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Der Weinbau in Stuttgart umfasst 423 Hektar Rebflache gut zwei Prozent der Stadtflache Die baden wurttembergische Landeshauptstadt Stuttgart liegt im klimatisch begunstigten Neckartal und zahlt zu Deutschlands grossten Weinbaugemeinden In 16 der 23 Stadtbezirke wird Weinbau betrieben von den meisten der ca 500 Betriebe im Nebenerwerb Landwirtschaftliche Betriebe im engeren Sinne bewirtschafteten 358 ha Stand 2007 1 Die Anbauflache verteilt sich auf 18 Einzellagen die alle zur Grosslage Weinsteige gehoren Bewirtschaftet werden grossenteils Steillagen 71 Prozent der Produktion entfallen auf Rotwein 295 ha von insgesamt 415 ha bestockter Rebflache 2 Steillagen des Zuckerle zwischen Cannstatt und MuhlhausenWeinberge am PragsattelInhaltsverzeichnis 1 Klima und Geologie 2 Rebsorten 3 Weinlagen 4 Erzeuger 4 1 Genossenschaften 4 2 Private Weinguter 4 3 Stadtisches Weingut 5 Geschichte 6 Weinkultur 7 Literatur 8 Weblinks 9 QuellenangabenKlima und Geologie BearbeitenDas gesamte Anbaugebiet Wurttemberg liegt in einer Ubergangszone zwischen atlantischem und kontinentalem Klima Das Neckartal profitiert vom mildernden Einfluss des Flusses Aufgrund seiner Lage im Regenschatten des Nordschwarzwaldes ist Stuttgart einer der Orte in Deutschland mit der hochsten Sonneneinstrahlung 3 Mit einer 230 240 Tage langen Vegetationsperiode Durchschnittstemperatur uber 5 C besitzt Stuttgart die langste Wachstumszeit in ganz Wurttemberg Nachteilig fur den Weinbau ist lediglich die hohe Gefahr von Hagelschlag gegen den ein bis zwei Hagelflieger zum Einsatz kommen Geologisch gehoren die Stuttgarter Weinbergslagen uberwiegend dem Keuper an Lediglich im Nordosten des Stadtgebietes Bad Cannstatt Muhlhausen dominiert der Muschelkalk Aufgrund der Steilheit der Lagen ist die Bodenschicht aus den Verwitterungsprodukten des Unterbodens Mergel und sandiger bis toniger Lehm recht dunn Die Reben mussen deshalb ihre Wurzeln bis in das Muttergestein hineintreiben Rebsorten BearbeitenDer wurttembergischen Tradition folgend dominiert auch in Stuttgart der Rotwein Zu Anfang der 1990er Jahre waren 62 5 Prozent der 400 Hektar mit roten Rebsorten bepflanzt Allein auf den Trollinger entfielen 190 ha 15 ha beanspruchte der Spatburgunder Wachsende Bedeutung gewinnt inzwischen der Dornfelder Daneben sind noch Lemberger Heroldrebe Samtrot Muskat Trollinger und Sankt Laurent zu nennen In jungster Zeit wurden auch Merlot und Cabernet Sauvignon gepflanzt eine Reaktion auf die wachsende Nachfrage nach korperreichen Rotweinen Das typischerweise trockene und sonnige Herbstwetter lasst auch diese aus weit sudlicher gelegenen Weinbaugebieten stammenden Rebsorten noch ausreifen Ihr Qualitatspotenzial ist allerdings schwer zu beurteilen da diese Rebanlagen noch sehr jung sind nbsp Flurbereinigter Uhlbacher Gotzenberg nbsp Mauerterrassen des Cannstatter ZuckerleIn den letzten Jahrzehnten hat der Weisswein wieder an Boden gewonnen 1950 waren uber 90 Prozent mit Rotweinreben bestockt Unter den weissen Rebsorten ist der Riesling fuhrend er nahm Anfang der 1990er Jahre 65 ha ein 40 ha