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Aberlin Jorg auch Auberlen Albrecht oder Eberlin Jorg bzw Jerg um 1420 um 1492 gilt als bedeutendster Architekt und Baumeister des spatgotischen Kirchenbaus in Wurttemberg und in angrenzenden sudwestdeutschen Freien Reichsstadten Schlussstein von Aberlin Jorg im Chorgewolbe der Bartholomauskirche mit einem SchildhalterBlick in den von Jorg erbauten Chor der Stadtkirche in MarkgroningenDas Jorg sche Wappen als Schlussstein in der Marbacher Alexanderkirche Da es von zwei Personen gehalten wird konnte es auf Vater Aberlin und Sohn oder auf die Bruder Aberlin und Hanslin hinweisenDie Alexanderkirche in Marbach hat Jorgs Bauhutte erneuert und durch einen Chor erweitertStuttgarter Stiftskirche um 1900Wappen am Apostelchor der Stuttgarter Stiftskirche 1 Netzgewolbe des Munsters in Gmund Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Werk 1 1 Gruningen 1 2 Stuttgart 1 3 Grosser Aktionsradius und reiches Werk 2 In Schwieberdingen gestorben 3 Turme von Aberlin Jorg Galerie 4 Literatur 5 Anmerkungen 6 WeblinksHerkunft und Werk BearbeitenAberlin Jorg wurde um 1420 als Sohn des zur Ehrbarkeit zahlenden Baumeisters Hanslin Jorg aus Esslingen 2 und einer Tochter des Stuttgarter Vogts Albrecht Tegen Degen vermutlich in Stuttgart geboren und hatte einen Bruder Hanslin Jorg junior der ebenfalls Baumeister war als solcher jedoch nur in Calw 1456 und Weil der Stadt namentlich in Erscheinung trat Gruningen Bearbeiten In den Steuerlisten von 1448 und 1471 ist Aberlin Jorg als wohlhabender steuerpflichtiger Burger der damaligen Residenz und Amtsstadt Gruningen heute Markgroningen verzeichnet 3 Er besass unter anderem ein stattliches Anwesen in der Ostergasse und eine Sondergult im benachbarten Amtsort Tamm Sein bereits 1448 ansehnlicher Besitz in Gruningen konnte grossteils aus seiner Ehe stammen Aberlin Jorg heiratete die in Gruningen wohnende Vogtstochter Adelheid von Magstatt die Verwandtschaft in den besten Kreisen hatte und mit ihm auch am Apostel Portal der Stiftskirche dargestellt ist 4 Als Burger der damals reichsten Stadt Wurttembergs 5 konnte Aberlin Jorg um 1459 die Volland Kapelle und bis 1472 den grossen Chor die Sakristei und die neue Marienkapelle der Gruninger Bartholomauskirche erstellen obwohl im Uracher Landesteil unter Graf Eberhard im Bart damals fast ausschliesslich die Konkurrenz der Uracher Bauhutte zum Zuge kam Stuttgart Bearbeiten In Stuttgart bezog Aberlin Jorg um 1455 das Hauflersche Haus am Marktplatz 5 um an der Stiftskirche zu arbeiten Die von seinem Vater um 1450 begonnene Stuttgarter Stiftskirche gilt als Hauptwerk des eigentlichen Hausarchitekten von Graf Ulrich V der dem Stuttgarter Landesteil vorstand An der Stiftskirche hat er bis zu seinem Lebensende um 1492 gearbeitet In Stuttgart baute er auch an den beiden damaligen Vorstadtgotteshausern der St Leonhardskirche vermutlich zwischen 1463 und 1468 sowie an der Hospitalkirche 1473 1493 die ebenfalls von seinem Vater begonnen worden waren Die Cannstatter Stadtkirche 1471 1506 hat er noch begonnen Grosser Aktionsradius und reiches Werk Bearbeiten Andere wichtige Arbeiten des unglaublich produktiven Jorgs sind das Chorgewolbe der Heilbronner Kilianskirche 1485 1487 die Aidlinger Pfarrkirche 1470 die Balinger Stadtkirche 1443 begonnen der Um und Ausbau der Alexanderkirche in Marbach und die Stadtkirche Schorndorf ab 1477 sowie das Kreuzrippengewolbe des Gmunder Munsters ab 1491 an denen er bis zu seinem Lebensende mitwirkte Die 1456 genehmigte ab 1461 gebaute und spatestens 1481 fertiggestellte Brucke uber das Bietigheimer Wehr am Zusammenfluss von Metter und Enz war sein grosstes profanes Bauwerk Die steinerne Brucke umfasste acht Joche kostete mit 8000 Pfund Heller doppelt so viel wie veranschlagt und belastete den stadtischen Haushalt noch jahrzehntelang Jorgs stattliches Honorar von weiteren 4000 Pfund Heller wurde teils durch ein Fachwerkhaus abgegolten das er in Bietigheim abtragen und bei der Stuttgarter Stiftskirche wieder aufbauen liess 6 Die Brucke wurde 1945 gesprengt um die