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Albert Birkle 21 April 1900 in Berlin Charlottenburg 29 Januar 1986 in Salzburg war ein deutscher Maler und Zeichner Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAlbert Birkle wurde 1900 als erster Sohn eines gutburgerlichen den Kunsten gegenuber aufgeschlossenen Elternhauses in Berlin Charlottenburg geboren Birkles Grossvater mutterlicherseits war Gustav Bregenzer Hofmaler im hohenzollerischen Sigmaringen der besonders Landschaften im Stil zwischen Realismus und Biedermeier gestaltete und der Birkle auf seinem Weg entscheidend half Herkunft und Jugend des Malers waren eng mit Sigmaringen und dem oberen Donautal verbunden Albert Birkle diente zunachst als Soldat im Ersten Weltkrieg Nach Kriegsende machte er im vaterlichen Betrieb eine Lehre als Dekorationsmaler Von 1918 bis 1924 studierte er bei Ferdinand Spiegel und Paul Plontke an der Hochschule der Kunste in Berlin Charlottenburg Als jungstes Mitglied fand Birkle 1921 Aufnahme in der Berliner Secession spater wurde er in die von Max Liebermann als Prasident geleitete Preussische Akademie der Kunste aufgenommen 1924 heiratete Birkle die Kunstgewerblerin Elisabeth Starosta Unmittelbar nach dem Hochschulabschluss 1924 wurde er Meisterschuler von Arthur Kampf an der Preussischen Akademie der Kunste Wahrend dieser Studienjahre bis 1927 formte er einen religios sozialkritischen Realismus mit neusachlichen Zugen aus der vor allem in seinen eigenwilligen Charakterkopfen karikaturistische Momente annahm 1924 hatte er seine erste grosse Kollektivausstellung im Kunstlerhaus Berlin weitere Ausstellungen in Berlin und anderen deutschen Stadten folgten 1929 und 1932 1927 fand in Berlin die erste Einzelausstellung in der Galerie Hinrichsen statt Im selben Jahr lehnte Birkle die Berufung an die Kunstakademie Konigsberg ab um Auftrage fur kirchliche Wandmalereien unter anderem in Geislingen und Kattowitz ausfuhren zu konnen Albert Birkle unternahm zahlreiche Studienreisen unter anderem nach Osterreich Italien Polen Danemark Norwegen und Frankreich Die politischen Turbulenzen im Vorfeld der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten bewogen den Kunstler der Reichshauptstadt den Rucken zu kehren er siedelte 1932 mit seiner Familie ins osterreichische Salzburg uber Die finanzielle Unterstutzung durch einen engagierten Sammler M Neumann aus Thuringen erleichterte diesen Schritt Birkle konnte zu dieser Zeit bereits ein umfangreiches fruhes Schaffenswerk vorweisen Zwischen Expressionismus und Neuer Sachlichkeit stehend und oft ins Phantastische uberzeichnet wird vielfach ein direkter und enger Bezug zur christlichen Passion erkennbar Sein Werk Grosse Kreuzigung erregte bereits 1922 grosses Aufsehen Gleichwohl zeigte sich Birkle weiterhin bestrebt den Ausstellungsbetrieb in Berlin nicht zu vernachlassigen Regelmassig beschickte er die Jahresausstellungen der Berliner Akademie sowie des Vereins Berliner Kunstler In den 1930er Jahren verlieren sich in Birkles Werk die sozialkritisch zugespitzten Tendenzen Landschaften und Industriemotive werden stimmungshafter und monumentaler Die Haltung des NS Regimes ihm gegenuber blieb unterdessen lange ambivalent Nachdem Birkle noch 1936 Deutschland auf der Biennale di Venezia vertreten durfte mussten die dort gezeigten Bilder ein Jahr spater auf personlichen Befehl Adolf Hitlers vor einer Ausstellungseroffnung im Haus der Kunst in Munchen entfernt werden Einige fruhere Werke Birkles galten den Nazis als entartet und 1937 wurde in der Nazi Aktion Entartete Kunst aus dem Provinzialmuseum Hannover seine Zeichnung Frauenkopf beschlagnahmt und 1938 in der Berliner Kunsthalle auf der Ausstellung Entartete Kunst gezeigt 1 Somit war der Kunstler in Ungnade gefallen konnte jedoch durch seine guten Beziehungen und die