www.wikidata.de-de.nina.az
Gebel Adda auch Dschebel Adda war ein Berg am Ufer des Nil nahe der Sudgrenze Agyptens mit einer Siedlung auf seiner Hohe die in meroitischer Zeit zu einer befestigten Stadt ausgebaut wurde und bis zum Ende der christlichen Zeit im 15 Jahrhundert als Verteidigungsanlage Bedeutung besass Das alteste erhaltene Monument war ein altagyptischer Felstempel an seiner Flanke der geborgen wurde bevor das gesamte Gebiet Ende der 1960er Jahre im ansteigenden Nassersee unterging 1 Gebel Adda Agypten Gebel Adda Lage in Agypten Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Forschungsgeschichte 4 Ortsbild 5 Tempel des Haremhab 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLage Bearbeiten nbsp Ansicht vom Gebel Adda im Jahr 1910 Gebel Adda lag in Unternubien am rechten ostlichen Ufer des Nil zwischen dem 1 und 2 Katarakt funf Kilometer sudostlich gegenuber von Abu Simbel In der naheren Umgebung befanden sich mehrere kleinere Siedlungen aus christlicher Zeit vom 20 Kilometer flussabwarts gelegenen Ort am selben Flussufer blieb die Kirche von Kaw erhalten genau gegenuber lagen Abdallah Nirqi und Tamit Die heutige Grenze zum Sudan verlauft 20 Kilometer sudlich Die Graberfelder von Qustul auf halbem Weg dazwischen wurden ebenso wie alle ubrigen Orte Ende der 1960er bis Anfang der 1970er Jahre uberschwemmt Aus der flachen Umgebung erhob sich direkt am Nilufer der Gebel Adda als ein Tafelberg mit steilen Hangen an allen Seiten Der agyptische Tempel wird haufig nach dem neuzeitlichen Dorf Abahuda Abu Hoda benannt das sich am Fuss des Berges befand In arabischen Quellen taucht die Bergfestung unter dem Namen Daw auf Der Ort war vermutlich die Hauptstadt des spatchristlichen nubischen Konigreiches Dotawo Geschichte BearbeitenZu Beginn des Neuen Reiches im 16 Jahrhundert v Chr eroberten agyptische Pharaonen in mehreren Feldzugen gegen das Konigreich von Kerma den nubischen Teil des Nil und liessen bis zum 12 Jahrhundert an mehreren Orten Tempel errichten und sich in Inschriften verewigen Von Haremhab reg um 1319 1292 stammt ein Felstempel am Gebel Adda nbsp Eine Box aus Gebel Adda mit dekorierten Elfenbeineinlagen 4 Jahrhundert n Chr Wahrend des spateren kuschitischen Reiches ab dem 3 Jahrhundert v Chr wurde die bestehende Siedlung mit einer Verteidigungsmauer umgeben deren einfache Konstruktion bis in die christliche Zeit mehrfach verandert und ausgebaut wurde Nachdem Agypten eine romische Provinz geworden war lag Gebel Adda innerhalb einer Triakontaschoinos genannten Schutzzone die von einem agyptischen Gouverneur verwaltet wurde Ab der Mitte des 3 Jahrhunderts n Chr war das Gebiet Angriffen der Blemmyer aus dem Suden ausgesetzt die im folgenden Jahrhundert Unternubien kontrollierten Zwischen dem 2 und 4 Jahrhundert war Gebel Adda zusammen mit Faras ein bedeutendes Provinzzentrum Aus der X Gruppen Zeit etwa 350 bis 550 blieben in der Ebene Graber eines grossen Friedhofs erhalten Die Ausbreitung des Christentums in der byzantinischen Zeit und der Bau der ersten Kirchen in der Region begann in der Mitte des 6 Jahrhunderts Zu dieser Zeit ist auch in Gebel Adda ein christlicher Einfluss nachweisbar In einem Grab der X Gruppe kamen Amphoren zum Vorschein die mit christlicher