entfielen auf den Muller Thurgau Daneben werden noch Silvaner Kerner Weissburgunder und Gewurztraminer in grosserem Umfang kultiviert Neuerdings gewinnen auch Chardonnay und Sauvignon Blanc an Raum Weinlagen BearbeitenDie Stuttgarter Weinbergslagen bilden zusammen mit denjenigen der Stadt Esslingen am Neckar und Teilen der Fellbacher Weinberge die Grosslage Weinsteige Letztere findet sich allerdings nur selten auf Etiketten da die Stuttgarter Weine in der Regel ohnehin nur aus einer Einzellage stammen Vor dem Lagennamen wird der Stuttgarter Ortsteil vermerkt also z B Cannstatter Zuckerle oder Unterturkheimer Altenberg Lediglich die in den inneren Stadtbezirken gewachsenen Weine durfen sich als Stuttgarter bezeichnen Die einst ausgedehnten Weinberge an den Hangen des Stuttgarter Kessels sind weitgehend dem Wachstum der Grossstadt und den entsprechend hohen Bodenpreisen zum Opfer gefallen So vereint die Monchhalde neben einem grosseren Weinberg an der Birkenwaldstrasse drei kleine weit voneinander entfernte Parzellen an der Karlshohe an der Neuen Weinsteige und am Hasenberg Letztere ist der Rest der fruheren Sudlagen Afternhalde Wanne und Gebelsberg Die am Neckar gelegenen Stadtteile Hedelfingen Oberturkheim Unterturkheim Uhlbach und Rotenberg besitzen hingegen grosse zusammenhangende Weinbergflachen Diese stark ansteigenden Lagen wurden im Rahmen von Flurbereinigungen in grossere Terrassen umgewandelt und durch parallel zum Hang verlaufende Wirtschaftswege erschlossen Die steilsten Lagen Stuttgarts Cannstatter Zuckerle Degerlocher Scharrenberg und der in Rohracker gelegene Teil des Lenzenbergs besitzen hingegen nach wie vor ihre Mauerterrassen Aufgrund des besonders gunstigen Klimas zahlen einige Stuttgarter Lagen zu den besten Wurttembergs Besonderen Ruf geniessen neben der Stuttgarter Monchhalde die Unterturkheimer Lagen Herzogenberg Monchberg und Schlossberg der Uhlbacher Gotzenberg sowie das Cannstatter Zuckerle die Cannstatter Halde und Besigheim nbsp Der KriegsbergKuriositaten bilden der nur wenige hundert Meter vom Hauptbahnhof gelegene Kriegsberg der von der Stuttgarter IHK und der Landesbausparkasse bewirtschaftet wird sowie der Hohenheimer Schlossberg der als Versuchsgut der Landwirtschaftlichen Fakultat der Universitat Hohenheim dient Der teilweise auch auf Fellbacher Gemarkung gelegene Unterturkheimer Gips ist ein ehemaliger Gipssteinbruch dessen ausgebeutete Flachen sukzessive wieder bestockt wurden Stuttgarter Weinlagen von der Stadtmitte aus im Uhrzeigersinn Lagenname Stadtteile Flache ha Ausrichtung Steilheit BodenartMonchhalde Stuttgart Bad Cannstatt 5 West Sudost Ost kleine isolierte Lagen steil Keuper Verwitterungtoniger Lehm lehmiger TonKriegsberg Stuttgart 1 5 Sud Sudost steil Keuper Verwitterunglehmiger TonBerg Stuttgart Wangen Munster Bad Cannstatt Feuerbach Zuffenhausen 90 Sudwest Sud Sudost massig geneigt bis steil Keuper Verwitterungtoniger Lehm lehmiger TonHalde Bad Cannstatt 3 5 Sudwest stark geneigt bis steil Muschelkalk Verwitterungtoniger LehmZuckerle Bad Cannstatt Munster Hofen Muhlhausen 20 West Sud Sudost steile Mauerterrassen Muschelkalk