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Wojciech Kilar 17 Juli 1932 in Lwow Polen heute Ukraine 29 Dezember 2013 in Katowice Polen war ein polnischer Pianist und Komponist Neuer Musik sowie von Filmmusik Er gehorte zu den prominentesten Personlichkeiten der europaischen Musikszene seiner Zeit 1 Wojciech Kilar 2006 Kilars Stern auf dem Walk of Fame in Lodz Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Preise Ehrungen und Auszeichnungen 2 Werke 2 1 Instrumentalmusik 2 2 Chormusik Auswahl 2 3 Werke fur Soli Chor und Orchester 2 4 Buhnenmusik Auswahl 2 5 Filmmusik Auswahl 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenKilar verbrachte die Kindheit in Lwow und nahm dort privaten Musikunterricht Wahrend des Zweiten Weltkrieges wechselte er mehrere Male den Wohnort und kam 1945 nach Rzeszow und Krakau polnisch Krakow wo er seine musikalischen Studien bei Boleslaw Woytowicz fortsetzte Von 1950 bis 1955 studierte er Klavierspiel und Komposition an der Musikakademie Katowice und nahm 1957 an den Darmstadter Ferienkursen teil Danach ging er bis 1958 zum Aufbaustudium ins Konservatorium der Musikakademie Krakau wahlte aber Katowice und die oberschlesische Kohlenbergbauregion zu seiner Wahlheimat Oft reiste Kilar in der Welt umher von 1959 bis 1960 z B in Paris um bei Nadia Boulanger zu studieren und kehrte immer wieder nach Katowice zuruck Katowice war fur ihn ein Ort kunstlerischer Inspiration fur viele Schaffensperioden 2 Beim Portratieren Kilars zeigen Kritiker gewohnlich drei Etappen seines musikalischen Schaffens Die erste war gepragt von seiner Faszination neoklassischer Musik bedeutenden Werken Igor Strawinskis und Bela Bartoks Beide erschienen ihm als echte Meister von denen er Disziplin das kompositorische Handwerk und einen hohen Erfindungsreichtum beim Gebrauch von Folklore in der Musik lernen konnte Die hohere Stellung der Form die bis zuletzt das Kennzeichen von Kilars Zugang zur Komposition blieb scheint seine Wurzeln in diesen neoklassischen Inspirationen zu haben Die zweite Etappe seines kompositorischen Schaffens die des Sonorismus liess Wojciech Kilar Mitte der 1960er zu einem der wagemutigsten Kunstler der experimentellen Zwolftonmusik werden er wurde in einem Atemzug mit Krzysztof Penderecki und Henryk Gorecki genannt Kilars Werke dieser Schaffensperiode sind vor allem durch Dynamik Vielfalt und expressive Kraft gekennzeichnet Seine Klangexperimente fuhrten zu kontrastierenden Timbres der allmahlichen Expansion der Orchestergrosse und zur Einfuhrung unkonventioneller Artikulation Zu Kilars immer prasenten Interesse an Folklore kamen musikalische Elemente des Jazz hinzu Des Weiteren setzte der Komponist die menschliche Stimme in einer sehr kreativen Art und Weise ein nicht nur durch vielfaltige und innovative Artikulation sondern auch durch akribische Behandlung des Textes und dessen phonetischen Eigenschaften Die dritte Schaffensperiode in Kilars Karriere begann 1974 mit Krzesany Bergsteigen dem Orchesterwerk mit dem er seinen endgultigen Durchbruch in der Europaischen Musikszene erlangte Formal erscheint es in rhythmisch vorwartsdrangenden Wiederholungsmustern und ist damit der Minimal Music nicht unahnlich Seine Faszination fur die Volksmusik aus dem Tatra Gebirge schlug sich nun verstarkt in seinem Werk nieder etwas das schon wahrend der vorigen Schaffensperiode auffiel jetzt aber in einer sehr viel starkeren Auspragung Kritiker zeigen eine Simplifizierung der Kompositionstechnik und