Graffiti in Form von griechischen Kreuzen dekoriert waren Es handelte sich nicht um eine christliche Grabstatte der Fund liefert aber einen Hinweis auf die Verbreitung des christlichen Zeichens 2 In der spaten christlichen Zeit bis ins 16 Jahrhundert waren Faras Qasr Ibrim und Gebel Adda die grossten befestigten Stadten in Unternubien Ein Gebaudekomplex konnte in dieser Zeit moglicherweise der Palast der Konige von Dotawo gewesen sein Grosse Teile des Ortes wurden im 13 Jahrhundert umgebaut neben dem Palastareal entstanden weitere grossere Gebaude und eine Kirche Im 14 Jahrhundert wurden der Palast und nochmals die Verteidigungsanlagen erweitert 3 Das Konigreich Dotawo ist vor allem durch Inschriften aus Gebel Adda und Qasr Ibrim bekannt 1155 werden ein Bischof von Selim und ein Konig von Dotawo in einem Text von Qasr Ibrim erwahnt Ein 1484 datierter Brief von Gebel Adda erwahnt Konig Joel sowie Adlige und Kirchenobere 4 Ab dem 13 Jahrhundert kam es zu Uberfallen der Mamluken auf die nubischen christlichen Reiche Sultan Baibars I entsandte 1276 als Reaktion auf vorangegangene nubische Uberfalle eine Streitmacht um den makurischen Konig David in Dongola zu entmachten Auf dem Weg kam es zu Gefechten bei Gebel Adda und Meinarti bis zu der fur die Agypter siegreichen Entscheidungsschlacht in Dongola 5 Die agyptischen Muslime beherrschten ab dieser Zeit immer starker die Politik der nubischen Reiche Die makurischen Herrscher in Unternubien litten uberdies unter Uberfallen von nomadischen Stammen Mit agyptischer Unterstutzung gelang ihnen 1364 bei Gebel Adda ein Sieg gegen die Aufstandischen Vermutlich wurde die Bergfestung ihr Ruckzugsort von dem sie das Reich von Dotawo regierten 6 In den 1560er Jahren richteten die Osmanen in der Festungsstadt Qasr Ibrim und auf der Sai Insel eine Garnison ein Dotawo war bereits vorher verschwunden 7 Forschungsgeschichte BearbeitenEuropaische Reisende des 19 Jahrhunderts beschrieben den von weitem sichtbaren markanten Felshugel und die Ruinen der ehemaligen Stadt neben dem Dorf Abahuda Graf Anton von Prokesch Osten zahlte in den Sandmulden am Fuss des Berges 70 kleine Grabhugel Tumuli aus Steinen und Lehmziegeln die von den Einheimischen fur die Graber islamischer Martyrer Heiliger gehalten wurden die bei der Eroberung der christlichen Siedlung umgekommen seien Prokesch Osten hielt den Ort fur eine romische Grundung Am Felshang entdeckte er das Felsengrab von Abahuda den spater in eine Kirche umgewandelten pharaonischen Tempel dem er in seiner Reisebeschreibung einen Absatz widmet 8 Auch Arthur Weigall datierte bei seinem Aufenthalt 1906 die Graber mit unterirdischen Gewolbekammern in die islamische Zeit fatimidisch 10 12 Jahrhundert 9 Ugo Monneret de Villard fuhrte 1932 33 im Auftrag der agyptischen Altertumsbehorde und mit Unterstutzung des italienischen Aussenministeriums in Unternubien Grabungen durch Von ihm stammt der erste ausfuhrliche Bericht uber die Festung und die Graber Monneret der hauptsachlich an den Resten des christlichen Mittelalters interessiert war legte im Suden des Festungshugels drei Kirchengebaude frei 1959 begann Mustafa el Amir als Leiter einer Expedition der Universitat Alexandria mit den ersten systematischen Ausgrabungen In