www.wikidata.de-de.nina.az
Die Attraktivitatsforschung beschaftigt sich mit der Erforschung der Attraktivitat des Menschen speziell hinsichtlich seiner korperlichen Gegebenheiten seiner Wesenseigenschaften seiner sozialen Stellung seines beruflichen Erfolgs seines materiellen Wohlstands seiner Personlichkeitsausstrahlung Sie ist keinem bestimmten Fachgebiet zuzuordnen sondern wird in einer Vielzahl von Wissenschaftsdisziplinen betrieben wie der Psychologie den Neurowissenschaften der Verhaltensforschung oder auch den Wirtschaftswissenschaften Dante Gabriel Rossetti The Beloved 1866 Symmetrie kindliche Gesichtszuge und makellose Haut werden universell als attraktiv wahrgenommen Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung der Attraktivitatsforschung 1 1 Geschichte 1 2 Aktuelle Entwicklungen 2 Fragestellungen 2 1 Bewertung von Schonheit 2 2 Welche Merkmale werden als attraktiv empfunden 2 3 Wie wirkt sich Attraktivitat im sozialen Kontext aus 2 4 Attraktivitat und Partnerwahl 2 5 Welchen biologischen Sinn hat Schonheit 3 Siehe auch 4 Literatur 4 1 Popularwissenschaftliche Literatur 4 2 Fachpublikationen 5 Quellen 6 WeblinksEntwicklung der Attraktivitatsforschung BearbeitenGeschichte Bearbeiten Die wissenschaftlich philosophische Auseinandersetzung mit dem Ideal der Schonheit und dem Phanomen seiner Anziehungskraft auf andere Menschen reicht im europaischen Kulturkreis bis in die griechische Antike zuruck Sie begegnet spater wieder in den Publikationen Plotins in der hochmittelalterlichen Epik und in den asthetischen Schriften von Friedrich Schiller etwa in dem Essay Anmut und Wurde von 1793 Auch Dichter wie Friedrich Holderlin oder Johann Wolfgang von Goethe in seinem Bildungsroman Wilhelm Meisters Lehrjahre 1795 96 haben sich damit intensiv auseinandergesetzt Die Fragestellung beschaftigte bereits den altgriechischen Philosophen Sokrates unter dessen Initiative und maeutischer Gesprachsfuhrung Zirkel aus bedeutenden Athener Burgern Gelehrten und Staatslenkern wie Alkibiades sich in intensiven Gesprachsrunden systematisch damit auseinandersetzten welche Rolle der Schonheit im Zusammenhang mit dem Eros zukommen konnte Die Inhalte und Methoden des damaligen wissenschaftlichen Vorgehens sind uns in Dialogform durch seinen Schuler Platon etwa im Symposion dem Gastmahl eindrucksvoll uberliefert Die Vorstellung einer Verbindung von korperlicher und geistiger Schonheit als Wesensmerkmal des edlen Menschen fand ihren begrifflichen Niederschlag in dem Wort Kalokagathia In dem Begriff Kalokagathia Schonheit und Gutheit kalos kai agathos manifestierte sich die Uberzeugung dass innere und aussere Schonheit ein zumindest erstrebenswertes Ideal seien und dass sie die eigentliche Anziehungskraft des Eros bewirkten 1 Antike Bildhauer wie Myron setzten das Ideal in Kunstwerke um und stellten dem anmutigen Jungling Bildwerke eines vom Pankration dem ausserst brutalen Allkampf zerschlagenen Athletengesichts gegenuber 2 Eine enger korperbezogene Erforschung der menschlichen Schonheit nahm ihren Anfang in den spaten 1960er Jahren Zunachst waren daran vor allem US amerikanische Sozialwissenschaftler beteiligt die sich hauptsachlich fur die Auswirkung von korperlicher Attraktivitat auf die verschiedensten Arten der zwischenmenschlichen Beziehungen interessierten etwa auf die Bereitschaft anderen Menschen zu helfen Wahrend die ersten Attraktivitatsforscher noch davon ausgingen dass Schonheit im Auge des Betrachters liege brachten die in den 1980er Jahren durchgefuhrten Untersuchungen zur Urteilerubereinstimmung die Erkenntnis dass sich unterschiedliche Menschen in ihrem Schonheitsurteil durchaus ahneln Damit ruckte nun verstarkt die Frage ins Blickfeld welche Merkmale attraktive Gesichter bzw Korper auszeichnen Seit Mitte der 1980er Jahre spielen in der Attraktivitatsforschung zunehmend evolutionspsychologische Ansatze eine Rolle die nach dem biologischen Sinn