Verwitterungtoniger Lehm lehmiger TonSteinhalde Bad Cannstatt Munster Muhlhausen 20 Sudwest Sud Ost vorwiegend steil terrassiert Muschelkalk Verwitterungtoniger Lehm lehmiger TonMonchberg Unterturkheim Fellbach 50 West Sud Sudost schwach geneigt bis steil Keuper Verwitterungleichter Mergel sandiger Lehm lehmiger TonHerzogenberg Bad Cannstatt Unterturkheim 15 West Sudwest Sud leicht bis stark geneigt Keuper Verwitterungtoniger LehmGips Unterturkheim Fellbach 10 Sudwest Sud massig geneigt Gipskeuper Verwitterungtoniger Lehm lehmiger TonAltenberg Unterturkheim 23 Sudwest Sud steil Keuper Verwitterungleichter Mergel lehmiger Sand lehmiger TonSchlossberg Rotenberg Uhlbach Unterturkheim 40 Sudwest Sud Sudost leicht geneigt bis steil Keuper Verwitterungmergeliger bis sandiger LehmGotzenberg mit Steingrube Uhlbach 70 West Sud steil Keuper Verwitterungsandiger bis toniger LehmKirchberg Oberturkheim 22 West Sudwest Sudost steil Keuper Verwitterungleichter Mergelkies bis toniger LehmAilenberg Oberturkheim Esslingen 28 West Sudwest steil Keuper Verwitterungleichter Mergelkies bis toniger LehmLenzenberg Hedelfingen Rohracker 27 Sudwest Sud stark geneigt teils steile Terrassen Keuper Verwitterungtoniger Lehm schwerer LettenSchlossberg Hohenheim 3 7 Sud massig geneigt Lehm auf Schwarzem JuraSchnarrenberg Bad Cannstatt 3 5 Sudwest steil terrassiert Keuper Verwitterungtoniger Lehm lehmiger TonAbelsberg Stuttgart Gablenberg Gaisburg 3 West Sudost kleine isolierte Lagen massig bis stark geneigt Keuper Verwitterungtoniger Lehm lehmiger TonErzeuger BearbeitenGenossenschaften Bearbeiten Genossenschaft Grundung Mitglieder Rebflache ha Bad Cannstatt 1923 70 45Hedelfingen 1955 40 11 5Rotenberg Uhlbach 1936 1906 214 120Rohracker 1919 37 8Unterturkheim 1887 91 95Der grosste Teil der Stuttgarter Weine wird von den funf Winzergenossenschaften erzeugt Zu ihren Mitgliedern zahlen nicht zuletzt die vielen Nebenerwerbswinzer Die Produktion ist im Wesentlichen fur den lokalen Markt bestimmt weshalb der traditionelle Trollinger uberwiegt Auf eine Verschiebung der Nachfrage haben die grosseren Genossenschaften jedoch mit neuen Produktlinien reagiert Internationale Rebsorten Ertragsbeschrankung und moderne Kellerverfahren einschliesslich des Barriqueausbaus gehoren heute zum Repertoire An der Spitze dieser Bewegung steht die Weinmanufaktur Unterturkheim eine Genossenschaft die sich seit 2001 Weinmanufaktur nennt Ihr Kellermeister Jurgen Off wurde vom Gault Millau zum Gutsverwalter des Jahres 2005 gewahlt Durch die Verleihung der dritten Traube im Gault Millau 2009 hat die Weinmanufaktur Unterturkheim den Aufstieg ins wurttembergische Oberhaus geschafft Dieser Erfolg uberzeugte auch die Nachbarn Die Oberturkheimer Genossen votierten 2004 einstimmig fur den Anschluss an die Weinmanufaktur Im Jahr 2007 schlossen sich die Weingartnergenossenschaften Uhlbach und Rotenberg zum Collegium Wirtemberg Weingartner Rotenberg amp Uhlbach e G zusammen Ihre Weine werden in der Kelter Fleckensteinbruch am Ortsrand von Unterturkheim bereitet Die Weingartnergenossenschaft Hedelfingen ist in ihrer genossenschaftlichen Struktur eine