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Die Symphonie Nr 2 c Moll WAB 102 ist ein Werk von Anton Bruckner Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Revisionen und Fassungen 3 Werkdaten 4 Werk Fassung 1877 4 1 1 Satz Moderato 4 2 2 Satz Andante Feierlich etwas bewegt 4 3 3 Satz Scherzo Massig schnell Trio Gleiches Tempo 4 4 4 Satz Finale Ziemlich schnell 5 Diskografie Auswahl 5 1 Fassung 1872 5 2 Fassung 1873 5 3 Fassung 1876 5 4 Fassung 1877 5 4 1 Haas Edition 5 4 2 Nowak Edition 5 4 3 Carragan Edition 5 5 Fassung 1892 6 Literatur 7 WeblinksEntstehung BearbeitenIm Oktober 1868 siedelte Bruckner nach Wien uber um sein Amt am Konservatorium Professor fur Harmonielehre und Kontrapunkt als Nachfolger des beruhmten Simon Sechter anzutreten In dieser Zeit reiste er auch nach England und Frankreich um als Orgelvirtuose aufzutreten was ihm grossen Erfolg einbrachte Mehr als zwei Jahre nach der Vollendung der kurze Zeit spater annullierten Symphonie d Moll begann er im Oktober 1871 mit der Komposition seiner Zweiten Symphonie die in den ersten Stimmsatzen noch mit Symphonie No 3 uberschrieben war Den ersten Satz vollendete Bruckner mutmasslich nach einer langeren Unterbrechung der Arbeit im Juli 1872 und komponierte die folgenden Satze in der Reihenfolge Scherzo Adagio Finale Im Juni hatte Bruckners f Moll Messe eine erfolgreiche Urauffuhrung erlebt sie ist durch mehrere Zitate in der Zweiten Symphonie prasent Bruckner vollendete die Symphonie im September 1872 wahrend seines Sommeraufenthalts in St Florian Im Oktober 1872 fand eine Probe der neuen Symphonie mit den Wiener Philharmoniker unter Otto Dessoff statt stiess aber auf ein geteiltes Echo Eine Auffuhrung wurde schliesslich abgelehnt vermutlich aufgrund der vehementen Ablehnung Dessoffs Am 26 Oktober 1873 zum Abschluss der Wiener Weltausstellung und dank der Vermittlung und der finanziellen Hilfe einiger Gonner so der Parlamentarier August Gollerich Vater des Bruckner Biographen August Gollerich und Furst Johann Liechtenstein II spielten die Wiener Philharmoniker unter Bruckners Leitung dann doch die Urauffuhrung der Zweiten Symphonie Das Werk stiess beim Publikum und bei den Musikern auf ausserst positive Resonanz Die Presse urteilte gespalten wobei selbst Eduard Hanslick auch lobende Worte fand Am 20 Februar 1876 kam es zu einer zweiten Auffuhrung durch die Wiener Philharmoniker erneut unter Bruckners Leitung Die Zweite Symphonie wurde 1884 Franz Liszt zur Widmung angeboten Dieser vergass die Partitur jedoch und die Widmung wurde nicht gedruckt zuvor hatten auch die Wiener Philharmoniker als Widmungstrager abgelehnt Damit ist diese Symphonie die einzige Bruckners die ohne Widmung blieb Revisionen und Fassungen BearbeitenSchon wahrend des Kompositionsprozesses nahm Bruckner wichtige Anderungen an der Symphonie vor Noch vor der Probe im Oktober 1872 unter Dessoff wurde die Reihenfolge der Mittelsatze vertauscht sodass sich die traditionelle Anfolge Kopfsatz Adagio Scherzo Finale ergab Der langsame Satz wurde um einen umfangreichen funften Abschnitt vor der Coda mit Sextolen in den ersten Violinen erganzt Vor der Urauffuhrung 1873 wurden weitere