anruckenden franzosischen Truppen aufzuhalten Nach dem Tode des Stuttgarter Grafen Ulrich V im Jahr 1480 hielt dessen bislang nur im Uracher Landesteil residierender Nachfolger Eberhard im Bart an den Meistern der Uracher Bauhutte fest Daraufhin war Jorg weniger im wiedervereinigten Wurttemberg und mehr in den Reichsstadten Heilbronn Rottweil und Schwabisch Gmund tatig Weit uber Wurttemberg hinaus wurde Aberlin Jorg durch die Turmgestaltung der Rottweiler Kapellenkirche bekannt Durch den Aufsatz der achteckigen Obergeschosse ab 1473 geriet der Kapellenturm zu einem der bedeutendsten Kirchturme Deutschlands Das umfangreiche Werkverzeichnis mit weit auseinander liegenden Baustellen lasst einerseits darauf schliessen dass Aberlin Jorg einer sehr leistungsfahigen Bauhutte vorstand und eher als weitgereister Supervisor tatig war Andererseits konnte das sicher auch von seinem Bruder oder moglicherweise von einem gleichnamigen Sohn verwendete Wappen dazu gefuhrt haben dass ihm einige Werke falschlicherweise zugeschrieben wurden Von moglichen Nachfolgern ist aber nur bekannt dass Oberlin Jergen Soene den Grafensohn Heinrich von Wurttemberg 1468 nach Italien begleiteten 7 und vor ihrem Vater gestorben sein sollen 1474 wird im Lagerbuch des Esslinger Katharinenhospitals 8 allerdings sein Sohn Johannes Jorg als Besitzer des Hauses in Markgroningen genannt 9 nbsp Erst Aberlins dann Johannes Jorgs Haus in der Markgroninger Ostergasse nbsp Neidkopf am Jorg schen Haus in MarkgroningenDas wie in der Stuttgarter Stiftskirche von zwei Personen gehaltene Jorg sche Wappen in der Marbacher Alexanderkirche legt eine Gemeinschaftsproduktion der Gebruder Aberlin und Hanslin oder von Aberlin und einem seiner Sohne nahe Zumal das Jorg sche Wappen im Schlussstein der Markgroninger Bartholomauskirche nur von einer Person gehalten wird In Schwieberdingen gestorben BearbeitenEin eingemauerter Gedenkstein an der Schwieberdinger Georgskirche und ein hiesiger Hof in Jorgschem Besitz legen nahe dass Aberlin oder sein Bruder auch hier gewirkt haben Der Stein an der Innenseite der Aussenwand zeigt wie bei einem Epitaph die Wappen ihrer Eltern Degen und Jorg mit der Jahreszahl 1492 Die hin und wieder geausserte Vermutung dass es sich dabei um Aberlins Grabstein handle erscheint jedoch nicht nur wegen des kleinen nuchternen Formats im Gegensatz zur sonstigen Selbstdarstellung unschlussig sondern auch deshalb weil Aberlin in Stuttgart bestattet sein soll Willi Muller interpretierte den kleinen Stein wegen seines Wasserschlags und der passenden Masse als Sockelteil einer einst in einer Nische der Aussenwand angebrachten Olberggruppe die Jorg gestiftet haben konnte 10 Die Jorgsche Nachfolge trat in Schwieberdingen jedenfalls der Uracher Baumeister Peter von Koblenz an der den spatgotischen Chor bis 1498 fertigstellte Zu Jorgs Schulern zahlt Bernhard Sporer der zum Beispiel in Munchingen baute sich spater eher den Uracher Meistern anschloss und schliesslich vor allem im Raum Wimpfen Heilbronn Ohringen baute Turme von Aberlin Jorg Galerie BearbeitenDie zwischen 60 und 70 Meter hohen steinsichtigen achteckigen Turme mit ein bis drei umlaufenden Brustungen vier bis sechzehn gotischen Turmfenstern acht bis sechzehn Wasserspeiern Sonnenuhren und mechanischen Raderuhren samt farbigen Ziffernblattern in romischer Zahlschrift sind Wahrzeichen in den Stadten Balingen Rottweil Schorndorf und Stuttgart Dass an all diesen Kirchen der spatgotische Baumeister Aberlin Jorg im 15 Jahrhundert tatig war ist uberliefert Alle vier Kirchen bilden mit ihren Turmen und dem Masswerk an Fenstern und Brustungen einen dominanten Blickfang mit ihren oktogonalen Aufsatzen nbsp Turm der Katholischen Kapellenkirche Rottweil 70 Meter Hohe dieser Turm gehort zu den wichtigsten Baudenkmalern der Spatgotik in Baden Wurttemberg Er erhielt 1983 das Pradikat Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung nbsp Turm der Evangelischen Stadtkirche Schorndorf 66 Meter Hohe mit langgezogenem achteckigem Pyramidendach gedeckt durch grun lasierte Ziegel welches in einer Turmkugel einem