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Die Zaubermarchen oder Wundermarchen bilden eine spezielle Untergattung von Erzahlungen im Bereich der Marchen Gemeinsames Merkmal dieser am haufigsten vorkommenden Marchenart ist die Vorstellung dass es moglich sei die Wirklichkeit durch magische Handlungen oder Dinge zu beeinflussen Magische Krafte die Kenntnis von Zauberspruchen der Besitz von sogenannten Wunscheldingen spielen eine grosse Rolle Zu dieser Gattung gehoren sowohl Volksmarchen als auch Kunstmarchen Vor allem aber sind die Marchen voll der seltsamsten Gegenstande denen wunderbare Fahigkeiten eignen Da gibt es Tischleindeck dich und Knuppel aus dem Sack ewig gefullte Beutel und nie versiegende Topfe und Kruge Mantel und Hute die unsichtbar machen Schwerter die auf Befehl alle Kopfe abschlagen Trommeln oder Tornister aus denen man ganze Regimenter hervortrommeln kann Hute die geruckt Kanonenkugeln schiessen oder gewaltigen Frost erzeugen Salben die unverwundbar machen oder heilen Wasser das Gesundheit oder ewiges Leben verleiht Tau der Blinde sehen macht Schiffe die uber Land und Wasser fahren Stiefel die ihren Trager mit jedem Schritte sieben Meilen weiter bringen Pfeifen die hilfreiche Tiere oder Damonen herbeirufen und sonst Zauber und Wunderdinge in endloser Fulle Diese wunderbaren Gegenstande ruhren meist aus dem Besitze ubermenschlicher Wesen Der menschliche Marchenheld erhalt sie als Gaben die diese damonischen Gestalten ihm barmherzig und hilfreich darreichen Oder die Damonen treten dem Helden feindlich entgegen er besiegt sie in gefahrlichem Kampfe und bemachtigt sich so ihrer wunderbaren Werkzeuge 1 Inhaltsverzeichnis 1 Arten von Zaubermarchen 2 Zaubermarchen in der Marchenforschung 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 WeblinksArten von Zaubermarchen BearbeitenDie Einordnung geht zuruck auf Antti Aarne der als Erster eine Einteilung der Volksmarchen in Tiermarchen den Schwank und das eigentliche Marchen vornahm Der letztgenannte Typ wurde von ihm wiederum in vier Untertypen untergliedert Zaubermarchen legendenartige Marchen novellenartige Marchen und Marchen vom dummen Teufel oder Riesen Die Zaubermarchen sind noch einmal in die folgenden Untergruppen unterteilt 2 Ubernaturlicher Gegner Ubernaturlicher oder verzauberter Gatte Gattin oder sonstiger Angehoriger Ubernaturliche Aufgabe Ubernaturlicher Helfer Ubernaturlicher Gegenstand Ubernaturliches Konnen oder Wissen Andere ubernaturliche MomenteDas Marchenlexikon der edition amalia zahlt uber 120 Zaubermarchen auf 3 Zu den bekannteren gehoren z B Allerleirauh Aschenputtel Der Blaubart Die Nixe im Teich Der Drachentoter Vom Fischer und seiner Frau Der Froschkonig Der goldene Vogel Der singende Knochen Der starke Hans Die drei Sprachen Das Madchen ohne Hande Die drei Zitronen Die goldene Gans Die kluge Bauerntochter Die zertanzten Schuhe Rapunzel Einauglein Zweiauglein und Dreiauglein Frau Holle Griseldis Konig Drosselbart Die Schone und das Biest Volksmarchen Rotkappchen Rumpelstilzchen Schneewittchen Von dem MachandelboomWeitere Zaubermarchen finden sich in anderen Kulturkreisen wie den Feenmarchen der nordischen Lander 4 oder den Marchen der Sinti und Roma 5 deren Aufzeichnungszeit teilweise nach der Typenverzeichnis von Aarne Thompson Index liegt und an denen sich die Verbindung der europaischen Zaubermarchen mit denen des Orients aufzeigen lasst Ein bekanntes Beispiel eines Zaubermarchens aus dem Morgenland ist Aladin und die Wunderlampe aus Tausendundeine Nacht ein weiteres