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Die Anthrazitlagerstatte Doberlug Kirchhain ist eine Steinkohlenlagerstatte in Sudbrandenburg unmittelbar nordwestlich von Doberlug Kirchhain Sie wurde durch Bohrungen und den Schacht Kirchhain I zwischen 1926 und 1959 erkundet Inhaltsverzeichnis 1 Geologie 1 1 Makrostandort 1 2 Stratigraphie 1 3 Tektonik 2 Geschichte 2 1 Untersuchung 2 1 1 Bohrungen 2 1 2 Bergmannische Untersuchung 2 2 Vorratsberechnung 2 3 Abbau 2 4 Neubewertung 2007 3 Nachnutzung des Areals 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenGeologie BearbeitenMakrostandort Bearbeiten Die Steinkohlenlagerstatte liegt in einer sich annahernd in Nordost Sudwest Richtung erstreckenden Muldenstruktur von 16 km Lange und 10 km Breite in denen 3 Schichten des flozfuhrenden Unterkarbons ausgebildet sind Die Mulde wird durch den in der Muldenlangsachse verlaufenden Kirchhainer Sattel in die sudliche Hennersdorfer Mulde und die nordliche Werenzhainer Mulde geteilt Im Nordwesten wird die Werenzhainer Mulde durch den rheinisch streichenden NNO SSW Dubrichener Sattel von der kleinen Priessener Mulde getrennt 1 begrenzt Die Gesamtmulde ist schusselformig in das unterlagernde Kambrium eingebettet und durch eine Granitaufragung als Insel von den sich unter ganz Brandenburg in Richtung NW erstreckenden Karbonschichten getrennt Diese erreichen etwa 200 km entfernt in Norddeutschland im Gebiet der Prignitz eine Teufe von uber 6000 m und fallen in der Fortsetzung weiter ein 2 Stratigraphie Bearbeiten Die flozfuhrenden Kirchhainer Finsterwalder und Doberluger Schichten gehoren dem regionalen Brigantium einer Stufe des Viseum an In der globalen Stratigraphie wird dieser Abschnitt als Kambrium gefuhrt Das Alter betragt zwischen 329 und 332 Mill Jahren Die Kirchhainer Schichten erstrecken sich auf einer Lange von 15 km und einer Breite von 8 5 km uber die gesamte Muldenstruktur Sie bestehen aus Tonschiefer und Kohleflozen und liegen auf den Finsterwalder und Doberluger Schichten auf Diese bestehen aus Grauwacken Kohlenkalken und ebenfalls aus Tonschiefern Die Finsterwalder und Doberluger Schichten weisen nur eine unbedeutende Flozfuhrung auf Das Hangende der Kirchhainer Schichten wird durch die Werenzhainer Schichten gebildet die hauptsachlich aus Konglomeraten bestehen Flozfuhrend sind die Kirchhainer Schichten nur in der Werenzhainer Mulde Insgesamt sind in der Lagerstatte Doberlug Kirchhain 19 Floze in unterschiedlicher Machtigkeit und Ausdehnung ausgebildet Die Flozmachtigkeiten reichen von wenigen Zentimetern bis zu zwei Metern Elf Floze sind als Brandschiefer ANM 1 mit einem Gluhruckstand von 35 65 ausgebildet Die Brandschieferfloze und Floze unter 30 cm Machtigkeit sind nicht bauwurdig Die Floze sind stark verworfen und gestaucht Der Wassergehalt der Kohle betragt 15 und der Kohlenstoffgehalt 91 Tektonik Bearbeiten Die Schichtfolgen werden als im Allgemeinen flach lagernd beschrieben ihr Einfallen betragt etwa 10 Die Lagerstatte streicht annahernd Ost West und ist durch mehrere flach erzgebirgisch ENE WSW streichende und mitunter bis ins Deckgebirge reichende Storungen gekennzeichnet Ostlich von Kirchhain verlaufen zwei flach herzynisch NNW SSE streichende Storungen die vom Sudrand der Lagerstatte