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Unter dem Namen Wittorp oder Wittorf tritt im Hochmittelalter im Herzogtum Holstein eine herrschaftliche Familie auf Im Kirchspiel Neumunster siehe Amt Neumunster lag das namgebende Dorf Wittorf Bis in die 1630er Jahre ubte die Familie Wittorp grundherrschaftliche Funktionen aus besass damals ein adeliges Gut und stellte im 16 Jahrhundert die leitenden Beamten im Kirchspiel Neumunster Es gelang der Familie jedoch nicht einen geschlossenen Herrschaftsbereich aufzubauen Sie verkaufte ihre Rechte und Besitzungen im Jahr 1638 an die herzogliche Landesherrschaft Die Wittorp zahlten zu den Equites Originarii und starben 1697 aus Wappen derer von Wittorp in Siebmachers Wappenbuch 1708Wappen der holsteinischen von Wittorp 1596 nach M A EngelIn der Nahe von Luneburg liegt ebenfalls ein Dorf Wittorf dass eine adelige Familie Wittorp hervorbrachte Fur die niedersachsischen Wittorp liegen verlassliche Nachweise uber eine bedeutende Rolle spatestens ab dem 12 Jahrhundert vor 1 Dieser Artikel befasst sich ausschliesslich mit den Holsteiner Wittorp Inhaltsverzeichnis 1 Geschichtlicher Hintergrund 2 Herrschaftliche Familie und ihre Mitglieder 3 Herrschaftsbereich und Grundbesitz 4 Niedergang und Aussterben 17 Jahrhundert 5 Niedersachsische Wittorf 6 EinzelnachweiseGeschichtlicher Hintergrund BearbeitenDie Siedlungen in der Umgebung der spateren Zentren Neumunster und Bordesholm sind im fruhen Mittelalter von der Lage am Limes Saxoniae gepragt Westlich dieser Grenzlinie lagen im 12 Jahrhundert altsachsische und ostlich wendische elbslawische Siedlungen 2 Im Jahre 1111 wurde Adolf von Schauenburg vom sachsischen Herzog Lothar von Supplinburg mit der Grafschaft Holstein belehnt Das in den damaligen Urkunden als Gau Faldera bezeichnete Gebiet war ein holsteinischer Grenzgau der nordlich an Gebiete der Danen und ostlich an Gebiete der slawischen Abodriten grenzte Hier befand sich ein als Wippenthorp im Gau Faldera erwahnter Ort Der Missionar Vizelin errichtete in Wippendorf 1127 ein Stift der Augustiner Chorherren Vizelin wurde von Erzbischof Adalbert von Bremen das Recht zur Mission im Slawenland bis zur Peene verliehen 3 1141 verleiht Adalbert dem Chorherren Stift das Recht am Zehnten an einer Reihe von Dorfern Es waren die heute noch bestehenden Orte Bonebuttel Brachenfeld Gadeland Harrie siehe Grossharrie und Kleinharrie Husberg Kummerfeld Padenstedt Tasdorf Tungendorf Wippenthorp und Wittorf Wittorpund mehrere spater wust gefallene Dorfer Die Namen und fruhen Flurformen dieser Dorder lasst vermuten dass es sich meist um altsachsische Dorfgrundungen handelt 2 Es gelang dem Augustinern nicht eine einheitliche Grund Gerichts und Landesherrschaft aufzubauen E Busche halt das fur den Grund warum die Augustiner um 1330 nach Bordesholm umsiedelten Hier war Kolonisationsland das erst im 12 Jahrhundert sachsisch deutsch besiedelt wurde Im Bordesholmer Gebiet war es ihnen gelungen eine einheitliche Herrschaft aufzubauen 4 Vor einem ahnlichen Problem standen die Wittorper zwei Jahrhunderte spater Herrschaftliche