einer dreimonatigen Kampagne legten sie einen grossen Teil des christlichen Friedhofs frei Friedhof 2 sowie sechs grosse Hugelgraber aus der X Gruppen Zeit Friedhof 1 einige Wohnhauser der spaten christlichen Zeit auf dem Hugel und die von Monneret bereits untersuchte Kirche 1 Darauf bauten die von Nicholas B Millet im Auftrag des American Research Center geleiteten Ausgrabungen auf Diese umfangreichsten Arbeiten wurden in vier Kampagnen von 1962 bis 1965 jeweils zwischen Dezember und April durchgefuhrt 10 Ortsbild BearbeitenDie antike und mittelalterliche Stadt lag auf der Gipfelebene des steilen Hugels von dem sich ein etwas flacherer Auslaufer nach Norden bis zum Nilufer vorschob Entlang dieses Grats fuhrte ein schmaler Weg zunachst in der nordlichen Vorstadt durch ein massives Tor das im 14 Jahrhundert verstarkt worden war nach oben bis zur Wohnsiedlung Der Zugang war durch einen Lehmziegelturm gesichert nordlich von diesem verlor sich die Stadtmauer aus meroitischer Zeit bei der Freilegung unter spateren christlichen und muslimischen Ruinen Der einzige Zugang war steil und verlief teilweise uber Treppen An der Nordostseite befand sich eine aus Werkstein gemauerte rechteckige Plattform die wohl den Sockel Stylobat eines Tempels bildete Von hier verlief die Umfassungsmauer uber die Nordostspitze des Hugels und in einiger Entfernung zur Siedlung an dessen Ostseite entlang 11 Zumindest an einigen Stellen war die Lehmziegelmauer an der Aussenseite durch eine zusatzliche Bruchsteinmauer verstarkt 12 Die Wohngebaude waren ahnlich dicht aneinandergebaut wie in Qasr Ibrim oder Ikhmindi und nur uber enge gewundene Gassen zu erreichen Die Wande bestanden uberwiegend die als nubische Gewolbe konstruierten Dacher ganzlich aus Lehmziegeln Eine der etwa sieben Kirchen des Gebiets war zwischen den dicht gedrangt stehenden Wohnhausruinen erhalten Sie befand sich bei Erreichen der Hohe an der linken Seite vom Aufgang Seine hochste Erhebung erreichte der Hugel im Sudwesten wo um 1900 verstreut liegende Fragmente von Granitsaulen die Stelle einer grosseren Kirche anzeigten In den Trummern fanden sich Bruchstucke von Kapitellen aus rotlichem Sandstein eines war mit grossen glatten Blattern verziert Eine der gefundenen Konsolen endet seitlich in Voluten 9 Direkt uber dem meroitischen nordlichen Wehrturm stand eine weitere Kirche die im Mittelalter zusammen mit der nordlichen Aussenmauer des Turms einsturzte Tempel des Haremhab Bearbeiten nbsp Der Tempel im Jahr 1906 Der kleine Felsentempel Speos lag unmittelbar uber der Wasseroberflache beim damaligen Normalwasserstand des Nil von 120 Meter Meereshohe Das Eingangstor des in den Sandstein gehauenen Tempels war uber 13 Stufen erreichbar Ein kleiner Durchgang offnete sich in den zentralen von vier Saulen gegliederten Mittelsaal Vorraum mit einer ruckwandigen Cella und zwei seitlich abgehenden Nebenraumen Er war den Gottern Amun Re und Thot von Hermopolis gewidmet es finden sich auch Darstellungen der Gottin Anuket und des falkenkopfigen Horus Es sind alle vier nubischen Formen des Horus dargestellt die als Herren der Landesteile bezeichnet werden Reliefs zeigen Haremhab wie er dem obersten Gott von Aniba Buhen Quban agyptisch Baki gegenuber von ad Dakka und