Protektion Josef Thoraks erreichen dass ein vorubergehend gegen ihn verhangtes Veroffentlichungsverbot wieder aufgehoben wurde Gleichzeitig erhielt er noch offentliche Auftrage darunter die Gestaltung von Wandbildern und das Fresko Das dionysische Fest fur das Berliner Schillertheater und von Glasfenstern fur das Reichsluftfahrtministerium in Berlin Schon 1938 und 1941 und 1942 konnte Birkle an der Grossen Deutschen Kunstausstellung in Munchen mit insgesamt sechs Bildern teilnehmen 2 Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs meldete sich Birkle freiwillig zum Reichsarbeitsdienst und entging so vorubergehend dem Militardienst Als Kriegsmaler fuhrte der uberzeugte Pazifist einen Freskoauftrag in der Glasenbachkaserne bei Salzburg aus wurde dann als Kriegsberichterstatter von 1941 bis 1943 nach Frankreich geschickt doch musste er 1944 wieder einrucken Bei der Ausstellung Deutsche Kunstler und die SS 1944 in Salzburg wurde sein Bild Winter in Salzburg ausgestellt Birkle erhielt 1946 die osterreichische Staatsburgerschaft Die traumatischen Erlebnisse seines Kriegsdienstes verarbeitete er in seinem graphischen Zyklus De profundis einem Werk von monumentalem Umfang und Anspruch das ihn uber viele Jahre beschaftigte In der Thematik ging Birkle darin weit uber die Reflexion konkreten Zeitgeschehens hinaus vielmehr schien er darin trotz der entschieden vorgetragenen Sozialkritik das Leid im metaphysischen Sinn auch als Grundbedingung menschlicher Existenz zu erahnen Demgegenuber trat die Olmalerei deutlich zuruck Nach Kriegsende erhielt Birkle in seiner neuen Wahlheimat immer mehr Auftrage fur die Gestaltung von Glasfenstern Er wirkte vor allem als religioser Glasmaler der mit der aus Frankreich stammenden Dallglas Technik neue Wege beschritt Darunter waren Werke fur die Burgerspitalkirche St Blasius und die Christuskirche in Salzburg sowie die Stadtpfarrkirche zum Heiligen Blut in Graz Der tief religiose Kunstler hatte sich damit ein Betatigungsfeld erschlossen uber das er sich in seinem kunstlerischen Selbstverstandnis inzwischen entschiedener definierte als jemals uber die Malerei seiner Anfange und dem er wahrend der folgenden Jahrzehnte uneingeschrankte Prioritat einraumte Erst als die Kunstoffentlichkeit ein Revival seines malerischen Werks aus den zwanziger Jahren zelebrierte fand er zu seinem alten Medium zuruck In seinen spaten Olbildern griff er noch einmal die Thematik der zwanziger Jahre auf in der ungleich leuchtenderen Palette und der ungewohnten Formbehandlung allerdings reflektierte er unleugbar seine jahrzehntelange Erfahrung in der Glasmalerei 1958 wurde Birkle der Professorentitel verliehen Die 1950er und 1960er Jahre waren erfullt von einem intensiven Schaffen auf dem Gebiet der Glasmalerei Es entstanden bedeutende Werke und Fensterzyklen religios dekorativer Pragung Im expressiven malerischen und zeichnerischen Spatwerk griff Birkle sich als Chronist der Zeit verstehend auf fruhere Motive der 1920er und 1940er Jahre und deren sozialkritische Tendenzen zuruck Auch in seinen biblischen Darstellungen findet sich das Mittel des kritischen Zeitkommentars wieder Von 1968 bis 1978 schuf Albert Birkle einen Fensterzyklus aus funf grossen Glasfenstern fur die National Cathedral in Washington D C Er erhielt als einziger europaischer Kunstler den Auftrag Am 29 Januar 1986 starb Albert Birkle in Salzburg die Albert Birkle Strasse im Stadtteil Glas erinnert noch heute an ihn Werke Bearbeiten nbsp Bleiglasfenster Auferstandener Christus Christkonigskirche in Graz Wetzelsdorf 1958 59 nbsp Glasbild Pfarrkirche Polfing BrunnBekannt sind seine vielen kirchlichen Glasfenster so in der evangelischen Christuskirche oder der Burgerspitalskirche St Blasius in Salzburg Aber auch in Graz in Dornbirn Rohrbach St Christophorus in der Konstanzer Maria