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Der Alte Botanische Garten am Dom zu Koln entstand 1801 aus dem nordostlich vor der im Bau befindlichen Kathedrale liegenden Gartengelande des Jesuitenordens und dem angrenzenden Gelande des durch die Sakularisation betroffenen Maximinenklosters Der ehemalige Grundbesitz dieser aufgehobenen Korporationen war in der Folgezeit Kern des entstehenden Botanischen Gartens an den sich die Grunanlagen des Dombereiches anschlossen Sein Nachfolger wurde die Kolner Flora Botanischer Garten und Dom Stahlstich um 1820Der unfertige Dom um 1824 Nach Max Hasak Der Dom zu Koln 1911 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Leitende Personlichkeiten 1 2 Gartenetat 1 3 Nutzung und Bereiche des Gartens 1 3 1 Nutzung 1 3 2 Gartenbereiche 1 3 3 Gliederung und Arten 1 3 4 Umfeld des Domes 1 4 Bahnhof kontra Botanischer Garten 1 5 Ende des alten Gartens 1 6 Entwicklung des Domareals 2 Siehe auch 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Zeichnung des Heimannschen Planes Domareal 1819 nbsp Ausschnitt des Kern und UrsprungsgartensDie Geschichte des ersten Botanischen Gartens in Koln reicht in das 17 Jahrhundert zuruck Der auch in Koln ansassige Jesuitenorden hatte 1629 an der Marzellenstrasse auf einem grosseren Grundstuck mit ruckwartig anliegenden Gartenflachen die St Maria Himmelfahrt Kirche und das dahinter gelegene Kollegium erbaut Die Schuler des Kollegs nutzten diesen eigens mit Ziergewachsen bepflanzten grossen Garten als Erholungs und Aufenthaltsort Als 1773 der Jesuitenorden aufgehoben wurde fiel das Kollegiumsgebaude mit seinem Grundbesitz an den stadtischen Kolner Gymnasial und Stiftungsfonds Ferdinand Franz Wallraf 1748 1824 nahm sich 1784 des verlassenen Gartens des Jesuitenkollegs an Aus eigenen Mitteln liess er dort die verwahrlosten Gewachshauser fur Studienzwecke wieder herrichten und 2500 neue Pflanzen anschaffen Wallraf hielt seit 1784 botanische Vorlesungen und ubernahm die mit der Professur verbundene Aufsicht uber den Botanischen Garten 1 Wahrend der franzosischen Besetzung unterstand das Institut der Zentralschule in der die Schulen mitsamt der Universitat zu Koln zusammengefasst worden waren 2 Der nun im Sinne der Aufklarung und der franzosischen Revolution geforderte Unterricht setzte im Bildungssystem neue Praferenzen So gewann auch die Naturwissenschaft mit dem Fach Botanik an Bedeutung Sodann wurde 1801 der bereits zur Zentralschule gehorige Garten fur Lehrzwecke in einen Botanischen Garten umgestaltet Der Professor fur Mineralogie Botanik und Zoologie Johann Stoll der an der Zentralschule lehrte setzte bei der Schulverwaltungskommission durch fur den Garten einen wissenschaftlich gebildeten Gartner einzustellen In das Amt wurde daraufhin Maximilian Friedrich Weyhe berufen 1805 erschien unter Napoleon ein Dekret laut dem nicht nur die vormaligen Jesuitenguter sondern auch das fruhere an der Maximinenstrasse gelegene Augustinerinnenkloster zu Zwecken des Unterrichts bestimmt wurde Die Schulverwaltung liess diese Kirche und das Klostergebaude abbrechen und bestimmte die nunmehr gewonnenen Flachen samt dem fruher schon vorhandenen und nutzniesslich besessenen Klostergarten zur Erweiterung des botanischen Gartens welcher jetzt eine Gesamtflache von ca 5 5 Morgen besass 3 Leitende Personlichkeiten Bearbeiten nbsp Ehemaliges Gartnerhaus am ersten Stadtgarten 19 Jahrhundert Als erster wissenschaftlicher Leiter des Institutes war 1801 Professor Dr Stoll angestellt der mit Maximilian Friedrich Weyhe den Botanischen Garten anlegte Weyhe der Gartenfachmann blieb zwei Jahre in dieser Tatigkeit und wechselte 