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Wilhelm Scheuermann geboren 21 Juli 1879 in Glatz Deutsches Reich gestorben 13 August 1945 in Barraux Frankreich war ein deutscher Journalist und archaologischer Laienforscher 1 Wilhelm Scheuermann 1917 Paul Irmler Wilhelm Scheuermann Exlibris um 1901 Einer der Fotobeitrage fur Des Deutschen Vaterland 1913 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWilhelm Scheuermann war der Sohn des Verwaltungsbeamten Paul Scheuermann und der Maria Johanna Schmidt Er hatte zwei Schwestern die beide Lehrerinnen wurden Sein Vater wurde Anfang der 1880er Jahre als Ministerialsekretariatsassistent nach Strassburg im Reichsland Elsass Lothringen versetzt Scheuermann galt dort als Altdeutscher er hingegen behauptete spater dass seine Familie aus dem Elsass stamme 2 Er besuchte das protestantische Jean Sturm Gymnasium begeisterte sich schon fruh fur die Archaologie und sammelte als Jugendlicher Objekte aus dem Bodenaushub Strassburger Baustellen als die kommunale Denkmalpflege sich noch nicht darum kummerte Scheuermann studierte Naturwissenschaften an der Kaiser Wilhelm Universitat Strassburg ohne den angestrebten Abschluss zum Pharmazeuten zu erreichen und besuchte daneben Vorlesungen beim Mediavisten Rudolf Henning und beim Archaologen Eduard Thraemer 1898 1900 nahm er an Ausgrabungen von Robert Forrer auf dem Odilienberg in Achenheim und Stutzheim teil und war an der Publikation der Grabungsergebnisse beteiligt Eine eigene Grabung fuhrte er im Sommer 1899 mit Unterstutzung der Strassburger Altertumsgesellschaft auf dem Koepfel durch Scheuermann erwarb auch private Funde auf dem weitgehend ungeregelten Markt und legte fur seine standig wachsende Sammlung Verzeichnisse an die allerdings im Zweiten Weltkrieg verloren gingen Er sammelte daneben alles was irgendwie mit der Natur und Kulturgeschichte des Elsass zusammenhing und behauptete spater dass er im Altreich die grosste elsasser Sammlung besitze Scheuermann schrieb Kunst und Literaturkritiken fur die Strassburger Tageszeitung Der Elsasser und gab mit dem befreundeten Maler Henri Loux den kurzlebigen Neuen Elsasser Bilderbogen heraus 1906 zog er nach Berlin und arbeitete die nachsten 25 Jahre als festangestellter Kulturredakteur fur die uberregionale Deutsche Tageszeitung DTZ die im Kaiserreich dem politisch und gesellschaftlich reaktionaren Alldeutschen Verband nahestand und in der Weimarer Republik der antirepublikanischen antidemokratischen und antisemitischen Deutschnationalen Volkspartei DNVP 1907 heiratete Scheuermann Frieda Hempel sie hatten vier Kinder und lebten ab 1910 in Berlin Lichterfelde Scheuermann sorgte 1913 mit seinen nationalistischen Kritiken in der DTZ mit dafur dass Gerhart Hauptmanns Festspiel in deutschen Reimen in der Breslauer Jahrhunderthalle abgesetzt wurde 3 1914 heizte er die allgemeine Kriegseuphorie an fur sich selbst konnte er es mit einem vorgeblichen Herzleiden 4 vermeiden eingezogen zu werden Er wurde als einer der wenigen Kriegsberichterstatter beim Grossen Hauptquartier GH in Charleville zugelassen von wo er im Laufe des Krieges an die 400 Berichte von der Westfront mit der Feldpost an die DTZ schickte sowie weitere Berichte als Drahtmeldungen 200 Zeitungen im Reich druckten seine durch die Zensur gegangenen Berichte Scheuermann machte auch Fotoaufnahmen die er in seinem Buchlein uber Mezieres Charleville veroffentlichte Scheuermann wurde fur seine Berichterstattung im Sinne der Heeresleitung mit dem Eisernen Kreuz II Klasse ausgezeichnet und erhielt ausserdem den Albrechts Orden das Lippesche Verdienstkreuz das Oberschlesier Kreuz und das Karntner Kreuz 5 Nach der deutschen Kapitulation 1918 