Revisionen vorgenommen Der funfte Abschnitt des Adagios erhielt ein ausgedehntes Violin Solo und das Horn Solo am Schluss wurde wohl aus spieltechnischen Grunden in die Klarinette und Bratschen verlegt Ausserdem wurde ein harmonisch gewagter Abschnitt in der Durchfuhrung des Finales gekurzt und durch einen mit Neuer Satz bezeichneten Abschnitt ersetzt Am Schluss des Finales wurde das zweite Crescendo gestrichen sodass die Fortissimo Schlusstakte unmittelbar an das leise Zitat fruherer Themen anschlossen Fur die letzten Takte deren Hauptmotiv nur in den tiefen Streichern lag was Assoziationen an ein Orgelpedal Solo weckte wurde eine vierte Posaune hinzugefugt Fur die zweite Auffuhrung 1876 wurden weitere Anderungen vorgenommen Das Ende des ersten Satzes wurde um ein Crescendo gekurzt parallel wurde erneut der Schluss des Finales modifiziert Das zweite Crescendo wurde wieder eingefugt das erste jedoch einschliesslich der Themenzitate gestrichen Die vierte Posaune am Ende wurde aufgegeben stattdessen wurde das Motiv in alle Streicher gelegt Im Rahmen der umfangreichen Revisionsprozesse der Jahre 1876 77 wurde auch die Zweite Symphonie erneut uberarbeitet und deren Satztitel abgeandert Im langsamen Satz wurde eine umfangreiche Passage im zweiten Abschnitt entfernt ausserdem wurde das Violin Solo fallengelassen und der Blasersatz des letzten Abschnitts weiter ausgearbeitet Der Neue Satz im Finale wurde durch eine noch kurzere Passage ersetzt Einzelne Formabschnitt vor allem im Finale wurden gekurzt oder ganz gestrichen Auch fur den Erstdruck der Zweiten Symphonie der 1892 mit Mitarbeit von Bruckners Schuler Cyrill Hynais erschien wurden von Bruckner geringfugige Anderungen vorgenommen die vor allem Instrumentation Dynamik und Artikulationsanweisungen betrafen Im Finale wurde mit Vi de ein grosser Strich vorgeschlagen der fast die gesamte Reprise umfasst Die Schlusse der Ecksatze wurden leicht erweitert bzw mit Stimmen erganzt Einzelne Anweisungen wie das Pianissimo zu Beginn der Schlusstakte im Kopfsatz stammen mit grosser Sicherheit von Hynais 1938 erschien im Rahmen der ersten Bruckner Gesamtausgabe die Edition der Zweiten Symphonie ediert von Robert Haas Dieser vertrat die Ansicht der Erstdruck die bis dahin einzige verfugbare Ausgabe enthalte in grossem Masse Kurzungen und Anderungen die nicht von Bruckner stammten oder ihm von Ratgebern wie Johann Herbeck gegen seinen Willen aufgedrangt wurden Er legte seiner Ausgabe im Grundsatz die letzte Fassung von 1877 zu Grunde griff aber an vielen Stellen auf die erste Fassung zuruck und machte die Striche ruckgangig indem er sie mit Vi de Zeichen abdruckte Haas fugte der grossen Dirigierpartitur einen umfangreichen und sehr sorgfaltig gestalteten Vorlagenbericht bei in dem er die von Bruckner ursprunglich komponierten Takte abdruckte und auch die alternativen Satzschlusse des ersten und zweiten Satzes Wahrend er die Entwurfe in der fur Bruckner typischen Nomenklatur beliess italienische Instrumentennamen und die Pauke unterhalb der Trompeten wurden die alternativen Satzschlusse im gleichen Layout wie die ubrige Partitur gestochen So konnte Nowak diese spater fur seine