1803 als Koniglicher Gartendirektor nach Dusseldorf An seine Stelle trat Wilhelm Anton Berkenkamp Stoll verstarb im Jahr 1804 Ihm folgte Professor Dr Cassel der sich in dem Bereich naturlicher Pflanzenfamilien unter Berucksichtigung ihrer Heilkraft dem Lehrbuch der naturlichen Pflanzenordnung und besonders durch seine Arbeit uber Morphonomica botanica einen Namen machte 1810 konnte durch Berkenkamp der Garten erweitert und 1816 ein Pflanzenkatalog uber den Gesamtbestand des Gartens veroffentlicht werden 4 Im gleichen Jahr folgte Cassel einem Ruf an die Universitat Gent Wilhelm Anton Berkenkamp starb im Jahr 1826 An seiner Stelle ubernahm nun Jakob Greiss die Leitung des Botanischen Gartens Nach dessen Tod im Jahr 1853 ubernahm Anton Strauss der auch die Erweiterung des Stadtgartens 1864 1866 leitete dessen Funktion 3 Gartenetat Bearbeiten nbsp Tabelle einer Kostenaufstellung 1815Die bewilligten Mittel die der botanische Gartner Wilhelm Anton Berkenkamp fur die Unterhaltung des Gartens und den eigenen Lebensunterhalt erhielt waren bescheiden Sie beliefen sich fur die Jahre 1804 1809 auf jahrlich 1800 Franc Als sich dann durch die Einbeziehung des Gartengelandes des ehemaligen Maximinenklosters die Kosten erhohten wurden von 1809 bis 1815 die Zahlungen auf 3 405 Franc angehoben Erst als Berkenkamp dem Stadtrat durch dezidierte Kostenaufstellungen nachwies dass ihm selbst nur 604 Franc zum Leben blieben wurde der Etat des Gartens auf nunmehr 4 000 Franc festgesetzt zusatzlich erhielt der Gartner eine freie Dienstwohnung Trotz einer nochmaligen Aufbesserung im Jahre 1823 nach dem Ende der Franzosenzeit 1815 stieg das dem Gartner nach Abzug der Kosten verbleibende Jahreseinkommen jedoch nie uber 350 Taler an Zu seinem Antritt als Nachfolger von Berkenkamp im Jahr 1826 erhielt Jakob Greiss dann 850 Taler Jahresgehalt bei ebenfalls freier Dienstwohnung Nutzung und Bereiche des Gartens Bearbeiten Nutzung Bearbeiten In der Anfangszeit des Gartens dienten Gewachshauser primar Lehrzwecken und nicht der Massenproduktion zur Versorgung aller stadtischen Grunanlagen weiterhin auch zu Forschungszwecken des Institutes Fur den unteren Bereich erwirkte Professor Stoll schon 1802 den Bau eines ersten beheizbaren Gewachshauses von denen in der Folge mehrere errichtet wurden 1806 wurde erstmals sein Katalog der Pflanzen und Straucher des botanischen Gartens zu Koln herausgegeben in dem 3 934 kultivierte und nach dem Linneschen System geordnete Pflanzen angefuhrt wurden 1816 erschien ein von Berkenkamp modifizierter Pflanzenkatalog in lateinischer Sprache mit deutschem Vorwort in dem sich jedoch die Anzahl der beschriebenen Pflanzen verringert hatte Mit dem in der preussischen Zeit am Institut einsetzenden Bedeutungsverlust der naturwissenschaftlichen Lehre verbunden mit dem Weggang von Professor Cassel 1817 reduzierten sich Qualitat und Angebot des Botanikunterrichtes Diese Tendenz hielt auch weiterhin an Berkenkamp unterrichtete bis zu seinem Tod 1826 auch Greiss noch in seiner ersten Zeit bis am Ende der 1830er Jahre der Unterricht ganz eingestellt wurde Im Jahr 1842 wurde im Garten ein Kurhaus errichtet an der Westseite der Mauer zum Hexengasschen entstanden Kolonnaden und ein findiger Geschaftsmann eroffnete einen Mineralwasserausschank Infolge dieser Neuerungen entwickelte sich der Botanische Garten zu einem Vergnugungsort Gartenbereiche Bearbeiten In seiner Anfangszeit war der Garten fur die Offentlichkeit nur zu bestimmten Zeiten uber den Eingang Hexengasschen zuganglich Er lag am Ende einer von der Trankgasse in nordlicher Richtung abzweigenden Sackgasse 5 Der Garten war in einen unteren