Abu Simbel agyptisch Meha opferte 13 Die fruhen Christen wandelten den Tempel in eine Kirche um uberzogen die Wande mit einer Putzschicht unter der die Reliefs der agyptischen Gotter verschwanden und bemalten sie mit Fresken Prokesch Osten beschreibt von agyptischen Hieroglyphen und Bildern reich bedeckte Wande neben christlichen Motiven wie den Heiligen Georg mit einem roten Pferd uber dem Taufbecken 14 Der Verbleib des Tempels nach der Bauzeit des Assuan Staudamms ist unklar 15 Literatur BearbeitenDieter Arnold Die Tempel Agyptens Gotterwohnungen Kultstatten Baudenkmaler Artemis amp Winkler Munchen u a 1992 ISBN 3 7608 1073 X S 78 Hans Bonnet Reallexikon der agyptischen Religionsgeschichte de Gruyter Berlin 1952 S 203 Nicholas B Millet Gebel Adda Preliminary Report for 1963 In Journal of the American Research Center in Egypt Band 2 1963 ISSN 0065 9991 S 147 165 Nicholas B Millet Gebel Adda Preliminary Report 1963 64 In Journal of the American Research Center in Egypt Band 4 1964 S 7 14 Nicholas B Millet Gebel Adda Preliminary Report 1965 66 In Journal of the American Research Center in Egypt Band 6 1967 S 53 63 Mirella Sidro Der Felstempel von Abu Oda Eine architektonische und ikonographische Untersuchung ANTIQUITATES Archaologische Forschungsergebnisse Band 38 Dr Kovac Hamburg 2006 ISBN 3 8300 2181 X Arthur E P Weigall A Report of the Antiquities of Lower Nubia The first Cartaract to the Sudan Frontier and their Condition in 1906 07 Oxford University Press Oxford 1907 S 141 Derek A Welsby The Mediaval Kingdoms of Nubia British Museum Press London 2002 ISBN 0 7141 1947 4 S 122f 250 252 Weblinks BearbeitenFotos vom Tempel von Gebel Adda 22 29709 31 636884 Koordinaten 22 17 49 5 N 31 38 12 8 OEinzelnachweise Bearbeiten Ian Shaw Robert Jameson Hrsg A Dictionary of Archaeology Blackwell Publishers Oxford 2002 S 249 ISBN 0 631 23583 3 Siegfried G Richter Studien zur Christianisierung Nubiens Reichert Wiesbaden 2002 ISBN 3 89500 311 5 S 145 Derek A Welsby The Mediaval Kingdoms of Nubia London 2002 S 122f Derek A Welsby The Mediaval Kingdoms of Nubia London 2002 S 250f Giovanni Vantini Christianity in the Sudan EMI Bologna 1981 S 174 Islam in Nubia Nubia Museum Derek A Welsby The Mediaval Kingdoms of Nubia London 2002 S 254 A Prokesch Ritter von Osten Das Land zwischen den Katarakten des Nil Karl Gerold Wien 1831 S 23f 153 155 Online bei Google Books a b Arthur E P Weigall A Report of the Antiquities of Lower Nubia Oxford 1907 S 141 Nicholas B Millet Gebel Adda Preliminary Report for 1963 1963 S 147 Geoffrey S Mileham D Randall Maciver Churches in Lower Nubia Eckley B Coxe Junior Expedition to Nubia Band 2 University Museum Philadelphia Philadelphia PA 1910 S 5 online bei Archive org Nicholas B Millet Gebel Adda Preliminary Report for 1963 1963 S 53 Joachim Willeitner Nubien Antike Monumente zwischen Assuan und Khartum Hirmer Munchen 1997 ISBN 3 7774 7500 9 S 46 A Prokesch Ritter von Osten Das Land zwischen den Katarakten des Nil Wien 1831 S 153 Mirella Sidro Der Felstempel von Abu Oda Eine architektonische und ikonographische Untersuchung ANTIQUITATES Archaologische Forschungsergebnisse Band 38 Hamburg 2006 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gebel Adda amp oldid 232101804