von Attraktivitat fragen Bis heute ist die Evolutionspsychologie das vorherrschende wenn auch nicht unangefochtene theoretische Paradigma der Attraktivitatsforschung geblieben Aktuelle Entwicklungen Bearbeiten Mit der Einfuhrung moderner bildgebender Verfahren in die Hirnforschung halten seit Mitte der 1990er Jahre die Neurowissenschaften Einzug in die Attraktivitatsforschung Mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie werden die am Attraktivitatsurteil beteiligten Hirnstrukturen und die zugrundeliegenden neuronalen Prozesse erforscht Die Suche nach den physiologischen Grundlagen des asthetischen Empfindens geht dabei zum Teil uber die menschliche Schonheit hinaus und bezieht unter der Flagge der Neuroesthetics alle Arten von asthetischen Objekten und Erfahrungen wie etwa Kunstwerke oder Musik mit ein Auch die Wirtschaftswissenschaften beteiligen sich neuerdings an der Erforschung der menschlichen Attraktivitat Mit Hilfe spieltheoretischer Ansatze gehen sie der Frage nach wie soziale Austauschbeziehungen durch das Aussehen beeinflusst werden Seit einigen Jahren erweitert sich insbesondere innerhalb der evolutionspsychologisch gepragten Attraktivitatsforschung das Konzept von Attraktivitat zusehends Neben der visuellen Attraktivitat von Gesicht und Korper sind nun auch der Korpergeruch die Stimme oder auch Bewegungen zum Gegenstand der Forschung geworden Dabei tritt zunehmend die Frage nach der Natur und Herkunft von interindividuellen Unterschieden in der Attraktivitatswahrnehmung in den Vordergrund Warum etwa konnen sich die einen Menschen gegenseitig riechen die anderen nicht Fragestellungen BearbeitenDie Attraktivitatsforschung beschaftigt sich schwerpunktmassig mit folgenden Fragen Inwieweit stimmen Menschen in ihrem Schonheitsurteil uberein Welche Merkmale des Gesichtes bzw Korpers werden als attraktiv empfunden Wie wirkt sich die Attraktivitat eines Menschen im sozialen Kontext aus Welche Rolle spielt Attraktivitat bei der Partnerwahl Welchen biologischen Sinn hat Schonheit Bewertung von Schonheit Bearbeiten Der Frage nach der Urteilerubereinstimmung bei der Attraktivitatsbewertung von Gesichtern haben sich vor allem deutschsprachige Attraktivitatsforscher z B Ronald Henss ausgiebig angenommen Demnach ist das menschliche Attraktivitatsurteil ungefahr zur Halfte subjektiv die andere Halfte hat ein Mensch mit den anderen Menschen gemeinsam 3 Dieser relative Konsens scheint kulturubergreifend zu sein sofern die jeweiligen Beurteiler mit den in Frage stehenden Ethnien vertraut sind Ein weisser Europaer stimmt beispielsweise bei der Bewertung eines japanischen Gesichtes weitgehend mit japanischen Bewertern uberein unter der Voraussetzung dass er bereits Erfahrung mit japanischen Gesichtern gemacht hat also z B Japaner in seinem Bekanntenkreis hat Manner und Frauen weisen in ihren Schonheitsurteilen zwar gewisse Unterschiede auf Frauen beispielsweise sind mit guten Noten etwas zuruckhaltender als Manner insbesondere wenn es um Mannergesichter geht im grossen Ganzen stimmen beide Geschlechter aber recht gut uberein genauso wie das auch unterschiedliche Altersgruppen oder auch soziale Schichten tun Karl Grammer et al identifizierten acht Saulen der Schonheit Jugendlichkeit Symmetrie Durchschnittlichkeit Geschlechtshormonmarker Korpergeruch Bewegung Hautfarbe und Haartextur 4 Alters und geschlechtsspezifische Stereotype beeinflussen die Bewertung der Attraktivitat Fur Frauen gilt dass ihnen nach traditioneller stereotyper Geschlechterrolle korperliche sexuelle Attraktivitat zugeschrieben und das Weiblichkeits sowie Schonheitsideal mit Jugendlichkeit gleichgesetzt wird Auch bei der Partnerwahl dominiert jugendliche sexuelle Attraktivitat als Bewertungskriterium der Frau wie Ursula Richter in Studien festgestellt hat 5 Dieses verordnete und idealisierte Bild von Schonheit und Weiblichkeit das viele Frauen schon in jungeren Jahren als