der kleinsten Genossenschaft im Grossraum Stuttgart nbsp Unterturkheimer Altenberg am Fuss des WurttembergsPrivate Weinguter Bearbeiten Die meisten der privaten Stuttgarter Weinguter produzieren nur kleine Mengen die entweder in der angeschlossenen Besenwirtschaft oder aber in ortlichen Weinstuben ausgeschenkt werden Nur wenige geniessen uberregionale Bekanntheit Vier Guter mit Stuttgarter Lagen sind Mitglieder des Verbands Deutscher Pradikatsweinguter VDP Das in Fellbach ansassige Weingut Aldinger bewirtschaftet insgesamt 23 ha darunter als Monopollage den Unterturkheimer Gips 9 6 ha 24 entfallt auf Riesling 19 auf Trollinger je 12 auf Rote Burgunder und Lemberger der Rest auf Sauvignon Blanc Weissburgunder Cabernet Rebsorten und Merlot Dem Unterturkheimer Weingut Wohrwag gehort der Unterturkheimer Herzogenberg 15 ha im Alleinbesitz Auf insgesamt 18 5 ha wachsen 35 Prozent Riesling 20 Prozent Trollinger und je 10 Prozent Lemberger und Merlot der Rest entfallt auf Grau und Weissburgunder Sauvignon Blanc Muskateller Spatburgunder und Cabernet Sauvignon Das zur Hofkammer des Hauses Wurttemberg gehorende Weingut Herzog von Wurttemberg in Ludwigsburg besitzt 7 5 ha im Unterturkheimer Monchberg am Wurttemberg Als Lagenweine werden Lemberger und Spatburgunder angeboten Das Fellbacher Weingut Rainer Schnaitmann bewirtschaftet nicht nur Fellbacher Lagen sondern auch kleinere Flachen im Uhlbacher Gotzenberg und im Unterturkheimer Altenberg Ersterer liefert sogar ein Grosses Gewachs Weitere qualitatsorientierte Guter sind Weingut Diehl 5 4 ha Rotenberg Schlossberg Weingut Warth 10 ha Rotenberg Altenberg und Monchberg Weingut Markus Schwarz 8 6 ha Unterturkheim Altenberg und Monchberg Wein und Sektgut Christel Currle 8 5 ha Uhlbach Gotzenberg Weingut Gerhard Schwarz 2 5 ha Unterturkheim Altenberg und Monchberg Weingut Peter Mayer Jagerhof 3 3 ha Burgholzhof Cannstatter Berg Weingut Albert und Konrad Zaiss 11 ha Oberturkheim Kirchberg Weingut Bauer 4 ha Bad Cannstatt Lagen Cannstatter Berg und Zuckerle Feuerbacher Berg nbsp Weinbaumuseum UhlbachStadtisches Weingut Bearbeiten nbsp Logo des Weinguts der Stadt Stuttgart Hauptartikel Weingut der Stadt Stuttgart Seit 1949 besteht das Weingut der Stadt Stuttgart Zuvor wurde der Ertrag der stadtischen Weinberge versteigert Die Kellerei befindet sich in einem ehemaligen Luftschutzbunker in Bad Cannstatt Das Gut bewirtschaftet 17 4 ha in der Stuttgarter Monchhalde u a an der Karlshohe und der Neuen Weinsteige dem Cannstatter Berg und dem Cannstatter Zuckerle Mit der Pflege von zusammen 4 9 ha terrassierten Steillagen leistet die Stadt ihren Beitrag zum Erhalt dieser Kulturdenkmaler Qualitativ haben sich die Weine in den letzten Jahren deutlich verbessert Im Jahr 2007 wurde durch den Verkauf von 124 000 Litern Wein ein Umsatz von 700 000 Euro erzielt das Weingut schreibt damit rote Zahlen Als Ausweg schlug ein von der Stadt beauftragter Gutachter eine Privatisierung oder Verpachtung des Gutes vor 4 Nun soll eine Markterkundung die Alternativen Verpachtung oder Weiterfuhrung als stadtischer Eigenbetrieb untersuchen Eine Entscheidung sollte bis