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Die Sinfonie Nr 1 c Moll WAB 101 von Anton Bruckner ist eine Sinfonie in vier Satzen Inhaltsverzeichnis 1 Entstehungsgeschichte 2 Die Fassungen 3 Besetzung 4 Zur Musik 4 1 Erster Satz Allegro 4 2 Zweiter Satz Adagio 4 3 Dritter Satz Scherzo Schnell 4 4 Vierter Satz Finale Bewegt feurig 5 Diskografie Auswahl 5 1 Linzer Fassung 5 2 Wiener Fassung 6 Literatur 7 WeblinksEntstehungsgeschichte BearbeitenBruckners 1 Sinfonie entstand in den Jahren 1865 66 als der Komponist am Linzer Dom als Domorganist angestellt war Uraufgefuhrt wurde das Werk unter seiner eigenen Leitung am 9 Mai 1868 einige Monate bevor er nach Wien ubersiedelte Die Auffuhrung die ubrigens von Bruckners spaterem Feind Eduard Hanslick durchaus positiv rezensiert wurde geriet zwar zu einem Achtungserfolg konnte allerdings fur die spatere Laufbahn des Komponisten nichts bewirken Dies war wohl auch im Anschluss mit ausschlaggebend fur den Umzug aus der Provinz in die Hauptstadt der k u k Monarchie Als sich in der zweiten Halfte der 1880er Jahre die Musik Bruckners mit der siebenten Sinfonie allmahlich auch international durchsetzen konnte fanden auch die fruheren Sinfonien mehr Beachtung So war es nicht verwunderlich dass der Dirigent Hans Richter einer der entschiedensten Forderer des Komponisten bei Bruckner nach dem Auffuhrungsmaterial der Ersten anfragte Bruckner sagte zwar zu entschied sich allerdings auch das seit der Urauffuhrung nicht mehr gespielte Werk noch einmal zu uberarbeiten In dieser Neufassung erklang die Sinfonie am 13 Dezember 1891 Zwei Jahre spater wurde sie in Druck gegeben und gehort seitdem zum Standardrepertoire der Orchester Hermann Levi hingegen wollte Bruckner von einer Neubearbeitung abhalten er hielt die Linzer Fassung fur ausgezeichnet Bis zum Druck im Rahmen der Bruckner Gesamtausgabe 1935 war die Linzer Fassung unbekannt Franz Schalk der der Idee einer Gesamtausgabe zumindest sehr kritisch gegenuberstand forderte aber schon 1927 deren Veroffentlichung Max Auer Anton Bruckner Sein Leben und Werk S 508 Die Fassungen BearbeitenDie Entstehungsgeschichte zeigt dass es von der ersten Sinfonie zwei verschiedene Fassungen gibt die im Gegensatz zu anderen Bruckner Sinfonien ausschliesslich vom Komponisten ohne Fremdeingriffe erstellt wurden Sie werden nach ihren Entstehungsorten als Linzer Fassung 1866 bzw Wiener Fassung 1891 bezeichnet wobei anzumerken ist dass die Linzer Fassung in Wien 1877 kleineren Retuschen unterzogen wurde Wahrend die Wiener Fassung seit den 1890er Jahren gedruckt vorlag wurde die Linzer erst in den 1930er Jahren wiederentdeckt und im Rahmen der Bruckner Gesamtausgabe durch Robert Haas 1935 herausgegeben Beide Fassungen haben einen sehr ahnlichen Formverlauf Die Unterschiede betreffen im Wesentlichen die Instrumentation sowie Details in der Verarbeitung der thematischen Gedanken So konstruiert Bruckner im dritten Satz der Wiener Fassung einmalig in seinem Schaffen eine Uberleitungspassage vom Trio zur Reprise des in der Linzer Fassung klar abgetrennten Scherzos In der Konzertpraxis wird die insgesamt lebhaftere von Bruckner deshalb als sein keckes Beserl ein freches Frauenzimmer bezeichnete Linzer Fassung eindeutig vorgezogen was oft mit dem Argument gerechtfertigt wird dass hier die ursprunglichen Intentionen Bruckners dokumentiert vorlagen Ausserdem verfalsche die Wiener Fassung immerhin 25 Jahre und sieben Sinfonien spater hergestellt den Charakter dieses Fruhwerkes Die Befurworter der Wiener Fassung halten dagegen dass diese den letzten Willen des Komponisten dieses Werk betreffend darstelle und die inzwischen gesammelten kompositorischen Erfahrungen die Qualitat der Sinfonie heben Dennoch haben beide Fassungen jeweils ihre speziellen Vorzuge und geben auch einen guten Einblick in Anton Bruckners Entwicklung als Sinfoniker Die Spieldauer der Sinfonie betragt etwa 50 bis 55 Minuten In der unten stehenden Werkbeschreibung wird von der Linzer Fassung ausgegangen Besetzung Bearbeiten2 Floten im langsamen Satz kommt eine 3 Flote hinzu 2 Oboen 2 Klarinetten 2 Fagotte 4 Horner 2 Trompeten 3 Posaunen 3 Pauken C amp G Pauke in tief E I Violine II Violine Bratsche