eine Reduktion in der Anordnung der Hilfsmittel auf Die rastlose experimentelle Vielfalt schwand zugunsten der in Mode gekommenen manchmal ebenfalls nicht endenden Monotonitat Monotonitat motorische Aktion prasent auch in Kilars neoklassischer Periode wenn auch anders bzw der Gebrauch von highland scale sowie die Ruckkehr zur Melodie waren Markenzeichen von Kilars neuem Kompositionsstil Nicht weniger wichtig war ein weiterer Zweig der Kilars dritte Schaffensperiode zu dominieren begann Kilar komponierte zahlreiche Werke Geistlicher Musik die seine tiefe Religiositat reflektierten sowie seinen Mut eine simple universelle und greifbare musikalische Sprache zu verwenden Uber seine Religiositat und seine Glaubenserfahrungen schrieb Wojciech Kilar Es gibt Leute die einen Beweis fur die Existenz Gottes fordern Mir scheint es als weiss ich dass Gott existiert Wie auch immer war ich sehr lange alleine im Glauben weil ich es lieber auf besinnliche Weise erleben wollte Offen gesagt fuhlte ich mich am heimischsten in einer leeren Kirche alleine reflektierend oder eine der Heiligen Schriften lesend Erst in Jasna Gora Czestochowa entdeckte ich wieder die grosse Freude und das Bedurfnis in einer Gemeinschaft zu sein Ich begann zu verstehen dass mein Glaube erst vollkommen ist wenn ich ihn mit anderen teile wenn ich inmitten der Leute bin die auch Glaubige sind und wissen Je mehr Leute es nun in der Kirche gibt und je schwerer es mir fallt mich wahrend der Messfeier niederzuknien desto grosser meine Freude Wie der Psalmist sagt O schmecke und sieh wie suss der Herr ist Wojciech Kilar 3 Die Entdeckung der gemeinschaftlichen Dimension in der Glaubenserfahrung und der tiefe Sinn des Zusammenseins mit anderen brachte Kilar dazu Musik zu komponieren die konzentriert und meditativ ist bzw in gewisser Weise die Wirklichkeit des Glaubens reflektiert Musik die nicht vorgibt eine liturgische Funktion zu erfullen sondern die ein Werk der Schopfung ist eine Reaktion auf das Geschenk einer Begegnung mit Gott Er verstand sich nie als strikt religioser Komponist liturgischer Musik Manche der Werke Kilars tief verwurzelt in der Wendezeit Polens sollten in diesem Kontext betrachtet werden Viele Schlusselereignisse in Polens jungerer Geschichte fanden ihre Reflexion in Kilars Kompositionen der letzten beiden Schaffensperioden Bei weitem das wichtigste Werk unter ihnen ist Exodus fur gemischten Chor SATB und Orchester das auf das Buch Exodus und die Situation in Polen kurz vor der Einfuhrung des Kriegsrechts 13 Dezember 1981 hinweist Seit den 1970er Jahren war er vorrangig im Bereich der Filmmusik tatig Seine internationale Karriere begann 1992 mit der Musik zu Krzysztof Zanussis Drama Der Klang der Stille uber einen Komponisten der die Shoa uberlebt hat Danach engagierte ihn Francis Ford Coppola fur sein barockes Vampirdrama Bram Stoker s Dracula Kilar arbeitete mehrfach mit Filmproduzenten wie Andrzej Wajda und Roman Polanski zusammen und schuf mit seiner Polonez aus dem Film Pan Tadeusz 1999 einen Schlager der ihn spatestens seitdem in Polen uberall bekannt machte Eine Einladung wahrend der Jahre 2001 bis 2003 auch die Musik zu Peter Jacksons Der Herr der Ringe zu komponieren schlug Kilar jedoch aus da er sich zu jener Zeit auf Musik konzentrieren wollte die in Konzerthallen dargeboten wird Kilars Privatleben war durch seine Beziehung zu seiner Ehefrau Barbara Pomianovska gepragt Die Ehe aus der Kilar seine Kraft schopfte blieb kinderlos Der Tod