Ende 2008 fallen 5 Im April 2009 genehmigte der stadtische Ausschuss fur Wirtschaft und Wohnen eine Sanierung der stadtischen Kelter nachdem das Gebaude wegen statischer Mangel nur noch eingeschrankt nutzbar war 6 Neben dem Weingut betreibt die Stadt auch das Stuttgarter Weinbaumuseum in der ehemaligen Kelter von Uhlbach Geschichte BearbeitenMoglicherweise reichen die Wurzeln des Weinbaus am mittleren Neckar in die Romerzeit zuruck Die erste urkundliche Erwahnung stammt aus dem Jahr 708 und belegt Weinbergbesitz des Klosters Sankt Gallen in Cannstatt Im 10 Jahrhundert wurde im Neckartal der Anbau auf Mauerterrassen eingefuhrt Im inneren Stadtgebiet wird mit hoher Sicherheit seit dem 11 Jahrhundert Wein angebaut denn eine Urkunde aus dem Jahre 1108 erwahnt die Schenkung eines Stuttgarter Weinberges an das Kloster Blaubeuren Altester Stuttgarter Weinberg konnte aber der in der Nahe des Alten Schlosses gelegene Relenberg sein dessen Name auf die Herzogin Regelinda zuruckgeht Gattin des Herzogs Hermann I von Schwaben Erstmals urkundlich erwahnt wurden unter anderem 1229 die Monchhalde und 1259 der Kriegsberg Seit dem 13 Jahrhundert sind Aufzeichnungen uber die Qualitat der Ernten erhalten Im Jahr 1400 wurde eine Weingartnerverordnung erlassen die Weinfalschungen Einhalt gebieten sollte Im fruhen 16 Jahrhundert entstand die Stuttgarter Weingartnerzunft Um die haufigen Streitigkeiten uber die Weinpreise zu unterbinden wurde 1456 angeordnet dass nach der Lese eine Weinrechnung zu machen sei Hierzu wurde eine Kommission aus zwei Ratsherren einem Unterkaufer Weinmakler und vier Weingartnern eingesetzt Diese Siebener machten einen Preisvorschlag fur den Weinhandel Trotz der Reglementierung schwankten die Preise sehr stark Der Preis fur einen Eimer 293 92 l bewegte sich im 16 Jahrhundert zwischen zwei und zehn Gulden Missernten zwischen 1585 und 1589 trieben ihn bis auf 36 Gulden nbsp Blick von Suden uber Stuttgart Ende des 19 Jahrhunderts Der nordliche Rand des Talkessels im Hintergrund ist erkennbar noch von gepragt nbsp Aktie der Wurttembergische Weinbau AG aus Stuttgart vom August 1923Der Weinbau blieb das ganze Mittelalter hindurch die Haupterwerbsquelle der Stuttgarter 1350 waren bereits 502 Hektar bestockt 1594 sogar uber 1200 Hektar die spater eingemeindeten Vororte wie Cannstatt und Unterturkheim sind hier nicht mitgezahlt Nach Wien und Wurzburg war Stuttgart im 16 Jahrhundert Deutschlands grosste Weinbaugemeinde Der Stuttgarter Wein wurde grossenteils uber Ulm nach Osten exportiert Diese agrarische Wirtschaftsstruktur ihrer Residenzstadt storte jedoch die wurttembergischen Herrscher In der Mitte des 16 Jahrhunderts verbot Herzog Christoph von Wurttemberg sogar unter Strafandrohung die Neuanlage von Weinbergen ausser in bis dato ungeschlachter Wildnis Nach den Zerstorungen des Dreissigjahrigen Krieges ein Viertel der Rebflache lag 1648 brach schlug das Pendel jedoch zuruck Zum Schutz des Stuttgarter Weinbaus wurde 1655 der Import fremden Weines verboten und 1667 wurde auch das Bierbrauen untersagt 1710 wurde dieses Verbot auf ganz Wurttemberg ausgedehnt Auch Massnahmen zur