Cercopithecidae Old World Monkeys Seite 550 753 S 629 in Russell A Mittermeier Anthony B Rylands amp Don E Wilson Handbook of the Mammals of the World Volume 3 Primates Lynx Editions 2013 ISBN 978 84 96553 89 7 a b Kingdon Happold et al 2013 Seite 161 Fabio Bona Luca Bellucci Davide Casali Paolo Schirolli Raffaele Sardella Macaca sylvanus Linnaeus 1758 from the Middle Pleistocene of Quecchia Quarry Brescia Northern Italy Hystrix It J Mamm 2016 27 2 DOI 10 4404 hystrix 27 2 11503 Florian Anton Fladerer Macaca Cercopithecidae Primates im Altpleistozan von Deutsch Altenburg Niederosterreich Beitr Palaont Osterr 13 1 24 Wien 1987 PDF J W F Reumer Dick Mol Ralf Dietrich Kahlke First finds of Pleistocene Macaca sylvanus Cercopithecidae Primates from the North Sea Revue de Paleobiologie 37 2 555 560 Januar 2019 DOI 10 5281 zenodo 2545095 Kingdon Happold et al 2013 Seite 159 Jing Li Kyudong Han Jinchuan Xing Heui Soo Kim Jeffrey Rogers Oliver A Ryder Todd Disotell Bisong Yue und Mark A Batzer Phylogeny of the macaques Cercopithecidae Macaca based on Alu elements Gene 2009 Dec 15 448 2 242 249 Juni 2009 doi 10 1016 j gene 2009 05 013 Walter Carl Hartwig The Primate Fossil Record Cambridge Studies in Biological and Evolutionary Anthropology Band 33 Cambridge University Press 2002 ISBN 978 0 521 66315 1 Seite 272 Macaca sylvanus in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2006 Eingestellt von Butynski et al 2000 Abgerufen am 11 Mai 2006 Dominique Auzias Jean Paul Labourdette Guide des parcs animaliers en France 2016 2017 Petit Fute 2016 ISBN 979 1 03310353 0 S 203 google de The Trentham Estate Visit Monkey Forest and help protect the endangered Barbary macaque Memento des Originals vom 12 Juli 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www trentham co uk abgerufen am 12 Juli 2016 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Berberaffe Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Berberaffe Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Wiktionary Magot Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Informationen im Animal Diversity Web Fotos und Informationen auf arkive org Memento vom 5 Februar 2019 im Internet Archive Genetische Untersuchung der Population auf Gibraltar englisch Normdaten Sachbegriff GND 4122268 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Berberaffe amp oldid 238394687