mangelhaft erfahren wird mit zunehmendem Alter immer unausweichlicher fur alle wie Christina Schachtner belegt Je mehr sich die Geschichte einer Frau mit den Jahren in ihrem Gesicht und in ihrer Gestalt eingrabt je unverwechselbarer sie wird desto weniger entspricht sie dem propagierten Weiblichkeitsentwurf so Schachtner 6 Dies hat eine Benachteiligung alterer Frauen zur Folge wie Ursula Lehr Altersforscherin aufzeigt 7 8 So werden beispielsweise Falten beim Mann nicht als unattraktiv bewertet Mehr als die Halfte der von der Gesellschaft fur Marktforschung GfK 9 befragten Manner meinen sogar mit Falten attraktiver zu sein Demnach ist mehr als jeder zweite Mann der Ansicht dass er mit zunehmendem Alter interessanter und besser aussehe Das sagen von sich nur vier von zehn Frauen Jede vierte weibliche Befragte bekundet ausdrucklich ihre Angst alter und damit unattraktiv zu werden Gleichwohl die Frage des Aussehens auch fur alternde Manner nicht irrelevant zu sein scheint moglicherweise als Beleg fur mannliche Identitat ausmachende physische Starke sind Frauen attraktivitatsmassig in viel starkerem Masse auf ihr Ausseres reduziert Alternde Frauen furchten daher das Nachlassen oder den Verlust ihrer sexuellen Reize im Alter und fuhlen sich durch die als Hasslichkeit angedeuteten Alterserscheinungen gehemmt blockiert ausgesperrt in ihrem Frausein verneint Ihre eigene Attraktivitat beurteilen Frauen ungunstiger als Manner und junge Frauen werden bevorzugt sowie am sexuell attraktivsten bewertet wie Studien belegen 10 11 Die stereotypen alters und geschlechtsspezifischen Erwartungen beeinflussen die Wahrnehmung bzw Beurteilung von Attraktivitat Sie konnen auch ein diskriminierendes Verhalten und eine Abnahme des Selbstwertgefuhls hervorrufen indem sie zum Beispiel altere Frauen dazu bringen ihren Verhaltensradius einzuschranken Wenn altere Frauen ihr Verhalten nach den stereotypen Erwartungshaltungen ausrichten wird das Stereotyp erfullt und kann erneut Bestatigung finden 12 Infolge der Aufweichung traditioneller stereotyper Geschlechterrollen u a durch eine bessere weibliche Schul Ausbildung und einer damit einhergehenden finanziellen Unabhangigkeit kann ein gestiegenes Selbstbewusstsein der Frau verzeichnet werden Frauen sind heute mutiger Entscheidungen zu treffen die nicht unbedingt als popular gelten Dennoch ist seitens der sozialen Umwelt nach wie vor Jungsein Voraussetzung weiblicher Schonheit Welche Merkmale werden als attraktiv empfunden Bearbeiten Eines der fur den Laien verbluffendsten Attraktivitatsmerkmale heisst Durchschnittlichkeit Wenn mehrere Gesichter fotografisch oder computertechnisch durch sog Morphing ubereinandergelagert werden so ist das resultierende Durchschnittsgesicht attraktiver als die Mehrzahl der Einzelgesichter aus denen es hervorgegangen ist Die Ahnlichkeit zwischen der beurteilenden Person und der beurteilten Person hat einen Einfluss auf die Einschatzung der Attraktivitat So mussten in einer wissenschaftlichen Studie junge Manner erotische Frauenbilder betrachten wahrend gleichzeitig der Lidschlussreflex als implizites Einstellungsmass aufgezeichnet wurde Die Gesichter der Frauen wurden teilweise mittels Morphing an die der Versuchsteilnehmer angeglichen Es zeigte sich dass unter Normalbedingungen die ahnlichen Frauen als attraktiver eingeschatzt wurden Wenn die Versuchspersonen jedoch unter Stress gesetzt wurden kehrte sich der Effekt um und unahnliche Frauen wurden bevorzugt 13 14 Als einer der starksten Attraktivitatsfaktoren ist die Makellosigkeit der Haut experimentell gut abgesichert je glatter die Haut desto attraktiver wird das entsprechende Gesicht beurteilt Die Frage ob ein Gesicht durch Symmetrie attraktiver wird ist zwar ausfuhrlich beforscht die Ergebnisse sind jedoch nicht ganz eindeutig In einigen Studien werden symmetrische Gesichter als attraktiver wahrgenommen in anderen dagegen schneiden perfekt