Qualitatssicherung gehen in die fruhe Neuzeit zuruck Die erste 1595 erlassene Herbstordnung regelte unter anderem den Lesebeginn den sogenannten Herbstsatz und den Betrieb der Keltern Eine weitere Herbstordnung empfahl den Weinbauern im Jahr 1607 den Anbau von Qualitatssorten Dies waren damals Klevner Silvaner Gruner Veltliner Gutedel Gewurztraminer und Muskateller 7 Bis zur Mitte des 18 Jahrhunderts uberwogen die weissen Rebsorten mit rund 80 Feudale Strukturen beherrschten den Weinbau bis ins 18 Jahrhundert Erst 1813 wurde der sogenannte Kelterbann aufgehoben der den Betrieb von Keltern nur adligen und geistlichen Grundherren erlaubte So konnte die Menge des Zehntweines genau kontrolliert werden Die Keltern gingen in stadtisches Eigentum uber durften jedoch seitdem nur noch ausserhalb der Stadtmauern betrieben werden Die Bedeutung des Weinbaus fur Stuttgart sank erst mit der Industrialisierung und der damit einhergehenden Verdrangung der Weinberge In der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts bewirtschafteten 400 Weingartnerfamilien noch ein knappes Drittel der Gemarkung Alt Stuttgarts 1895 nur noch 15 Prozent 400 Hektar Die Stuttgarter Weinbergflache wuchs durch Eingemeindungen zwar nochmals bis auf 750 Hektar an dem Wachstum der Grossstadt fielen aber immer mehr Rebflachen zum Opfer Mitte des 19 Jahrhunderts waren in Alt Stuttgart nur noch sechs Keltern in Betrieb zu Anfang des 18 Jahrhunderts gab es deren noch 27 Heute ist von diesen nur noch der Fruchtkasten am Schillerplatz ubrig geblieben der als Museum fur alte Musikinstrumente genutzt wird Den Ruckgang der Stuttgarter Weinbauflache zeigt die nachfolgende Tabelle Stadtteil Rebflache ha 1850 Rebflache ha 2006Alt Stuttgart 750 10Degerloch 23 3 5Feuerbach 140 15Hedelfingen 92 16Rohracker 66 12Wangen 112 2Zuffenhausen 50 10Den letzten markanten Einschnitt brachte die Rebflurbereinigung seit den 1960er Jahren Die Trockenmauern in Ober und Unterturkheim Hedelfingen Rotenberg und Uhlbach wichen breiten Terrassen die durch asphaltierte Wirtschaftswege erschlossen sind 110 Hektar besitzen noch heute ihre ursprungliche Gestalt Die vom Verfall bedrohten Weinberge an der Neuen Weinsteige wurden bis 1990 restauriert und vom stadtischen Weingut wiederbestockt Die Weingartner bildeten bis weit ins 19 Jahrhundert einen gewichtigen zumeist konservativen politischen Faktor So losten 1848 mit Stocken bewaffnete Wingerter in Stuttgart eine Demonstration von Demokraten auf Die republikanische Minderheit unter den Weingartnern grundete 1863 den Winzerklubb und erst 1904 schlossen sich alle Wingerter im Stuttgarter Winzerbund zusammen Die erste Weingartnergenossenschaft entstand 1887 in Unterturkheim Sie wurde allerdings in jedem Herbst neu gegrundet und erst 1907 zur Dauerorganisation Weitere Genossenschaften entstanden unter anderem 1918 in Oberturkheim 1923 in Cannstatt und 1936 in Rotenberg Nach dem Zweiten Weltkrieg schlossen sich 45 Genossenschaften zur Landeszentralgenossenschaft wurttembergischer Weingartnergenossenschaften mit Sitz in Unterturkheim zusammen Sie nennt sich inzwischen Wurttembergische