Ausgabe verwenden Das Orchestermaterial enthalt aber nur die von Haas favorisierte Losung der ersten Fassung mit dem schonen Hornsolo des zweiten Satzes Auch fehlen beim zweiten Hornpaar durchwegs in Es notiert die Tonartvorzeichnungen an den komplizierten Stellen des zweiten Satzes der teilweise in H Dur steht Er kam so als Praktiker den Hornisten entgegen die zwar Horn in F mit Tonartvorzeichnung problemlos spielen aber ungern komplizierte Tonarten in der Es Notation transponieren Dieses Prinzip der Mischfassung wurde von Haas Nachfolger als Leiter der Gesamtausgabe Leopold Nowak heftig kritisiert Seine Version der Zweiten Symphonie die 1965 erschien kehrte an den betreffenden Stellen wieder zur letzten Fassung zuruck druckte die Vi de Striche jedoch weiterhin ab sodass die Unterschiede insgesamt sehr gering ausfallen Erst William Carragan trug mit seinen beiden Ausgaben fur die Gesamtausgabe den Quellen Rechnung und unterschied zwischen der ersten Fassung von 1872 erschienen 2005 und der Fassung von 1877 erschienen 2007 Er entschied sich folglich dagegen die Versionen der beiden von Bruckner geleiteten Auffuhrungen von 1873 und 1876 herauszugeben und erstellte mit seiner Fassung 1872 eine imaginare Urfassung bei der er unter anderem die Satze in der Reihenfolge anordnete in der sie komponiert aber niemals aufgefuhrt wurden Seine Fassung 1877 greift in vielen Einzelheiten auf Angaben des Erstdrucks von 1892 zuruck behalt jedoch die Jahreszahlung 1877 dabei auf die sich schon Haas und Nowak bezogen hatten Werkdaten BearbeitenOrchesterbesetzung 2 Floten 2 Oboen 2 Klarinetten 2 Fagotte 4 Horner 2 Trompeten 3 Posaunen Pauken Streicher Auffuhrungsdauer Fassung 1872 ca 65 Min Auffuhrungsdauer Fassung 1877 ca 50 Min Werk Fassung 1877 Bearbeiten1 Satz Moderato Bearbeiten Mit dem Moderato eroffnet Bruckner erstmals eine Sinfonie mit den typischen Tremoli der Streicher Das erste Thema der Violoncelli ist gepragt von Chromatik und Modulation es ist zunachst nur zweitaktig Aus diesen zwei Takten entwickelt sich aber ein ganzer Komplex der durch mehrere Instrumentengruppen vorgetragen wird Das zweite Thema ist wie ublich ein landlich ruhiges Thema erneut vorgetragen von den Violoncelli uber ein Pizzicato der Basse Das dritte und letzte Thema auch das ist fur Bruckner typisch ist ein Unisono Thema uber einem Streicherostinato In der ersten Fassung waren die Themenblocke durch Generalpausen voneinander getrennt was der Symphonie den Spitznamen Pausensinfonie einbrachte 2 Satz Andante Feierlich etwas bewegt Bearbeiten Im Andante zitiert sich Bruckner selbst namlich aus dem Benedictus der f Moll Messe Der Satz steht in der Form A B A B A mit Coda die alle spateren Adagio Satze ausser der der Sechsten Symphonie aufweisen 3 Satz Scherzo Massig schnell Trio Gleiches Tempo Bearbeiten Das Scherzo stand in der Urfassung noch vor dem Andante siehe Beethovens 9 Sinfonie Aus sehr kleinen musikalischen Elementen besteht dieser Satz der mit roher Gewalt Orchester Tutti c Moll Klang endet Das Trio ist wie ublich von idyllischem Charakter 4 Satz Finale Ziemlich schnell Bearbeiten Das erste Thema des Finale entfaltet sich vom Anfang piano in