Familie und ihre Mitglieder BearbeitenUber die Ursprunge der Holsteiner Wittorp vor dem 14 Jahrhundert ist wenig bekannt Hinweise auf eine Verwandtschaft mit dem Luneburg braunschweigischen Adelsgeschlecht der Wittorp ergeben sich aus den mittelholsteinischen Quellen nicht Vielmehr macht Hennings plausibel dass sich die Holsteiner Wittorp uber langere Zeit aus der ihnen rechtlich gleichgestellten Gerichts und Kirchspielgenossenschaft freier Bauern heraushoben Zentral fur ihren Aufstieg in den schleswig holsteinischen Adel war die Ubernahme der Funktion als Kirchspielvogte und Amtsleute in Neumunster 5 Wahrend Kirchspielvogte in der Regel nicht aus dem Adel kamen wurden nur Angehorige des Adels zu Amtsleuten ernannt Komplizierend kommt hinzu dass das Kirchspiel Neumunster recht unabhangig war und zwar auch zu Zeiten als es anderen Amtern zugeordnet war Teilweise wurden die Vogte des Kirchspiels auch als Amtmanner bezeichnet zumal sich beider Aufgaben weitgehend uberschnitten 6 Die Familie Wittorf tritt spatestens seit 1451 als Trager hoher Amter in Mittelholstein auf Herzog Adolf III fuhrte damals Verhandlungen im Neumunsteraner Haus von Tideken Wittorpe der als herzoglicher Amtmann bezeichnet wird Gegen Verpfandung eines Hofs in Gadeland an das Kloster Preetz wurde Tidekes Tochter Konventualin des Klosters Preetz 7 Fur 1477 ist Detleffe Wittorpe als Vogt zu Neumunster d h als weltlicher Vertreter des Kirchspiels Neumunster bezeugt Detleffe Wittorp ist Sohn von Tideken 8 Joachim Wittorp nimmt in den ersten Jahren des 16 Jahrhunderts Funktionen war die denen eines Amtmanns entsprechen ohne dass dessen Titel genannt wird 9 Jasper Wittorf wird 1521 als Amtmann bezeichnet Er hat als Vogt Anteil an den Verhandlungen zwischen danischem Konigshaus den Hansestadten und Dithmarschen 1532 ihm ist aber 1550 der Amtmann von Kiel Plon und Neumunster ubergeordnet 10 Paul us von Wittorp war in den 1590er Jahren Hofmeister im Dienste der herzoglichen Familie 11 Die Familie Wittorp wird von zeitgenossischen Quellen zu den ursprunglichen holsteinischen Adelsfamilien gezahlt 12 So erwahnt der holsteinische Chronist Andreas Angelus 1596 mehrfach die holsteinische Adelsfamilie derer von Wittorp Sie standen seiner Aussage nach als Stallmeister im Dienst von Herzog Adolf VIII Holstein Adolf I von Schleswig der von 1421 bis 1459 herrschte und von dessen Neffen dem danischen Konig Christian I Herrschaft von 1448 bis 1491 Dethleff von Wittorp sei 1581 Fahnrich gewesen 11 Insgesamt waren die Wittorf um 1600 Grundherren uber 19 Hufner und neun Katner Fur die Grundherrschaft erhielten sie Roggenheuer und Festegeld Den Wittorfern gehorte im 16 Jahrhundert auch die Schaferei in Neumunster und das Gut Brammerhof Der Brammerhof wird in der Verkaufsurkunde von 1638 bezeichnet als Adliges Gut Neumunster Uber einen Teil der Hufner und Katner waren sie auch Gerichts und Schutzherren In diesen zwei Funktionen mussten ihnen Sach und Geldleistungen gezahlt Lammer Ganse Huhner Verbittlesgeld sowie Hand und Spanndienste geleistet werden Zusammen mit der uber ein Jahrhundert lang