Weingartnerzentralgenossenschaft und verlegte ihren Sitz 1968 nach Moglingen Auch wenn der Weinbau in der Stuttgarter Wirtschaft heute nicht mehr ins Gewicht fallt besitzen die Wingerter noch immer politischen Einfluss Zwei der 60 Stuttgarter Gemeinderate sind hauptberufliche Weinbauern Weinkultur Bearbeiten nbsp Wurttemberger WeinstrasseZahlreiche Veranstaltungen zeigen die Verbundenheit Stuttgarts mit seinem Weinbau Grosstes Ereignis ist das Stuttgarter Weindorf das seit 1974 Ende August bis Anfang September in der Innenstadt seinen Platz findet An 120 Standen werden Stuttgarter und andere Wurttemberger Weine an die Besucher ausgeschenkt Ableger hiervon gibt es in Hamburg und Berlin Unter sich bleiben konnen die schwabischen Vierteles Schlotzer auf den Kelterfesten der Stadtteile sowie in den zahlreichen Besenwirtschaften und Weinstuben Die Spitze der Qualitatspyramide stellt sich auf der jahrlich Mitte November stattfindenden Weinverkostung Stuttgarts beste Weine dem Urteil des Publikums Durch Stuttgart fuhrt die Wurttemberger Weinstrasse seit dem 12 April 2007 macht sie einen Schlenker von Stuttgart Munster bis in die Innenstadt und von dort weiter nach Bad Cannstatt Die Geschichte des Stuttgarter Weinbaus wird im Weinbaumuseum Uhlbach prasentiert Das Fremdenverkehrsamt hat vier Weinwanderwege gekennzeichnet Literatur BearbeitenGunter Link Stuttgart und sein Wein Silberburg Verlag Tubingen Stuttgart 1993 ISBN 3 87407 145 6 Hans Ambrosi Bernhard Breuer Deutsche Vinothek Wurttemberg Busse Seewald Herford 1996 ISBN 3 512 03044 0 Hans Schleuning Hrsg Stuttgart Handbuch Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1985 ISBN 3 8062 0376 8 Ulrike Maushake Martin Nied Wurttemberger Weinstrasse Menschen Traditionen Landschaften Brackenheim 2006 ISBN 978 3 935474 04 7 Stuttgart Marketing GmbH Hrsg Die Stuttgarter Weine Stuttgart 2008Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Weinbaugebiete in Stuttgart Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Weinregion Stuttgart Stuttgarter Weinwanderwege Wein und BesenwirtschaftenQuellenangaben Bearbeiten Landwirtschaftlich genutzte Flache in Stuttgart Statistisches Landesamt Memento vom 29 September 2007 im Internet Archive Daten und Fakten zum Weinland Wurttemberg 1 2 Vorlage Toter Link www wvwue de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Marz 2018 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Globalstrahlung in der Bundesrepublik Deutschland 2003 Memento des Originals vom 12 Februar 2007 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www solarserver de Monika Spiegel Weingut wieder in der Diskussion In Amtsblatt Stuttgart Nr 15 vom 10 April 2008 S 6 Monika Spiegel Nicht den Blick verstellen In Amtsblatt Stuttgart Nr 17 vom 24 April 2008 S 6 Monika Spiegel Bis zur Weinlese muss alles fertig sein In Amtsblatt Stuttgart Nr 18 vom 30 April 2009 S 6 Text der Wurttembergischen Herbstordnung von 1607 auf der Homepage von Eberhard Fritz unter dem Link Weinbau in Wurttemberg nbsp Dieser Artikel wurde am 25 Februar 2007 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Weinbau in Stuttgart amp oldid 237952570