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Die Kirche von Kaw gehorte zu den besterhaltenen Kirchen in Unternubien im heutigen Suden Agyptens Das vermutlich aus dem 13 Jahrhundert stammende kleine Gebaude im klassischen nubischen Baustil in einer fruhchristlichen Siedlung ging mit der Uberflutung durch den Nassersee in den 1960er Jahren verloren Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Bauform 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLage BearbeitenKaw lag am rechten ostlichen Ufer des Nil zwischen dem 1 und 2 Katarakt etwa 75 Kilometer nordostlich von Wadi Halfa und halbwegs zwischen den antiken Stadten Qustul und Qasr Ibrim Gegenuber auf der westlichen Seite des Nil wurden in der grosseren Siedlung Tamit mehrere Kirchenruinen freigelegt Wenige Kilometer flussaufwarts ebenfalls auf der westlichen Seite stand in Gindinarri ein bis auf einen zusatzlichen Kapellenanbau sehr ahnliches Kirchengebaude Die Kirche von Kaw befand sich an einem nach Norden abfallenden Hang direkt am Flussufer Bauform BearbeitenDer Grundriss der Kirche am Fluss stellt ein klassisches Beispiel einer nubischen Dorfkirche dar Bereits Geoffrey S Mileham beschrieb nach einer Expedition Anfang des 20 Jahrhunderts diesen Grundriss als den Normaltypus der nubischen Kirchen 1 Das nicht genau eingemessene Rechteck war etwa 14 Meter lang an der Ostwand 8 5 Meter und an der Westwand 9 5 Meter breit Die beiden Eingange in den Langswanden lagen sich am Westende des zentralen dreischiffigen Kirchenraums gegenuber Hinter der halbrunden Altarnische Apsis zentraler heiliger Bereich der koptischen Kirche Haikal auf der Ostseite verband ein schmaler Umgang die beiden seitlichen Apsisnebenraume die jeweils durch eine Tur vom Kirchenschiff Naos zu betreten waren Ein solcher Verbindungsgang ist fur Nubien typisch Bei Kirchen im Nahen Osten fand er sich selten Ein vergleichbares Beispiel ist die noch in geringen Resten vorhandene fruhbyzantinische Basilika von Hosn Niha im Libanon Der Eingang zum sudlichen Nebenraum war breiter und lag an der Aussenwand wahrend der nordliche Eingang nach der Mitte verschoben war Entlang der Westwand gab es ebenfalls eine Unterteilung in drei annahernd gleich grosse Raume wobei der mittlere Raum zum Naos offen stand und von hier aus die Seitenraume zu betreten waren Im sudwestlichen Nebenraum fuhrte eine dreilaufige Treppe mit zwei Viertelpodesten um einen Pfeiler herum auf das Dach Treppenstufen waren keine mehr vorhanden Abzuglich der seitlichen Nebenraume ergab sich ein annahernd quadratischer Naos Dieser war durch vier zentrale Pfeiler in neun Felder unterteilt Jedes Feld war durch hoch in den Aussenwanden eingelassene Schlitzfenster schwach belichtet Jeweils drei paarweise angeordnete Schlitzfenster erhellten von den Schmalseiten die Nebenraume Weitere Schlitzfensterpaare verbanden den nordwestlichen Nebenraum mit dem Naos und waren uber den Turen der ostlichen Apsisnebenraume angeordnet Ugo Monneret de Villard der in den 1930er Jahren mit Unterstutzung des italienischen Aussenministeriums in Unternubien Grabungen durchfuhrte fand Reste einer niederen den Chorraum abgrenzenden Mauer ḥiǧab 2 Davon war in den 1960er Jahren nichts mehr erhalten Die Wande waren bis in 2 4 Meter Hohe aus kleineren und mittelgrossen Sandsteinbrocken unregelmassig und ohne besondere Rucksicht auf horizontale Lagerfugen zu nehmen aufgemauert Die oberen Steinplatten bildeten die horizontale Kampferlinie fur das Deckengewolbe Bei nubischen Gebauden trat dieses Auflager durch einen Rucksprung des Gewolbes als eine den Innenraum gliedernde Linie hervor Die weitere Aufmauerung der Aussenwande bis zur Hohe der Schlitzfenster erfolgte durch Lehmziegel Dadurch entstand aussen an den Langsseiten ein Mauerkranz der optisch fur einen geradlinigen Baukorper sorgte und praktisch den Gewolbefuss vor Winderosion schutzte Da in dieser Region nur ausserst selten Regen fallt mussten die Gebaude nur zum Schutz gegen Sandwinde durch einen moglichst dicken Lehmverputz geglattet werden Allgemein dienten in Nubien Lehmziegel zur Gestaltung der Fensteroffnungen da mit Bruchsteinen keine ausreichend genauen Kanten ausgebildet werden konnten Die neun Felder des Naos wurden durch Lehmziegelkuppeln in der Bauart nubischer Gewolbe aus horizontalen Ringschichten uberdeckt Sie lagerten auf einem rechtwinkligen System von Gurtbogen die sich zwischen den Pfeilern und den nachstliegenden Wanden spannten Die aus Bruchsteinen gemauerten Pfeiler hatten quadratische Querschnitte Alle Aussenwande waren in den 1960er Jahren noch fast uberall raumhoch erhalten ebenso die Gurtbogen die in Radialschichten ausgefuhrt waren Die ausseren Kuppeln waren mit einem flachen Bogen ausgebildet wahrend die zentrale Kuppel durch einen in Nubien ungewohnlichen zylindrischen Wandaufsatz Tambour deutlich erhoht war Bis auf die Kirche von Kulb mit der grossten Zentralkuppel Unternubiens bestand der unter der Zentralkuppel zwischengeschaltete Unterbau aus einem quadratischen Mauerrand auf dem sich die Hangekuppeln direkt aufbauten 3 Die Eckauflager der Zentralkuppel wurden durch einfache Pendentifs ausgebildet Ihre Gesamthohe kann nur durch Vergleiche mit ahnlichen Kirchen etwa mit der Nordkirche von Qasr Ibrim geschatzt werden Die Nebenraume zu beiden Seiten waren jeweils durch einfache langsgerichtete Tonnengewolbe nach oben abgeschlossen Nach William Yewdale Adams 1965 gehort die Kirche in die Bauphase 800 1250 n Chr Peter Grossmann vergleicht sie mit agyptischen Hallenkirchen und datiert vorsichtig in das 13 Jahrhundert Literatur BearbeitenFriedrich Wilhelm Deichmann Peter Grossmann Nubische Forschungen Archaologische Forschungen Band 17 Mann Berlin 1988 ISBN 3 7861 1512 5 S 28 33 Tafeln 46 49 Einzelnachweise Bearbeiten Geoffrey S Mileham Churches in Lower Nubia Eckley B Coxe Junior Expedition to Nubia Band 2 University Museum Philadelphia PA 1910 S 10 13 online bei Archive org PDF 3 8 MB Fehlt im fruheren Grundriss von Geoffrey S Mileham Churches in Lower Nubia Eckley B Coxe Junior Expedition to Nubia Band 2 University Museum Philadelphia PA 1910 S 10 13 hier S 11 Plan of Church near Abu Simbel online bei Archive org PDF 3 8 MB F W Deichmann P Grossmann Nubische Forschungen Berlin 1988 S 156 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kirche von Kaw amp oldid 223065264