symmetrische Gesichter nicht besser vereinzelt sogar schlechter ab als weniger symmetrische Konsens besteht allerdings darin dass hohergradige Asymmetrien der Schonheit eines Gesichtes abtraglich sind Attraktive weibliche Gesichter weisen Merkmale und Proportionen auf die auch die Gesichter von Kindern auszeichnen grosse Augen eine hohe Stirn eine niedrige Kieferpartie Ob die Attraktivitat dieser Merkmale mit ihrer wahrgenommenen Kindlichkeit sog Neotenie Hypothese zusammenhangt oder ob sich in ihr die besondere Geschlechtstypizitat des Gesichtes widerspiegelt also der Gegensatz zum mannlichen Gesicht das sich durch einen kraftigen Kiefer eine flache Stirn und kleiner wirkende Augen auszeichnet ist unter Forschern umstritten Sog Reifezeichen M Cunningham in Form von hohen betonten Wangenknochen und schmalen Wangen machen Frauen und z T auch Mannergesichter attraktiver Beim weiblichen Gesicht wirken volle Lippen attraktiv moglicherweise weil sie auf einen hohen Spiegel an weiblichen Geschlechtshormonen hinweisen die Lippen werden in der Pubertat unter dem Einfluss von Ostrogen voller nbsp Kantiges MannerkinnBeim mannlichen Gesicht wirkt auf Frauen ein kantiges und ausgepragtes Kinn attraktiv 15 16 Es weist auf einen hohen Testosteronspiegel hin und wird mit Starke und Abenteuerlust in Verbindung gebracht Diese Attraktivitat birgt auch die Gefahr von Untreue nbsp Odalisque von Jules Joseph LefebvreFur die Figur werden folgende Attraktivitatskriterien diskutiert Einer der wichtigsten und kulturubergreifenden Attraktivitatsfaktoren beim Mann ist die Korpergrosse Die Korpergrosse einer Frau dagegen ist fur ihre Attraktivitat eher unerheblich solange es sich bei der Korpergrosse nicht um eine extreme Abweichung von der Durchschnittskorpergrosse einer Gesellschaft oder Population handelt vgl Kleinwuchs Riesenwuchs Das ideale Korpergewicht und die ideale Figur schwanken von Epoche zu Epoche und Kultur zu Kultur recht stark Die heutige Bevorzugung sehr schlanker Frauenkorper ist im historischen und ethnographischen Vergleich eher die Ausnahme In den 1990er Jahren wurde die Waist to Hip ratio also das Verhaltnis von Taillen zu Huftumfang von dem US amerikanischen Evolutionspsychologen Devendra Singh als Attraktivitatsmass in die Diskussion eingefuhrt Ein Verhaltnis von 0 7 galt demnach als optimal Die Universalitat dieser Konstanten wird jedoch von neueren Untersuchungen zunehmend in Frage gestellt Zudem steht ausser Frage dass die Korperfulle gemessen durch den Body Mass Index BMI eine sehr viel wichtigere Rolle spielt als das Taille Huft Verhaltnis Zusammenfassung Swami amp Furnham 2008 Bei der Stimme zeigt sich ein klarer Zusammenhang mit der Tonhohe Bei mannlichen Stimmen wird eine tiefere Stimme als attraktiver wahrgenommen bei weiblichen Stimmen eine hohere 17 Samtliche Schonheitsideale sind dem Wandel von Geschmack und Mode unterworfen die den Korper betreffenden Schonheitsnormen offenbar noch starker als diejenigen die sich auf das Gesicht beziehen Das heisst jedoch nicht wie oft behauptet dass Schonheitsideale vollig beliebig waren wie der Blick auf herausragende Schonheiten unterschiedlicher Epochen wie etwa Nofretete oder Michelangelos David zeigt Wie wirkt sich Attraktivitat im sozialen Kontext aus Bearbeiten Attraktiven Menschen werden in weitaus hoherem Mass positive Eigenschaften wie zum Beispiel Gesundheit Intelligenz oder gute Charaktereigenschaften zugeschrieben als weniger attraktiven Offenbar neigen Menschen dazu asthetische schon mit ethischen Kategorien gut zu vermischen Dieses sog Attraktivitatsstereotyp fuhrt dazu dass schone Menschen in praktisch allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens positiver behandelt werden Hubsche Babys etwa werden schon in der Neugeborenenperiode anders behandelt als weniger hubsche Babys 18 und hubsche Kinder bekommen in der Schule bessere Noten Attraktive Erwachsene konnen vor Gericht mit