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Die Arnheider Kapelle auch Arnheiter Kapelle war ein fruhmittelalterlicher Kirchenbau im Mumlingtal bei Breuberg im Odenwaldkreis Hessen Erst in den 1950er Jahren wurde sie als solche identifiziert Zusammen mit dem benachbarten Hof weist sie eine lange Geschichte auf und gehort zu den altesten Sakralbauten des Odenwaldes Aussenansicht von Sudwesten Blick auf den AltarraumAusgrabungsplan des romischen Bades am Arnheiter Hof aus dem 17 Jahrhundert mit handschriftlichen Eintragungen und Umzeichnung der Reichs Limeskommission unten rechtsAussenansicht von SudostenInnenansicht mit abgetragener Quermauer zum AltarraumInhaltsverzeichnis 1 Arnheiter Hof 2 Kapelle 2 1 Erforschung 2 2 Anlage 2 3 Funde 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseArnheiter Hof BearbeitenDie heutige Hofanlage geht auf die Wustung Arnheiden zuruck Das Dorf fiel in der zweiten Halfte des 14 Jahrhunderts wust als die Grafen von Wertheim den Ort Neustadt grundeten Die Neugrundung diente als Zentrum und Gerichtsort der mehrheitlich in wertheimischen Besitz befindlichen Herrschaft Breuberg die Bewohner wurden umgesiedelt Im Jahre 1543 brach ein pflugender Bauer mit seinen Ochsen in die unterirdischen Bauteile Hypokaustum eines romischen Badegebaudes ein Die Wertheimer Grafen liessen den Amtmann zu Breuberg Ausgrabungen durchfuhren Dabei wurde ein Fortuna Votivaltar sowie zahlreiche Ziegelstempel der Legio XXII Primigenia entdeckt Von diesen Tatigkeiten ist ein spatestens 1550 abgefasster Bericht Widmann sche Chronik erhalten 1597 berichtete Simon Studion von dem Ereignis Seit 1627 ist ein genauer Plan mit zahlreichen Randnotizen im Besitz des Heidelberger Professors Jan Gruter nachweisbar 1604 kamen offenbar unweit der Fundstelle zwei Viergottersteine zum Vorschein von denen sich einer heute im Breubergmuseum auf der gleichnamigen Burg befindet 1 Die Ahnlichkeit zu Kastellbadern des Neckar Odenwald Limes hat dazu gefuhrt dass man in der Fruhzeit der Reichs Limeskommission die Anlage als Kastellbad klassifizierte Die ungunstige Lage lasst dies aber unwahrscheinlich erscheinen sodass ein Kastell Arnheiter Hof ab der Mitte des letzten Jahrhunderts nicht mehr vermutet wird 2 Das Badegebaude durfte somit einer Villa rustica am Fusse des Breubergs zuzurechnen sein Trotz zahlreicher Untersuchungen ist das romische Bad heute unauffindbar wahrscheinlich aufgrund der Lage im Grund des Mumlingtales 3 Das heutige Wohngebaude des Hofs besitzt Denkmalwert als langgestrecktes zweistockiges Einhaus mit Fachwerk aus dem 18 Jahrhundert Der Giebel das Dach und der Heuboden wurden spater verandert Unter den Wirtschaftsgebauden liegen alte Gewolbekeller 4 Die gesamte Anlage befindet sich in Privatbesitz und ist nicht zu besichtigen Kapelle BearbeitenErforschung Bearbeiten Eine Kapelle aus ottonischer Zeit wurde aufgrund urkundlicher Erwahnungen schon lange am Ort vermutet 1956 wurde sie von Otto Muller dem Erforscher der Steinbacher Einhardsbasilika in dem Hirtenhaus mit angebautem Holzschuppen entdeckt 1955 und 1956 liess der Breuberg Bund Grabungen unter Aufsicht des Darmstadter Archaologen Werner Jorns sowie Bauuntersuchungen unter Otto Muller und Otto Ehlers durchfuhren die 1963 in der Zeitschrift Der Odenwald publiziert wurden 5 In der Folgezeit wurde die Entstehung der Kapelle aufgrund der damaligen Untersuchungen vor oder um das Jahr 1000 datiert Nach einer Verpachtung und Befreiung von der Nutzung als Stall und Schuppen in den 1990er Jahren grundete sich im Breuberg Bund ein Arbeitskreis Arnheider Kapelle Dieser veranlasste eine weitere Untersuchung durch die Universitat Heidelberg uber die 2004 bzw 2007 in der Zeitschrift berichtet wurde 6 Anlage Bearbeiten Die Kapelle ist eine Saalkirche mit Gemeinderaum auf rechteckigem Grundriss Das Mauerwerk besteht aus kleinteiligem Bruchstein Das Altarhaus ist etwas schmaler und besitzt keine Apsis die seitliche Aussentreppe wurde spater hinzugefugt Ein ehemals dazwischen vorhandener Triumphbogen wurde bei einem spateren Umbau beseitigt Erste erhebliche Umbauten durften mit der Profanierung der Kapelle nach der Reformation eingesetzt