bis ca 3 4 ihrer Erstreckung in nordlicher Richtung reichen und dadurch die Lagerstatte in einen hohergelegenen ostlichen und einen tieferliegenden westlichen Bereich teilen Die Storungen stellen Grundwasserleiter dar infolgedessen ergibt sich eine komplizierte hydrogeologische Situation Geschichte BearbeitenUntersuchung Bearbeiten Bohrungen Bearbeiten Bei Erkundungsbohrungen der Braunkohlegruben Hansa in Trobitz und Pauline um 1880 wurden Anthrazitfunde bekannt denen aber nicht nachgegangen wurde Erst 1926 als ein Brunnen fur die Kirchhainer Brauerei Kuhne angelegt wurde stiess man in 60 Meter Tiefe wiederum auf Anthrazit Nun wurden 8 Sondierungsbohrungen die zwischen 200 und 800 Meter Teufe erreichten niedergebracht Uber die wirklichen Lagerungsverhaltnisse jedoch kamen keine Ergebnisse zustande steckte doch die Kernbohrtechnik noch in den Anfangen 1939 wurden noch 2 Bohrungen niedergebracht danach wurden kriegsbedingt alle Aktivitaten an dem Anthrazitfeld eingestellt Bergmannische Untersuchung Bearbeiten Insgesamt wurden uber 120 Tiefbohrungen bis zu 700 m Teufe niedergebracht Man schatzte die Vorrate auf 100 Millionen Tonnen wovon etwa 60 Millionen Tonnen abbaubar sein mussten Um genauere Erkenntnisse uber die Lagerstatte zu gewinnen wurde am 28 Januar 1947 der Untersuchungsschacht Kirchhain I genehmigt Im Mai 1947 begannen die Vorarbeiten an den Tagesanlagen und dem Gleisanschluss Die Schachtteufe ubernahm der VEB Schachtbau Nordhausen Mit dem SMAD Befehl 323 begann nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges die Suche nach Bergleuten unter den Heimatvertriebenen aus Schlesien Aufgrund Wasser fuhrender Schichten und zum Fliessen neigenden Sandes musste das erste Drittel des Schachtes im Gefrierverfahren abgeteuft werden Am 15 Juli 1948 begannen die Bohrarbeiten fur die Gefrieranlage Diese wurden am 15 August 1949 beendet und am 17 November 1949 mit der Teufe des Schachtes begonnen Der Rundschacht hat einen lichten Durchmesser von 6 20 Meter Der Schachtausbau sollte mit Tubbings bewaltigt werden Diese waren da sie nur in Westdeutschland produziert wurden nicht beschaffbar Man entschloss sich deshalb fur den Ausbau mit einer Mauerung Diese besteht aus 75 Zentimeter Klinkermauerwerk und 30 Zentimeter Hinterfullbeton Nach dem Durchteufen der 157 m machtigen Gefrierschicht stiess man auf unvermutet hohe Wasserzuflusse Zur Beherrschung der Wasser wurde im Schacht eine 6 m starke Betonplatte eingebracht Uber eingebaute Rohre wurde das Gebirge ab dem 27 Juli 1950 mit Zement verpresst Die nachste stark wasserfuhrende Schicht fuhr man bei 169 m an Die Wasserschuttung betrug 270 l min Auch hier wurde das Verfahren der Schachtbetonage mit einer 4 70 m starken Betonplatte mit nachfolgender Zementverpressung angewendet Nach dem komplizierten Einbringen des oberen Mauerfusses wurde die Gefrieranlage abgeschaltet Die Wasserzuflusse waren zunachst mit den alten Pumpen beherrschbar und es konnte problemlos bis 237 Meter geteuft werden Das nunmehr auftauende gefrorene Erdreich im oberen Drittel des Schachtes brachte zusatzlich gravierende Wasserzuflusse die am 1 Oktober 1951 bei einer Teufe von 284 m 260 l min erreichten Bei einer Teufe von 329 Metern stieg die Menge der aus dem auftauenden Gefrierteil