Hilfekirche fur die Kirchen von Herrenberg und Weitingen sowie Washington D C schuf er Kirchenfenster die hier im auffallend kraftigen Stil und voll intensiver Leuchtkraft gehalten sind nbsp Stadtpfarrkirche Graz Fenster im Chor rechts oben Hitler und MussoliniIn seinen Bildern setzte es sich vor allem mit dem Menschen in seiner Umwelt auseinander Er prangerte vor allem Arbeiterelend Grossstadtlaster und Entmenschlichung an Diese Darstellung von Glanz und Elend waren fur ihn elementarer Auftrag So malte er in Oberschlesien arme Frauen die im Winter barfuss zur Arbeit gingen er malte die vom Licht abgewandten Blinden die Arbeiter unter der Last der Maschine ein Motiv das sich dem Kunstler immer wieder stellte er malte bleiche Menschen unter roten Fahnen Menschen und Soldaten als kraftlos ferngesteuerte Marionetten und er malte das Elend der Vertriebenen Im Luftschutzkeller Die Mutter und Ausgebombt sind neben Hitlers Einzug in Osterreich anklagende Bilder aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges In der Grazer Stadtpfarrkirche wurden seine Glasfenster in den 1950er Jahren zum Skandal denn sie zeigen Hitler und Mussolini an der Seite der Peiniger Christi 3 Birkle gestaltete aber auch in lyrisch verklarten Landschaftsbildern ein Lob der Berge und Walder und der Naturschonheiten Auch seine stimmungsvollen Stadtbilder vor allem aus dem alten Breslau und aus der Stadt Salzburg sind bekannt Ins Gespenstisch Phantastische gehen seine Bilder vom Zauberer Merlin sein Bild der schonen Perchten und des Erlenkonigs Bekannt sind weiters seine Portrats 1961 Glasbild im Chor der Pfarrkirche Polfing Brunn in der Steiermark 1964 Zwei Glasbetonfenster in der Taufkapelle der Pfarrkirche Amstetten St Stephan 4 Literatur BearbeitenEgon Rieble Revolte und Vision Zum Schaffen von Albert Birkle In Bildende Kunst Berlin 11 1965 S 609 610Rudolf Pfefferkorn Albert Birkle Leben und Werk Hamburg 1983 Nikolaus Schaffer Albert Birkle Ausstellungskatalog Herausgegeben vom Museum Carolino Augusteum Monographische Reihe zur Salzburger Kunst Band 20 Salzburg 2001 Erich Schneider Albert Birkle 1900 1986 De profundis Aus der Tiefe Ausstellungskatalog Schweinfurt 1990 Horst F Sehorsch Der Kuppinger Kreuzweg von Albert Birkle vom Leiden sich beruhren lassen Mit Beschreibung weiterer Kunstwerke in der St Antonius Kirche Katholisches Pfarramt St Antonius Kuppingen 2 Auflage Herrenberg 2019 Horst F Sehorsch Die Kirche St Josef und ihr Bezug zur Stiftskirche Herrenberg die okumenisch bedeutsame Botschaft im Farbglasfenster von Professor Albert Birkle Katholische Kirchengemeinde St Josef und St Martin Herrenberg 2018 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Albert Birkle Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Albert Birkle im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Albert Birkle bei artnet Radio Interview mit Albert Birkle in der O1 Sendereihe Selbstportrat Mitmenschen erzahlen aus ihrem Leben und uber ihre Arbeit aus dem Jahr 1980 Bericht uber Albert Birkle und seine Dallglas Kunst aus dem Jahr 1960 auf YouTubeEinzelnachweise Bearbeiten Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion Entartete Kunst Forschungsstelle Entartete Kunst FU Berlin Treffpunkt Kunst net Kunstlernamen Listing A C Propstei und Stadtpfarrkirche Graz Chronik Abgerufen am 28 Marz 2022 Wilhelm Zotti Kirchliche Kunst in Niederosterreich Band 1 Pfarr und Filialkirchen sudlich der Donau St Polten 1983 S 120Normdaten Person GND 118663402 lobid OGND AKS LCCN n84236651 VIAF 25396129 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Birkle AlbertKURZBESCHREIBUNG deutscher MalerGEBURTSDATUM 21 April 1900GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 29 Januar 1986STERBEORT Salzburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Albert Birkle amp oldid 231376919