gegebenen moglicherweise erblichen Ausubung der Amter als Vogte bzw Amtsleute ubten sie so uber einen langeren Zeitraum den grossten politischen Einfluss im Kirchspiel aus 13 Herrschaftsbereich und Grundbesitz BearbeitenDas Dorf Wittorf sudwestlich an Wippendorf Neumunster angrenzend gehort zu den altsachsischen Grundungen Es liegt nahe eine Verbindung zwischen dem Dorf Wittorf und der herrschaftlichen Familie Wittorf anzunehmen Eine Ubersicht uber die Grundherrschaft uber die Hufen Vollbauernhofe auch Saten genannt im Kirchspiel Neumunster zeigt um 1600 jedoch folgende Verteilung Anzahl Wittorfer Festehufen alle Hufen 14 Wittorf 1 von 7 Hufen Padenstedt 3 von 9 Hufen Grossenaspe 6 von 26 Hufen Grosskummerfeld 4 von 12 Hufen Husberg 2 von 7 Hufen Bonebuttel 1 von 9 Hufen Wasbek 1 von 12 Hufen Ehndorf 1 von 8 HufenInsgesamt hatten die Wittorfer damit lt Erdbuch 1606 19 von 147 Hufen im Kirchspiel inne 5 Tatsachlich gab es damit im Dorf Wittorf damals vier keiner Grundherrschaft unterworfene Freibauern auch Bonden oder freie Erben genannt Zwei weitere Hufen sowie die Wittorfer Muhle gehorten um 1600 zum Kloster Bordesholm Die Familie Wittorf hatte dort also keinen besonderen Herrschaftsschwerpunkt Die Wittorfer Burg gilt als Fluchtburg fur Einwohner des Gebiets zwischen Schwale und Stor Fur eine Nutzung als Stammsitz der herrschaftlichen Familie Wittorf gibt es kleine Belege Hennings nimmt an dass die Wittorper seit der ersten Halfte des 15 Jahrhunderts ihren Hauptwohnsitz in Neumunster hatten Hier waren holsteinische Grafen und Herzoge bei den Wittorps zu Gast gewesen 1637 brannte das Haus auf dem heutigen Grundstuck Grossflecken 40 nieder und wurde von der Familie nicht wieder aufgebaut 5 Niedergang und Aussterben 17 Jahrhundert BearbeitenTrotz des erheblichen Grundbesitzes und der starken Stellung in der Amts bzw Kirchspielverwaltung im 15 und 16 Jahrhundert gelangt den Wittorfern keine durchgreifende Konsolidierung ihres Einflusses Insbesondere konnten sie die von ihnen abhangigen Bewohner des Kirchspiels nicht in eine Form der Leibeigenschaft zwingen Es entsteht kein adeliges Gut mit Leibeigenen oder Horigen wie sie es vermutlich abgestrebt hatten Ein Grund liegt nach E Busche im Widerstand der freien keiner Grundherrschaft unterworfenen Bauern Bonden mit Hufen aus altsachsischer Zeit Im Jahre 1593 bot Paul Wittorp samtliche Besitz und Herrschaftsrechte dem herzoglichen Landesherrn zum Kauf an 5 1638 gingen diese Rechte fur 12 500 Reichstaler an den Herzog von Schleswig Holstein 1648 49 nahm der Landesherr nach Umwandlung aller Naturalabgaben in Geld 617 Reichstaler pro Jahr aus den ehemaligen wittorfschen Besitzungen ein Die uradlige Familie Wittorp starb 1697 aus siehe Liste der holsteinischen Equites Originarii Niedersachsische Wittorf Bearbeiten nbsp Wappen der niedersachsischen von WittorfDas Stammhaus der bereits seit dem 12 Jahrhundert nachgewiesenen niedersachsischen Adelsfamilie Wittorp lag in Wittorf einem Dorf in der Nahe von Bardowick wenige Kilometer von Luneburg entfernt 1 Einzelnachweise Bearbeiten a b Artikel Wittorp In Grosses