wurden Scheuermanns Eltern als Altdeutsche aus dem Elsass das nun wieder zum franzosischen Staat gehorte ausgewiesen Scheuermann erwarb 1919 mit einem Bankkredit in Freienbrink in Brandenburg ein Obstgut mit einem 1896 gebauten Gutshaus in dem er seine Bibliothek und seine zusammengekauften Sammlungen lagern konnte Scheuermann berichtete fur die DTZ von der Weimarer Nationalversammlung und gehorte Ende April 1919 zu den ausgewahlten deutschen Journalisten die die deutschen Delegierten zu den Friedensverhandlungen in Versailles begleiten durften 6 In Frankreich wurde Scheuermann beschuldigt wahrend der deutschen Besetzung Frankreichs Antiquitaten aus seiner vom deutschen Militar requirierten Dienstwohnung entwendet zu haben 7 und wurde am 24 Juni inhaftiert Da die deutsche Delegation diplomatischen Protest einlegte und weil der franzosische Ministerprasident Georges Clemenceau an einer baldigen deutschen Vertragsunterzeichnung interessiert war wurde Scheuermann bereits am 26 Juni aus der Untersuchungshaft entlassen 8 Gleichwohl verfolgte ihn nun das Odium des Raubers und Kriegsgewinnlers und er wurde von Siegfried Jacobsohn im Juli und August 1919 in der Weltbuhne vorgefuhrt woraufhin Scheuermann das Recht einer Gegendarstellung Es ist unwahr wahr ist gemass Reichspressegesetz eingeraumt werden musste Scheuermann gewann im Gegenzug Beleidigungsprozesse gegen Jacobsohn und den ehemaligen Kriegsberichterstatter Paul Schweder sowie gegen den Redakteur der SPD Zeitung Vorwarts Alfred Scholz und den Journalisten Erich Kohrer 9 Scheuermann berichtete fur die DTZ 1924 vom Hitler Ludendorff Prozess aus Munchen mit offener Parteinahme fur die Angeklagten vom Haarmann Prozess aus Hannover vom Tscheka Prozess in Leipzig und vom Barmat Prozess aus Berlin 10 1925 war Scheuermann als Korrespondent der DTZ in Locarno und wurde von Emery Kelen auf dem Ausflugsdampfer in der Diskussion mit Aristide Briand gezeichnet 11 Scheuermann engagierte sich gemeinsam mit seinem DTZ Redaktionskollegen Erich Metzger der in Berlin Lichterfelde wohnte fur die Tageszeitung Gubener Tageblatt die 1806 gegrundete und damit alteste Zeitung der Niederlausitz die seit 1876 als Tageszeitung erschien 12 Im September 1929 grundete Scheuermann gemeinsam mit Metzger die Verlagsgesellschaft Niederlausitz mbH Sitz Guben mit jeweils 15 000 Reichsmark Gesellschaftsanteil Sie brachten in die GmbH auch ihre handelsgerichtlich nicht eingetragene Firma Gubener Tageblatt Verlagsgesellschaft die Druckerei und Verlag des Gubener Tageblatts betrieb in die neue GmbH mit 45 000 Reichsmark Stammkapital ein Die GmbH ubernahm damit den gesamten Zeitungsbetrieb Als Geschaftsfuhrer beriefen sie Generalmajor a D Karl Schmidt Klewitz aus Berlin Friedenau 13 14 Das Grundungsmotiv ist nicht klar zumal eine operative Tatigkeit von Scheuermann Metzger und Schmidt Klewitz wohl kaum beabsichtigt war Vermutlich stellten sie sich als Strohmanner zur Verfugung ob als privater Freundschaftsdienst oder fur geschaftliche Interessen Im Juli 1930 beriefen die Gesellschafter Schmidt Klewitz als Geschaftsfuhrer ab und beriefen zwei Nachfolger den Gubener Journalisten Hans Krieger vermutlich Alleinredakteur und Drucker des Blattes und den Gubener Kaufmann Oskar Lachmann 15 Offenbar geriet die Verlagsgesellschaft Niederlausitz in einen Streit mit dem fruheren Verlag Gubener Tageblatt GmbH weil Ko Geschaftsfuhrer Krieger weiterhin die alten Satz Stereotypie und Druckmaschinen des Gubener Tageblatts nutzte Die Gubener Tageblatt GmbH in Liquidation liess die Maschinen bei der Verlagsgesellschaft Niederlausitz durch den Gerichtsvollzieher pfanden und verklagte Krieger im Februar 1933 16 17 Lachmann war judischer