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Die sogenannte nullte Sinfonie in d Moll WAB 100 ist eine Sinfonie von Anton Bruckner Inhaltsverzeichnis 1 Entstehungsgeschichte 2 Zur Benennung 3 Besetzung 4 Zur Musik 4 1 Erster Satz Allegro 4 2 Zweiter Satz Andante 4 3 Dritter Satz Scherzo Presto Trio Langsamer und ruhiger 4 4 Vierter Satz Finale Moderato Allegro vivace 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEntstehungsgeschichte BearbeitenDas Werk entstand im Jahre 1869 Im vorangegangenen Jahr war der Komponist gerade von Linz nach Wien ubergesiedelt und hatte die durch den Tod seines Lehrmeisters Simon Sechter freigewordene Stelle als Professor fur Generalbass und Kontrapunkt am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde angetreten Die 1867 durch Uberanstrengung ausgelosten nervlichen Storungen waren uberwunden eine uberaus erfolgreiche Konzertreise die den gefeierten Orgelvirtuosen Bruckner Ende April 1869 ins franzosische Nancy schliesslich kurze Zeit spater nach Paris fuhrte durfte ebenfalls seine kompositorischen Energien beflugelt haben Die d Moll Sinfonie entstand also in einer Zeit gunstiger ausserer Umstande Niedergeschrieben wurde das Werk zwischen dem 24 Januar und dem 12 September 1869 Die Uberwindung seiner Nervenkrise und der Umzug nach Wien konnten in Bruckner das Bedurfnis geweckt haben nach der Ersten einen sinfonischen Neubeginn zu versuchen Neben der Nullten legen davon auch Skizzen zum Kopfsatz einer nicht ausgefuhrten B Dur Sinfonie aus der gleichen Zeit Zeugnis ab Es scheint als hatte der Komponist in der Nullten erst einmal neue Losungen erproben wollen bevor er diese dann in spateren Sinfonien in vollendeter Form ausfuhrte Besonders die dritte Sinfonie profitiert von den Erfahrungen aus der Nullten selbst in der neunten ist dieser Einfluss noch teilweise spurbar Beide Sinfonien haben mit ihr ubrigens die Tonart d Moll gemeinsam Attestiert man der Nullten namentlich ihrem zweiten und vierten Satz auch oft ein gewisses unfertiges Erscheinungsbild so darf ihre Bedeutung fur die spatere Entwicklung des Sinfonikers Bruckner nicht unterschatzt werden Zur Benennung BearbeitenSpater stand Bruckner seiner Komposition zunehmend ablehnend gegenuber Ausgelost wurde diese Haltung vermutlich von der Ausserung des damaligen Wiener Hofopernkapellmeisters Felix Otto Dessoff der nachdem Bruckner ihm die Partitur der Sinfonie zur Durchsicht uberreicht hatte verwirrt fragte wo denn im ersten Satz eigentlich das Hauptthema sei Bruckner der zeit seines Lebens sehr empfindlich auf Kritik reagierte zog das Werk 1871 zuruck Als der Komponist 1895 ein Jahr vor seinem Tod seine Partituren zwecks Weitergabe an die Nachwelt ordnete schrieb er auf das Titelblatt der d Moll Sinfonie schliesslich die Anmerkungen ungiltig nur ein Versuch ganz nichtig und annulirt und unterstrich sein Missfallen an der Komposition noch durch eine durchgestrichene Null Das Werk wurde folglich erst im Nachlass aufgefunden Die vollstandige Urauffuhrung fand am 12 Oktober 1924 im Rahmen der Veranstaltungen zu Bruckners hundertstem Geburtstag in Klosterneuburg unter Leitung von Franz Moissl statt Derselbe Dirigent hatte bereits am 17 Mai desselben Jahres Scherzo und Finale der Sinfonie zur Auffuhrung gebracht Ebenfalls 1924 wurde das Werk erstmals publiziert Lange Zeit herrschte daruber Unklarheit wann die Nullte eigentlich komponiert worden war August Gollerich und Max Auer die Autoren der ersten Bruckner Biografie nahmen die Null als Ordnungszahl und folgerten daraus da die Partitur eindeutig auf 1869 datiert ist dass das Werk in einer verschollenen Fruhfassung vor der 1866 vollendeten ersten Sinfonie entstanden sein muss und somit wahrscheinlich noch ein Produkt aus der Studienzeit Bruckners bei Otto Kitzler darstelle bzw kurz danach komponiert worden sei Festgelegt wurde die Entstehungszeit der Sinfonie auf die Jahre 1863 1864 In der Bruckner Forschung gilt diese These mittlerweile als unhaltbar da entsprechende Dokumente fehlen und die Datierung