Violoncello KontrabassZur Musik BearbeitenErster Satz Allegro Bearbeiten Der erste Satz c Moll 4 4 Takt basiert wie bei Bruckner bereits seit der f Moll Sinfonie ublich auf drei Themen Er beginnt leise uber tappenden Bassen mit einem marschahnlichen Hauptthema in den Violinen das bald unter Hinzunahme weiterer Instrumente zum Fortissimo gesteigert wird Nach nochmaligem Ansetzen des Themas lost sich die Marschrhythmik in ruhige Achtelbewegung auf und Holzblaser und Horner leiten zum zweiten Thema uber Obwohl hier noch deutlich eine Melodiestimme dominiert zeigt es bereits Bruckners typischen Gesangsthemenstil auf in dem sich mehrere uberlagernde thematische Figuren zu einem Thema zusammenfinden Das sofort kraftvoll einsetzende dritte Thema wird im Wesentlichen von einem Motiv dominiert das bereits den Rhythmus des Finale Hauptthemas vorwegnimmt Es wird von einem wuchtigen fortissimo von den Blechblasern vorgetragenen Gedanken beschlossen Die pianissimo beginnende Durchfuhrung verarbeitet zunachst dieses Thema Nachdem damit ein erster dynamischer Hohepunkt erreicht ist setzen rhythmische Figuren die an das erste Thema erinnern ein Alsbald erscheint es auch selbst woraufhin es in seine einzelnen Elemente gespalten wird deren wechselvolle Verarbeitung den Rest dieses Formteils beherrscht Die Durchfuhrung endet mit einer kurzen Reminiszenz an das dritte Thema Die leicht variierte Reprise entspricht im Grossen und Ganzen in ihrem Ablauf der Exposition Das dritte Thema leitet nahtlos in die sturmische Coda uber welche nach einem kurzen Ruhepunkt das Kopfmotiv des Hauptthemas steigernd wieder aufnimmt und den Satz nach einer kanonisch gefuhrten Passage in hammernden c Moll Klangen abschliesst Zweiter Satz Adagio Bearbeiten Das Adagio As Dur 4 4 Takt besitzt noch nicht den formalen Aufbau A B A B A den Bruckner in spateren Sinfonien mit Ausnahme der dritten und sechsten immer wieder variiert verwenden wird sondern lauft nach dem Schema A B C A B ab Das erste Thema A setzt in Hornern und tiefen Streichern ein Eigentlich ist es weniger ein geschlossenes Thema als eine Ansammlung diverser miteinander verbundener Motive die abwechselnd von verschiedenen Instrumentengruppen beleuchtet werden Nach mehreren Einsatzen dieses Themas folgt das zweite Thema B das im Vergleich dazu wesentlich geschlossener anmutet Eine gewisse Verwandtschaft zum zweiten Thema des Kopfsatzes ist festzustellen Es steigert sich allmahlich zu einem Einsatz des vollen Orchesters Im Anschluss beginnt der Mittelteil des Satzes der sich von den Eckteilen durch seinen Takt abhebt Er wird beherrscht durch ein sehr gesangliches Thema C das im weiteren Verlauf immer starker von Sechzehntelfiguren begleitet wird die sich schliesslich verselbststandigen und den Taktwechsel bei der Reprise des ersten Themas A kunstvoll verschleiern Selbiges gelangt durch Beibehaltung der Begleitfiguren zu starkerem Zusammenhalt als zuvor Das zweite Thema B fuhrt wiederum zu einem Hohepunkt der aber gegenuber dem im ersten Satzteil wesentlich breiter ausgefuhrt ist Anschliessend lost sich die Melodie in Dreiklangsbrechungen auf und sanfte Dur Akkorde beenden im Pianissimo den Satz Dritter Satz Scherzo Schnell Bearbeiten Gleich der Fortissimo Beginn im Orchestertutti betont den wilden und hitzigen Charakter des Scherzos g Moll Takt Es basiert auf zwei Themen die nach Art eines einfachen Sonatensatzes verarbeitet werden Die Thematik des verhaltenen Trios G Dur besteht aus Hornrufen die von den Streichern meist mit Achteln im Staccato begleitet werden Das Hauptthema des Finalsatzes klingt kurz an Auf den Ubergang vom Trio zur Scherzo Reprise in der Wiener Fassung wurde bereits hingewiesen Dem Da Capo des Scherzos fugt Bruckner noch eine kurze furiose Coda an die in G Dur ausklingt Vierter Satz Finale Bewegt feurig Bearbeiten Das Finale c Moll 4 4 Takt der langste Satz der ersten Sinfonie ist der einzige Schlusssatz einer von Bruckner als giltig bezeichneten Sinfonie vom vierten Satz der f Moll Sinfonie abgesehen uberhaupt der einzige sinfonische Finalsatz Bruckners der nicht im Pianissimo sondern sofort laut anhebt Das Hauptthema tragt Zuge einer Fanfare und ist folglich wie das entsprechende