Metallkreuz und einem Wetterhahn seinen Abschluss findet nbsp Westturm der Evangelischen Stiftskirche Stuttgart 61 Meter Hohe nbsp Chorturm der Evangelischen Stadtkirche Balingen 62 Meter HoheLiteratur BearbeitenAllgemeines Kunstlerlexikon Bd 1 1992 S 135 Fendrich Peter Die Stadt und ihre Burger im ausgehenden Mittelalter Zur Sozialstruktur der wurttembergischen Amtsstadt Markgroningen im Rahmen der Landesgeschichte In Band 3 der Reihe Durch die Stadtbrille hrsg v Arbeitskreis Geschichtsforschung und Denkmalpflege Markgroningen S 94 119 Markgroningen 1987 Gerstenberg Kurt Die deutschen Baumeisterbildnisse des Mittelalters Berlin Deutscher Verlag f Kunstwissenschaft 1966 S 70 190 195 Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Baden Wurttemberg Munchen Deutscher Kunstverlag 1964 unter Jorg Aberlin Hans Koepf Neuentdeckte Bauwerke des Meisters Anton Pilgram In Wiener Jahrbuch fur Kunstgeschichte Bd 15 1953 S 119 135 Koepf Hans Die Stuttgarter Baumeisterfamilie Joerg In Schwabische Lebensbilder Band 6 1956 Hrsg von der Kommission fur Geschichtliche Landeskunde in Baden Wurttemberg Kohlhammer Stuttgart 1957 S 41 48 Koepf Hans Joerg Georg Aberlin Albrecht In Neue Deutsche Biographie NDB Band 10 Duncker amp Humblot Berlin 1974 ISBN 3 428 00191 5 S 460 Digitalisat Neue Beitrage zur Archaologie und Kunstgeschichte Schwabens Julius Baum zum 70 Geburtstag am 9 April 1952 gewidmet Hrsg von der Gesellschaft zur Forderung des Wurtt Landesmuseums Gesellschaft zur Forderung des Wurttembergischen Landesmuseums Stuttgart Kohlhammer 1952 Romer Hermann Markgroningen im Rahmen der Landesgeschichte I Urgeschichte und Mittelalter Markgroningen 1933 Wais Gustav Stuttgarts Kunst und Kulturdenkmale Stuttgart Kohlhammer 1954 Wais Gustav Hrsg Die Stuttgarter Stiftskirche Mit einer Baugeschichte von Adolf Diehl Stuttgart Kohlhammer 1952Anmerkungen Bearbeiten Links Wappen von Adelheid von Magstatt rechts das von Aberlin Jorg Hanslin Jorg ist vermutlich identisch mit dem in Strassburg genannten Hans von Esslingen Peter Fendrich Die Stadt und ihre Burger im ausgehenden Mittelalter Zur Sozialstruktur der wurttembergischen Amtsstadt Markgroningen im Rahmen der Landesgeschichte In Band 3 der Reihe Durch die Stadtbrille hrsg v Arbeitskreis Geschichtsforschung Heimat und Denkmalpflege Markgroningen Markgroningen 1987 S 94 119 Koepfs Quelle fur eine vermutete Ehe Hanslins mit Adelheid von Magstatt ist unbekannt als Burger war Hanslin in Gruningen nicht registriert zudem verzeichnet der Schlussstein in der Bartholomauskirche im Gegensatz zur Marbacher Alexanderkirche nur einen Jorg schen Schildhalter was gegen Hanslins Prasenz in dieser Bauphase spricht Peter Fendrich Die Stadt und ihre Burger im ausgehenden Mittelalter Zur Sozialstruktur der wurttembergischen Amtsstadt Markgroningen im Rahmen der Landesgeschichte In Band 3 der Reihe Durch die Stadtbrille Markgroningen 1987 S 96 ff Bietigheim 789 1989 Stadt Bietigheim Bissingen Hrsg 1989 S 195 204 f und 225 Hans Koepf 1974 NDB S 460 Onlinefassung Einkunfte aus Gruningen im Lagerbuch des Katharinenhospitals Esslingen 1473 74 Nr 28 fol 46r Nachdem die Westwand herausgefallen war wurde das Haus Ostergasse 16 in Markgroningen in den 1960er Jahren fast restlos abgerissen und als Fachwerkhaus jedoch ohne die weite Auskragung wieder aufgebaut Ein vom Jorg schen Haus stammender Neidkopf wurde wieder angebracht Haus Standort 48 90519 9 081981 Willi Muller Schwieberdingen Das Dorf an der Strasse Ungeheuer amp Ulmer Ludwigsburg 1961 S 54 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Aberlin Jorg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Aberlin Jorg bei kirchkunst de Memento vom 14 Januar 2010 im Internet Archive Normdaten Person GND 132394855 lobid OGND AKS VIAF 62707654 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Jorg AberlinALTERNATIVNAMEN Jorg Aberlen Jorg Albrecht Jorg EberlinKURZBESCHREIBUNG deutscher Architekt und Baumeister in WurttembergGEBURTSDATUM um 1420STERBEDATUM um 1493 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aberlin Jorg amp oldid 234054455