seiner Frau Barbara 2007 traf den sehr tief glaubigen Christen Kilar schwer Kilar selbst erkrankte Mitte 2013 an einem sehr aggressiven Hirntumor dem er nach kurzer schwerer Krankheit und einer gescheiterten Strahlentherapie 81 jahrig am 29 Dezember 2013 in Katowice erlag 4 Preise Ehrungen und Auszeichnungen Bearbeiten Fur seine Arbeit an Polanskis Drama Der Pianist 2002 erhielt Kilar den franzosischen Filmpreis Cesar Zwischen 2000 und 2006 erhielt er vier Mal den Polnischen Filmpreis und fur seine grossen Verdienste neben dem Orden Polonia Restituta dann im Jahre 2012 auch die hochste Auszeichnung Polens den Orden des Weissen Adlers Kilar ist Ehrenburger von Katowice und Rzeszow Werke BearbeitenInstrumentalmusik Bearbeiten 1955 Sinfonie fur Streicher 1956 Konzertante Sinfonie fur Klavier und Orchester 1974 Krzesany Bergsteigen fur Orchester 1976 Koscielec 1909 Sinfonische Dichtung fur Orchester 1988 Orawa fur Streichorchester 1988 Choralvorspiel fur Streichorchester 1994 Requiem Father Kolbe fur Orchester 1997 Klavierkonzert 2003 September Sinfonie im Andenken an die Terroranschlage vom 11 September 2001Chormusik Auswahl Bearbeiten 1993 Agnus Dei aus dem Film Konig der letzten Tage a cappella fur gemischten Chor SATB 1999 Apotheosis aus dem Film Tydzien z zycia mezczyzny Die Woche aus dem Leben eines Mannes mit Worten aus Shakespeares Hamlet a cappella fur gemischten Chor SATB 2000 Dona nobis pacem Gib uns Frieden a cappella fur gemischten Chor SATB aus der Missa pro pace 2003 Lament Lamento a cappella fur gemischten Chor SATB 2008 Hymn paschalny Osterhymnus a cappella fur gemischten Chor SATB 2008 Veni creator Pfingsthymnus fur gemischten Chor SATB und StreichorchesterWerke fur Soli Chor und Orchester Bearbeiten 1975 Bogurodzica fur gemischten Chor SATB und Orchester 1981 Exodus fur gemischten Chor SATB und Orchester 1983 Victoria fur gemischen Chor SATB und Orchester 1984 Angelus auf den Text des Ave Maria fur Sopran gemischten Chor SATB und Orchester 2000 Missa pro pace fur Soli SATB gemischten Chor SATB und Orchester 2006 Magnificat fur Soli gemischten Chor SATB und Orchester 2008 Te Deum fur Soli gemischten Chor SATB und Orchester anlasslich des 90 Unabhangigkeitstag Polen Buhnenmusik Auswahl Bearbeiten 1957 Dantons Tod von Georg Buchner am Schlesischen Theater in Katowice 1963 Antonius und Cleopatra von William Shakespeare am Theater in Lodz 1965 Heinrich IV von William Shakespeare am Alten Theater in Krakau 1966 Die Trojanerinnen von Euripides am Schlesischen Theater in Katowice 1967 Hamlet von William Shakespeare am Mickiewicz Theater in Czestochowa 1972 Drei Schwestern von Anton P Tschechow am Theater in Sosnowiec 1979 Einer flog uber das Kuckucksnest von Dale Wasserman am Alten Theater in Krakau Regie Krzysztof Zanussi 2001 Akropolis von Stanislaw Wyspianski am Nationaltheater in WarschauFilmmusik Auswahl Bearbeiten 1963 Entscheidung in den Wolken Czerwone berety Regie Pawel Komorowski 1964 Spater Nachmittag Pozne Popoludnie Regie Aleksander Scibor Rylski 1965 Die geheimnisvolle Exkursion Wyspa zloczyncow Regie Stanislaw Jedryka 1966 Holle und Himmel Pieklo i niebo Regie Stanislaw Rozewicz 1966 Bumerang Regie Leon Jeannot 1967 Der Morder hinterlasst Spuren Morderca zostawia slad Regie Aleksander Scibor Rylski 1968 Wolfsecho Wilcze echa Regie Aleksander Scibor Rylski 1969 Einsamkeit zu zweit Samotnosc we dwoje Regie Stanislaw Rozewicz 1969 Struktur des Kristalls Struktura krysztalu Regie Krzysztof Zanussi 1970 Rejs