und einen oberen Teilabschnitt gegliedert wobei zwischen diesen ein Hohenunterschied von 3 5 bis 4 Metern auftrat Die einzelnen Bereiche erstreckten sich von den ruckwartigen Grundstucken mit deren Hinterhausern und Garten an der Marcellen und Maximinenstrasse sowie der Trankgasse bis an den Dombereich Westlich bildete das heute nicht mehr existente Herrengasschen die Grenze Selbst die Sudseite des Domes der Domhof war seit 1822 den Gartenbereich erganzend mit symmetrisch angeordneten Rabatten und 73 Lindenbaumen bepflanzt Gliederung und Arten Bearbeiten nbsp Symmetrie und Gartenkunst Zeichnung einer Rabatte vor dem ersten Dom Hotel nbsp Kolner Gartenkunst im 19 Jahrhundert Zeichnung Entwurf einer Rabattenpflanzung in gotischen FormenDer Botanische Garten gliederte sich in vier Hauptabteilungen Die erste enthielt die ein und zweijahrigen Pflanzen des freien Landes Die zweite Abteilung beinhaltete die ausdauernden Pflanzen des freien Landes In der dritten wurden Baume und Straucher zusammengefasst Die vierte Abteilung bildeten die GewachshauspflanzenDie in der Zeit von 1804 bis 1826 herausgegebenen Kataloge beschrieben Ein und zweijahrige Pflanzen965 Arten Perennierende Pflanzen913 Arten Knollen und Zwiebelgewachse150 Arten Graser und Binsen 194 Arten Baume und Straucher unter Einschluss von 14 Spielarten 480 ArtenWohlwollende Unterstutzung fand der Kolner Garten hinsichtlich seiner Pflanzenbestande durch das Konigshaus So zitiert Jung eine entsprechende Order des Herrschers Friedrich Wilhelm vom Marz 1821 an die Verwaltung der Orangerie des Koniglichen Schlosses in Bruhl 271 in ihren Arten benannte Pflanzen dem Botanischen Garten Koln auszuhandigen 3 Umfeld des Domes Bearbeiten An der Nordseite des Domes stand die Kirche St Maria in pasculo St Maria im Pesch Die 1848 niedergelegte kleine Kirche war an der mittleren noch unfertigen Nordwand des Domes angebaut worden Ostlich etwa an der Stelle an der der um 1870 von Kaiserin Augusta den Kolnern gestiftete Petrusbrunnen errichtet worden war stand die Kirche St Maria ad Gradus die 1817 abgebrochen wurde Der Kirchenruckseite schloss sich der schon zu dieser Zeit nicht mehr genutzte Domkirchhof an An der Sudseite standen noch die St Johannis Kirche die Theologenschule Theologische Fakultat der alten Universitat und das Priesterseminar sowie weitere alte Bauten die im Rahmen der Freilegung des Domes spater abgebrochen wurden Die gewonnenen Freiflachen waren durch Baume begrunt worden und erhielten teilweise bis zu zehn Meter breite kunstvoll gestaltete Rabatten Bahnhof kontra Botanischer Garten Bearbeiten nbsp Reste der Grunanlagen am Hbf um 1900Im Jahr 1853 begannen Verhandlungen der Stadt mit der Rheinischen Eisenbahn Gesellschaft die zum Bau des Centralbahnhofes am 5 Dezember 1859 fertiggestellt fuhrten 6 es war der Beginn des Niedergangs des innerstadtischen Botanischen Gartens Ende des alten Gartens Bearbeiten Der Abschluss der Verhandlungen uber die Abtretung des Gelandes des Botanischen Gartens erfolgte im Dezember 1857 Durch Gleis und Bahnhofsbau im Winkel von Marzellen und Maximinenstrasse verschwanden Teile des Gartens und an der Nordseite des Domes eine Anzahl von Baumgruppen und Spazierwegen Die vorhandenen Bauten wie Gewachshauser Wirtschaftsgebaude das Kurhaus mit den Kolonnaden sowie ein imposanter Brunnen mit hoher Fontane wurden abgerissen die noch verpflanzbaren Baume und Straucher wurden in die stadtische Baumschule des Stadtgartens verbracht In der Sitzung des III Zivil Senates des Koniglichen Appellations Gerichtshofes zu Koln vom 30 Marz 1859 wurde beschlossen dass bei der Wertabschatzung des botanischen Gartens