zusitzenden Wasser innerhalb von 3 Tagen bis zum 16 Juni 1952 von 400 l min auf 1400 l min Mit dieser Wassermenge waren die alten Pumpen uberfordert Man schaffte es noch alle Pumpen und Kabel auszubauen ehe das Wasser in der Schachtrohre um 119 m anstieg Um den Wasserzufluss zu beherrschen wurde versucht den Gefrierteil mit Zementsuspension und Chemikalien abzudichten Das gelang nur teilweise Der Wasserzufluss konnte damit aber auf 310 l min gesenkt werden Durch den Einsatz einer leistungsstarkeren Pumpe konnten die zusitzenden Wasser beherrscht werden so dass am 21 August 1952 die Teufarbeiten fortgesetzt werden konnten Am 18 November 1952 wurde die Endteufe von 428 80 m erreicht Nach 5 Jahren seit Teufbeginn war der Schacht fertiggestellt Nach dem Einbau der Fordertechnik ging er am 24 Februar 1954 in Betrieb Ab dem 11 Mai 1953 wurde mit dem Ausbruch eines Fullortes bei einer Teufe von 337 m begonnen Von hier aus sollten mit einem Querschlag die Floze 8 und 9 untersucht werden Aufgrund des starken Einfallens der Floze musste dieses Vorhaben aber aufgegeben werden Bei einer Teufe von 407 m wurde deshalb ab dem 4 Oktober 1953 eine weitere Sohle angeschlagen Beide Fullorte wurden mit druckfesten Tonnengewolben ausgemauert Da beim Vortrieb weitere Wassereinbruche befurchtet wurden wurden beide Sohlen mit Dammtoren versehen die fur einen Wasserdruck von 40 bar ausgelegt waren Auf dem Niveau der 407 m Sohle konnte so ein 1147 Meter langer Querschlag in Richtung Norden aufgefahren werden Beim Vorbohren fur den Streckenvortrieb wurden starke Wasserzuflusse festgestellt und die Arbeiten am 7 Juni 1956 eingestellt Zusatzlich wurden vom Querschlag bis zu 300 m lange Untersuchungsstrecken im Streichen aufgefahren Durchfahren wurden die Floze 8 9 11 12 13 14 und 15 Vorratsberechnung Bearbeiten Man fand 19 Flozpartien mit unterschiedlicher ortlicher Ausbreitung und einer Machtigkeit von bis zu 2 Metern Bilanzwurdig waren 7 auf 9 bis 10 Flozbanke verteilte Floze Der 1960 bilanzierte Anthrazitkohlenvorrat betragt 70 000 000 Tonnen auf einer Flache von 27 Quadratkilometern Bauwurdig sind die Floze 12 13 und 15 mit rund 90 des Gesamtvorrates Abbau Bearbeiten Der nachfolgende Abbau der Steinkohlenlagerstatte erwies sich als unrentabel Die durchgefuhrten Verbrennungs und Verkokungsversuche im Zentralen geologischen Institut der Bergakademie Freiberg ergaben das die Kohle nicht verkokbar und nur in Spezialkesseln verheizbar ist Der teilweise hohe Gehalt von Schiefertonen in der Kohle erfordert eine aufwandige Kohleaufbereitung Da inzwischen billigere Kohle aus Polen und er Sowjetunion zur Verfugung stand wurde auf einen Aufnahme der Forderung verzichtet Der Grubenbetrieb wurde eingestellt aber die Wasserhaltung aufrechterhalten Man erhoffte sich einen Absatz der Kohle an ein in der Tschechoslowakei in Bau befindliches Kraftwerk 1958 wurde die Versuchsforderung aufgenommen und die Kohle in die Tschechoslowakei exportiert Allerdings fuhrte auch dieser Versuch zu einem negativen Ergebnis Daraufhin wurde die Wasserhaltung eingestellt Nach dem Ausbau der wiederverwendbaren Technik und der Sicherung des Schachtes begann die Flutung Der Schacht wurde mit einer einfachen Betonabdeckung versehen Neubewertung 2007 Bearbeiten Im