aus der Turkei Allem Kallem das Zauberspiel 6 Beispiele fur Zaubermarchen aus der Gattung der Kunstmarchen sind Der Zwerg Nase von Wilhelm Hauff Der Sturm Ein Zaubermarchen von William Shakespeare und Klingsor Ein Zaubermarchen von Friedrich Schnack Zaubermarchen in der Marchenforschung BearbeitenDer russische Marchenforscher Wladimir Jakowlewitsch Propp verband den Begriff Zaubermarchen mit einem elastischen Handlungsschema welches eine Reihe von maximal 31 Funktionen umfasst die Handlungsreihe beginnt mit einem Mangel der Zufugung eines Schadens Raub Verjagung u a oder mit dem Wunsch eine Sache zu besitzen beinhaltet Prufungen und durchzustehende Kampfe des Protagonisten Verbote und ihre Ubertretung die Begegnung mit dem Schenker des Zaubermittels und endet mit dem siegreichen Erfolg der Ruckkehr oder Ankunft des Helden seiner Heirat und fallweise der Thronbesteigung Dabei sind nicht alle Funktionen verpflichtend sondern Propp geht von einem kompositionellen Kern aus der sehr vielen und ganz verschiedenartigen Sujets zugrunde liegen kann Als einzige unentbehrliche Funktion nennt Propp die Situation des Mangels oder der Schadigung der die Beseitigung durch einen Zauber im Verlauf der Erzahlung folgt Die 31 Funktionen konnen auf sieben Handlungstrager verteilt sein den Antagonisten den Geber des Zaubermittels den Helfer die gesuchte begehrte Person den Sender den Helden und den falschen Helden oder Unhelden Propp bezog sich in seinen Forschungen auf das russische Zaubermarchen 7 Der deutsche Marchenforscher Walter Scherf betont als Charakteristikum der Zaubermarchen dass sich Irreales und Reales wie im Traum so miteinander verbinden dass sich niemand uber die Sprunge und scheinbaren Ungereimtheiten wundert 8 Literatur BearbeitenAntti Aarne Die Zaubergaben Eine vergleichende Marchenuntersuchung Societe Finno ougrienne Helsingfors 1909 Antti Aarne The Types of the Folk tale A classification and bibliography Translated and enlarged by Stith Thompson Suomalainen Tiedeakatemia Helsinki 1961 Max Luthi Marchen 10 Auflage Sammlung Metzler Stuttgart 2004 ISBN 3 476 20016 7 Wladimir J Propp Morphologie des Marchens russisch Leningrad 1928 deutsch Suhrkamp Frankfurt am Main 1975 ISBN 3 518 27731 6 Wladimir J Propp Die historischen Wurzeln des Zaubermarchens russisch Leningrad 1946 deutsch Karl Hanser Verlag Munchen Wien 1987 ISBN 3 446 14363 7 Bruder Grimm Kinder und Hausmarchen 1957 Einzelnachweise Bearbeiten Friedrich Panzer Marchen In Deutsche Volkskunde Leipzig 1926 edition amalia abgerufen am 15 Februar 2016 Verzeichnis der Marchentypen nach Antti Aarne Wikisource abgerufen am 14 Februar 2016 Lexikon Zaubermarchen der edition amalia abgerufen am 14 Februar 2016 Sabine Lutkat Hrsg Feenmarchen Konigsfurt Verlag Krummwisch bei Kiel 2007 ISBN 978 3 89875 191 9 Heinz Mode Milena Hubschmannova Hrsg Zigeunermarchen aus aller Welt Bande I bis IV Insel Verlag Leipzig 1983 1985 An Nachtfeuern der Karawan Serail Marchen und Geschichten altturkischer Nomaden erzahlt von Elsa Sophia von Kamphoevener Zweite Folge Christian Wegner Verlag Hamburg 1957 S 93 120 Aktuelle Ausgabe Rowohlt 1990 ISBN 3 499 12400 9 vgl Max Luthi Das europaische Volksmarchen 11 Auflage U Franke Verlag Tubingen Basel 2005 ISBN 3 8252 0312 3 S 118 120 Walter Scherf Marchenlexikon Beck Verlag 1992 ISBN 3 406 39911 8 S 6 Scherf ML Digitale Bibliothek S 28 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Marchen Quellen und Volltexte Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zaubermarchen amp oldid 227386661