milderen Strafen rechnen treffen in Notlagen auf mehr Hilfsbereitschaft und erhalten wenn man das attraktivste mit dem am wenigsten attraktiven Drittel der Arbeitnehmer vergleicht um ca 10 Prozent hohere Gehalter Auch ein Zusammenhang zwischen physischer Attraktivitat und Wahlerfolg wird mittlerweile empirisch erforscht Manner die eine attraktive Lebenspartnerin haben werden von Dritten gunstiger eingeschatzt als Manner mit einer weniger attraktiven Lebenspartnerin 19 So gut die Wirkung des Attraktivitatsstereotyps dokumentiert ist so wenig sind die Grunde erforscht die zu der Gleichsetzung des Schonen mit dem Guten fuhren Eine entsprechende Sozialisation wie sie von vielen Sozialwissenschaftlern als Erklarung angefuhrt wird ist eher unwahrscheinlich da sich das Attraktivitatsstereotyp bereits im Alter von sechs Monaten nachweisen lasst Auch die Tatsache dass sich die Vermengung des Schonen mit dem Guten in allen Kulturen Sprachen und Mythen nachweisen lasst spricht gegen eine rein kulturelle Tradierung des Attraktivitatsstereotyps im Sinne von Sozialisation Die Suche nach den biologischen Wurzeln steckt jedoch noch in den Kinderschuhen Attraktivitat und Partnerwahl Bearbeiten Bei beiden Geschlechtern gehoren soziale wie korperliche Attraktivitat zu den wichtigsten Partnerwahlkriterien In der Praferenz unterscheidet Manner und Frauen die graduelle Rangfolge der Merkmale der Attraktivitat Frauen sind eher bereit beim Faktor visueller Attraktivitat zugunsten anderer Qualitaten insbesondere sozialem Status und Charaktereigenschaften Abstriche zu machen Manner dagegen lassen sich bei ihrer Partnerwahl in viel starkerem Masse von visuellen Kriterien leiten Dieses Muster scheint sich im Zuge der starkeren okonomischen Gleichstellung der Frau zwar zu relativieren ist auf dem aktuellen Partnermarkt jedoch noch weitgehend gultig Altere Studien kamen zu dem Schluss dass Verbindungen zwischen Partnern mit unterschiedlichen sozialen Hintergrunden es in aller Regel die Frau ist die ihrem Partner in Sachen Herkunft und Bildung unterlegen ist dafur konne sie aber ihre hohere Attraktivitat in die Waagschale werfen Wenn allerdings die Bildung der Frauen und Manner gemittelt einander entsprechen kann dies logisch gesehen keine Rolle mehr spielen In Zeiten also in denen die meisten Arzte Manner waren heirateten diese haufig attraktive Krankenschwestern wahrend heute Arzte eher andere Akademikerinnen heiraten 20 Bei den heutzutage haufigeren Partnerschaften zwischen Partnern ahnlicher Herkunft und Bildung ahneln sich die Partner dagegen auch in ihrer Attraktivitat Schone Menschen haben schone Partner weniger schone Menschen dagegen auch weniger schone Partner Die Mechanismen die zu dieser attraktivitatsmassigen Schichtung des Partnermarktes fuhren werden derzeit anhand des sog Speed Dating intensiv erforscht Welchen biologischen Sinn hat Schonheit Bearbeiten Ein wichtiges Kriterium fur die Auswahl sind nach der Gute Gene Hypothese die Gesundheit und die Fruchtbarkeit Eine hohe Fruchtbarkeit zu erkennen erhoht die Wahrscheinlichkeit dass ein Sexualakt uberhaupt Nachkommen hervorbringt eine gute Gesundheit spricht dafur dass der Partner keine oder weniger schadliche Mutationen aufweist die diese beeintrachtigen und zudem auch kraftig genug ist um mit Parasiten und Viren etc fertigzuwerden Im Gegenzug zur Erkennung von hoher Qualitat bewirkt dieser Vorgang im Wege der sexuellen Selektion auch dass die Darstellung einer eigenen hohen Qualitat wichtig wird Je leichter es einem potentiellen Partner gemacht wird die eigene hohe Qualitat zu erkennen umso eher wird er einen als Partner auswahlen Diese Hypothese kann sich auf verhaltensbiologische Erkenntnisse aus dem Tierreich stutzen In vielen Arten haben die am reichsten ornamentierten Individuen nicht nur eine hohere phanotypische Qualitat sondern auch eine reichlichere und gesundere Nachkommenschaft In diesem Zusammenhang