unter Berucksichtigung aller Kriterien der Kaufpreis des Gelandes mit seinem Flacheninhalt von 128 153 Quadrat Fuss auf 1 Taler und 15 Sgr pro Quadrat Fuss festzusetzen sei Die Stadt erzielte letztendlich einen Gesamterlos von 576 698 Mark 7 Weiterhin wurde beschlossen dass der Mineraltrinkwassergesellschaft die 1842 von der Stadt per Vertrag auf 25 Jahre das Recht erworben hatte die Spaziergange des Gartens fur ihre Kurgaste zu nutzen eine Entschadigung von 2 000 Talern zu zahlen sei 3 Entwicklung des Domareals Bearbeiten Im Jahr 1865 wurde der Stadt ein Entwurf zur Anlage gemauerter grosser Terrassen an der Nord und Ostseite des Domes vorgelegt Der Entwurf wurde nach Prufung angenommen und umgesetzt Es entstand zunachst eine Freitreppe mit einer Futtermauer an der Nordseite 1868 schuf man an der Ostseite Doppeltreppen von je 5 02 m Stufenbreite die eine Gesamthohe von 4 40 m uberwanden um dort den oberen Umgang anzulegen Zwischen den beiden Treppenflugeln legte man ein Wasserbecken an aus dessen Mitte sich ein durch eine Figur des heiligen Petrus Schutzpatron des Domes gekronter Brunnen erhob 3 Unter Anton Strauss der 1887 einen Entwurf fur die Umgestaltung der Umgebung des Domes erarbeitet hatte nahm die stadtgartnerische Gestaltung im Dombereich ihren Fortgang Herman Robert Jung der spatere Kolner Gartenbaudirektor berichtete 1896 sei ein in den Anlagen des Stadtgartens stehendes prachtiges Exemplar von Salisburia adiantifolia Synonym zu Ginkgo biloba als das letzte Uberbleibsel des einstigen Pflanzenbestandes des Alten Botanischen Gartens festgestellt worden 3 Siehe auch BearbeitenDie Flora ist der heutige Kolner Botanische Garten Forstbotanischer Garten KolnLiteratur BearbeitenHermann Robert Jung Die Gartenanlagen am Dom zu Koln einst und jetzt Ein Beitrag zur Geschichte der Freilegung des Kolner Domes in Zeitschrift fur Gartenbau und Gartenkunst Nr 1 bis 5 1896 Werner Adams Vom Botanischen Garten zum Grossstadtgrun 200 Jahre Kolner Grunanlagen Koln 2001 Verlagsgruppe Bachem ISBN 3 7616 1460 8 Joachim Bauer Carmen Kohls Koln unter franzosischer und preussischer Herrschaft in Werner Adams Joachim Bauer Hrsg Vom Botanischen Garten zum Grossstadtgrun 200 Jahre Kolner Grun Stadtspuren Denkmaler in Koln Band 30 Bachem Verlag Koln 2001 ISBN 3 7616 1460 8 Carl Dietmar Die Chronik Kolns Chronik Verlag Dortmund 1991 ISBN 3 611 00193 7 K Napp Zinn Die Kolner Botanik zwischen alter und neuer Universitat In Studien zur Geschichte der Universitat zu Koln Band 2 Koln 1985Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Alter Botanischer Garten am Dom zu Koln Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Regine Boeff Uni Koln Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 11 Marz 2014 abgerufen am 15 Juli 2020 anders innerhalb der Geschichte der Flora bei Akademie fur uns Kolsche Sproch Memento vom 11 Marz 2014 im Internet Archive Heinz Finger Dombibliothek Zum Ende des Jesuitenordens Memento vom 24 Juni 2007 im Internet Archive PDF 12 kB a b c d e f H R Jung Die Gartenanlagen am Dom zu Koln einst und jetzt K Napp Zinn Die Kolner Botanik zwischen alter und neuer Universitat In Studien zur Geschichte der Universitat zu Koln Band 2 Koln 1985 S 13 ff K Napp Zinn Die Kolner Botanik zwischen alter und neuer Universitat In Studien zur Geschichte der Universitat zu Koln Band 2 Koln 1985 S 130 Carl Dietmar Die Chronik Kolns Chronik Verlag Dortmund 1991 ISBN 3 611 00193 7 S 251 Taler oder Mark in der Zeit vor 1871 verwandte man unterschiedliche Wahrungsbezeichnungen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alter Botanischer Garten am Dom zu Koln amp oldid 237052280