vollstandiges Universal Lexicon aller Wissenschaften und Kunste J H Zedler 1748 S 1918 1936 google com abgerufen am 10 Marz 2022 a b Ernst Busche Flecken und Kirchspiel Neumunster Ein Beitrag zur Sozial Wirtschafts und Verwaltungsgeschichte Mittelholsteins bis zur Mitte des 18 Jahrhunderts Karl Wachholtz Verlag Neumunster 1968 S 18 27 Rudolf Ullemeyer Zeittafel zur Geschichte Neumunsters 1125 1961 Mit Leittexten u Bibliographie Leuschner Neumunster 1963 S 10 dnb de abgerufen am 12 April 2020 Ernst Busche Flecken und Kirchspiel Neumunster Ein Beitrag zur Sozial Wirtschafts und Verwaltungsgeschichte Mittelholsteins bis zur Mitte des 18 Jahrhunderts Karl Wachholtz Verlag Neumunster 1968 S 89 a b c d Hans Harald Hennings Das holsteinische Adelsgeschlecht Wittorp und sein Adliges Gut Neu munster Fortsetzung und Schluss In Zeitschrift der Gesellschaft fur Schleswig Holsteinische Geschichte Band 94 Karl Wachholtz Verlag Neumunster 1967 S 13 130 Ernst Busche Flecken und Kirchspiel Neumunster Ein Beitrag zur Sozial Wirtschafts und Verwaltungsgeschichte Mittelholsteins bis zur Mitte des 18 Jahrhunderts Karl Wachholtz Verlag Neumunster 1968 S 122 127 Tideke Wittorp verpfandet sein Gut im Dorfe Gadelande an das Kloster Preetze 1461 In Urkundensammlung der Gesellschaft fur schleswig holstein lauenburgische Geschichte Band 1 1839 S 323 324 644 google com abgerufen am 10 Marz 2022 Ernst Busche Flecken und Kirchspiel Neumunster Ein Beitrag zur Sozial Wirtschafts und Verwaltungsgeschichte Mittelholsteins bis zur Mitte des 18 Jahrhunderts Karl Wachholtz Verlag Neumunster 1968 S 91 122 127 Ernst Busche Flecken und Kirchspiel Neumunster Ein Beitrag zur Sozial Wirtschafts und Verwaltungsgeschichte Mittelholsteins bis zur Mitte des 18 Jahrhunderts Karl Wachholtz Verlag Neumunster 1968 S 122 127 Ernst Busche Flecken und Kirchspiel Neumunster Ein Beitrag zur Sozial Wirtschafts und Verwaltungsgeschichte Mittelholsteins bis zur Mitte des 18 Jahrhunderts Karl Wachholtz Verlag Neumunster 1968 S 122 127 a b Andreas Angelus Artikel Von denen von Wittorp In Andreas Angelus Hrsg Holsteinische Chronica Darinnen ordentliche Warhaftige Beschreibung der Adelichen Geschlechter beneben derselben Wapen Stam m Register vnnd Bildnissen So wol auch Woher die Stadte den Namen haben Wo sie gelegen Wenn vnd von wem sie erbawet Gross 1596 google com abgerufen am 10 Marz 2022 Johannes von Schroder Topographie des herzogthums Holstein des furstenthums Lubeck und der freien und Hanse stadte Hamburg und Lubeck C Franckel 1841 google de abgerufen am 15 Oktober 2021 S 66 Ernst Busche Flecken und Kirchspiel Neumunster Ein Beitrag zur Sozial Wirtschafts und Verwaltungsgeschichte Mittelholsteins bis zur Mitte des 18 Jahrhunderts Karl Wachholtz Verlag Neumunster 1968 S 90 91 Zitat S 91 Ernst Busche Flecken und Kirchspiel Neumunster Ein Beitrag zur Sozial Wirtschafts und Verwaltungsgeschichte Mittelholsteins bis zur Mitte des 18 Jahrhunderts Karl Wachholtz Verlag Neumunster 1968 S 87 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wittorp holsteinisches Adelsgeschlecht amp oldid 223879381