Regie Marek Piwowski 1970 Lokis Regie Janusz Majewski 1971 Familienleben Zycie rodzinne Regie Krzysztof Zanussi 1972 Eine Perle in der Krone Perla w koronie Regie Kazimierz Kutz 1973 Illumination Iluminacja Regie Krzysztof Zanussi 1975 Das gelobte Land Ziemia obiecana Regie Andrzej Wajda 1975 Zwischenbilanz Bilans kwartalny Regie Krzysztof Zanussi 1976 Die Schattenlinie Smuga cienia Regie Andrzej Wajda 1977 Tarnfarben Barwy ochronne Regie Krzysztof Zanussi 1978 Spirale Spirala Regie Krzysztof Zanussi 1979 Der Konig und der Vogel Le roi et l oiseau Regie Paul Grimault 1979 Wege in der Nacht Regie Krzysztof Zanussi 1979 Perlen eines Rosenkranzes Paciorki jednego rozanca Regie Kazimierz Kutz 1979 David Regie Peter Lilienthal 1980 Die Braut sagt nein Kontrakt Regie Krzysztof Zanussi 1981 Aus einem fernen Land From a Far Country Regie Krzysztof Zanussi 1981 Der Zufall moglicherweise Przypadek Regie Krzysztof Kieslowski 1982 Die Unerreichbare Regie Krzysztof Zanussi 1984 Ein Jahr der ruhenden Sonne Rok spokojnego slonca Regie Krzysztof Zanussi 1985 Chronik von Liebesunfallen Kronika wypadkow milosnych Regie Andrzej Wajda 1985 Paradigma Regie Krzysztof Zanussi 1990 Das lange Gesprach mit dem Vogel Regie Krzysztof Zanussi 1990 Korczak Regie Andrzej Wajda 1991 Leben fur Leben Maximilian Kolbe Zycie za zycie Maksymilian Kolbe 1992 Bram Stoker s Dracula Dracula Regie Francis Ford Coppola 1993 Konig der letzten Tage Regie Tom Toelle 1994 Der Tod und das Madchen Death and the Maiden Regie Roman Polanski 1996 Cwal Regie Krzysztof Zanussi 1996 Portrait of a Lady The Portrait of a Lady Regie Jane Campion 1997 Die Farbe des Lebens Our God s Brother Regie Krzysztof Zanussi 1999 Die neun Pforten The Ninth Gate Regie Roman Polanski 1999 Pan Tadeusz Regie Andrzej Wajda 2002 Suplement Regie Krzysztof Zanussi 2002 Der Pianist The Pianist Regie Roman Polanski 2002 Zemsta Regie Andrzej Wajda 2005 Persona Non Grata Regie Krzysztof Zanussi 2007 Helden der Nacht We Own the Night Regie James GraySiehe auch BearbeitenListe von Filmmusik KomponistenLiteratur BearbeitenAntonina Machowska Kilar Wojciech W Elzbieta Dziebowska Encyklopedia muzyczna PWM T 5 kll czesc biograficzna Krakow Polskie Wydawnictwo Muzyczne 1997 S 78 83 ISBN 978 83 224 3303 4 OCLC 164821167 polnisch Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wojciech Kilar Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Werke von und uber Wojciech Kilar im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Wojciech Kilar in der Internet Movie Database englisch Offizielle Website Website des Komponisten Der Pianist Filmkomponist Wojciech Kilar gestorben Nachruf auf Spiegel Online vom 29 Dezember 2013 Einzelnachweise Bearbeiten Camerata Silesia sings Kilar Booklet S 11 2011 DUX Recording 0856 Camerata Silesia sings Kilar Booklet S 12 2011 DUX Recording 0856 Camerata Silesia sings Kilar Booklet S 13 2011 DUX Recording 0856 Jacek Marczynski Wojciech Kilar nie zyje Memento des Originals vom 30 Dezember 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www rp pl Wojciech Kilar ist tot Rzeczpospolita Abgerufen am 29 Dezember 2013Normdaten Person GND 120890631 lobid OGND AKS LCCN n84157856 VIAF 17412230 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kilar WojciechKURZBESCHREIBUNG polnischer KomponistGEBURTSDATUM 17 Juli 1932GEBURTSORT Lwow PolenSTERBEDATUM 29 Dezember 2013STERBEORT Katowice Polen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wojciech Kilar amp oldid 237161432