der Partitur ohnehin dagegen spricht Dies haben u a Paul Hawkshaw und Bo Marschner zweifelsfrei dargelegt Die Null auf dem Titelblatt steht also nicht fur komponiert vor Nr 1 sondern fur ungultig Somit ist die Nullte nach der f Moll Sinfonie von 1863 und der ersten Sinfonie von 1866 Bruckners drittes vollendetes Werk dieser Gattung Bezeichnenderweise trug auch die Originalpartitur zuerst den Titel Symphonie No 2 in D moll Das Werk ware also im Grunde genommen als annullierte zweite Sinfonie zu bezeichnen analog zur f Moll Sinfonie die die annullierte erste Sinfonie darstellt Die volkstumliche Bezeichnung Nullte sollte besser vermieden werden nicht zuletzt weil sie eine falsche Chronologie impliziert Besetzung Bearbeiten2 Floten 2 Oboen 2 Klarinetten 2 Fagotte 4 Horner 2 Trompeten 3 Posaunen Pauken StreicherZur Musik BearbeitenDie Spieldauer betragt etwa 40 Minuten Obwohl das Werk im Schatten der anderen Bruckner Sinfonien steht wird ihm seit Mitte des 20 Jahrhunderts vor allem durch CD Einspielungen 1 zunehmende Aufmerksamkeit zuteil Erster Satz Allegro Bearbeiten Das Werk beginnt mit einem Ostinato in d Moll in den Streichern nbsp source Die Audiowiedergabe wird in deinem Browser nicht unterstutzt Du kannst die Audiodatei herunterladen Das zweite Thema beginnt in A Dur nbsp source Die Audiowiedergabe wird in deinem Browser nicht unterstutzt Du kannst die Audiodatei herunterladen Drittes Thema in F Dur nbsp source Die Audiowiedergabe wird in deinem Browser nicht unterstutzt Du kannst die Audiodatei herunterladen Der erste Satz d Moll 4 4 Takt der langste und gewichtigste der Sinfonie ist vom Charakter her dem Kopfsatz der ersten Sinfonie sehr ahnlich mit dem er auch die Spieldauer von etwa 13 Minuten gemeinsam hat Auch der Beginn auf einem Bassostinato erinnert an das Vorgangerwerk Das Sechzehntelthema das sich uber die Bassfigur schichtet hat jedoch mit der sich in engen Intervallen bewegenden rhythmisch betonten Melodie der Ersten nicht mehr viel gemein Es basiert vorrangig auf Quinten und Quarten und streift die Terz nur vorubergehend Dieses Hauptthema wirft seine Schatten uber das ganze spatere Schaffen des Komponisten tritt ja hier zum ersten Mal jenes Motiv auf das weite Strecken besonders der dritten Sinfonie und des Te Deums beherrscht und dem Bruckner vermutlich noch im Finale der neunten Sinfonie eine tragende Rolle zuweisen wollte Wie in der Ersten durchlauft das Thema eine kurze Steigerung nach deren Abklingen das zweite Thema einsetzt Es ist eine gesangliche Melodie die zuerst in den Violinen auftritt und sich noch deutlich an das entsprechende Thema der ersten Sinfonie anlehnt Es folgt eine Uberleitung durch das Kopfmotiv des Hauptthemas Das dritte Thema in dem das Kyrie der f Moll Messe anklingt prasentiert sich wieder gesanglich zuerst in den Streichern Dann treten die Blechblaser hinzu bevor die Holzblaser zur Durchfuhrung uberleiten Diese nimmt zunachst das zweite Thema wieder auf und fuhrt es allmahlich zu einem Tuttieinsatz dem sich unruhige Sechzehntel anschliessen Im Anschluss tritt das dritte Thema choralartig hervor In den Floten erscheint ruhig das Hauptthema dessen ausgiebige und energische Verarbeitung bald den Rest der Durchfuhrung in Anspruch nimmt Die Reprise wiederholt die Exposition in leicht variierter und verkurzter Gestalt Als Coda dient eine weitere Durchfuhrung des Hauptthemas das nachdem es noch einmal kurz durch das dritte Thema unterbrochen wurde sich am Ende rasant und wild aufbaumt Zweiter Satz Andante Bearbeiten Der zweite Satz B Dur 4 4 Takt lasst sich in seiner Form als freier Sonatensatz ansehen Erstes Thema nbsp source Die Audiowiedergabe wird in deinem Browser nicht unterstutzt Du kannst die Audiodatei herunterladen Zweites Thema nbsp source Die Audiowiedergabe wird in deinem Browser nicht unterstutzt Du kannst die Audiodatei herunterladen Der Unterschied zu den langsamen Satzen der giltigen Sinfonien liegt darin dass er eher in sich ruht als dass er zielgerichtet einem Hohepunkt zusteuert Zwar