Thema im Kopfsatz stark rhythmisch gehalten Sein vorwarts drangender Charakter wird noch unterstutzt von den wilden Streicherfiguren die es begleiten Auch im Finale setzt das Hauptthema zweimal an bevor eine relative Beruhigung eintritt und Triller zum zweiten Thema uberleiten Seine charakteristischen Merkmale sind der Auftakt zu Beginn und der Triller am Schluss Das dritte Thema erinnert wieder stark an seine Entsprechung im ersten Satz Die Durchfuhrung setzt leise ein und verarbeitet zuerst das Hauptthema das jetzt deutlich melodischer wirkt Sein rhythmischer Charakter wird allerdings kurz darauf umso wirkungsvoller wieder ausgespielt das Thema zunehmend auf sein Kopfmotiv reduziert Es folgt die Verarbeitung des zweiten Themas in deren Verlauf sich das Trillermotiv immer starker herausschalt Diese Episode wurde in der Wiener Fassung erweitert Die Triller leiten zu einem wilden fugatoartigen Teil uber der sich der Motive aus dem dritten Thema bedient und sich zum Schluss in ostinate Figuren fest rammt Eine kurze Uberleitung fuhrt zur Reprise des Hauptthemas in C Dur Die Ubergange zwischen den Themen sind hier stark verkurzt Die Coda steigert das Hauptthema uber einem Streicherostinato zum breiten Abschluss im glanzenden C Dur Fortissimo des vollen Orchesters In der Wiener Fassung wurde in Anpassung an die Schlusse der spateren Sinfonien die zuvor im schnellen Tempo des Finales gehaltene Coda durch mehrere Ritardandi deutlich verlangsamt Diskografie Auswahl BearbeitenLinzer Fassung Bearbeiten Vaclav Neumann Gewandhausorchester Leipzig 1965 VEB Deutsche Schallplatten Berlin Classics Eugen Jochum Berliner Philharmoniker 1966 DGG Claudio Abbado Wiener Philharmoniker 1970 Decca Bernard Haitink Concertgebouw Orchester 1972 Philips Eugen Jochum Staatskapelle Dresden 1979 Eterna EMI Wolfgang Sawallisch Bayerisches Staatsorchester 1986 Orfeo Stanislaw Skrowaczewski Rundfunk Sinfonieorchester Saarbrucken 1995 Arte Nova Oehms Classics Georg Solti Chicago Symphony Orchestra 1996 Decca Claudio Abbado Wiener Philharmoniker live 1997 DGG mit einigen Orchestrierungen aus der Wiener Fassung Georg Tintner Royal Scottish National Orchestra 1998 Naxos rekonstruierte Urfassung der Linzer Fassung von 1866 Dennis Russell Davies Bruckner Orchester Linz 2006 Sony BMG Reihe Arte Nova Version 1866 Edition Leopold Nowak Gerd Schaller Philharmonie Festiva 2011 Profil Edition Gunter Hannsler Version 1866 Edition William Carragan Herbert Blomstedt Gewandhausorchester Leipzig 2011 Querstand Linzer Fassung 1866 Edition Leopold Nowak Simone Young Philharmoniker Hamburg 2011 Oehms Classics Linzer Fassung 1865 66 Philipp von Steinaecker Musica Saeculorum auf historischen Instrumenten 2013 fra bernardo Urfassung der Linzer Fassung von 1866 Wiener Fassung Bearbeiten Gunter Wand Kolner Rundfunk Sinfonie Orchester 1981 Deutsche Harmonia Mundi RCA BMG Riccardo Chailly Radio Sinfonie Orchester Berlin 1987 Decca Claudio Abbado Lucerne Festival Orchestra live 2013 Accentus Music Gustavo Gimeno Orchestre Philharmonique du Luxembourg 2017 Pentatone Gerd Schaller Philharmonie Festiva 2019 Profil Edition Gunter HansslerLiteratur BearbeitenRenate Ulm Hrsg Die Symphonien Bruckners Entstehung Deutung Wirkung Barenreiter Kassel 2005 ISBN 3 7618 1590 5 Hans Joachim Hinrichsen Bruckners Sinfonien Ein musikalischer Werkfuhrer C H Beck Munchen 2016 ISBN 978 3 406 68809 6 Weblinks Bearbeiten1 Sinfonie Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project Partitur der Linzer Fassung hrsg v Leopold Nowak Bd I 1 der kritischen Gesamtausgabe der Internationalen Bruckner Gesellschaft Wien 1953 Partitur der Wiener Fassung hrsg v Gunter Brosche Bd I 2 der kritischen Gesamtausgabe der Internationalen Bruckner Gesellschaft Wien 1980 Sinfonien von Anton Bruckner Sinfonie in f Moll Studiensinfonie Sinfonie in d Moll 1 Sinfonie in c Moll 2 Sinfonie in c Moll 3 Sinfonie in d Moll 4 Sinfonie in Es Dur Die Romantische 5 Sinfonie in B Dur 6 Sinfonie in A Dur 7 Sinfonie in E Dur 8 Sinfonie in c Moll 9 Sinfonie in d Moll Normdaten Werk GND 300029942 lobid OGND AKS VIAF 209861152 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title 1 Sinfonie Bruckner amp oldid 234928264