wird insbesondere der Symmetrie des Korperbaus eine besondere Bedeutung zugeschrieben Sie wird von vielen Forschern als Zeichen von sog Entwicklungsstabilitat und damit als Hinweis auf eine gute genetische Ausstattung aufgefasst Das klassische Beispiel eines durch sexuelle Selektion entstandenen Merkmals ist der Pfauenschwanz der durch seine Komplexitat deutlich macht dass der Trager keine schadlichen Mutationen hat die sich mit gewisser Wahrscheinlichkeit auf das komplexe Muster auswirken wurden und dass er gesund ist da er ansonsten die Lasten des aufwandigen Schwanzes nicht tragen konnte und dieser bei Krankheit ungepflegt und verzaust ware Es spricht vieles dafur dass auch die menschliche Schonheit als Indikator fur biologische oder psychologische Qualitaten fungiert Es lassen sich gewisse Zusammenhange zwischen Attraktivitat und anderen Qualitaten feststellen insbesondere im Bereich sozialer Fahigkeiten schneiden attraktive Menschen nach einer umfangreichen Meta Analyse der bestehenden Literatur aus dem Jahr 2000 besser ab 21 Auch bei Menschen wird Symmetrie hoch geschatzt und Frauen haben mit den Brusten auch korperliche Anzeichen die auf eine sexuelle Selektion hindeuten Bruste sind paarig angelegt und damit ein guter Indikator fur eine gleichmassige Ausbildung symmetrische Bruste gelten als attraktiv sie sind zudem uber die Festigkeit etc ein Zeichen von Jugend was gerade bei Lebewesen mit langer Paarbindung und langer ressourcenintensiver Aufzuchtszeit ein wichtiges Merkmal ist Eine evolutionsbiologische Begrundung anhand sexueller Selektion wurde auch erklaren warum Attraktivitat durch kulturelle Mittel wie Schminke etc zu steigern ist Denn ein durch sexuelle Selektion entstandenes Merkmal steht in einem Konflikt mit anderen Korperformen aufgrund naturlicher Selektion Die Attraktivitat eines Pfauenschwanzes ware in einer Konkurrenz unter den Mannern beispielsweise durch eine weitere Vergrosserung und eine noch hohere Komplexitat steigerbar Irgendwann wird aber das Gewicht der Federn so gross dass der dadurch entstandene Nachteil die Vorteile hoherer Attraktivitat ubersteigt so dass theoretisch ein schoner Schwanz moglich ware dieser sich aber nicht entwickeln kann Im gleichen Masse mag die optische Verlangerung der Beine durch Schuhe mit Absatzen deswegen moglich sein weil langere Beine zwar schoner waren aber andere Nachteile etwa beim Laufen etc hatten Siehe auch BearbeitenLookismLiteratur BearbeitenPopularwissenschaftliche Literatur Bearbeiten Ulrich Renz Schonheit Eine Wissenschaft fur sich Berlin Verlag Berlin 2006 ISBN 3 8270 0624 4 Nancy Etcoff Nur die Schonsten uberleben Die Asthetik des Menschen Hugendubel Kreuzlingen u a 2001 ISBN 3 7205 2222 9 Fachpublikationen Bearbeiten Manfred Hassebrauck Reiner Niketta Hrsg Physische Attraktivitat Hogrefe Gottingen u a 1993 ISBN 3 8017 0600 1 Dieser Sammelband fasst die Ergebnisse der deutschsprachigen empirisch psychologischen Attraktivitatsforschung zusammen eine Auseinandersetzung mit evolutionspsychologischen Ansatzen fehlt allerdings Der Band wurde international nicht wahrgenommen Ronald Henss Gesicht und Personlichkeitseindruck Lehr und Forschungstexte Psychologie NF Bd 7 Gottingen u a Hogrefe 1998 ISBN 3 8017 1146 3 Dieses personlichkeitspsychologische Fachbuch dreht sich um die Frage Welche Rolle spielt das Aussere bei der Beurteilung des Inneren Zunachst geht es um die Frage nach der Struktur des Personlichkeitseindrucks also nach der Korrelation zwischen den einzelnen Personlichkeitsmerkmalen die der Beurteiler im Beurteilten zu erkennen meint Dann die Frage nach der Urteilerubereinstimmung und drittens die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Physiognomie und Personlichkeitseindruck Ronald Henss Spieglein Spieglein an der Wand Geschlecht Alter und physische Attraktivitat Beltz Psychologie Verlags Union Weinheim 1992 ISBN 3 621 27148 1 Zugleich Saarbrucken Universitat