standiger Steigerung und crescendo bis in Takt 33 der erste Hohepunkt erreicht ist Das zweite Thema wirkt wie ein krasses Gegenstuck zu diesem Vulkan Thema Der Epilog in der Exposition und in der ersten Fassung der Epilog der Reprise zitieren das Kyrie aus der f Moll Messe Der Satz ist ein Sonatensatz mit Rondo Elementen Am Ende der ersten Fassung wird das Thema des ersten Satzes aufgegriffen bevor ein an den Satzanfang verweisendes Crescendo zur Schlussapotheose fuhrt Diskografie Auswahl BearbeitenFassung 1872 Bearbeiten 1991 Kurt Eichhorn Bruckner Orchester Linz Camerata 1996 Georg Tintner RTE National Symphony Orchestra Naxos 2006 Simone Young Philharmoniker Hamburg Edition W Carragan 2005 2006 Oehms Classics SACD 2011 Gerd Schaller Philharmonie Festiva live Profil Edition Gunter Hannsler 2012 Herbert Blomstedt Gewandhausorchester Leipzig Querstand SACDFassung 1873 Bearbeiten 1991 Kurt Eichhorn Bruckner Orchester Linz CamerataFassung 1876 Bearbeiten 1991 Kurt Eichhorn Bruckner Orchester Linz Abruckner com BSVD 0103Fassung 1877 Bearbeiten Haas Edition Bearbeiten 1944 Georg Ludwig Jochum Reichs Bruckner Orchester Linz Urania div Labels 1951 Franz Konwitschny Rundfunk Sinfonieorchester Berlin live Berlin Classics 1953 Volkmar Andreae Wiener Symphoniker Amadeo 1969 Bernard Haitink Concertgebouw Orchester Philips 1973 Horst Stein Wiener Philharmoniker Decca 1981 Gunter Wand Kolner Rundfunk Sinfonie Orchester Deutsche Harmonia Mundi BMG 1988 Eliahu Inbal Radio Sinfonie Orchester Frankfurt Teldec 1996 Christoph Eschenbach Houston Symphony Orchestra live KochNowak Edition Bearbeiten 1966 Eugen Jochum Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Deutsche Grammophon 1974 Carlo Maria Giulini Wiener Symphoniker EMI Wiener Symphoniker 1980 Eugen Jochum Staatskapelle Dresden Eterna EMI 1981 Herbert von Karajan Berliner Philharmoniker Deutsche Grammophon 1999 Stanislaw Skrowaczewski Rundfunk Sinfonieorchester Saarbrucken Arte Nova Oehms Classics 2004 Hiroshi Wakasugi Rundfunk Sinfonieorchester Saarbrucken Arte NovaCarragan Edition Bearbeiten 1997 Daniel Barenboim Berliner Philharmoniker TeldecFassung 1892 Bearbeiten 1965 Hermann Scherchen Toronto Symphony Orchestra Disco Archivia CDLiteratur BearbeitenRenate Ulm Hrsg Die Symphonien Bruckners Entstehung Deutung Wirkung Barenreiter Kassel 2005 ISBN 3 7618 1590 5 Wolfram Steinbeck Von den Schularbeiten bis zur Zweiten Symphonie In Hans Joachim Hinrichsen Hrsg Bruckner Handbuch Metzler Barenreiter 2010 Hans Joachim Hinrichsen Bruckners Sinfonien Ein musikalischer Werkfuhrer C H Beck Munchen 2016 ISBN 978 3 406 68809 6 Weblinks Bearbeiten2 Sinfonie Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project Essay von Dr Benjamin Gunnar Cohrs zu den verschiedenen Editionen der 2 Sinfonie englisch PDF 108 kB Sinfonien von Anton Bruckner Sinfonie in f Moll Studiensinfonie Sinfonie in d Moll 1 Sinfonie in c Moll 2 Sinfonie in c Moll 3 Sinfonie in d Moll 4 Sinfonie in Es Dur Die Romantische 5 Sinfonie in B Dur 6 Sinfonie in A Dur 7 Sinfonie in E Dur 8 Sinfonie in c Moll 9 Sinfonie in d Moll Abgerufen von https de wikipedia org w index php title 2 Sinfonie Bruckner amp oldid 237736256