Zuge der Neubewertung der brandenburgischen Rohstoffvorkommen wurde 2007 durch das LBGR die Monographie Tiefliegende Lagerstatten verfasst in der vorhandene Erkenntnisse zu Rohstoffvorkommen zusammengefasst und z T neu interpretiert wurden Nachnutzung des Areals BearbeitenAm 31 Oktober 1959 wurde das Objekt als Kaserne der Nationalen Volksarmee ubergeben Stationiert wurde hier das Eisenbahn Pionier Ausbildungsregiment Nach dem Umzug des Regiments in eine neue Kaserne sudlich des Schachtgelandes im Jahr 1973 wurde das Gelande nur noch als Lagerplatz genutzt Nach der Wende war die Bundeswehr Eigentumer des Gelandes Im Jahr 2000 verliess die Bundeswehr das Bergwerksgelande Nur ein kleiner Teil wird von der Heeresinstandsetzung AG genutzt Die Anlagen sind seither wieder zu grossen Teilen fur zivile Zwecke freigegeben 2008 erfolgte die Sanierung des Schachtkopfes durch die Bergsicherungsfirma BST Freiberg GmbH amp Co KG Nach dem Abriss des Schachtkopfes wurde mit einer Unterwasserkamera der Schacht bis zur Endteufe untersucht Auf der gesamten Lange der Schachtrohre konnten keine Schaden festgestellt werden Im Anschluss wurde der Schachtkopf grossraumig neu betoniert und mit Betonfertigteilen abgedeckt Nach der Herstellung einer Revisionsoffnung uber dem Schacht wurde das Gelande rekultiviert 3 Einzelnachweise Bearbeiten Franke Dietrich 2010 Abb 25 19 Karbon Doberlug Kirchhain auf Regionale Geologie von Ostdeutschland Ein Worterbuch Stackebrandt et al Atlas zur Geologie Brandenburgs Hrsg Landesamt fur Bergbau Geologie und Rohstoffe Brandenburg 4 Auflage 2010 ISBN 978 3 9808157 4 1 S 29 1 PDF abgerufen am 22 Marz 2023 Abb 24 Schnitt NW SE Schachtkopfsanierung 2 Schachtkopfsanierung 2008Literatur BearbeitenTiefliegende Lagerstatten Die Anthrazit Lagerstatte Doberlug Kirchhain Landesamt fur Bergbau Geologie und Rohstoffe Brandenburg Memento vom 18 September 2011 im Internet Archive PDF Rudolf Daber Die Mittel Vise Flora der Tiefbohrungen von Doberlug Kirchhain In Zeitschrift Geologie Akademie Verlag Berlin 1959 Jahrgang 8 Beiheft 26 S 1 83 Rammler Gehrmann Versuche zur Brikettierung von Anthrazit des Vorkommens Doberlug Kirchhain mit Bindemitteln In Freiberger Forschungshefte A 279 Brikettierung Technische Brennstoffverwertung VEB Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie Leipzig 1965 Hans Jurgen Rosler Werner Pahlchen Waltraud Ossenkopf Peter Taubert Die Kohlentonsteine aus den Steinkohlenbecken von Zwickau Oelsnitz Freital Dohlen bei Dresden und Doberlug C 211 Mineralogie Lagerstattenlehre VEB Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie Leipzig 1967 H G Procopius in Finsterwalder Heimatkalender Heft 16 1997Weblinks BearbeitenBestand Steinkohlenwerk Doberlug Kirchhain im Sachsischen Staatsarchiv51 634583 13 514294 Koordinaten 51 38 4 5 N 13 30 51 5 OAnmerkungen Bearbeiten Als Brandschiefer bezeichnet man mit dunnen Kohlenschichten vermischte Schiefertone Die Kohle und der Schieferton konnen dabei auch in wechselnden Schichten auftreten Brandschiefer hat einen hohen Aschegehalt Quelle Walter Bischoff Heinz Bramann Westfalische Berggewerkschaftskasse Bochum Das kleine Bergbaulexikon Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anthrazitlagerstatte Doberlug Kirchhain amp oldid 239143167