Dissertation 1992 In dem Buch stellt der fruher an der Universitat des Saarlandes tatige Psychologe nicht nur seine eigenen Forschungen vor sondern gibt auch einen sehr systematischen und klaren Uberblick uber die weltweite Literatur zum Thema Urteilerubereinstimmung Andreas Hergovich Hrsg Psychologie der Schonheit Physische Attraktivitat aus wissenschaftlicher Perspektive WUV Universitats Verlag Wien 2001 ISBN 3 85114 705 7 Die einzelnen Beitrage in diesem Sammelband decken die wichtigsten Felder der psychologischen Attraktivitatsforschung ab Das Werk unterscheidet sich von einem richtigen Lehrbuch darin dass die Beitrage von Studenten am psychologischen Institut der Universitat Wien verfasst wurden ihre Qualitat ist sehr unterschiedlich Robert M Kaplan Is Beauty talent Sex interaction in the attractiveness halo effect In Sex Roles Bd 4 Nr 2 1978 ISSN 0360 0025 S 195 204 doi 10 1007 BF00287500 David Landy Harold Sigall Beauty is talent Task evaluation as a function of the performer s physical attractiveness In Journal of Personality and Social Psychology Bd 29 Nr 3 1974 ISSN 0022 3514 S 299 304 doi 10 1037 h0036018 Irena Martinkova Three Interpretations of Kalokagathia In Peter Mauritsch Hrsg Korper im Kopf Antike Diskurse zum Korper Leykam Graz 2010 ISBN 978 3 7011 0177 1 S 17 28 Gillian Rhodes Leslie A Zebrowitz Hrsg Facial attractiveness Evolutionary Cognitive and Social Perspectives Advances in Visual Cognition Bd 1 Ablex Publishing Westport CT u a 2002 ISBN 1 56750 637 2 Das Buch kann schon fast als Standardlehrbuch der Attraktivitatsforschung bezeichnet werden Es zeigt das ganze Spektrum des Fachgebietes auf von der Evolutionspsychologie die unter anderem von dem Wiener Verhaltensforscher Karl Grammer vertreten wird uber die Theorie der Wahrnehmungsvorlieben bis hin zu sozialpsychologischen Ansatzen Manfred Schmitt Schonheit und Talent Untersuchungen zum Verschwinden des Halo Effekts In Zeitschrift fur experimentelle und angewandte Psychologie Bd 39 Nr 3 1992 ISSN 0044 2712 S 475 492 Viren Swami Adrian Furnham The Psychology of Physical Attraction Routledge London u a 2008 ISBN 978 0 415 42250 5 Allgemeinverstandliche Zusammenfassung ausgewahlter Themen der Attraktivitatsforschung Der Schwerpunkt des Buches liegt auf der Attraktivitat der Figur das Gesicht wird hingegen nahezu ausgeblendet Die Autoren machen insbesondere deutlich dass die Bedeutung des Taille Huft Verhaltnisses uberschatzt wurde Ingomar Weiler Das Kalokagathia Ideal und der hassliche Athletenkorper In Peter Mauritsch Hrsg Korper im Kopf Antike Diskurse zum Korper Leykam Graz 2010 ISBN 978 3 7011 0177 1 S 95 119 Leslie A Zebrowitz Reading Faces Window to the Soul Westview Press Boulder CO u a 1997 ISBN 0 8133 2746 6 In diesem Ein Frau Lehrbuch der amerikanischen Wahrnehmungsforscherin geht es um die Signale die unser Gesicht sendet und wie wir sie empfangen und decodieren Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf dem Wirken des Kindchenschemas und dessen Erklarung Das Buch ist fur ein Fachbuch opulent illustriert und so verstandlich geschrieben dass es fur Laien gut zu lesen ist Quellen Bearbeiten Irena Martinkova Three Interpretations of Kalokagathia In Peter Mauritsch Hrsg Korper im Kopf Antike Diskurse zum Korper Leykam Graz 2010 Ingomar Weiler Das Kalokagathia Ideal und der hassliche Athletenkorper In Peter Mauritsch Hrsg Korper im Kopf Antike Diskurse zum Korper Leykam Graz 2010 siehe z B Ronald Henss Spieglein Spieglein an der Wand 1992 Johannes Honekopp Once more Is beauty in the eye of the beholder Relative contributions of private and shared taste to judgments of facial attractiveness In Journal of Experimental Psychology Human Perception and Performance Bd 32 Nr 2 2006 ISSN 0096 1523 S 199 209 doi 10 1037 0096 1523 32 2 199 Kristin Lynn Sainani Q amp A Karl Grammer In Nature Band 526 8 Oktober 2015 S 11 doi 10 1038 526S11a englisch Ursula Richter