Herkunft Im Zuge der Hinausdrangung judischer Journalisten und Verleger schied er 1934 als Geschaftsfuhrer aus 18 In einem Verzeichnis von 1934 listete Erich Unger der Pressewart und Schulungsleiter im NSDAP Gau Gross Berlin war die zum 1 Januar 1934 bestehenden NSDAP Parteizeitungen auf Als Nr 2645 fuhrte er das Gubener Tageblatt Adresse Uferstr 4 19 Das war ein noch relativ fruher Zeitpunkt der nationalsozialistischen Politik der Konzentration und Ausdunnung der Presselandschaft Scheuermanns Geschaftspartner Metzger war zu diesem Zeitpunkt bereits Hauptschriftleiter Chefredakteur des Berliner Lokal Anzeigers im vom Hugenberg Konzern kontrollierten Verlag August Scherl geworden durfte also keinerlei berufliches oder wirtschaftliches Interesse gehabt haben Die Ubernahme dieser kleinen Provinzzeitung durch einen NSDAP Verlag durfte sehr einfach und gerauschlos vor sich gegangen sein Das Ziel war vermutlich von vornherein die Kleinzeitung vom Markt zu nehmen um die grossere NSDAP Gauzeitung zu starken Das Gubener Tageblatt erschien letztmalig am 30 April 1936 12 In der Weltwirtschaftskrise wurde Scheuermann 1932 vom Verleger der DTZ Helmut Rauschenbusch abgebaut und wurde arbeitslos Da auch sein Bauernhof der von Frau und Sohn bewirtschaftet wurde von der Deflation betroffen war hatte Scheuermann grosse finanzielle Probleme die noch gesteigert wurden als er Kredite nicht bedienen konnte Er widmete sich der Schriftstellerei volkischer Themen befeuerte die allgemeine Spintisiererei uber das Germanentum und schrieb eine Broschure uber das Hakenkreuz die nach der Machtubergabe an die Nationalsozialisten 1933 von Ernst Rowohlt verlegt wurde Der Pestalozzi Frobel Verlag in Leipzig produzierte mit Scheuermann eine Lehrtafel zum Hakenkreuz Bei Rowohlt erschien im Fruhjahr 1933 auch ein von Scheuermann zusammengestellter Fotoband zur Nationalsozialistischen Revolution unter dem Titel Ein Volk steht auf Ende 1933 erhielt Scheuermann die Max Eyth Denkmunze der Deutschen Landwirtschafts Gesellschaft Scheuermann versaumte es als Deutschnationaler zeitig der NSDAP beizutreten und hatte daher Schwierigkeiten sich als Kandidat fur eine feste Stelle bei einer der spriessenden nationalsozialistischen Organisationen wie Ahnenerbe zu empfehlen auch gelang es ihm nicht wenigstens Teile seiner umfangreichen Sammlungsbestande in dem nationalsozialistischen Umfeld zu platzieren 20 Im Zweiten Weltkrieg ging Scheuermann nach dem Westfeldzug 1940 wieder ins Elsass und versuchte sich der deutschen Zivilverwaltung und den NSDAP Parteiorganisationen anzudienen Er arbeitete als freiberuflicher Redakteur fur die Strassburger Neuesten Nachrichten und erhielt ab 1941 eine gutdotierte Stelle im Stadtarchiv Fur die Stadt Strassburg erwarb er Nachlassrelikte Oberlins von dessen Urenkel Nach der Befreiung Strassburgs durch die Alliierten wurde Scheuermann im Dezember 1944 vom franzosischen Befehlshaber Jacques Fernand Schwartz aus seiner Beschaftigung bei der Stadt formell entlassen Scheuermann kam am 15 Dezember 1944 in Internierungshaft zunachst im von den Franzosen umgewidmeten Lager Natzweiler Struthof und dann im Fort Barraux wo er im August 1945 an Unterernahrung starb Sein Leichnam wurde spater in die Kriegsgraberstatte Dagneux umgebettet Scheuermanns Buchersammlung die viele Alsatica enthielt wurde nach seinem Ableben an verschiedene Institute in Strassburg verteilt die archaologischen Objekte die er 1940 nach Strassburg gebracht hatte gingen an das Musee archeologique de Strasbourg Die noch in Freienbrink verwahrten Kisten mit archaologischen Funden wurden zwischengelagert verwahrlosten und gingen schliesslich 1954 an das Markische Museum in Ostberlin