findet sich auch hier kurz vor der Coda eine Stelle mit gesteigerter Dynamik und Blechblasereinsatz allerdings ist sie im Vergleich sehr kurz und hebt sich weitaus weniger deutlich aus dem Satz heraus Die Themenkonstellation ahnelt der im Adagio der Ersten Der Satz beginnt mit einem breiten an einen Choral erinnernden ersten Thema dem sich ein flussigeres und starker gesanglich gehaltenes zweites anschliesst Aus diesem schalt sich ein durch ein punktiertes Kopfmotiv gekennzeichnetes drittes Thema heraus Es schliesst sich eine durchfuhrungsartige Episode an in der alle drei Themen kurz anklingen Das erste Thema wird in der Reprise von Pizzicato Achteln in den Bassen begleitet Das zweite Thema leitet den schon erwahnten kurzen Hohepunkt ein das dritte Thema fehlt nur sein Kopfmotiv kommt vergrossert noch einmal zum Vorschein Das Andante klingt pianissimo in den Streichern aus Dritter Satz Scherzo Presto Trio Langsamer und ruhiger Bearbeiten nbsp source Die Audiowiedergabe wird in deinem Browser 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begleitet wird setzt zweimal an wird dann aber von Trompetenfanfaren unterbrochen die den ausserst lebhaften Allegro Teil im 4 4 Takt einleiten Sein Hauptthema fallt sofort durch seine grossen Intervallsprunge Oktave abwarts Dezime aufwarts auf Es ist eng verwandt mit dem des Kopfsatzes Das zweite Thema mit seinen raschen Triolen hat in keiner anderen Bruckner Sinfonie ein Gegenstuck Viel starker gemahnt es an den Stil des Finales von Bruckners fruhem Streichquartett Das Hauptthema dient nun in Dur auch als drittes Thema wodurch der Satz rondoartige Zuge erhalt Eine ruhige Uberleitung fuhrt wieder zur Einleitung zuruck die leicht verandert noch einmal auftritt Unvermittelt heftig setzt dann die Durchfuhrung mit kontrapunktischen Ausgestaltungen des Hauptthemas ein Die Reprise ist mit der Durchfuhrung verknupft was sich daran zeigt dass nur das Seitenthema hier in ganzer Lange erscheint und danach sofort einer eigenen Verarbeitung unterzogen wird An deren Ende erscheint wieder das Hauptthema und beendet nach einem kurzen ruhigen Einschub die Sinfonie in einer D Dur Stretta Langsame Einleitung nbsp source Die Audiowiedergabe wird in deinem Browser nicht unterstutzt Du kannst die Audiodatei herunterladen Hauptthema nbsp source Die Audiowiedergabe wird in deinem Browser nicht unterstutzt Du kannst die Audiodatei herunterladen Zweites Thema nbsp source Die Audiowiedergabe wird in deinem Browser nicht unterstutzt Du kannst die Audiodatei herunterladen Dieses Finale erscheint weniger an sich bedeutend als dadurch dass hier bereits viele Stilmittel aus spateren Sinfonien im Keim vorhanden sind So greift Bruckner die Idee der langsamen Einleitung in der funften Sinfonie wieder auf Das Hauptthema hat grosse Ahnlichkeit mit den Hauptthemen der Finalsatze der vierten funften und neunten Sinfonie In den beiden letzteren Fallen ist sogar der starke Anteil kontrapunktischer Elemente vorgebildet Auch zur Durchfuhrung im letzten Satz des brucknerschen Streichquintettes gibt es Parallelen Schliesslich beachte man wie sehr sich der Satzbeginn mit dem des Finales der Sechsten deckt Literatur BearbeitenRenate Ulm Hrsg Die Symphonien Bruckners Entstehung Deutung Wirkung Barenreiter Kassel 2005 ISBN 3 7618 1590 5 Weblinks BearbeitenDiskographie Symphony in Dm number 0 WAB 100 Partitur auf musopen orgEinzelnachweise Bearbeiten z B die im Bruckner Marathon 2001 in Carlsbad Californien ausgezeichnete in USA als CD neu aufgelegte und in youtube hochgeladene Schallplattenaufnahme 1975 durch die Dirigentin Hortense von Gelmini mit den Nurnberger SymphonikernSinfonien von Anton Bruckner Sinfonie in f Moll Studiensinfonie Sinfonie in d Moll 1 Sinfonie in c Moll 2 Sinfonie in c Moll 3 Sinfonie in d Moll 4 Sinfonie in Es Dur Die Romantische 5 Sinfonie in B Dur 6 Sinfonie in A Dur 7 Sinfonie in E Dur 8 Sinfonie in c Moll 9 Sinfonie in d Moll Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sinfonie in d Moll Bruckner amp oldid 230279664