Einen jungeren Mann lieben Kreuz Stuttgart 1989 ISBN 978 3 7831 1010 4 Christel Schachtner Storfall Alter S Fischer Frankfurt a M 1988 ISBN 3 10 070202 6 Ursula Lehr Seniorinnen Steinkopff Darmstadt 1978 ISBN 978 3 7985 0519 3 Ursula Lehr Zur Situation der alter werdenden Frau Bestandsaufnahme und Perspektiven bis zum Jahr 2000 Beck Munchen 1987 ISBN 3 406 32226 3 GfK Umfrage i A der Apotheken Umschau Rita Bourauel Zur Beurteilung alters und geschlechtspezifischer sexueller Attraktivitat im Alter Dr Kovac Hamburg 1992 ISBN 3 86064 015 1 Henss Ronald Spieglein Spieglein an der Wand Geschlecht Alter und physische Attraktivitat Munchen Beltz 1992 Ursula Lehr amp W F Schneider Altersbild in Wolf D Oswald Werner M Herrmann Siegfried Kanowski Ursula M Lehr und Hans Thomae Gerontologie Kohlhammer Stuttgart 1984 ISBN 3 17 008580 8 Stress beeinflusst die Partnerwahl Spektrum der Wissenschaft Johanna Lass Hennemann Christian E Deuter Linn K Kuehl Andre Schulz Terry D Blumenthal Hartmut Schachinger Effects of stress on human mating preferences stressed individuals prefer dissimilar mates In Proceedings of the Royal Society Series B Biological Sciences Bd 277 No 1691 2010 ISSN 0962 8452 S 2175 2183 doi 10 1098 rspb 2010 0258 Kantiges Kinn grosse Augen Abgerufen am 25 August 2022 Attraktivitat Manner auf Kinn und Wangen gepruft Abgerufen am 25 August 2022 Katarzyna Alicja Pisanski University of Lethbridge Faculty of Arts and Science The effects of voice pitch and resonances on assessments of speaker size masculinity and attractiveness 2010 uleth ca abgerufen am 18 Januar 2023 Lethbridge Alta University of Lethbridge Dept of Psychology 2010 R D Parke Parent Infant Interaktion in G P Sackett Hg Observing Behaviour Baltimore 1978 H Sigall amp D Landy Radiating beauty effects of having a physically attraktive partner on person perception in Journal of Personality and Social Psychology 1973 Haiko Prengel Partnerschaft Vom Gluck und Ungluck der Karrierepaare In Zeit Online 9 September 2017 abgerufen am 10 Mai 2015 Judith H Langlois Lisa Kalakanis Adam J Rubenstein Andrea Larson Monica Hallam Monica Smoot Maxims or Myths of Beauty A Meta Analytic and Theoretical Review In Psychological Bulletin Bd 126 Nr 3 2000 ISSN 0033 2909 S 390 423 doi 10 1037 0033 2909 126 3 390 online PDF 2 6 MB Weblinks BearbeitenNeuroesthetics Mit seinem Institute of Neuroesthetics geht der Grossmeister der Neurobiologie Semir Zeki seinem Steckenpferd nach der Erklarung der Kunst aus der Biologie Online Experimente Experimente zur Gesichterbeurteilung Online Experimente zur Gesichterbeurteilung und Attraktivitatsforschung Fachrichtung Psychologie Universitat des Saarlandes Saarbrucken PSYTESTS deutsch Auf dieser Seite des Instituts fur Psychologie der Humboldt Universitat zu Berlin findet sich eine Studie zu den individuellen Vorlieben bei der Wahrnehmung mannlicher Gesichter Faceresearch org deutsch Auf dieser Website von Forschern der Universitat Aberdeen konnen Sie an kurzen psychologischen Experimenten teilnehmen bei denen es um die Attraktivitatswahrnehmung von Gesichtern und Stimmen geht Die Seite liegt auch in einer deutschen Version vor Bodygenerator und Bodycontest Zwei Experimente des Regensburger Psychologen Martin Grundl A Little Lab engl Auf dieser Seite von Tony Little finden Sie eine Vielzahl von Experimenten bei denen es uberwiegend um die Attraktivitatsbewertung und den Personlichkeitseindruck von Gesichtern geht Perception Lab engl Auf dieser Website von David Perretts Forschergruppe finden sich verschiedene online Experimenten zur Attraktivitat von Gesichtern Hier konnen Sie auch Ihr Gesicht der Wissenschaft vermachen Symmetrie engl Hier konnen Sie Ihr Gesicht online symmetrisieren lassen und Abweichungen von der perfekten Symmetrie in einem einzigen Zahlenwert berechnen lassen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Attraktivitatsforschung amp oldid 237940049