ohne dort aufgearbeitet zu werden seine Schmetterlingssammlung wurde durch Mottenfrass zerstort Schriften Auswahl Bearbeiten nbsp Franzosische Mordbrenner am deutschen Rhein Der Verwuster der Pfalz Melac 1923 Hermann Muller Bohn Hrsg Des Deutschen Vaterland Stuttgart Belser 1913 darin ein Beitrag zum Elsass und einige Fotos von Scheuermann Mezieres Charleville Ein Fuhrer durch Mezieres Charleville und die nachste Umgebung Charleville Gazette des Ardennes 1917 Franzosische Mordbrenner am deutschen Rhein Der Verwuster der Pfalz Melac Berlin Deutscher Schutzbund 1923 Woher kommt das Hakenkreuz Berlin Rowohlt 1933 Deutsche Wappenkunde Leipzig Pestalozzi Frobel Verlag 1935 Nationalheiligtum Tannenberg Leipzig Pestalozzi Frobel Verlag 1936 Ein Mann mit Gott Das Lebenswerk Joh Friedr Oberlins Berlin Rowohlt 1937 Elsassisches Merkbuchlein fur alle Tage des Kalenderjahres Strassburg Hunenburg Verlag 1942Literatur BearbeitenHenning Gans Der Hund bei Epona eine reitende Matrone aus der Sammlung Wilhelm Scheuermann in Trierer Zeitschrift Archaologie und Kunst des Trierer Landes und seiner Nachbargebiete 69 70 2006 07 S 137 165 Digitalisat Henning Gans Civis Germanus sum Wilhelm Scheuermann oder Die Tragik eines alldeutschen Journalisten Leipzig Universitatsverlag 2018 ISBN 978 3 96023 200 1 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Wilhelm Scheuermann im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Henning Gans Civis Germanus sum 2018 S 279 Henning Gans Civis Germanus sum 2018 S 592 Henning Gans Civis Germanus sum 2018 S 356 Henning Gans Civis Germanus sum 2018 S 367 er selbst bezeichnete sich 1941 als Frontkampfer siehe S 644 Henning Gans Civis Germanus sum 2018 S 423 Henning Gans Civis Germanus sum 2018 S 454ff Henning Gans Civis Germanus sum 2018 S 378 Verhaftung des Berichterstatters Scheuermann in Versailles Gemeinsame Sitzung des Reichskabinetts mit dem Preussischen Staatsministerium vom 26 Juni 1919 11 Uhr Henning Gans Civis Germanus sum 2018 S 540ff Henning Gans Civis Germanus sum 2018 S 575 581 Henning Gans Civis Germanus sum 2018 Abbildung S 584 a b Gubener Tageblatt alteste Zeitung der Niederlausitz ZDB ID 824471 6 Das Amtsgericht Amtsgericht Guben Handelsregister B Nr 90 Berliner Borsen Zeitung 8 November 1929 S 10 Zeitungsportal Deutscher Reichsanzeiger Nr 268 S 5 15 November 1929 Digitalisat Guben Handelsregister B Nr 90 Verlagsgesel Niederlausitz mbH Deutscher Reichsanzeiger Nr 200 28 August 1930 S 7 Digitalisat Offentliche Zustellung Gubener Tageblatt G m b H in Liquidation in Guben vertreten durch Liquidator Oskar Gartner Deutscher Reichsanzeiger Nr 49 27 Februar 1933 S 3 Digitalisat Die Gubener Tageblatt GmbH war schon 1933 in Liquidation Die Firma erlosch 1930 Guben Handelsregister 37546 B113 Gubener Tageblatt GmbH Die Liquidation ist beendet Die Firma ist erloschen Guben den 12 Oktober 1939 Deutscher Reichsanzeiger Nr 249 25 Oktober 1939 S 6 Digitalisat Guben Handelsregister Abt B Nr 90 Verlagsgesellschaft Niederlausitz mbH Guben Deutscher Reichsanzeiger Nr 92 S 20 April 1934 S 10 Digitalisat Erich Unger Das Schrifttum zum Aufbau des neuen Reiches 1919 1 1 34 Uwe Berg Verlag und Antiquariat Toppenstedt 1983 Reproduktion Faksimile ursprunglich Junker und Dunnhaupt Verlag Berlin 1934 S 140 Google Books Henning Gans Civis Germanus sum 2018 S 604 612 Normdaten Person GND 117224405 lobid OGND AKS LCCN no2011121104 VIAF 312565690 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Scheuermann WilhelmKURZBESCHREIBUNG deutscher JournalistGEBURTSDATUM 21 Juli 1879GEBURTSORT KlodzkoSTERBEDATUM 13 August 1945STERBEORT Barraux Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Scheuermann amp oldid 234193675