haben Im spaten 19 Jahrhundert wurde eine Zwischendecke eingezogen weshalb alle zuvor vorhandenen Fenster vermauert wurden Im Obergeschoss befand sich nun eine Wohnung im Erdgeschoss ein Stall oder eine Brennerei Die Quermauer wurde bis auf das Niveau der Zwischendecke abgebrochen Weitere Umbauten und Mortelproben erlaubten es sechs Bauphasen zu identifizieren 7 Funde Bearbeiten Die fruhesten Keramikfunde abgesehen von vorgeschichtlichen Scherben lassen sich zwischen das 7 und 10 Jahrhundert n Chr datieren wobei es sich um recht langlebige Formen handelt Im Fundmaterial befindet sich auch Pingsdorfer Ware der grosste Teil des Keramikmaterials stammt aber aus dem 18 und 19 Jahrhundert spatmittelalterliche Keramik ist unterreprasentiert Unter den Kachelfunden sind Fragmente einer Tannenberg Kachel nennenswert aus dem spaten 16 oder der ersten Halfte des 17 Jahrhunderts liegt das Fragment eines sogenannten Spechterglases vor Die beiden letzteren Funde durften allerdings eher dem Hof als spatere Zehntstelle zuzuordnen sein 8 Literatur BearbeitenMichaela Jansen Archaologische Untersuchungen an der Arnheider Kapelle In Der Odenwald Zeitschrift des Breuberg Bundes 54 4 2007 ISSN 0029 8360 S 139 154 Hans Teubner und Sonja Bonin Kulturdenkmaler in Hessen Odenwaldkreis Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Hrsg vom Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Vieweg Braunschweig Wiesbaden 1998 ISBN 3 528 06242 8 S 222 f Matthias Untermann Die fruhmittelalterliche Kapelle des Arnheider Hofs In Der Odenwald Zeitschrift des Breuberg Bundes 51 1 2004 S 3 20 Gerald Wassum Die verschiedenen fruhen Beschreibungen des 1543 entdeckten Romerbades Am Fusse des Breubergs Die Chroniken von Dehner 1654 und Widmann 1550 In Der Odenwald Zeitschrift des Breuberg Bundes Jg 59 Heft 4 Dezember 2012 S 152 167 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Arnheider Kapelle Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Susanne Zeunert Bauhistorische Untersuchung auf dem Arnheiter Hof In uni heidelberg de Institut fur Europaische Kunstgeschichte IEK der Universitat Heidelberg 2002 archiviert vom Original am 11 Juni 2007 abgerufen am 22 November 2016 veroffentlicht vor Mitte Marz 2002 Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Arnheiter Hof In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in Hessen Arnheiter Hof Odenwaldkreis Historisches Ortslexikon fur Hessen Stand 26 April 2011 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Arnheider Kapelle auf der Homepage des Stadtarchivs Breuberg Stand 2015 Einzelnachweise Bearbeiten Egon Schallmayer Der Odenwaldlimes Entlang der romischen Grenze zwischen Main und Neckar Theiss Stuttgart 2010 ISBN 978 3 8062 2309 5 S 11 f ORL B V 1 Nr 46 a Friedrich Behn Das Kastell Arnheiter Hof In Germania 47 1969 S 176 178 Egon Schallmayer in Dietwulf Baatz Fritz Rudolf Herrmann Hrsg Die Romer in Hessen 3 Auflage 1989 Lizenzausgabe Nikol Hamburg 2002 ISBN 3 933203 58 9 S 244 f Hans Teubner und Sonja Bonin Kulturdenkmaler in Hessen Odenwaldkreis Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Hrsg vom Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Vieweg Braunschweig Wiesbaden 1998 ISBN 3 528 06242 8 S 222 Alexander Roder Zur Baugeschichte der Kapelle Arnheiden In Der Odenwald 10 1963 ISSN 0029 8360 S 3 9 Wolfram Becher Bericht uber die Grabungen des Breuberg Bundes im Bereich des Arnheider Hofes vom Juli August 1956 In Der Odenwald 10 1963 S 12 27 Matthias Untermann Die fruhmittelalterliche Kapelle des Arnheider Hofs In Der Odenwald Zeitschrift des Breuberg Bundes 51 1 2004 S 3 20 Michaela Jansen Archaologische Untersuchungen an der Arnheider Kapelle In Der Odenwald Zeitschrift des Breuberg Bundes 54 4 2007 S 139 154 Matthias Untermann Die fruhmittelalterliche Kapelle des Arnheider Hofs In Der Odenwald Zeitschrift des Breuberg Bundes 51 1 2004 S 3 20 Michaela Jansen Archaologische Untersuchungen an der Arnheider Kapelle In Der Odenwald Zeitschrift des Breuberg Bundes 54 4 2007 S 149 152 49 826571 9 052144 Koordinaten 49 49 35 7 N 9 3 7 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Arnheider Kapelle amp oldid 224061402